Heft 02 - Fruehjahr 1993.pdf - Neue Gruppe
Heft 02 - Fruehjahr 1993.pdf - Neue Gruppe
Heft 02 - Fruehjahr 1993.pdf - Neue Gruppe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Anfang Februar 1993<br />
informiert und zeigen überwiegend Verständnis für meinen Entschluß.<br />
Die ersten Erfahrungen mit dem GSG sind chaotischer als die<br />
kühnsten Befürchtungen es erwarten ließen. Bewilligungsentscheidungen<br />
scheinen eher zufällig getroffen, Kostenzusagen<br />
aus 1992 werden nicht aufrechterhalten, in anderen Fällen wieder<br />
werden "großzgügig" Kosten übernommen. Die Patienten<br />
sind verunsichert. Tenor: Nur freiwillig versicherte Patienten<br />
haben eine echte Chance auf Erstattung ihrer anteiligen Kosten<br />
- und dies nur bei Behandlung durch einen "Vertragsarzt".<br />
Mitte Februar 1993 Nach einer schlaflosen Nacht entscheide ich mich im Sinne meiner<br />
Patienten, meinen Verzicht auf die Vertragstätigkeit von der<br />
Tagesordnung der KZV-Sitzung streichen zu lassen. Ich darf<br />
(auf juristisch wackeligen Beinen) weiterhin meine bisherigen<br />
"Kassenpatienten'' betreuen. Die Beine scheinen deshalb wackelig,<br />
weil eine einseitige Willenserklärung vorliegt, die angeblich<br />
nicht ohne weiteres zurückgenommen werden kann.<br />
- Im Dezember bestellt man das Aufgebot, um im April zu heiraten,<br />
im März ändert man seinen Entschluß, warum auch<br />
immer, muß aber dennoch heiraten!<br />
Mitte März 1993 In einem kurzen Brief erläutere ich allen meinen gesetzlich versicherten<br />
Patienten die besonders gravierenden Einschnitte, die<br />
das neue Gesetz gebracht hat. Ich betone, daß eine fachgerechte<br />
Behandlung auf dem bisher gebotenen Niveau vom Gesetz nicht<br />
vorgesehen ist, daß ich aber von der gesetzlichen Möglichkeit<br />
Gebrauch machen werde, freiwillig versicherte Patienten im<br />
Sinne der Kostenerstattung zu behandeln, um ihnen "auch in<br />
Zukunft die Behandlung zukommen zu lassen, die wir gemeinsam<br />
als die für ihn und seinen Fall beste ansehen".<br />
Reaktionen: Spontaner, teils anonymer, teils verärgerter, teils<br />
verständig-trauriger Abschied von etlichen Patienten. Information<br />
auch durch Rückruf bei Patienten, auf die ich besonderen<br />
Wert lege, weil sie seit vielen Jahren meine Tätigkeit in besonderem<br />
Maße zu schätzen wissen.<br />
Anfang April 1993 Immer noch eine kleine geballte Faust im Bauch, weil die Politiker<br />
offensichtlich nicht aussterben, die Sachkompetenz mit der<br />
politischen Macht verwechseln, unsinnige Ideen durchzusetzen,<br />
deren Folgen sie weder verantworten müssen, noch sie selbst<br />
treffen. Das im Anfang beschriebene Prinzip der Herausforde-<br />
_Hege <strong>Gruppe</strong>.