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Regisseur Christian Ditter über seinen neuen Film »Die Vorstadt ...

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IS: Das hat sich einfach so aus unserer Neigung<br />

ergeben. Wir haben einmal im Monat<br />

einen Jour fixe veranstaltet, bei dem jeder<br />

etwas vormachen konnte. Da ist so eine Mischung<br />

entstanden, ohne dass wir dar<strong>über</strong><br />

nachgedacht haben, ob es gut ankommt. Es<br />

hat uns einfach viel Spaß gemacht.<br />

Ihr Quartett ist bei dem berühmten Clown<br />

Dimitri in der Schweiz in die Schule gegangen.<br />

Was haben Sie von ihm gelernt?<br />

IS: Wir sind seit vielen Jahren in der »Scuola<br />

Teatro Dimitri« zu Gast, werden im Mai, kurz<br />

nach unserem Konzert in Gießen, auch wieder<br />

dort sein. Wir dürfen zehn Tage mit Dimitri<br />

zusammenarbeiten, was sonst keiner<br />

darf. Wir haben ihn lange dazu <strong>über</strong>reden<br />

müssen, aber ihm hat es so viel Freude gemacht,<br />

einmal mit richtigen Musikern zu arbeiten.<br />

Wenn man unserer Programm sieht,<br />

könnte man denken, dass es sehr von ihm<br />

beeinflusst ist. Aber er hat keine Ideen eingebracht,<br />

sondern uns nur in unserem Tun<br />

bestätigt. Und das war eine Art, die wir bis<br />

dahin noch nicht kennengelernt hatten. Es<br />

hat uns die Kraft gegeben, an unsere Ideen<br />

zu glauben und unseren Stil weiterzuverfolgen.<br />

Dimitri zum Beispiel führt seit 30 Jahren<br />

das gleiche Programm auf, das sich aber<br />

trotzdem sehr verändert hat und immer intensiver<br />

wurde. Wir haben bei ihm gelernt,<br />

eine gewisse Ruhe zu bekommen. Diese Ruhe,<br />

30 Jahre ein Programm aufzuführen. Das<br />

finde ich sehr bewundernswert. Man sollte<br />

vielleicht einmal von der Idee abkommen,<br />

immer alles verändern zu wollen und einfach<br />

sein Tun intensivieren und die Essenz<br />

daraus ziehen.<br />

Müssen Sie denn noch täglich üben?<br />

IS: Ja, denn man muss natürlich drinbleiben<br />

und seine Fingerfertigkeit bewahren. An<br />

dem alten Programm üben wir aber nicht<br />

mehr, sondern arbeiten gerade an unserem<br />

<strong>neuen</strong>. Einen ganz kleinen Auschnitt präsentieren<br />

wir vielleicht sogar schon in Gießen.<br />

Sie haben bereits die monatlichen Treffen,<br />

an denen musiziert und gesungen wurde,<br />

angesprochen. Wie ist es bei Ihnen danach<br />

weitergegangen?<br />

IS: Wir haben ganz klein angefangen, haben<br />

das alles nur hobbymäßig betrieben. Mit<br />

großen Ängsten haben wir uns dann 2002<br />

getraut, ein Konzert zu geben – und dann<br />

waren wir dreimal ausverkauft. Ich weiß gar<br />

nicht, wie das eigentlich funktioniert hat<br />

(lacht). Ein Konzertveranstalter kam dann auf<br />

uns zu und hat uns in die große Musikhalle<br />

in Hamburg eingeladen. Das war erst der<br />

Punkt, an dem wir uns gesagt haben, wir<br />

müssen das Ganze doch ein wenig profes-<br />

sioneller angehen. Wenn man dann in der<br />

großen Musikhalle vor 2000 Leuten steht,<br />

weiß man plötzlich, dass es nun andere Dimensionen<br />

angenommen hat, als bei einem<br />

Hausmusikabend. Ich habe aber nie damit<br />

gerechnet, dass wir jemals professionell musizieren<br />

