27. Echo Mitte 2010 - BBS Köllitsch eV
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Wir sammelten in der Zwischenzeit Argumente für eine erste<br />
Klasse an unserer Schule, waren noch recht still und hofften,<br />
dass die Anhörung in Dresden genügen würde, unsere Schule<br />
zu erhalten. Das war ein Irrtum: Am 14.5. erhielt die Gemeinde<br />
ein Fax, darin hieß es nun „ENDAUFHEBUNG zum<br />
31.7.<strong>2010</strong>“, weil kein öffentliches Bedürfnis bestünde.<br />
ECHO: Und da begann der eigentliche Kampf …<br />
Genau. Wir haben recht schnell versucht, die Medien einzuschalten.<br />
Die Torgauer Zeitung unterstützte uns durch eine<br />
nahezu tägliche, objektive Berichterstattung. Das Interesse<br />
des Fernsehens war anfangs eher verhalten. Doch am 20. Mai<br />
wurde eine Reportage über die kleine Angelina aufgezeichnet,<br />
eben jenes Kind, dem man den Schulbesuch in Arzberg verwehrte.<br />
Am 20.5. berichtete die Sächsische Zeitung über uns,<br />
ein paar Tage zuvor das Neue Deutschland.<br />
Die Druckerei Beckwitz stellte uns gratis 500 Flugblätter zur<br />
Verfügung. Auch unserem Spendenaufruf in der Zeitung, mit<br />
dem Geld für eine eventuelle Klage gesammelt werden sollte,<br />
stieß bei vielen Privatpersonen auf ein positives <strong>Echo</strong>.<br />
ECHO: Wie wurden denn die Einwohner von Arzberg und den<br />
umliegenden Gemeinden in den Kampf gegen die Schulschließung<br />
einbezogen?<br />
Zu Pfingsten druckte ich nachts Flugblätter und forderte die<br />
Bürger der Gemeinde Arzberg auf, mittels Plakaten, Bettlaken<br />
etc. ihren Unmut gegen die Schließung zu bekunden. Schließlich<br />
hatte sich für den 26.5. Ralf Berger angekündigt, der die Regionalstelle<br />
Leipzig der sächsischen Bildungsagentur leitet. Er sollte<br />
unsere Proteste sehen. Und in der Tat, die Leute folgten der Aufforderung,<br />
schmückten ihre Zäune. Ich war überwältigt.<br />
ECHO: Kam der Vertreter der sächsischen Bildungsagentur, um<br />
in Arzberg über die Schule verhandeln?<br />
Nein, Herr Berger hatte an diesem Tag zu zwei Elternversammlungen<br />
eingeladen. Das kollidierte mit einer von uns organisierten<br />
Versammlung mit Rechtsanwalt Schmidt aus Leisnig, zu<br />
der alle Bürger per Zeitung eingeladen wurden. Hinzu kam,<br />
dass auch das Fernsehen wieder in Arzberg war. Angelinas<br />
Mutter hatte nun mit ihren Kindern ihren Hauptwohnsitz<br />
nach <strong>Köllitsch</strong> verlegt. Damit MUSS das Kind nach Arzberg in<br />
die Schule gehen. Das wurde zelebriert. Der Bürgermeister begrüßte<br />
unsere drei neuen Einwohner, viele Bürger begleiteten<br />
Bericht aus dem <strong>Köllitsch</strong>land<br />
Angelina wird vom Bürgermeister begrüßt (Foto: TZ/C. Wendt)<br />
die Aktion vor der Gemeinde, waren auch mit Transparenten<br />
gekommen.<br />
Nach dieser Aufzeichnung schickten wir die Leute mit ihren<br />
Bannern etc. doch zur Schule, sie sollten so Herrn Berger gegenübertreten.<br />
Danach war also unsere große Versammlung,<br />
wo der Rechtsanwalt verschieden Vorgehensweisen erläuterte.<br />
Bei dieser Zusammenkunft herrschte eine grandiose Stimmung.<br />
Wir waren überzeugt, dass wir es schaffen.<br />
ECHO: Haben die Fernsehaufzeichnungen deiner Meinung<br />
nach etwas gebracht?<br />
Es sah tatsächlich so aus. Nach einem kurzen Beitrag am <strong>27.</strong>5.<br />
im MDR-Fernsehen wurde auch Ministerialdirigent Thomas<br />
Rechentin befragt. Seine ausweichenden Antworten gaben uns<br />
neue Hoffnung – offensichtlich gab es neue Überlegungen.<br />
Und tatsächlich: Schon am 28.05. teilte mir unser Rechtanwalt<br />
mit, dass die Entscheidung des Kultusministeriums aufgehoben<br />
wurde.<br />
Ich war überglücklich und rief sofort im Kindergarten und in<br />
der Schule an, um die frohe Botschaft zu verkünden.<br />
ECHO: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Aber der Kampf<br />
geht sicherlich weiter?<br />
(Foto: TZ/C. Wendt)<br />
Ja, in den kommenden Jahren kann es immer wieder zu einer<br />
solchen Situation kommen. Eine mögliche Lockerung der<br />
Schulbezirke könnte uns helfen, da Kinder aus Graditz und<br />
Werdau dann in Arzberg zur Schule gehen könnten.<br />
In Zukunft werden wir uns mehr präsentieren. So wird derzeit<br />
ein Fotobuch erstellt, welches die guten Lernbedingungen in<br />
Arzberg zeigt. Schule, Hort und Kita befinden sich unter einem<br />
Dach. Essenversorgung, Bibliothek sind direkt im Haus. Dazu<br />
die Turnhalle, der Schulgarten, drei Schulhöfe, ein Spielplatz<br />
und die enge Zusammenarbeit mit dem ostelbischen Mehrgenerationenhaus<br />
in Arzberg. Interview von Andrea Schmidt<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
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