Gemeindebrief - Chiesa Evangelica Luterana in Italia

Gemeindeglieder noch besteht, ist, dass der Pfarrer der Hirte ist, dass
der oder die Einzelne sich ein- und zurückzuordnen habe. Dass der
Pfarrer zu sorgen und sich zu kümmern hat. Das kann und soll
natürlich so sein, (vergleiche das Angebot der Besuche auf S.14) aber
geht damit einher nicht auch eine freiwillige, ohne Nöte nonverbal
gelebte Entmündigung?
Das Jesajawort für Dezember ermutigt zum aufrechten Gang, ist sich
gewiss, dass jedem Menschen kraftspendendes göttliches Licht
gegeben ist und dass Gott auf uns zukommt. Und, geradezu als
Besätigung oder als Kommentar, sagt Paulus für November zu uns:
Wir sind der Tempel Gottes! Wir, die Gemeinde! Nicht der Einzelne!
Ist das nicht Weihnachten? Gott macht sich klein und schwach und
angreifbar, damit wir vor jeglicher Ablenkung Richtung Himmel
konzentriert bei uns selbst sein können, bei unseren Stärken, bei
unseren Ressourcen, bei unseren gottgegebenen Möglichkeiten.
Ich versuche mal eine moderne Übertragung des 2500 Jahre alten
Jesajaspruches:
Glaub an Dich, wachse, entwickle Dich, von Gottes Ankunft her leben
bedeutet: Ich bin noch im Werden. Ich bin dabei, von Woche zu
Woche mehr ein Stück Mensch seines Wohlgefallens zu werden. Nicht
weil ich mich noch mehr verausgabe und noch mehr tue, sondern weil
ich immer mehr erlebe, dass Gott sich in mir schenkt.
Ich bin noch im Werden. Meine Möglichkeiten, meine Gedanken,
meine Hoffnung, meine Friedensfähigkeit sind ausbaufähig. Mein
kleiner Mut kann noch wachsen, meine Würde sich entfalten. Meine
Fähigkeit, zu verknüpfen und zu verbinden ist noch längst nicht
ausgeschöpft. Und Tage, die ich mir nicht ausgesucht habe, kann ich
bewältigen.
In diesem Sinn, eine gesegnete Weihnachtszeit,
Ihr Pfarrer Andreas Latz
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