Hat ein McKinsey-Mitarbeiter die Idee, eineneue Länderorganisation aufzubauen oder ineinem bestimmten Bereich beratend tätigzu werden, kommt er dann mit dieser Idee zuIhnen und Sie geben Ihr Einverständnis oderwie sieht der Ablauf aus?Wir haben kein Bewilligungsverfahren. Es gehörtzu einer unternehmerischen Kultur, dass manRisiken eingeht. Wenn also einer unserer Berateroder Partner mit einer Idee zu mir kommt undbegeistert eine «business opportunity» wahrnehmenwill, die interessant oder vielversprechendaussieht, dann gehen wir das Risiko ein und unterstützenihn.Wird in jenen Fällen von den Mitarbeitendennicht ein ziemlicher Spagat verlangt? Aufder einen Seite sind diese, wenn sie nicht geradePartner sind, «gewöhnliche» Angestellteund auf der anderen Seite werden diese aufgefordert,selbst zu Entrepreneurs zu werden?Jede Beraterin und jeder Berater, den wir einstellen,ist ein «partner in the making». Wir rekrutierennur Leute, von denen wir überzeugt sind, dass siePartner werden können.«Unsere Arbeit verlangt heutesehr viel kulturelles Fingerspitzengefühl.»Der Normalfall dürfte aber sein, dassMcKinsey-Mitarbeitende Unternehmungenberaten. Sie sind seit 1992 als Berater tätig.Wie hat sich diese Tätigkeit in den letzten15 Jahren verändert?Die Unternehmensberatung hat sich massiv verändertund wird sich auch weiterhin stark verändern.Das ist ja auch Teil der Faszination Unternehmensberatung,dass man ständig dazulernen kann. Wiedie Wirtschaft ist auch die Unternehmensberatungviel globaler geworden. Unsere Arbeit verlangtheute sehr viel kulturelles Fingerspitzengefühl; manmuss mit Leuten aus den unterschiedlichsten Kulturenintensiv zusammenarbeiten können. DieseInternationalisierung bedeutet auch, dass wir neueGeschäftschancen viel internationaler suchenund sehen, weil Unternehmen heute viel globaleragieren als noch vor zehn Jahren. Beispielsweisewar die UBS vor einem Jahrzehnt in 37 Ländern tätig.Heute ist sie in über 50 Ländern tätig.Jetzt, mit 44 Jahren, sind Sie Chef vonMcKinsey Schweiz und damit im «helvetischenBerater-Olymp» angekommen. War das einZiel, das Claudio Feser immer schon hatte?Wie alle andern habe ich angefangen und gedacht,ich werde zwei Jahre bleiben und dann hat esmir sehr gut gefallen, weshalb ich geblieben bin.Wie sieht es denn mit dem Verhältnis vonJob und Privatleben aus, wenn man McKinseySchweiz leitet?Es ist nicht immer einfach, aber ich versuche eineBalance zu halten. Am Wochenende arbeite ichgrundsätzlich nicht. Diese zwei Tage gehören derFamilie. Während der Woche versuche ich regelmässig,rechtzeitig zu Hause zu sein, um Zeit mit meinenKindern zu verbringen, bevor sie schlafen gehen.Was für eine Rolle spielt eigentlich dieAusbildung bei einer derartigen Karriere?Vor allem natürlich jene, die Sie in <strong>Bern</strong>genossen haben?Für eine Beraterkarriere ist es wichtig, dass mansehr gut analytisch denken kann und weltoffen ist.Das ist die Grundlage für diesen Beruf und eineFähigkeit, die Hochschulen vermitteln können. Zudemmuss man in der Lage sein, sich selber fürdie Arbeit zu motivieren. Selbstbestimmung ist jaauch ein wesentlicher Faktor für das Unternehmertum.Die Uni <strong>Bern</strong> hatte damals einen sehroffenen Stundenplan und es war für den Studienerfolgentscheidend, dass man sich selber managenmusste. Mir hat <strong>Bern</strong> gut getan.Welches sind Ihre Erinnerungen an die Zeit ander Universität <strong>Bern</strong>?Ich habe vor allem Erinnerungen an Leute. Ichhatte sehr gute Kollegen und wir hatten viel Spassmiteinander.Verändert das