anche ist die Einstellung von Frauenfür die Übernahme von Verantwortungganz normal geworden.Es ist der stetig wachsende Anteil derHandwerkernachfolger an dieser Ausbildung.Als Lebensmittelunternehmerbraucht der Handwerker ein sehr fundiertesBasiswissen, was sich von demeines größeren Unternehmens in vielenPunkten nicht wesentlich unterscheidet.Wie soll in neun oder zehnWochen Metzgermeisterausbildungdieses erforderliche Wissen vermitteltwerden, wenn wir nach zwei Schuljahren– entspricht 80 Ausbildungswochen– ein ungutes Gefühl haben,unsere Studenten zu entlassen, weildiese „eigentlich noch gar nichts wissen“.Da einige Handwerksbetriebe diesesungute Gefühl hinsichtlich der neunWochen auch langsam beschleicht,dürfen wir immer mehr Inhaber bei derAbschlussfeier ihrer Nachfolger in unseremHause begrüßen. Plätze, diedurch diese jungen Nachfolger belegtwurden, fehlen für andere Bewerber –wir haben eine Warteliste.Steigender Bedarfan TechnikernEs ist auch der Wunsch vieler Unternehmen,die durch den Generationswechselfrei werdenden Führungspositionenim Gegensatz zu früher nichtmehr mit Metzgermeistern zu besetzen,sondern mit Fleischtechnikern oderDipl.Ing. (FH). Dies trifft auf dieFleischbetriebe genauso zu, wie auf dieZulieferbetriebe. Die letzte Bedarfsanalysestammt von Dr. Hilse aus den70ern. Hier wurde von einem jährlichenErsatzbedarf an Mitarbeitern mit praxisorientierterTechniker- bzw. Fachhochschulausbildungvon 45 pro Jahr ausgegangen.Ich schätze, um den anstehendengroßen Generationswechselvon den ersten Fleischtechnikern undDipl.Ing.(FH) – die ja auch langsam indie Jahre kommen – und gestandenMetzgermeistern zu bewältigen, wirddie Zahl auf 60 steigen, wenn wir dortnicht schon angekommen sind. In gutenZeiten konnten Lemgo, Berlin undKulmbach, als die „Platzhirsche“ denalten Bedarf gerade decken, heutzutage– nur ansatzweise.Wir wissen, es gibt auch die innerbetrieblich,punktuell geförderte Weiterbildung,um junge Mitarbeiter zu fördernund durch eigene Nachwuchsarbeitden Bedarf zu decken. Eine punktuellgeförderte Weiterbildung ersetzt- In eigener Sache -aber nur in den seltensten Fällen einbreites Basiswissen. Diese Form derFörderung führt zu sehr guten, innerbetrieblichenProfis. Erst viele punktuelleWeiterbildungen machen den innerbetrieblichenProfi auf Grund seinesbreiten fachlichen Spezialwissens dannzu einem Spezialisten – der im Unternehmenwie ein fachlich kompetenterGeneralist der Fleischbranche eingesetztwerden kann. Der Dipl.Ing. (FH)oder der Techniker ist nicht zwingendeVoraussetzung für das erforderlicheBasiswissen für eine Führungsfunktion,es gibt noch viele andere Wege,die aber nicht immer so direkt sind.26Angebote aninteraktiver FortbildungNatürlich wird an uns immer wieder derWunsch herangetreten, ob durch unsereAusbildungseinrichtung nicht dieserindirekte Weg begleitet werdenkann. Dies führte zur Erarbeitung vonKonzeptionen, wie man dies unter Nutzungder neuen Medien effektiv lösenkönnte. Interaktives Lernen – einTraum. Für Weiterbildungen, wo nichtnur ein kurzfristiger Bedarf besteht(sondern über Jahre ausreichend Kunden/Wissbegierigefür ein derartigesAngebot vorhanden sind), ohne dassman sich sein Stammgeschäft abgräbt,wären wir offen. In diesem Momentkönnte man den nächsten Schritt gehen– wer soll dieses Konzept erarbeitenund umsetzen – und wie wird dieErarbeitung des Konzeptes finanziert?Wenn wir wie in ganz alten Zeiten wiederdie angeblich 10 Bewerber auf einenStudienplatz haben, könnte übereine derartige Form einer Weiterbildungintensiv nachgedacht werden. Bei einemderartigen theoretischen Bewerberüberhangwürde es aber wieder