reine Luft der wissenschaftlichen Forschung - Max Planck Institute ...
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lich-politischen Animositäten gehandelt zu haben. Auf Betreiben einiger<br />
NSDAP-Mitglie<strong>der</strong> am Institut verwahrten sich mehrere Mitarbeiter in scharfer<br />
– und den Streit zuspitzen<strong>der</strong> – Form gegen das Verhalten von Stubbe u. a. in<br />
dem Konflikt und brandmarkten es als „liberalistisch“ und mit den NS-Grundsätzen<br />
nicht vereinbar. 31 Stubbe und seinen Kollegen wurde vorgeworfen, den<br />
„Betriebsfrieden“ gestört zu haben. Schließlich wurde gegen die drei Wissenschaftler<br />
ein Ehrengerichtsverfahren eröffnet, in dessen Verlauf sich die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
vollends von <strong>der</strong> <strong>wissenschaftlichen</strong> Ebene weg auf diejenige <strong>der</strong><br />
persönlich-politischen Gehässigkeit verschob. Stubbe wurde beschuldigt, er habe<br />
sich abfällig über Adolf Hitler und die Partei geäußert, am 1. Mai (1932!) eine<br />
rote Nelke im Knopfloch getragen und ähnliches mehr. 32 Er wurde des Kontakts<br />
mit Juden und Kommunisten bezichtigt sowie <strong>der</strong> Sympathien für die<br />
Sowjetunion, die er 1929 auf Einladung sowjetischer Kollegen besucht hatte.<br />
Als Zeugen für die zahlreichen Stubbe zur Last gelegten „Vergehen“ fungierten<br />
in erster Linie die SS-Angehörigen in <strong>der</strong> Institutsbelegschaft, die zu dieser Zeit<br />
das Klima im Müncheberger KWI entscheidend prägten. 33 Stubbe for<strong>der</strong>te dagegen<br />
die Möglichkeit zur Fortsetzung seiner <strong>Forschung</strong>en mit dem Argument<br />
ein, er müsse „<strong>der</strong> Gefahr einer Überflügelung <strong>der</strong> deutschen Wissenschaft<br />
durch das Ausland auf diesem Gebiet“ vorbeugen. 34 Doch ohne Erfolg: Stubbe,<br />
Schick und Kuckuck wurden zunächst beurlaubt und Anfang Mai 1936 schließlich<br />
entlassen – eine Entscheidung, für die bereits Wilhelm Rudorf verantwortlich<br />
zeichnete. Rudorf, bei dem, wie erwähnt, Klaus von Rosenstiel in Argentinien<br />
Assistent gewesen war, hatte Husfeld im April 1936 als Institutsdirektor<br />
abgelöst.<br />
Nach seiner Entlassung aus Müncheberg wechselte Stubbe zu Fritz von Wettstein<br />
an das KWI für Biologie. Die politischen Vorwürfe gegen ihn tauchten in<br />
den folgenden Jahren immer wie<strong>der</strong> auf. Sie dienten Stubbes Fachkollegen als<br />
Waffen im akademischen Konkurrenzkampf, und des öfteren war es Wilhelm<br />
Rudorf, <strong>der</strong> sich an entscheiden<strong>der</strong> Stelle als Intrigant hervortat. Stubbe reagierte<br />
darauf in <strong>der</strong> Regel, indem er die Beschuldigungen als unbegründet zurückwies<br />
und seine Konformität betonte, ferner indem er sich, wo es ihm für den<br />
Fortgang seiner Arbeit angebracht erschien, einflußreiche Fürsprecher suchte<br />
und sich – wie später noch <strong>der</strong> Staatssicherheitdienst <strong>der</strong> DDR beklagen sollte –<br />
nach Möglichkeit politischer Äußerungen enthielt.<br />
Klaus von Rosenstiel kam im Februar 1936 von einer etwa einjährigen <strong>Forschung</strong>sexpedition<br />
in den Hindukusch zurück. Er wurde zwar im kurz darauf<br />
stattfindenden Ehrengerichtsverfahren als Zeuge für einige <strong>der</strong> Anschuldigungen<br />
gegen Stubbe und seine Kollegen benannt, und <strong>der</strong>en Gegner, die NSDAP-<br />
und SS-Mitglie<strong>der</strong> am KWI für Züchtungsforschung, waren Rosenstiels politische<br />
Freunde. Daß jedoch Rosenstiel persönlich, wie ihm später von Kollegen<br />
unterstellt wurde, die treibende Kraft hinter den Entlassungen war, ist in Anbe-<br />
31 Vgl. MPG-Archiv, I. Abt., Rep. 1A, 2710.<br />
32 Vgl. Stubbes Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vorgänge um die Kündigung in: Rübensam, 70 Jahre, S. 45 ff.;<br />
ähnlich Käding, Engagement, S. 40-45.<br />
33 Bildlich dokumentiert ist dies u. a. auf einem Foto aus dem Privatbesitz von Elke Pleines.<br />
Das Bild, das im Sommer 1936 bei einer „Namensweihe“, einer nazistischen Ersatztaufe, auf<br />
dem Institutsgelände in Müncheberg aufgenommen wurde, zeigt mehrere Mütter mit ihren<br />
Kleinkin<strong>der</strong>n auf dem Schoß vor einer schwarzen Fahne mit SS-Runen.<br />
34 Brief an Wilhelm Rudorf vom 5.4.1936, MPG-Archiv, I. Abt., Rep. 1A, 2711/1.<br />
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