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Kapitel 5 - Host Europe WebBuilder Login

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Woher kommt aber die große Differenz in der Wahrnehmung der gesellschaftlichenDifferenz? Die Antwort ist erstaunlich einfach. Mit Statistikkönnen zwar Zahlen in Verhältnisse gesetzt werden, die Inhalte steckenjedoch in der Regel bereits in der Fragestellung. Schon im 19. Jahrhunderthaben sich Forscher mit der Frage nach dem Grenznutzen beschäftigt. DerGrenznutzen besagt, dass mit zunehmendem Gebrauch der Genuss an einemGut abnimmt. Isst jemand eine Bratwurst, dann mag er seinen Hungergestillt haben, isst er eine zweite, dann mag ihm dies noch ein großerGenuss sein. Spätestens mit der dritten Wurst lässt der Genuss nach, undWiderwillen beginnt sich einzustellen. Dies ist unabhängig von jeder Forschungsarbeitein täglich zu beobachtendes Phänomen, dem unsere Gesellschaftsforscherjedoch kaum Beachtung schenken. Wie groß auch immerdie zahlenmäßige Differenz im Einkommen und Vermögen der Bürgereines modernen Wohlfahrtsstaats sein mag, die qualitative Differenz nähertsich an. Auch der reichste Bürger des Landes wird auf einer Autofahrt vonHamburg nach München nicht weniger oft im Stau stehen als der Empfängervon Sozialhilfe. Die größere Bequemlichkeit seines Autos mag ihmVorteile bringen, die jedoch stehen in keinem Verhältnis zum höheren Preis,den er für sein bequemeres Auto zahlen muss. Ein Reicher, der eine Uhr imWert mehrerer Jahresgehälter eines Arbeiters am Arm trägt, kann damitauch nicht mehr als die Zeit ablesen, die zudem noch an jeder Ecke angezeigtwird.Wenn wir in den genannten Konstellationen den Fokus auf die Differenzund nicht auf die Gleichheit legen, dann verheddern wir uns in der Tatrettungslos in den Fallstricken »sozialer Betrachtungen«, deren charakteristischesMerkmal darin besteht, in schlechter Unendlichkeit zu landen.Größte Beachtung sollten wir der unhintergehbaren Prämisse all dieserAnstrengungen schenken, die darin besteht, den Menschen an sich ihreMündigkeit abzusprechen und sie in wohlwollender Obhut zu halten. Werallerdings absolute Gleichheit herstellen will, dem bleibt kein anderer Weg,als mit totalitären Methoden den Menschen auch noch die allerletzten Freiheitenzu rauben. Sieht man von der Not der Lebenserhaltung ab, derenBeseitigung in Wohlstandsgesellschaften ernsthaft von niemandem bestrittenwird, dann bewegen sich die Vertreter der sozialen Gerechtigkeit ineinem Hamsterrad und übersehen dabei die bedrohliche Angleichung derLebensweisen, vor allem aber der Meinungen. Ohne Differenzen verschwindetjedoch das Politische aus unserem Leben.Durch die genannten mathematischen Verfahren wird also der Fokus aufdie bestimmenden, aber auch im Voraus ausgewählten Meinungen gelegt.Damit sind alle anderen Meinungen an den Rand gedrängt. Dieser Trendwird noch entscheidend verstärkt durch die Werbeabteilungen der großenIndustrie, aber auch durch die geballte Kraft der verschiedenen Medien, diesich alle auf das Meinungszentrum konzentrieren und damit den Trend536

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