27. Echo Mitte 2010 - BBS Köllitsch eV
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Mit Beendigung der Lehre und Zulassung zum Studium der Tierproduktion<br />
war mein Weg nach der Lehre in Packisch/ <strong>Köllitsch</strong><br />
eigentlich nach Plan festgelegt, wie für viele damals.<br />
Aber es sollte anders kommen!<br />
Seit meinem 14. Lebensjahr (1972) war bekannt, dass meine<br />
Nieren nicht in Ordnung sind (Schrumpfnieren).<br />
Dieser Zustand<br />
verschlechterte<br />
sich im Laufe<br />
der Jahre so<br />
sehr, dass ich im<br />
Sommer 1977,<br />
zum Ende der<br />
Lehre, plötzlich<br />
ins Krankenhaus<br />
musste, gerade<br />
als ich auf der<br />
agra (Foto links)<br />
war.<br />
Der Chefarzt riet mir dringend vom Studium der Tierproduktion<br />
ab, sondern etwas zu studieren, wo ich später körperlich<br />
nicht so gefordert würde.<br />
Unser <strong>BBS</strong>-Direktor, Herr Kühn, reagierte schnell und besorgte<br />
mir einen Studienplatz für Ökonomie an der Agraringenieurschule<br />
in Weimar.<br />
Wie auf dem<br />
Foto ersichtlich<br />
ist, wurde nicht<br />
nur gelernt, sondern<br />
wie überall<br />
auch gefeiert.<br />
(Leider konnte<br />
ich nicht alle Flaschenwegretuschieren.)<br />
Zwar genoss ich<br />
das Studium,<br />
aber mein gesundheitlicher<br />
Zustand verschlechterte sich, meist unbemerkt, immer mehr.<br />
Der strenge Winter zum Jahreswechsel 1978/79 und etwas<br />
jugendliche Sorglosigkeit brachten das Fass zum Überlaufen.<br />
Im Januar 1979, zu meinem 21. Geburtstag, musste ich ins Krankenhaus<br />
Bad Düben einrücken.<br />
Ich war froh, am 4. April 1979 endlich an die Dialyse zu kommen,<br />
hatte ich doch Einige vorher sterben sehen, welche vergeblich<br />
auf den rettenden Platz gewartet hatten.<br />
Ende September des selben Jahres setzte ich das Studium in<br />
Weimar als Fernstudent fort.<br />
Die Überlebenswahrscheinlichkeit der Dialysepatienten betrug<br />
damals in etwa zwei Jahre.<br />
Also wollte ich nach reichlich zwei Jahren Spezialbehandlung<br />
bei gleichzeitigem Fernstudium mein „Rest-Leben“ noch etwas<br />
genießen, und hörte mit dem Studieren erst einmal auf.<br />
Nach dem es mir aber nach weiteren zwei Jahren immer noch<br />
gut ging und es in der Nähe, in Delitzsch, eine Außenstelle der<br />
Schule gab, machte ich ab 1983 weiter.<br />
Endlich, im Februar 1985, hatte ich mein Fernstudium erfolgreich<br />
zum Abschluss gebracht!<br />
Drei Jahre vorher war allerdings etwas Wichtiges passiert.<br />
Der außergewöhnliche Lebensweg<br />
Mein (Dialyse-)Leben nach Packisch<br />
Im November 1981 erhielt ich durch eine Transplantation endlich<br />
die lang ersehnte Niere.<br />
Leider traten soviele Probleme damit auf, dass sie nach vier<br />
Wochen wieder entfernt werden musste.<br />
Meine Welt brach erstmal zusammen.<br />
Aber mit dem Suchen und Finden neuer Ziele, wie etwa der<br />
Kaninchenzucht, kam ich wieder auf Kurs.<br />
Seit 1982 arbeitete ich außerdem zweimal wöchentlich für<br />
einige Stunden in der Verwaltung unserer LPG in Audenhain,<br />
schon um Erfahrungen für das Studium zu sammeln.<br />
Zur Wendezeit lernte ich meine spätere Frau und ihren zweijährigen<br />
Sohn kennen und lieben.<br />
Nach 32 Jahren auf dem Dorf zog ich 1990 nach Bad Düben<br />
und wurde ein "Städter", was mir aber nicht schwer fiel.<br />
Ich versuchte wie ein „Gesunder“ zu leben.<br />
Die Dialyse hatte ich als eine Art „Job“ akzeptiert, welchen ich<br />
durch die EU-Rente ja sogar bezahlt bekomme (umgerechnet<br />
acht Euro je Stunde, die ich dort verbringe).<br />
Und wer hat schon eine Arbeit, bei der er schlafen, Zeitung<br />
lesen und fernsehen kann?<br />
Außerdem bin ich (hoffentlich) unkündbar, was in diesen Zeiten<br />
viel wert ist.<br />
Gemeinsam mit meiner Frau baute ich über einige Jahre ihr<br />
Elternhaus um, arrangierte mich als Schatzmeister im Dialyseverband<br />
Sachsen, arbeite seit 1996 für eine Versicherung und<br />
noch so vieles andere mehr.<br />
Leider litt meine Ehe unter solcherart zusätzlicher Belastung,<br />
und es kam 2004 zur Trennung.<br />
Nach der Scheidung und ohne Haus suchte ich jedoch eine neue<br />
Herausforderung und Bestätigung für mich und entdeckte das<br />
Tempo-Wandern (jetzt Walking genannt).<br />
Wieder auf Partnerin-Suche hat man als Dialysepatient sehr oft<br />
schlechte Karten.<br />
Um zu zeigen, dass man selbst nach rund 30 Jahren an der<br />
Dialyse noch nicht „halbtot“ ist, walkte ich im April 2008<br />
erstmals wettkampfmäßig.<br />
Bei diesem Kräftemessen lief ich als Dritter von sechs Startern im<br />
Ziel ein (nach mir gleichalterige und ältere Frauen!).<br />
Mein Puls war so schnell, dass ich ihn nicht mehr zählen konnte,<br />
und die ersten beiden Frauen hatten immer noch zwei bis drei<br />
Minuten Vorsprung.<br />
Da war mir klar, dass die Schnelligkeit beim Gehen-"Walking"<br />
nicht der richtige Ansatz war.<br />
Mein nächster Gedanke beinhaltete die Stärkung der Ausdauer<br />
und die Verlängerung der Strecken.<br />
So lernte ich bei den immer weiter führenden Wanderungen,<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de