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reine Luft der wissenschaftlichen Forschung - Max Planck Institute ...

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tracht seines Auslandsaufenthalts im Rahmen <strong>der</strong> Expedition unwahrscheinlich.<br />

35 Rosenstiel könnte allerdings ein nicht nur politisches Interesse an Stubbes<br />

Kündigung gehabt haben. Denn kurzzeitig arbeiteten beide Forscher in Konkurrenz<br />

zueinan<strong>der</strong> an Mutationsversuchen mit Pilzen. In einem Schreiben an Wilhelm<br />

Rudorf reklamierte Stubbe dieses <strong>Forschung</strong>sfeld als sein eigentliches Arbeitsgebiet<br />

für sich und erklärte, daß sich Rosenstiel erst nach Mißerfolgen in<br />

<strong>der</strong> Weizenzüchtung <strong>der</strong> Mutationsforschung zugewandt habe. 36<br />

Ähnlich wie Stubbe im Rahmen seines Engagements in <strong>der</strong> Ärzte-Führerschule<br />

in Alt-Rehse bemühte sich auch Rosenstiel darum, sein Wissen außerhalb <strong>der</strong><br />

botanisch interessierten Fachkreise bekannt zu machen und in einen politischen<br />

Kontext zu stellen. In den Jahren 1932 bis 1939 hielt er an <strong>der</strong> Hochschule für<br />

Politik in Berlin Vorlesungen über Vererbungslehre. 37<br />

Die Hindukusch-Expedition, an <strong>der</strong> Rosenstiel teilgenommen hatte und die in<br />

die Annalen <strong>der</strong> Züchtungsforschung einging, war u. a. von seinem Doktorvater<br />

Theodor Roemer angeregt worden. Im Zentrum <strong>der</strong> Reise stand Afghanistan,<br />

während <strong>der</strong> Iran noch nebenbei „abgesammelt“ wurde. Rosenstiels Aufgabe<br />

bestand, seinem fachlichen Schwerpunkt entsprechend, in <strong>der</strong> systematischen<br />

Sammlung verschiedener Getreidearten. Darüber hinaus widmete er sich anthropologischen<br />

<strong>Forschung</strong>en an <strong>der</strong> einheimischen Bevölkerung. 38 Die „Sammelbeute“<br />

<strong>der</strong> Expedition (mitgebrachte Pflanzen und Saatgut) sollte deutsche<br />

Züchtungsforscher noch jahrzehntelang beschäftigen. 39<br />

Hatte Vavilov bei seinem Referat über die Genzentren noch einen internationalen<br />

<strong>Forschung</strong>szusammenhang und Informationsaustausch befürwortet, so entwickelte<br />

sich die wissenschaftliche Mode <strong>der</strong> botanischen Expeditionen nun zunehmend<br />

zur nationalen Prestigefrage und zur zwischenstaatlichen Konkurrenzangelegenheit.<br />

Auch <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Hindukusch-Expedition wurde nicht so sehr<br />

als wissenschaftliche denn als deutsche Leistung gefeiert. 40<br />

35 Alfred Kühn, einer <strong>der</strong> Direktoren des KWI für Biologie, behauptete später, daß Rosenstiel<br />

ein sehr tätiger SS-Mann gewesen sei, „auf dessen Treibereien in erster Linie alle Schwierigkeiten<br />

zurückgehen, die Stubbe und an<strong>der</strong>e Nicht-PG in Müncheberg hatten“, Kühn am<br />

25.12.1945 an <strong>Max</strong> Hartmann, MPG-Archiv, III. Abt., Rep. 47, 825.<br />

36 Vgl. Stubbes Brief an Wilhelm Rudorf vom 10.11.1936, AdBBAW, Stubbe-Fonds, Korr.,<br />

Nr. 182.<br />

37 Gerhard Röbbelen (Hg.), Biographisches Lexikon zur Geschichte <strong>der</strong> Pflanzenzüchtung,<br />

1. Folge, Göttingen 2000, S. 234.<br />

38 Vgl. den Bericht des Expeditionsleiters Arnold Scheibe über die Expedition, BA Berlin,<br />

BDC, Arnold Scheibe, und Arnold Scheibe (Hg.), Deutsche im Hindukusch. Bericht <strong>der</strong><br />

Deutschen Hindukusch-Expedition 1935 <strong>der</strong> Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft, Berlin 1937,<br />

S. 168 ff.<br />

39 Vgl. Flitner, Sammler, S. 80.<br />

40 Vgl. den Artikel „Die erste Karte von Nuristan“ vom 22.1.1936, MPG-Archiv, I. Abt.,<br />

Rep. 1A, 927, sowie die publizierten Ergebnisse <strong>der</strong> Expedition in Scheibe (Hg.), Deutsche<br />

im Hindukusch.

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