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Seite 8-Donnerstag, 12. April 2012 HS 15 -56. Jgg.<br />

HATTERSHEIM (ak) –Bei Sonnenschein ist ein<br />

Blick durch die von Prof. Jupp Jost (geboren 1920<br />

in Hattersheim, gestorben 1993) entworfene große<br />

Fensterfront des Saales des wiedererstandenen<br />

„Hauses der Begegnung“ in Königstein einganz besonderesErlebnis:<br />

„Das Musterder Fensterist ganz<br />

zart,und dieses Farbenspiel jetztwieder...also ganz<br />

toll! Dazu noch die Chopin-Musik, die meinVater<br />

so liebte, ichwar so beeindruckt,mir kamendieTränen“,<br />

erzählt Gudula Stein, die Tochter von Jupp<br />

Jost, diezur feierlichen Wiedereröffnung des originalgetreu<br />

renovierten Baudenkmales am 24. März<br />

eingeladen war.<br />

In den letztenJahren ist sie so etwaswie eine „Retterin“<br />

vieler Werke ihres Vaters geworden, sie<br />

forscht nach seiner KunstetwaimInternet und setzt<br />

sichfür dieErhaltung der Werkeein,sogut es in ihrer<br />

Macht steht.„Davon, dassdas ,Haus der Begegnung'inKönigstein<br />

abgerissenwerden sollte, hatte<br />

ich 2006 im Internet erfahren und mich sofort mit<br />

den entsprechenden StelleninVerbindung gesetzt –<br />

da hatte sich aber Gott seiDank schon eine Interessengemeinschaft<br />

in Königstein gegründet und Unterschriften<br />

für ein Bürgerbegehren zum Erhalt gesammelt.<br />

Ich habe dann noch an Bischof Kamphaus<br />

und an den Bürgermeistervon Königstein geschrieben“,<br />

erzählt sie. „Das Haus sollte abgerissen werden<br />

undeineneue Stadthalle sollte dortgebautwerden,<br />

das musste doch unbedingt verhindert werden!“<br />

Gudula Stein warals Kindmit ihrem Vatervielauf<br />

der großen Baustelle in Königstein,auf der damals<br />

der Gebäudekomplexals einPriesterseminar miteinem<br />

Gästehaus für die sogenannten „Speckpater“<br />

entstand. Sie erinnert sich, wie oft Jupp Jost mit<br />

dem Architekten Hans Busch über alle möglichen<br />

Dinge, auch Kleinigkeiten wie etwa Türgriffe und<br />

Lampen, diskutiert hat.„Mein Vaterwar Perfektionist,<br />

bei ihmmusste alleshundertprozentig zusammenpassen–und<br />

das sieht man auchheute wieder,<br />

es ist alles sogut gelungen.“Aneinen Besuch mit<br />

ihremVaterbeimdamaligen „Hausherrn“Prälat Dr.<br />

Kindermann kann sie sichnoch besonders gut erin-<br />

SanfteErneuerung großartiger Kunst<br />

Jupp Jost prägte mit seinen Arbeiten diekirchlichen und weltlichen Bauten einer ganzen Region<br />

GudulaStein mit einerAbbildungaus dem„Werkbericht“ desArchitektenHans Busch des im Original etwa20Meter hohen„Engels mit derPosaune“,<br />

mit demihr Vater Prof.Jupp Jost die Fassade des Königsteiner Hauses der Begegnungschmückte. (Foto: Kreusch)<br />

