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BeWL Heft 7 - Departement BWL - Universität Bern

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und viele kleine Anbieter, die sich über eineBillig-Strategie im Markt behaupten. Genau dieseMarktstruktur ist im schweizerischen Detailhandelgegeben.Kampf um den MarktDass die beiden Schweizer Marktführer ihreneigenen Statuten folgend keine Preistreiber sind,heisst nicht, dass sie nicht mit harten Bandagenkämpfen. Vielmehr verfolgen sie eine Marktanteils-Maximierungsstrategie.Ist es wünschenswert,diese aufzubrechen und, wenn ja, wie kann diesgeschehen? Den obigen Überlegungen folgend,gehen die bedeutungsvollen Impulse in Bezug aufdas Aufbrechen der engen Marktstruktur von denDiscountern aus. Denn die spieltheoretisch besteAntwort auf eine Qualitätsstrategie der Marktführerist die Discount-Strategie der Herausforderer.Denner wird in diesem Zusammenhang vorgeworfen,in der Vergangenheit nicht übermässig zueinem Wandel der Preisstrukturen beigetragen zuhaben. Hingegen werden die Marktzutritte vonAldi und Lidl sehr ernst genommen. Laut Presseinformationenhat die Migros durch den Denner-Coup nämlich verhindert, dass der rote Discountervon der deutschen Lidl-Gruppe einverleibt wordenwäre. Eine solche Übernahme hätte gravierendeKonsequenzen gehabt. Lidl hätte, anders als Aldi,mit einem Schlag ein voll funktionsfähiges Logistiknetzerhalten. Mit der in Deutschland erfolgreichen,aggressiven Geschäftsstrategie von Lidl wäre dieMigros vielfach im eigenen Haus konkurrenziertworden. Zudem wäre Lidl bei einer eventuellenspäteren Öffnung der Agrarmärkte perfekt aufgestelltgewesen. Eine solche Öffnung steht in der Tatals reale Drohung auf der Agenda: Der Käsemarktwird bis Mitte 2007 liberalisiert, über die Öffnungdes restlichen Markts für Milchprodukte ab 2009wird verhandelt.Die Auswirkungen einer solchen Marktöffnungsowohl auf das enge Oligopol im Detailhandel alsauch auf die Hochpreisinsel Schweiz im Allgemeinenwären erheblich. Mit dem mittelfristig Fallender Importrestriktionen würden die ohnehin unterFixkostendruck stehenden Migros und Coop miteinem Schlag unter höheren Preisdruck kommenals je zuvor in ihrer Geschichte. Aufgrund des dannnotwendigen Handlungsbedarfs seitens der beidenMarktführer würden alle, auch die Lebensmittelgrossverteiler,die Molkereien bis hin zu den SchweizerBauern erschüttert. Denn nicht nur Aldi und Lidl,auch Migros und Coop könnten und müssten beieiner Öffnung der Agrarmärkte sofort auf den günstigerenBezug aus dem Ausland wechseln.Natürlich lässt sich ein solcher Wandel durch dieBehinderung von Lidl langfristig nicht verhindern.Er lässt sich aber aufgrund des langsameren Wachsensder ausländischen Konkurrenz verzögern.Die Denner-Übernahme durch Migros gibt also dergesamten Wertschöpfungskette Luft zur Anpassungund Vorbereitung. Damit können weitere Marktzutritteim Detailhandel nur mittelfristig folgen,während sie bei einer Denner-Übernahme durch Lidlbereits Realität gewesen wären.Die von der Weko zu prüfende juristische Fragenach der gegenwärtigen Marktbeherrschungdurch die Migros ist gegenüber solchen Szenarienvergleichsweise geringfügig. Eine marktbeherrschendeStellung besteht derzeit ohnehin.Aufgrund der gegenwärtig starren Strukturen inder gesamten Wertschöpfungskette wird eineZunahme der Marktbeherrschung zunächst nichtzu gravierenden kurzfristigen Umwälzungen führen.Diese zu erlangen, war aber auch nicht dasMotiv der Übernahme. Viel wichtiger ist, wervor den Umwälzungen der nächsten Jahre welcheStartposition hat. Sollte die Übernahme genehmigtwerden, ist die Politik gefordert, die gewonneneZeit zu nutzen, um auch die Vorleistungsbranchebis hin zu den Bauern auf die Liberalisierung vorzubereiten.Fehlt hierzu der Wille, wäre es besser,die Schweri-Gaydoul-Dynastie zum direktenDenner-Verkauf an Aussenstehende zu zwingen.<strong>BeWL</strong> 7/2007 Wissenschaft31

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