würden. Das ist uns erst in den Sinn<br />

gekommen, als uns jemand den Weg gezeigt<br />

hat. Diesen sind wir dann aber stringent<br />

weitergegangen, und ich freue mich<br />

wahnsinnig, dass es so aufgegangen ist.<br />

Sie sind ein Multitalent, haben Jura und<br />

Kulturmanagement studiert und arbeiten –<br />

neben »Salut Salon« – als Anwältin. Wie bekommen<br />

Sie diese Dinge unter einen Hut?<br />

IS: Ich glaube, wenn man Spaß an den Dingen<br />

hat, schafft man alles. Für mich ist alles<br />

ein bisschen Erholung von den anderen Sachen.<br />

Musik ist für mich sowieso nach wie<br />

vor Freude, es ist keine Arbeit im klassischen<br />

Sinne. Und trotzdem freue mich dann auch,<br />

ab und zu im Büro zu sein und mich um andere<br />

Dinge zu kümmern. Ich finde es ganz<br />

schön, dass man bei dem ganzen Musikzirkus<br />

den Blick nach außen nicht verliert.<br />

Außerdem befruchten sich Jura und Musik<br />

auch gegenseitig.<br />

Und Ihr Arbeitgeber machte keine Probleme,<br />

wenn Sie auf Welttournee gehen?<br />

IS: Da habe ich großes Glück. Ich glaube,<br />

mein Chef wäre früher selbst gerne Musiker<br />

geworden (lacht).<br />

Sie sind in der Shanghai Concert Hall vor<br />

1500 Zuschauern aufgetreten. Fühlt man<br />

sich da ein wenig wie ein Popstar?<br />

KULTUR<br />

IS: Nein, so habe ich mich noch nie gefühlt.<br />

Aber es ist schon irre, dass unser Programm<br />

weltweit so gut ankommt, und dass wir mit<br />

unserem Humor auch die Chinesen begeistern<br />

können, obwohl die eine ganz andere<br />

Kultur und einen anderen Humor haben. Es<br />

ist toll zu erleben, dass die Show wirklich<br />

<strong>über</strong>all – kulturell unabhängig – funktioniert.<br />

Ihre Show enthält viel Wortwitz. Wie klappt<br />

das im Ausland?<br />

IS: In China hatten wir eine Dolmetscherin,<br />

die die Texte <strong>über</strong>setzt hat. Die Begrüßung<br />

habe ich aber selbst auf chinesisch gehalten,<br />

aber alle Lieder auswendig zu lernen, wäre<br />

zu viel gewesen. Vielleicht machen wir das,<br />

wenn wir im August wieder dort sind. Im<br />

November waren wir in Moskau und haben<br />

unser Programm tatsächlich auf Russisch gespielt.<br />

Das war wirklich toll. Wir haben eine<br />

russische Pianistin, die hat uns die Texte<br />

ganz langsam eingesprochen (lacht). Und wir<br />

haben das dann einfach phonetisch gelernt.<br />

Das war gar nicht so schwer. Die Zuschauer<br />

dachten aber tatsächlich, dass wir russisch<br />

sprechen können und haben uns nach der<br />

Show angesprochen (lacht).<br />

Sie kommen aus St. Petersburg nach Gießen,<br />

treten danach in der Schweiz und in<br />

Florenz auf. Was reizt Sie daran, auch in<br />

kleinen Städten aufzutreten?<br />

IS: Ich finde es immer sehr nett, weil es für<br />

die Leute meist noch etwas Besonderes ist.<br />

In den Großstädten sind die Leute oft sehr<br />

satt. Ich habe schon häufig erlebt, dass das<br />

Publikum in kleineren Städten wesentlich<br />

dankbarer reagiert… Nora Brökers<br />

Virtuos und <strong>über</strong>raschend: »Salut Salon« begeistert auf vielfältige Weise.<br />

Foto: Scardovelli<br />

4/2009 streifzug 41

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