nern, diekleineGeschichte dazu über ihre damalige<br />

kindliche Angstvor fremden Männernund „vergiftetenPralinen“,<br />

die ihren Vaterund den Prälaten sicher<br />

amüsierte,hat sie in ihrem Buch „KleineSplitter“<br />

festgehalten.<br />

Bei der Renovierung des Hauses der Begegnung<br />

wurde sie immer wieder gefragt, wasimSinne ihres<br />

Vaters gewesen wäre und was nicht. Das große<br />

Haus wurde totalentkerntund allessollte möglichst<br />

originalgetreu wiederhergestellt werden. Als man<br />

sie fragte, ob diegelben Pastelltöne dortinGrautöne<br />

geändert werden könnten, konntesie zustimmen:<br />

„Mein Vater war so ein Graufreak, da wäre er bestimmt<br />

auch einverstanden gewesen“, sagt sie heute<br />

lachend dazu. „Damals habe ich noch gedacht, die<br />

kriegen das allesnie wieder so hin, wieesmal war“,<br />

wundertsie sich jetztnoch immer,„aber sogardiese<br />

ganz besondere,mit Rechteckenverschiedenfarbiger<br />

Acella,einer weichen, für die50er Jahre typi-<br />

In Hattersheim ist die Kunst vonJupp Jost noch<br />

an vielen Plätzen präsent, so auch ander katholischenKindertagesstätte.<br />

(Foto: Kreusch)<br />

schen PVC-Folie, plastisch bespannte Decke im<br />

großen Saal ist wieder genausomakellosund schön,<br />

wie sie früher war.“<br />

Die wunderschöne, 33Meter breite und fast zehn<br />

Meter hohe Glaswand des Gebäudes war lange Zeit<br />

zum großen Teil mitVorhängen verhangen oder gar<br />

mitBretternvernageltund kann, nun vondiesenbefreit,<br />

wieder ihren vollenZauber entfachen:Hierhatte<br />

man nach einem Entwurf von Jupp Jost tausende<br />

von pastellfarbenen Scheiben zu einem riesigen,<br />

leuchtenden Mosaik zusammengefügt, welchesnicht<br />

nurvon innen betrachtet,sondernauch schon vonaußen<br />

dem Haus der Begegnung eine ganz besondere<br />

Note gibt.„DerHimmel spiegelt sichinder riesigen<br />

Glasfront, das sieht großartig aus“, schwärmte Gudula<br />

Stein vonihrem ersten Eindruck vomfrisch restaurierten<br />

Haus der Begegnung in Königstein. Das<br />

riesige Sgraffito „Der Engel mitder Posaune“rechts<br />

neben der großen Fensterfront wurde ebenso wie sein<br />

Gegenpart „Der Engel mit der Fackel“ zueinem<br />

Wahrzeichen nicht nur für die Kunst der damaligen<br />

Zeit, sondern auch für die Stadt Königstein, er wird<br />

dortsogar auf Briefpapier verwendet.Als Symbolfür<br />

das Haus der Begegnung selbstwurde der Posaunenengel<br />

sogarvon einem Königsteiner Goldschmied zu<br />

einem versilberten Schlüsselanhänger verarbeitet,<br />

mit dessen Kauf man den Förderverein des Hauses<br />

der Begegnung bei seiner Erhaltung unterstützen<br />

kann. „Ein Ausflug nach Königstein lohnt sich jetzt<br />

noch mehr –man sollte sich dortnicht nurdie Burg<br />

und den Opel Zoo ansehen, sondern auch das Haus<br />

der Begegnung, es istinseiner mächtigenAusstrahlung<br />

der Burg sicher ebenbürtig“, ist Gudula Stein<br />

überzeugt. „Königstein hat sehr gut daran getan, es<br />

zu erhalten.“<br />

Jupp Jost hat nicht nur in Königstein denkmalschutzwürdige<br />

Kunstgeschaffen,erwar im ganzen<br />

BistumLimburg künstlerischsehr aktiv. „MeinVater<br />

hat so unglaublich viel gemacht in seinem Leben,<br />

ich weiß gar nicht, wie er das alles geschafft<br />

hat, die meistenWerkehat er eigenhändig fertig gestellt“,<br />

wundert sich Gudula Stein bei der Aufzählung<br />

von Arbeiten ihres Vaters. „Zum Beispiel im<br />

Westerwald gibt esinfast jeder Kirche eineArbeit<br />

von ihm.“ Besonders schöne Glasfenster von Jupp<br />

Jost kann man etwa auch in Eltville sehen, in der<br />

Hedwig-Kirche in Frankfurt Griesheim hatman extra<br />

ein „Haus im Haus“ gebaut, anstatt die Kirche<br />

mit ihrem von Jupp Jost entworfenen großartigen,<br />

ausdrucksstarken Altarbild abzureißen und neu zu<br />

bauen, um mehr Platz im Gemeindehauszubekommen.<br />

Auch hier hattesichGudulaStein sehrfür den<br />

