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reine Luft der wissenschaftlichen Forschung - Max Planck Institute ...

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eiteten sowohl Stubbe als auch Rosenstiel, wenn sie <strong>Forschung</strong>sgel<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

(im Falle Rosenstiels) politischen Handlungsspielraum einfor<strong>der</strong>ten und dafür<br />

auf die Bedeutung ihrer Arbeit für die „Nahrungsfreiheit“ Deutschlands verwiesen.<br />

Obwohl Stubbe sich als „<strong>reine</strong>n“ Wissenschaftler begriff, <strong>der</strong> an Politik<br />

nicht interessiert sei, betonte er doch selbst, wo ihm dies für seine Arbeit günstig<br />

erschien, immer wie<strong>der</strong> den Anwendungsbezug seiner <strong>Forschung</strong> und <strong>der</strong>en<br />

Bedeutung für die Steigerung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Erträge o<strong>der</strong> den Fortschritt<br />

<strong>der</strong> deutschen Wissenschaft. Die Bezugnahme auf die ‚nationale Sache’<br />

verstand er offenbar nicht als politische Positionierung. Bei näherem Hinsehen<br />

erweist sich mithin das Selbstbild <strong>der</strong> Wissenschaftler und ihrer Disziplin als ein<br />

Vexierbild: mal „<strong>reine</strong>r“ Forscher, dann anwendungsorientierter Spezialist o<strong>der</strong><br />

pflichtgetreuer Diener für die nationale Sache. Durch den Rekurs auf die Autorität<br />

des Feldherrn o<strong>der</strong> die sakrale Position des Schöpfers verorten die Wissenschaftler<br />

das eigene Tun aber in jedem Fall in einer Sphäre <strong>der</strong> Unangreifbarkeit.<br />

Stubbe und Rosenstiel haben auf unterschiedliche, z. T. sogar gegensätzliche<br />

Weise vom Nationalsozialismus profitiert, ihn gestützt und vorangebracht. Das<br />

NS-Regime erwies sich gegenüber den Wissenschaftlern keineswegs als starr<br />

und unnachgiebig. Es konnte eine gewisse innere Pluralität durchaus zulassen,<br />

in <strong>der</strong> auch Männern wie Hans Stubbe mehr als nur eine Nische zur Verfügung<br />

stand. Die Konkurrenz <strong>der</strong> verschiedenen Institutionen gewährleistete solche<br />

Flexibilität. Dies gilt sowohl für Rosenstiel, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> besetzten Sowjetunion<br />

mal als Repräsentant <strong>der</strong> Wehrmacht, dann <strong>der</strong> Zivilverwaltung o<strong>der</strong> aber <strong>der</strong><br />

Wissenschaft auftrat, als auch für Stubbe. Gegen diesen intrigierten NSDAP-<br />

Kreise, doch hatte er in <strong>der</strong> SS-Stiftung „Ahnenerbe“ Fürsprecher und Kooperationspartner.<br />

Die Denunziationen machten ihm zwar Schwierigkeiten, brachten<br />

ihn aber nicht zu Fall. Schließlich erhielt er, <strong>der</strong> im Vergleich zu Rosenstiel <strong>der</strong><br />

profiliertere Wissenschaftler war, sein eigenes Institut, während <strong>der</strong> politisch<br />

ambitionierte Rosenstiel Wissenschaftsorganisator wurde – eine durchaus funktionale,<br />

den jeweiligen Fähigkeiten entsprechende Aufgabenverteilung, die<br />

letztlich die Weichen für die Nachkriegskarrieren stellte.<br />

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