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Kapitel 5 - Host Europe WebBuilder Login

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höchstes Maß an Differenzierung erfordert, wie etwa die ins Extrem gesteigerteArbeitsteilung deutlich macht. 10Fraglos haben wir es hier mit einem Paradoxon zu tun, das in der jüngerenGeschichte für viel Verwirrung gesorgt hat. Das Paradoxon hängt engmit der Beziehung von Differenz und Gleichheit zusammen. Der genetischeCode ist für alle Lebewesen, insbesondere also auch für alle Menschen, imPrinzip gleich. Aus dieser Sicht unterscheiden sich die Menschen nur inNuancen voneinander, aus dieser Sicht unterscheiden sich aber auch Menschenkaum von Affen, Löwen oder Haifischen. Zugleich kann ein Verbrecheneinem Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden,wenn nur kleinste Mengen seines genetischen Materials zur Verfügungstehen. Obwohl der genetische Code aller Menschen weitgehend gleich ist,besitzt jeder Mensch einen (weitgehend) eindeutigen genetischen Fingerabdruck,mit dem man ihn identifizieren kann.Bei diesem Beispiel handelt es sich um den wahrscheinlich deutlichstenFall vom gleichzeitigen Vorkommen (fast) vollständiger Verschiedenheitund (fast) vollständiger Gleichheit. Ähnlich steigt durch die Zerlegung derArbeit in kleinste Schritte die Differenz zwischen den einzelnen Arbeitenan, um sich in der den einzelnen Schritten charakteristischen Monotoniewieder der Gleichheit zu nähern.Am heftigsten wird der Konflikt zwischen Differenz und Gleichheit aufdem Gebiet der sozialen Gerechtigkeit ausgetragen, die immer als Strebennach sozialer Gleichheit verstanden wird. Ganze Wissenschaftszweigebeschäftigen sich mit dieser Fragestellung. Für das ausgedruckte Papier derunzähligen Untersuchungen zu diesem Thema sind vermutlich ganze Wälderdem Erdboden gleichgemacht worden, wobei deren Ergebnisse denimmer gleichen Inhalt verbreiten: Die Ungleichheit nimmt dramatisch zu; esist fraglich, wie lange die Gesellschaften die Spannung der Differenz nochaushalten.Dem naiven, von keiner Wissenschaft getrübten Blick eines einfachenBetrachters vermag sich die beschworene Spannung so gar nicht vermitteln.Nicht nur, dass die soziale Klassifizierung der Menschen auf der Straßekaum wahrzunehmen ist, auch die schon vollständig zu nennende Versorgungmit Gütern nicht nur des täglichen Bedarfs, über die selbstverständlichauch die meisten Sozialhilfeempfänger verfügen, wie Kühlschrank,Waschmaschine, Auto, Telefon, Fernseher, Radio usw. − alles Güter, dienoch in den 1960er Jahren nur einer Minderheit vorbehalten waren −, stehtin seltsamem Kontrast zu der von den Forschern wahrgenommenen zunehmendenDifferenz.10Der Begriff der sozialen Differenzierung wurde wohl von Georg Simmel Ende des 19. Jahrhunderts indie Soziologie eingeführt. Vgl. Georg Simmel, Über sociale Differenzierung, Gesamtausgabe, Band 2,Frankfurt am Main 1989535

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