Bergische Blätter - Bergische Universität Wuppertal
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25 Jahre Uni-Seiten<br />
25 – Jubeln und Justieren<br />
Quis me iubilat? Altrömisch pfiffen es die<br />
Spatzen von den Dächern (Polyhistor<br />
Varro). Jubiliert wurde erst später zu 1300,<br />
als die Kurie, Mit-Erbin des keineswegs abgeschafften<br />
Römischen Reiches, das jüdische<br />
Halljahr in die christliche Zeitrechnung<br />
übernahm, zum großen Schulden- und Sündenerlass,<br />
dem „Jobel“ (hebräisch yobale). Die<br />
reuigen Gläubigen erwarteten das Ende der<br />
Welt, alle Jubeljahre wieder, erst nach 100,<br />
dann nach 50 Jahren.<br />
Aus gutem Grund ist Jubiläum rund –<br />
die Fülle der Jahre schließt mit der Null, dem<br />
Begriff für wohlige Leere. Der Andrang auf<br />
wiederkehrende Annehmlichkeiten war somit<br />
überaus groß. Jede Generation wollte teilhaben<br />
am Frohlocken über den „Jovel“ – das Wort<br />
bürgerte sich ein (abgestiegen ins Rotwelsch,<br />
im Masematte erhalten).<br />
1470 sah sich der geschäftstüchtige Papst<br />
Paul II. bewogen, den Zeitraum zwischen zwei<br />
Heiligen Jahren auf 25 einzugrenzen. Sein<br />
Nachfolger Sixtus IV. übte sich in Einbahnstraßenregelung<br />
und ließ für den breiten Strom der<br />
Rompilger eine Brücke über den Tiber bauen,<br />
den Ponte Sisto. Seit 1475 findet das Heilige<br />
Jahr in der Katholischen Kirche alle 25 Jahre<br />
12 <strong>Bergische</strong> <strong>Blätter</strong> 06.2011<br />
statt – wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.<br />
Ob die 25 etwas Gutes bedeutet, darüber<br />
war sich schon Hieronymus (der Kirchenvater,<br />
nicht der Lügenbaron) keineswegs sicher; Kenner<br />
der mittelalterlichen Zahlenallegorese geben<br />
ihm darin recht. Gegen die Gebote Gottes in<br />
fünf Büchern Moses können fünf menschliche<br />
Körpersinne verstoßen – ein Zeichen für die<br />
Gegner der Buchreligion.<br />
Hoffnung besteht aber, weil die Sechszahl der<br />
Perfektion mal vier Evangelien plus die Einheit<br />
Gottes 25 ergibt. Springt die Fünf im Quadrat,<br />
durften die alttestamentlichen Leviten ihren<br />
Dienst aufnehmen, ab 25 Jahren uns dieselben<br />
zu lesen. Die Vision des Propheten Hesekiel<br />
liefert Maßangaben zum Tempel in Jerusalem,<br />
die auf der 25 basieren. Allerdings lauern an<br />
seinem Osttor 25 schlechte Ratgeber. Nützen<br />
könnte wiederum der 25. Psalm, „ein Sinnbild<br />
der Heilung“ (H. Meyer/R. Suntrup). Aus der<br />
Mehrdeutigkeit der 25 hilft also nur, die nächsten<br />
25 Jahre anzusteuern.<br />
„Denkst du nun wieder zu bilden, Freund?<br />
Die Schule der Griechen blieb noch offen, das<br />
Tor schlossen die Jahre nicht zu.“ (Goethe,<br />
Römische Elegien).<br />
ECKHARD FREISE<br />
Prof Dr. Eckhard Freise, Fach Mittelalterliche<br />
Geschichte<br />
Alternativlos? Nein, selbstverständlich nicht. Eine „richtige“, eigenständige Uni-Zeitung war gelegentlich im Rektorat schon im Gespräch. Aber diese<br />
konventionelle Option ist, wie die Rückschau auf 25 Jahre Uni-Seiten in den <strong>Bergische</strong>n <strong>Blätter</strong>n zeigt, nicht realisiert worden. (Stattdessen ist<br />
irgendwann das Uni-Magazin, einmal pro Semester, als Ergänzung hinzugekommen.) Es sind meines<br />
Erachtens vor allem drei Gründe, die für das Kooperationsmodell mit den <strong>Bergische</strong>n <strong>Blätter</strong>n sprechen<br />
– das natürlich, ein Glücksfall im <strong>Bergische</strong>n, das Vorhandensein einer Publikumszeitschrift in<br />
der Bezugsregion der <strong>Bergische</strong>n <strong>Universität</strong> voraussetzt: ein ökonomischer und zwei journalistische<br />
Gründe.<br />
Erstens die Kosten: Die Publikation der Uni-Informationen in den BB bildet eine unschlagbar preiswerte<br />
PR-Politik. Zweitens die Stoffmenge – ein von Laien in der Regel unterschätzter Aspekt: eine<br />
Hochschule von der Größe der BUW produziert nicht regelmäßig so viel Informationsstoff, dass<br />
sich damit im monatlichen oder 14-täglichen Publikationsrhythmus eine ganze Zeitung füllen ließe.<br />
Drittens die Form: die vorgegebenen vier Uni-Seiten in den BB bilden eine hilfreiche, disziplinierende<br />
Formvorgabe für den Umfang und für die informatorische Dichte der an die Öffentlichkeit<br />
adressierten „Kommunikate“. Es spricht viel für das „<strong>Bergische</strong>“ Modell: nicht nur seine 25-jährige,<br />
erfolgreiche Tradition.<br />
VOLKER RONGE, REKTOR DER<br />
BERGISCHEN UNIVERSITÄT VON 1999 BIS 2008