ohneBedarfsanalyse schneller zu einer vonLokalpolitikern initiierten Technikerausbildungals Anhängsel von Berufsschulenkommen, bevor die Erarbeitungeines ordentlichen Konzeptes für eineexterne Weiterbildung überhauptbeschlussfähig wäre – und damit istdann auch wieder der BewerberüberhangMakulatur. Da bei den knappenPersonalressourcen der Technikerschuleund der noch knapperen beimFleischbereich ein derartiger Kraftaktunser Stammgeschäft so beeinträchtigenwürde, dass die Qualität der Ausbildungdarunter leiden könnte, weilwir unsere Kraft in Experimente verzetteln,für die kein langfristiger Markt besteht,haben wir davon vorerst Abstandgenommen.Hinsichtlich der punktuellen Qualifizierungvon Mitarbeitern bis hin zur Integrationin überregionalen Netzwerkenfür die fachliche Unterstützung vonHandwerksbetrieben – wir probieren imRahmen unserer begrenzten personellenMöglichkeiten, uns über den normalenAusbildungsauftrag in die Brancheeinzubringen. Neben der Lemitecsieht man dies an der im letzten Jahrunter Mitverantwortung unseres Hausesdurchgeführten Veranstaltung SuV2006 (Bild 10 rechts).Viele Handwerker fragen bei diesemArtikel „Wo bleiben wir?“. Dieser Artikelbetrifft nicht Handwerk und Industrieallein, sondern qualifizierten Nachwuchsfür die Übernahme von Verantwortungin einem Lebensmittelunternehmenoder als Lebensmittelunternehmer.Zwei, drei andere Formulierungen,und das Handwerk hätte sich alsSchwerpunkt gefühlt, die Probleme sindfür Handwerk, Mittelstand und Industrieplus Zulieferer identisch.Entscheidend ist dieFirmenphlosophie,nicht die GrößeWir unterscheiden auch nicht zwischenden Unternehmen nach der Größe, wirunterscheiden nur zwischen modernenund rückständigen Unternehmen – unddies korreliert nicht zwingend mit derbaulichen und technischen Ausstattung,sondern mit der „Philosophie“ desUnternehmens. Es gibt viele Unternehmenim Handwerk, die haben eine nachvorne gerichtete – und damit modernePhilosophie. Diese moderne Philosophiekann auch die Konzentration aufTradition beinhalten – Rügenwalder istvon der Philosophie für mich eines dertopmodernen Unternehmen, wegen derRückbesinnung auf die Tradition undQualität ohne Abstriche. Es gibt auchHandwerksbetriebe die vergleichbarePhilosophien fahren. Wenn diese Philosophiekonsequent umgesetzt wird,unterscheiden sich Rügenwalder undHandwerker nur durch die Produktionsmenge.Auf Initiative eines Unternehmens– welches auch der Tradition undder Qualität seiner Produkte im hohemMaße verpflichtet ist und deswegennicht nur bei mir als ein traditionellesund gleichzeitig innovatives Unternehmenhohes Ansehen genießt – wurdeein Netzwerk zur Unterstützung desmodernen Handwerkers aufgebaut. Da
- In eigener Sache -Unterstützung Geld kostet, wurden fürdiese Förderung des modernen Mittelstandesdie Möglichkeiten der finanziellenBeteiligung der EU mit ausgeschöpft.Mit diesem Paket, welchesdurch die Initiierung der Fa. Reinert,auch eine Firma mit einer modernen undfortschrittlichen Philosophie, für dieWissensvermittlung und Schulung vonaufgeschlossenen Handwerksbetriebengeschnürt wurde, kann sich unsere<strong>Fachschule</strong> identifizieren. Wir sindseit letztem Jahr deswegen nicht nurSponsor von „IFA-Fleischer.de“, wirwerden auch über eine angedachteKonzeption perspektivisch als Ansprechpartnerfür fachliche Fragen vonMitgliedern dieses Netzwerkes zur Verfügungstehen. Aber, wir brauchennoch etwas Zeit – sonst verzetteln wiruns und unser Stammgeschäft würdedarunter leiden, was auch nicht im Sinnder Branche wäre.Ausbildung sichertTechnikernachwuchsSollte eine der finanziellen Säulen fürdie Umsetzung unserer