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Licht ins Dunkel der Industrieflächen bringen

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LA 17 -83. Jgg. Donnerstag, 26. April 2012 -Seite 5<br />

Was ältere Leute erzählen<br />

„Aufgelesen“ vonDieterPress<br />

„Frauensterben“inItalien<br />

„Komm sofort! Frau gestorben!“ Solche o<strong>der</strong><br />

ähnliche Telegramme wurden Anfang <strong>der</strong><br />

1960er-JahreimFrühjahr einem Unternehmen<br />

in Bischofsheim von einigen bei ihm beschäftigtenitalienischenArbeitern<br />

innerhalb vondrei<br />

Wochen vorgelegt. Die Männer bekamen dann<br />

selbstverständlich Urlaub und dampften zur<br />

„Beerdigung“ in ihre Heimat ab. Als jedoch<br />

dann etwasspäter innerhalb einer Woche nicht<br />

weniger alsfünf solcherTelegramme an einem<br />

einzigen Tagaus einund <strong>der</strong>selben Ortschaftin<br />

Süditalien eintrafen, dawurde man doch stutzig.<br />

Dass so viele junge italienische Frauen<br />

plötzlichdas Zeitliche segnen würden, das war<br />

kaum vorstellbar! Entwe<strong>der</strong> hatten die schlauen<br />

Südlän<strong>der</strong> Heimwehnach ihren Frauen o<strong>der</strong> es<br />

warihnen das hiesige kalte Wetterauf dieNerven<br />

gegangen. Jedenfalls war anzunehmen,<br />

dass an <strong>der</strong> ganzen „Massensterberei“ überhaupt<br />

nichts dran war. Es stellte sich dannauch<br />

heraus, dass diehierbeschäftigtenItaliener ihre<br />

Frauen beauftragt hatten, solche Telegramme<br />

mit Todesnachrichten an sie abzusenden. –Ja,<br />

werdie Sehnsucht kennt!<br />

AlterEgerlän<strong>der</strong> erinnert sich<br />

Im Juni 1961 feierte <strong>der</strong> Bischofsheimer<br />

Handharmonika-Spielring sein25-jähriges Bestehen.<br />

Zum Festprogramm gehörte auch –wie<br />

damals üblich–ein Festzug durch die Ortsstraßen.<br />

EinalterEgerlän<strong>der</strong>, <strong>der</strong> miteiner Gruppe<br />

seiner Landsleute daran teilnahm, erinnertsich<br />

noch daran, dass plötzlich <strong>der</strong> Himmel seine<br />

Schleusen öffnete und ein Platzregen mit<br />

Sturmböen auf die Zugteilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer in <strong>der</strong> Frohnseestraße hernie<strong>der</strong><br />

prasselte. Viele stürmten weiter bis zum Festplatz,<br />

<strong>der</strong> festgebende HHS samt Musikzugund<br />

dievor ihmmarschierenden Egerlän<strong>der</strong> in ihren<br />

buntenTrachten zogen es vor, schleunigst in den<br />

Schutz<strong>der</strong> nächstliegendenHäuser zu flüchten.<br />

Den Egerlän<strong>der</strong>n, die sich pustend und schüttelnd<br />

unter einem kleinen Vordach von Hermann<br />

Astheimer zusammendrängten, erlebten<br />

eine nette Überraschung: Nicht nur dass die<br />

freundlichen Hausleutedie völlig durchnässten<br />

Gäste inHausflur und Küche baten und, daes<br />

weiterstürmte und regnete, in herzlicherArtund<br />

Weise einige Gläschen Wein anboten, beeindrucktedie<br />

Egerlän<strong>der</strong> sehr. Es habe nicht lange<br />

gedauert, da seien drei o<strong>der</strong> vier Flaschen geleertworden.Alssichdas<br />

Wetterberuhigthatte,<br />

habe man sich mit einem herzlichen Dankeschön<br />

für dieGastfreundlichkeitverabschiedet.<br />

Dann sei auch wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Musikzug aus den<br />

umliegenden Häusernaufgetaucht und bei bester<br />

Stimmung sei man stramm zum Festplatz<br />

marschiert. „Wirkliche nette Leute, diese Bischofsheimer!“,<br />

sei im Kreis<strong>der</strong> Egerlän<strong>der</strong> allenthalben<br />

zu hören gewesen.<br />

Englische Vorlesestunde<br />

BISCHOFSHEIM (pm) – In <strong>der</strong> Bücherei Bischofsheim<br />

findet am Freitag(27.), 15 Uhr, eine Vorlesestundeinenglischer<br />

Sprache statt.Stefanie MatthéwirdKin<strong>der</strong>nmit<br />

erstenEnglischkenntnissen das<br />

englische Kin<strong>der</strong>buch „Vesuvius Poovius“vorlesen.<br />

Es gibt eingroßes,sehr stinkiges Problemimalten<br />

Rom, niemand darfdarüber reden, aber alle können<br />

es riechen. Doch<strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong> Vesuvius Pooviushat<br />

