26.11.2012 Aufrufe

Das große Ziel vor Augen - Deutscher Fechter-Bund eV

Das große Ziel vor Augen - Deutscher Fechter-Bund eV

Das große Ziel vor Augen - Deutscher Fechter-Bund eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PERSÖNLICHKEITEN<br />

Die neue Imke<br />

Die neue, alte Imke Duplitzer nach Gesamtweltcupsieg<br />

und <strong>vor</strong> der Weltmeisterschafte im<br />

Oktober in Leipzig: „Nach Olympia bin ich<br />

ein ganzes Stück erwachsener geworden.”<br />

Für ein Gespräch mit Imke Duplitzer sind Ausdauer<br />

und Geduld nötig. Die 31-Jährige hält mit ihrer<br />

Meinung nie hinter dem Berg und hat dabei<br />

viel zu erzählen. Schon ihr erster Satz lässt<br />

aufhorchen: „Mir geht es eigentlich richtig<br />

gut.” Was bei den meisten als Floskel entwertet<br />

ist, kommt bei ihr im Brustton<br />

der Überzeugung rüber. Kunststück,<br />

denken sich Degeninteressierte:<br />

Warum soll es auch einer<br />

Olympiazweiten, die mit einer bisher<br />

nie da gewesenen Dominanz und vier<br />

Saisonsiegen zum zweiten Mal den<br />

Gesamtweltcup gewonnen und sich<br />

damit zur Medaillenfa<strong>vor</strong>itin für die<br />

WM in Leipzig gemacht hat, anders<br />

als „gut” gehen? Doch wer allein im<br />

vergangenen Jahr den sportlichen<br />

Weg von Imke Duplitzer verfolgt hat,<br />

dem fällt auf, dass diese Frau mit sich<br />

und ihrem Umfeld im Reinen ist.<br />

Statt 430 km von ihrem ehemaligen<br />

Klub Heidenheim zu ihrem<br />

Hauptwohnort nach Bonn zu pendeln,<br />

fährt sie nun 4 km ins Leistungszentrum<br />

zu <strong>Bund</strong>estrainer Manfred<br />

Kaspar. „Ich kann hier so sein, wie<br />

ich bin. Ein nettes Gefühl nach 10<br />

Jahren”, sagt die Vizeweltmeisterin<br />

im Einzel von 2002 über ihren<br />

neuen Verein OFC Bonn. „<strong>Das</strong><br />

Umfeld hier ist einfach netter. Ich<br />

bin befreiter. Ich renne nicht mehr<br />

mit dem Druck herum, jedem<br />

gefallen zu müssen.”<br />

<strong>Das</strong> war nicht immer so. Vor<br />

den Olympischen Spielen 2004<br />

in Athen erfolgte der De-facto-<br />

Rauswurf in Heidenheim. <strong>Das</strong><br />

Eigengewächs hatte während<br />

einer Sponsorenfeier zu deutliche<br />

Worte der öffentlichen<br />

Kritik gefunden und trat in<br />

IM FOCUS<br />

Duplitzer<br />

Athen ohne Verein an. Im Einzel nur<br />

um einen Treffer das Halbfinale verpasst,<br />

schlug im Mannschaftshalbfinale<br />

gegen Frankreich Duplitzers<br />

große Stunde. Gegen Degen-Ikone Laura<br />

Flessel holte sie binnen sechs Sekunden<br />

zwei Treffer auf und setzte in der<br />

Verlängerung den entscheidenden Stich.<br />

Dem Gefühlsausbruch ohnegleichen auf der<br />

Planche folgte eine enttäuschte Miene bei der<br />

Siegerehrung - trotz Silbermedaille. <strong>Das</strong> Energiebündel<br />

haderte mehr mit sich, als sich über das<br />

Erreichte zu freuen.<br />

Doch Athen war auch ein Wendepunkt<br />

- nicht nur wegen der ersten olympischen<br />

Medaille. „Ich habe dort mit vielen<br />

Leuten gesprochen und erkannt: Die haben<br />

überall dieselben Probleme.” Gelassener geht sie<br />

nun mit den Dingen um, will nicht mehr immer mit<br />

dem Kopf durch die Wand.<br />

Ist mit sich und dem Umfeld im reinen<br />

Sie fühlt sich in Bonn wohl: die neue Imke Duplitzer.<br />

In Bonn fühlt sie sich im privaten und sportlichen<br />

Umfeld bestens aufgehoben. „Hier bin ich vielschichtig<br />

im Einsatz: Kummerkasten, Krankenschwester,<br />

Ersatzmutter, Hausmeister”, berichtet<br />

sie lachend. Besonders das Kindertraining<br />

macht Imke Duplitzer Spaß, „weil auch etwas<br />

zurückkommt.”<br />

<strong>Das</strong>s sie sowohl im Einzel als auch in der<br />

Mannschaft mit dem Druck der Medaillenfa<strong>vor</strong>itin<br />

bei der WM in Leipzig<br />

fertig werden muss, nimmt sie gelassen<br />

hin - wie auch sonst? „Ich habe verstanden,<br />

wie das System läuft und weiß,<br />

dass alle auf mich sehen werden”, sagt<br />

sie und will Druck erst gar nicht aufkommen<br />

lassen. „<strong>Das</strong> klingt jetzt<br />

überheblich, aber das, was da passiert,<br />

ist mir egal. Für mich ist nicht<br />

eine Medaille das <strong>Ziel</strong>, sondern der<br />

Weg dahin.”<br />

Marc Zeilhofer<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!