4NEWS 108LexikonChina-MakropodenMacropodus: bedeutet ”Großflosser”opercularis: der Name bezieht sichauf den Fleck auf dem Kiemendeckel(Operculum)ocellatus: bedeutet ”mit einem Augenfleckversehen”chinensis: bedeutet ”aus China stammend”Das Männchen des im Text beschriebenen neuen Wildfangstammes. Außer dem roten Auge ist der blaueFleck an der Basis der Rückenflosse besonders auffällig.alle Photos: Frank SchäferGroße ProblemeErst 1983 kamen wieder China-Makropodennach Deutschland, nachdem sie im 2. Weltkriegoffenbar endgültig ausgestorben waren.Es war die Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische(IGL), der es gelang, einen Aquarienstammzu etablieren, denn der Zoofachhandelinteressierte sich nach wie vor nicht fürdie Fische. Leider sind nämlich China-Makropodenaußerhalb der Fortpflanzungszeit sehrblass gefärbt und sehen nicht attraktiv aus.Diese ersten Fische seit langem wurden aufprivate Initiative mitgebracht. Ich erhielt 1984einige der ersten Nachzuchttiere. Die wunderschönenFarbaufnahmen von Hans JoachimRICHTER hatten mich restlos begeistert und Makropodenfanbin ich, seit in den 1970er Jahrenein Pärchen Paradiesfische in einem meiner allererstenAquarien ablaichten.Leider erwiesen sich die China-Makropodenaber als extrem hinfällig. Ich glaube, dass esnur wenige Fischarten gibt, die derart anfälligfür die Fischtuberkulose sind wie Macropodusocellatus. Die Fischtuberkulose ist ein allgegenwärtigesBakterium, dass unter besondersungünstigen Voraussetzungen sogar Hauterkrankungenbeim Menschen auslösen kann -übrigens die einzige nennenswerte von Zierfischenauf den Menschen übertragbareKrankheit. Warum die damaligen China-Makropodenso empfänglich für die Keimewaren, weiß man nicht. Es hat sich zwar nie jemandan ihnen angesteckt, aber wer möchteschon Fische pflegen, die früher oder späteran üblen Geschwüren verenden? Es drohtedas erneute Aussterben der Fische im Hobby.Doch dann - wieder weiß keiner so recht,warum - hatte sich irgendwann ein Aquarienstammdieser schönen Fische etabliert, der sogut wie nie an Tuberkulose erkrankt. So zeigtesich bereits bei diesem ersten neuzeitlichenImportstamm des China-Makropoden: Aufgebengilt nicht!Herrliche Fische - auch für das FreilandMit maximal acht Zentimetern Gesamtlängeist der China-Makropode ein kleiner Fisch.Männchen werden immer größer als dieWeibchen. Die Geschlechtsreife tritt im Altervon etwa vier Monaten ein, dann sind die Tierezwischen drei und fünf Zentimetern groß. DerChina-Makropode ist ein typischer Schaumnestbauer.Das Männchen errichtet ein relativkompaktes Schaumnest und erstrahlt in seinenschönsten Farben. Die Paarungseinleitunggeht aber vom Weibchen aus, das sich,wenn es paarungsbereit ist, ganz hell cremefarbenfärbt, fast weiß. Außerhalb der Laichzeitsind Männchenund Weibchen farblich nichtvoneinander zu unterscheiden. Makropodenproduzieren durchsichtige Schwimmeier. DiePaarung erfolgt labyrinthertypisch mit einerU-förmigen Umschlingung des Weibchensdurch das Männchen, wobei das Männchendas Weibchen zunächst von unten anschwimmt.Hat das Männchen das Weibchenumklammert, so dreht es das Weibchen aufden Rücken und unter Zittern werden die Geschlechtsprodukteabgegeben.Die Jungen, die schon nach 24 Stunden zuschlüpfen beginnen, sind sehr klein. Nach demFreischwimmen, das etwa im Alter von 48Stunden beginnt (es gibt bei Labyrinthernimmer eine gewisse Bandbreite von Früh- undSpätentwicklern) brauchen sie etwa 10-12Tage, bis sie Artemia-Nauplien fressen können.Bis dahin brauchen sie mikroskopisch kleinesLebendfutter.China-Makropoden sind Fische der Subtropen.Ihr Artareal umfasst große Teile Chinasund Koreas, eingebürgert findet man sie auchauf Japan. Die Fische kommen teilweise in Gebietenvor, wo das Thermometer im Winter aufbis zu -20°C absinken kann. Damit sind China-Makropoden mancher Population bei unswinterhart und können ganzjährig im Gartenteichgepflegt werden. Beim ZierfischgroßhandelAqua-Global in Berlin lebt seit vielenJahren eine solche Population in einem Zierteichvor den Geschäftsräumen. Da Macropodusocellatus gewöhnlich nicht älter als dreiJahre wird, pflanzen sich die Fische dort aucherfolgreich fort. In strengen Wintern sterbenauch in der Natur sehr viele Tiere. Da dieLiteratur:Cantor, T. E. (1842): General features of Chusan,with remarks on the flora and fauna ofthat island. Annals and Magazine of NaturalHistory (New Series) v. 9 (nos 58, 59, 60): 265-278, 361-370, 481-493.Paepke, H.-J. (1994): Die Paradiesfische. Dieneue Brehm-Bücherei Bd. 616, Westarp Wissenschaften,Magdeburg
NEWS 108 5