reine Luft der wissenschaftlichen Forschung - Max Planck Institute ...
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sten“, während Scheibe Rosenstiels Eignung zu „mo<strong>der</strong>ner Team-Arbeit“ und<br />
zur „geistigen Führung“ positiv herausstellte.<br />
Im Jahr 1973 reiste Rosenstiel zu einer internationalen Züchtertagung nach Leningrad.<br />
Unmittelbar nach <strong>der</strong> Ankunft wurde er von einem Auto angefahren<br />
und erlag zwei Wochen später seinen Verletzungen, ohne das Bewußtsein wie<strong>der</strong>erlangt<br />
zu haben. Ob dieser Tod tatsächlich ein Unfall war, o<strong>der</strong> im Zusammenhang<br />
mit Rosenstiels Tätigkeit in <strong>der</strong> besetzten Sowjetunion während des<br />
Zweiten Weltkriegs stand, ist unklar. 144<br />
Hans Stubbe machte in <strong>der</strong> SBZ und später in <strong>der</strong> DDR eine herausragende Karriere.<br />
Am neuen Standort des Kulturpflanzeninstituts in Gatersleben im Kreis<br />
Quedlinburg, einer äußerst fruchtbaren Region, standen etwa 450 Hektar landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche für Institutszwecke zur Verfügung. Stubbe, <strong>der</strong> ab<br />
1946 nebenbei Ordinarius für Genetik an <strong>der</strong> Universität im 70 Kilometer entfernten<br />
Halle war, leitete das Institut bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1968<br />
und baute es zu einer <strong>wissenschaftlichen</strong> Einrichtung von Weltruf aus.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> unmittelbaren Nachkriegszeit waren für den Auf- und Ausbau<br />
des Instituts Stubbes gute Beziehungen zur sowjetischen Militäradministration<br />
äußerst hilfreich. Stubbe selbst führte das Entgegenkommen <strong>der</strong> sowjetischen<br />
Besatzungsbehörden darauf zurück, daß in den verschiedenen Kreiskommandanturen<br />
möglicherweise Wissenschaftler tätig waren, die ihn von seinem<br />
Besuch in <strong>der</strong> Sowjetunion im Jahr 1929 her kannten. Damals hatte Stubbe auf<br />
Anraten Baurs zwei Koffer voller Kleidung mitgenommen, um sie an die sowjetischen<br />
Kollegen zu verschenken. Einen <strong>der</strong> Beschenkten, einen Wissenschaftler<br />
aus dem von Vavilov geleiteten Pflanzenzüchtungsinstitut in Detskoje Selo, traf<br />
er 1945 auf <strong>der</strong> sowjetischen Kreiskommandantur in Quedlinburg wie<strong>der</strong>. 145<br />
Stubbes gutes Verhältnis zur sowjetischen Militäradministration wird von Familienangehörigen<br />
und Freunden gelegentlich als Beleg dafür genannt, daß er sich<br />
nicht an dem Raub <strong>der</strong> sowjetischen Pflanzensortimente während des Krieges<br />
beteiligt haben könne, da ihm sonst wohl kaum die Unterstützung <strong>der</strong> sowjetischen<br />
Behörden beim Institutsaufbau zuteil geworden wäre. Es ist jedoch eher<br />
unwahrscheinlich, daß die in <strong>der</strong> Militäradministration beschäftigten Wissenschaftler<br />
über Stubbes Bemühungen informiert waren, während des Krieges<br />
Saatgutsortimente aus Detskoje Selo in seinen Besitz zu bringen, zumal er dort<br />
ja nicht selbst als Angehöriger <strong>der</strong> Besatzungsmacht aufgetreten war, son<strong>der</strong>n<br />
sich die Sortimente auf Umwegen zu beschaffen versucht hatte. Die Verleumdung<br />
aus Müncheberger Kollegenkreisen <strong>der</strong> 1930er Jahre, daß Stubbe ein<br />
„Sowjetfreund“ gewesen sei, wird ihm nach dem Krieg hingegen eher nützlich<br />
gewesen sein.<br />
Verschiedene Angebote, in den Westen zu gehen, entwe<strong>der</strong> in den späten 1940er<br />
Jahren in die USA o<strong>der</strong> aber 1952 als Direktor eines <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Instituts in die<br />
144 Überliefert ist nur, daß Rosenstiel von mehreren Bekannten vor <strong>der</strong> Reise gewarnt worden<br />
war, ohne sich dadurch von seinen Plänen abbringen zu lassen. Seiner (mittlerweile zweiten)<br />
Ehefrau wurde, während er im Koma lag, ein Besuch an seinem Krankenbett verweigert;<br />
mündliche Auskunft von Elke Pleines.<br />
145 Vgl. das von Stubbe verfaßte Manuskript „Arbeit für eine gute Zukunft“, Bundesarchiv<br />
Dahlwitz-Hoppegarten (BA Hoppegarten), N2516/87, und Käding, Engagement, S. 150.