Ausbildungskonzeptionwegbrechen, kann die gegenwärtigeQualität des FachbereichesFleischereitechnik wahrscheinlich nichtmehr gehalten werden. Die größte Gefahrfür die Finanzierung besteht, wennBild 10: In Zusammenarbeit mit den nicht nur nationalen Marktführern fürSchneiden (Fa. Weber) und Verpacken (Fa. Multivac) durften wir in unseremHause interessierte Firmen zu den Randbedingungen und Anforderungen fürprofessionelles Schneiden und Verpacken weiterbilden.bei fehlender Gegensteuerung in 10 –15 Jahren die Bewerberzahlen bzw. dieSchülerzahlen nach der Probezeit wegenunzureichender Eignung beginnenwegzubrechen. Als erstes würden dazuparallel die Lehrerstunden zusammengestrichenwerden – was in vielen Fächernzu einer rein theoretischenQuerschnittsbeschulung führen würde,und nicht zu einem auf den Fachbereichabgestimmten Unterricht in den„Randfächern“. Zusätzlich würden vieleSponsorenmodelle mit dem Abschmelzender Klassenstärken dahinschmelzenwie Gletscher durch dieKlimakatastrophe.Planung für die ZukunftDie Auswirkungen hinsichtlich der zukünftigenOrganisation des Tagesgeschäftesbei einem derartigen Szenariomüsste eigentlich zu mehr Beunruhigungbei unseren „Kunden“ beitragenals bei uns. Wir sind Beamte undein großer Teil von uns wird spätestensin den kommenden 10 – 18 Jahren pensioniert.Wir könnten doch probieren,die letzten Jahre mit kleineren Klassenetwas ruhiger zu treten – um ausgeruhtden Unruhestand zu erreichen. Oder,ganz einfach formuliert, nach uns dieSintflut. Mit dieser dafür nötigen Mentalitätsind wir leider nicht gesegnet –also arbeiten wir schon heute daran,um vielleicht auch noch vor unsererPensionierung durch vollbesetzte Klassengefordert zu werden, damit auch inferner Zukunft die <strong>Fachschule</strong> in Kulmbacheinen wesentlichen Beitrag zurVerhinderung der weiteren Spreizungder Schere zwischen Angebot undNachfrage leistet. Wir werden aus diesenGründen dieses Jahr eine wesentlichgrößere Auflage unserer Hauszeitungin Druck geben, um diese einerbreiteren Öffentlichkeit zur Verfügungzu stellen, die nicht Mitglied der Freundeskreisesind. Mit der Gesamtdarstellungunserer <strong>Schule</strong> und demVerweis auf diesen Artikel wollen wirprüfen, ob Bedarf an einer breiten Diskussion,angefangen von den Berufsschulen,Arbeitsämtern, Verbänden bishin zu den einzelnen Unternehmen undEigentümern zur Erarbeitung vonLösungsansätzen für diese Problematikbesteht. Sollte es einen Bedarf fürdie Erarbeitung von gemeinsamenLösungsansätzen geben, erklärt sichunsere <strong>Fachschule</strong> mit ihren Erfahrungenbereit, bei entsprechendem Interessemitzuwirken. Gibt es keinen Bedarffür die Erarbeitung von Lösungsansätzen,weil der zukünftige Konzentrationsprozessund die damit einhergehendeUniformität von Fleischerzeugnissendie Nachfrage nach qualifiziertenMitarbeitern automatisch absenkt– dann freuen wir uns auf die füruns noch rechtzeitige Pensionierung.Jetzt handelnJeder, der mich kennt, weiß, ich hassees zu schreiben. Warum? Das Verhältnisbei der Erarbeitung von Schriftstükkenhinsichtlich Aufwand und Nutzenist in vielen Fällen unbefriedigend, einTelefonat oder ein direktes Gesprächdagegen wesentlich produktiver – ich„waaf“ eben „a weng“ schneller als ichschreibe.Ich habe mir aber ein Ziel gesetzt.Wenn das Pensionsalter nicht weitererhöht wird, ist FT 50 sowohlJubiläumskurs als auch für mich gleichzeitigmein Abschlusskurs. DiesenKurs, genau wie bei FT 20 mit 30 Studentenzu beginnen und mit 30Fleischereitechnikern abzuschließen,ohne Abstriche an die Anforderungen,für dieses Ziel nehme ich auch weiterhindie Computer-Tastatur in die Handund kämpfe.Thomas Eberle27