einen eigentlich,wenn man plötzlich «der Chef» ist?Ja. Als Chef ist man Projektionsfläche für sehr vieleErwartungen der Leute, man kann schnell dieBodenhaftung verlieren. Deshalb ist es sehr wichtig,dass man auch viel Zeit mit der Familie undFreunden ausserhalb der Arbeit verbringt.Mit Lukas Mühlemann und Thomas Knechthaben Sie profilierte Vorgänger, von denenjeder auf seine eigene Art und WeiseMcKinsey geprägt hat. Wie möchten SieMcKinsey Schweiz in den nächstenJahren prägen?Meine Vision ist die eines weltoffenen, unternehmerischenund innovativen Büros und ich glaube,dass wir auf gutem Weg sind.Mit 44 Jahren haben Sie nun die höchsteSprosse der Karriereleiter bei McKinseyerklommen. Was sind Ihre weiteren Ziele?Bis anhin habe ich meine Karriere nicht im Vorausgeplant, sondern das gemacht, was mich interessierteund immer wieder gute Gelegenheitengesehen und sie ergriffen. Ich lasse mich also überraschen…28 <strong>BeWL</strong> 7/2007 Beruf und Karriere
Migros frisst Denner: Ist der Wettbewerb in Gefahr?WissenschaftDie Hochpreisinsel Schweiz ist in Bewegung: Spätestens seit dem Marktzutritt des DiscountersAldi und der Übernahme von Pick-Pay durch Denner ist die Herausforderung an die DetailhandelsriesenMigros und Coop lanciert. Im Januar 2007 schlägt die Migros spektakulär zurück undgibt die Übernahme von Denner bekannt. Ist dies die richtige Abwehrstrategie? Welche Weichenstellt die Wettbewerbskommission (Weko) mit ihrem anstehenden Entscheid über die Bewilligungder Übernahme? Was wird sich für die Konsumenten ändern? Eine ökonomische Analysevon Ulf Schiller und Björn WalkerDie Übernahme von Denner durch die Migros stehtunter dem Vorbehalt der Prüfung und Genehmigungdurch die Weko. Diese wird sich mit der Fragebeschäftigen, ob durch die Übernahme einemarktbeherrschende Stellung auf Anbieter- sowieNachfragerseite begründet oder verstärkt wird.Allgemein wird derzeit vermutet, dass diese Fragevon der Weko verneint und die Fusion genehmigtwird. Bei Anwendung des kleinen Einmaleinsder Ökonomen verwundert dies zunächst. Dennsteigende Marktmacht sollte höhere Preise bewirken– für die «Hochpreisinsel Schweiz» wäre dasfatal. Die bisherige Diskussion legt allerdings nahe,dass dies nicht so einfach ist. So wehren sichCoop und Migros seit langem gegen den Vorwurfder Preistreiberei und verweisen auf den hohenKostendruck. Das Kostenargument wiederum legtnahe, dass die Struktur der Beschaffungsmärktefür die Beurteilung des Falls nicht unbedeutend ist.Schliesslich spielt der Wettbewerb auf allen Marktstufeneine wichtige Rolle.Die Ausgangssituation:Preistreiberei oder Kostendruck?Das Institut für Unternehmensrechnung undControlling (IUC) der Universität <strong>Bern</strong> hat im Rahmeneiner 2007 in der Fachzeitschrift «Die Unternehmung»publizierten) Studie die Profitabilitätder Schweizer Marktführer Migros und Coopmit derjenigen von internationalen Konkurrentenverglichen. Hierzu wurden die Konzernabschlüsseder Jahre 2001 bis 2005 von Migros und Coopmit denen der internationalen DetailhandelsunternehmenCarrefour (Frankreich), Metro (Deutschland)und Wal-Mart (USA) hinsichtlich der Rentabilitätdes operativen Geschäfts analysiert. DieseRentabilität wird durch den Return on Net OperatingAssets (RNOA) gemessen. Das Ergebnis derAnalyse ist deutlich. Die beiden Schweizer Marktführererwirtschaften wesentlich geringere operativeRenditen als ihre internationalen Gegenspieler.Ein Vergleich der Migros mit Metro zeigt,dass die Metro im Vergleich zur Migros mit einem<strong>BeWL</strong> 7/2007 Wissenschaft29