Erhalt eingesetzt, auch hier ist das Ergebnis der<br />

„sanften“ Erneuerung wunderschön und stimmungsvoll<br />

geworden.<br />

Selbstverständlich hat Jupp Jost auch in Hattersheim<br />

vieles künstlerisch gestaltet, so zum Beispiel<br />

die Fenster der Friedhofskapelle, die Betonglasfenster<br />

imBarbara-Haus oder Sgraffiti an Hauswänden,<br />

wie etwa an der Katholischen Kindertagesstätte<br />

in der Schulstraße. Er wareinebekannte<br />

GrößeimHattersheimseiner Zeit,viele Hattersheimer<br />

ließen ihnauch ihre Privathäuser verschönern,<br />

etwa miteiner Arbeit vonihm über dem Kachelofen<br />

im Wohnzimmer des Bäckers Mohr oder mit dem<br />

Entwurf eines Schmiedes bei der Arbeit für die<br />

Hauswand der Schmiede-Familie Weber.Auch hier<br />

ist das eine oder andere schon unwiederbringlich<br />

verloren gegangen, sehr zum BedauernseinerTochter<br />

Gudula Stein: „In der Robinson-Schule gab es<br />

eine wunderbare Betonwand mit Edelsteinen von<br />

ihm –fort ist sie, einfach abgerissen!“ empört sie<br />

sich. Auch einige Grabsteine auf dem Hattersheimer<br />

Friedhof hat Jupp Jost gestaltet, dortkann man<br />

auch noch den Grabsteinihres Bruders bewundern,<br />

der alsKind verstarb. Hier hat Jupp Jost mit einem<br />

wunderbar farbigen Mosaik die Geschichte der<br />

„Auferweckung des Jüngling von Nain“ für seinen<br />

so früh gestorbenen Sohn festgehalten. Das Grab<br />

läuft nun baldab, GudulaStein hat den künstlerisch<br />

gestalteten Grabstein der Stadt Hattersheim geschenkt<br />

und hofft nun, er bleibt dem Friedhof an andererStelle<br />

alsBlickfang erhalten. „Die Alternative<br />

wäremeineigener Gartenals neuerStandortgewesen–aber<br />

auchandere sollenden Stein doch sehen<br />

können, meinVater hat sichbei der Gestaltung doch<br />

etwasgedacht!“<br />

So weltoffen der Künstler Jupp Jost war, war er<br />

doch als gläubiger Christ in der Bibel sehr belesen<br />

und wusste immer genau, was ermit seiner Kunst<br />

ausdrücken wollte. Vielleicht sind esdiese hinter<br />

seinen Kunstwerken stehendenGedanken, diesie –<br />

trotzoft einfacherLinien–sobesondersausdrucksstark<br />

machen und dieauch dem heutigen Betrachter<br />

seine Kunst noch so gut zugänglich werden lassen.<br />

Amtliche<br />

Bekanntmachungen<br />

der Stadt Hattersheim<br />

ÖFFENTLICHE<br />

BEKANNTMACHUNG<br />

NR. 15/I/2.1/2012<br />

DER STADT HATTERSHEIM<br />

AM MAIN<br />

Umlegung für das Gebiet „Rahmenplan Süd“<br />

in der Gemarkung Hattersheim<br />

Bekanntmachung des Zeitpunkts der Unanfechtbarkeit<br />

der 3. Vorwegnahme der Entscheidung<br />

gemäߧ76 Baugesetzbuch<br />

In der Umlegung im Gebiet „Rahmenplan Süd“ in<br />

der Gemarkung Hattersheimwirdnach §71Baugesetzbuch<br />

(BauGB) inder jeweils gültigen Fassung<br />

bekannt gemacht, dass die 3. Vorwegnahme der<br />

Entscheidung nach §76BauGB vom 06.03.2012<br />

am 04.04.2012 unanfechtbar geworden ist.<br />

Mit dem Zeitpunkt dieser Bekanntmachung wird<br />

der bisherige Rechtszustanddurch den in der 3. Vorwegnahme<br />

der Entscheidung vorgesehenen neuen<br />

Rechtszustand ersetzt. Die neuen Eigentümer werden<br />

hiermitinden Besitz der zugeteiltenGrundstücke<br />

oder Grundstücksteile eingewiesen (§ 72 Baugesetzbuch).<br />

Die Geldleistungen sind fällig.<br />

Belehrung überden<br />

Rechtsbehelf<br />

Gegen die Festsetzung<br />

des Zeitpunkts der Unanfechtbarkeit<br />

ist der Widerspruch<br />

zulässig. Erist<br />

innerhalb eines Monats<br />

seit der Bekanntmachung<br />

bei dem Magistrat der<br />

Stadt Hattersheim am<br />

Main als Umlegungsstelle,<br />

Rathausstraße 10,<br />

65795 Hattersheim am<br />

Main, schriftlichoder zur<br />

Niederschrift zu erheben.<br />

Hattersheim am Main,<br />

5. April 2012<br />

Der Magistrat<br />

gez: Karin Schnick<br />

Erste Stadträtin

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