12.07.2015 Aufrufe

Zuflucht gesucht - den Tod gefunden

Zuflucht gesucht - den Tod gefunden

Zuflucht gesucht - den Tod gefunden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schlussbemerkung– Menschenwürde ist verletzbar –„Der <strong>Tod</strong> eines politischen Flüchtlings als letzter Weg in die Freiheit, die er ganzanders in diesem freiheitlichdemokratischen Rechtsstaat zu fin<strong>den</strong> hoffte, ermahntuns noch immer. Das Asylrecht ist Menschenrecht, für welches wir kämpfenmüssen“.Diese Mahnung formulierte der Flüchtlingsrat fünf Jahre nach <strong>den</strong> Ereignissendes Jahres 1983, das Jahr in dem Cemal K. Altun aus Angst vor der drohen<strong>den</strong>Auslieferung in <strong>den</strong> Verfolgerstaat Türkei in <strong>den</strong> <strong>Tod</strong> sprang.Im Jahr 1983 waren weitere <strong>Tod</strong>esfälle von Flüchtlingen zu beklagen, die sich angesichtsder drohen<strong>den</strong> Abschiebung das Leben nahmen. So waren schon bisEnde April 1983 vier Suizide von Asylbewerbern aus Ghana bzw. Äthiopien zuverzeichnen. In der Silvesternacht 1983/1984 kam es zu einem weiteren tragischenEreignis: Im Polizeigewahrsam in der Augustastrasse verbrannten sechsAsylbewerber, die rechtswidrig in der Berliner Abschiebehaft festgehaltenwur<strong>den</strong>.Zwanzig Jahre später gedachten am 30. August 2003 Menschenrechts- undFlüchtlingsorganisationen sowie antirassistische Gruppen im Rahmen einesbundesweiten Aktionstages gegen die Abschiebehaft derer, die auf derFlucht in die Bundesrepublik oder beim Versuch, sich der Abschiebung zu entziehen,zu <strong>Tod</strong>e kamen.Allein an einem 30. August starben nach Cemal Altun noch drei weitere Flüchtlinge- Kola Bankole/1994, Rachid Sbaai/1999, Althankou Dagwasoundel/2000.Am 30. August 2003 wurde der kongolesische Flüchtling Raphael Batoba imdritten Versuch (nach 11jährigem Aufenthalt in Deutschland) in das vomBürgerkrieg zerrüttete Herkunftsland abgeschoben. Somit bekam der Aktionstaggegen die Abschiebehaft eine Aktualität, die verdeutlicht, dass in <strong>den</strong> zwanzigJahren nach dem <strong>Tod</strong>e Cemal Altuns das Grundrecht auf Asyl, die Menschenrechtefür Flüchtlinge geschwächt und ausgehöhlt wur<strong>den</strong>.Das Ge<strong>den</strong>ken an Cemal Altun und an die anderen hier benannten und ungenanntenFlüchtlinge wird daher auch künftig mit dem Protest gegen Ausgrenzungund Diskriminierung von Flüchtlingen, gegen die Abschiebehaft als unverhältnismäßigeGrundrechtseinschränkung zu verbin<strong>den</strong> sein. Der Flüchtlingsrat Berlinunterstützt daher die Idee der regelmäßigen Durchführung von bundesweiten Aktionstagengegen die Abschiebehaft.Für <strong>den</strong> Flüchtlingsrat Berlin,Jens-Uwe ThomasBerlin, November 200338

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!