bereits eine Idee, wie erdamit fertig werden kann.<br />

Im Anschlussandie Vorlesestunde wird noch zusammen<br />

gebastelt.<br />

Die englischeVorlesestunde in <strong>der</strong> Bücherei findet<br />

regelmäßigeinmal im Monat statt. Dabei wechseln<br />

sichStefanieMatthéund ChristinaThiel-Murtagh<br />

ab.<br />

Der Eintritt ist frei. Umtelefonische Voranmeldung<br />

in <strong>der</strong> Bücherei (06144/404–79) wird gebeten.<br />

VdK/AWO-Vormuttertagsfeier<br />

BISCHOFSHEIM (vb/bd) –DieVdK-Ortsgruppe<br />

und dieAWO Bischfosheim feiern geme<strong>ins</strong>am am<br />

Sonntag, 6. Mai, ihren mittlerweile bekannten Vor-<br />

Muttertags-Kaffeetreff. Alle Mütter und Frauen<br />

(auch die Männer) <strong>der</strong> beiden Ortsvereine sinddazu<br />

herzlichsteingeladen. Beginn ist um 15 Uhr im Bischofsheimer<br />

Bürgerhaus.Saalöffnung: 14 Uhr.Ein<br />

gemütlicher Nachmittag bei Kaffee, Kuchen und<br />

Musik erwarten alle. Nicht vergessen: „Bitte ein<br />

Kaffeegedeck mit<strong>bringen</strong>“.<br />

Raupengruppe in <strong>der</strong> Bücherei<br />

BISCHOFSHEIM (pm) –Die nächste Raupengruppenstunde<br />

findet am Freitag, dem 4. Mai, 15<br />

Uhr, in<strong>der</strong> Bücherei statt. Kin<strong>der</strong> zwischen fünf<br />

und sieben Jahren sind herzlich eingeladen einer<br />

spannenden Geschichte zu lauschenund zusammen<br />

zu basteln o<strong>der</strong> zu malen.<br />

DieVeranstaltung dauert eine Stunde und dieTeilnahme<br />

ist kostenlos. Umeine telefonische Voranmeldung<br />

(06144/40479) während <strong>der</strong> Öffnungszeiten<strong>der</strong><br />

Bücherei wird gebeten, da die Anzahl <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> auf zwölf begrenzt ist. Falls einangemeldetesKindverhin<strong>der</strong>tist,<br />

wird um rechtzeitige telefonische<br />

Abmeldung gebeten.<br />

Der „Eiserne Steg“ im Bischofsheimer Bahnhof<br />

BISCHOFSHEIM –Erneut regt sich Protest gegenden<br />

möglichenVerlusteineswichtigen historischen<br />

Objektes <strong>der</strong> Bischofsheimer Eisenbahngeschichte.<br />

Es ist <strong>der</strong> seit vielen Jahrzehnten, genauergesagt<br />

seit nunmehr 112 Jahren alscharakteristisches<br />

historisches Element <strong>der</strong> hiesigen Eisenbahnlandschaft<br />

bestehende „Eiserne Steg“, welcher<br />

den Güterbahnhofüberquertund <strong>der</strong> in seiner<br />

funktionalen Eigenschaft auch weiterhin benötigt<br />

wird.<br />

Der Stegentstand aus <strong>der</strong> Überlegung <strong>der</strong> damaligen<br />

„Großherzoglich Hessischen und Königlich<br />

Preußischen Eisenbahndirektion“ zuMainz gegen<br />

Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts im Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Erweiterung des an seiner Bedeutung zunehmenden<br />

Verschiebebahnhofs. Bis dahin gelangte<br />

man über den Bahnübergang in <strong>der</strong> Fortsetzung <strong>der</strong><br />

Bahnhofstraße schienengleich in gera<strong>der</strong> Liniezum<br />

Rüsselsheimer Wegjenseits des Bahnhofs.<br />

Die alte Wegeführung entsprach <strong>der</strong> historischen<br />

mittelalterlichen linksmainischen Verbindung von<br />

Frankfurt über Rüsselsheim und Bischofsheim bis<br />

zu dem gegenüber Kostheim liegenden linken<br />

Mainufer desdamals noch nicht existierenden Gustavsburg.<br />

Der alte Übergang stand jedoch den Erweiterungsmaßnahmen<br />

über die nunmehr umfangreichen<br />

Gleisanlagen im Wege.<br />

Ab 1900 begannen daherumfangreiche Bauarbeiten,<br />

die zueiner wesentlichen Vergrößerung des<br />

Verschiebebahnhofs, unter an<strong>der</strong>em in Richtung<br />

Westen, mit<strong>der</strong> Einrichtungdes sogenannten „Neuen<br />

Personenbahnhofs“ amheutigen Standort führten.<br />

Dort wurde zugleich auch mit dem Bau des<br />

„Rampens“begonnen, <strong>der</strong> dann zusammen mitdem<br />

Steg zwei von <strong>der</strong> Bahn unabhängige Überquerungen<br />

ermöglichte.<br />

Eine Bebauung des Geländes <strong>der</strong> nachmaligen<br />

„Böckler-Siedlung“stand damals jedoch noch nicht<br />

zur Debatte.Diese erfolgte erstin<strong>der</strong> Zeit des Dritten<br />

Reiches ab 1938. Bis dahin diente <strong>der</strong> Steg im<br />

Wesentlichen dem Zugang <strong>der</strong> Eisenbahner zuden<br />

Gleisanlagen des Güterbahnhofs am „Westende“<br />

und <strong>der</strong> kleinen, aus fünf Häusern bestehenden Eisenbahnersiedlung<br />

„Peking“ (im Volksmund erinnernd<br />

an den seinerzeitigen „Boxeraufstand“ in<br />

China),die ebenfalls um dieJahrhun<strong>der</strong>twendeentstand.<br />

Die künftige und heutige Böckler-Siedlung jenseits<br />

<strong>der</strong> Bahn warzunächstwohl hauptsächlich als<br />

eine Erweiterung des Ortes gedacht, für neu hinzugezogene<br />

Eisenbahner. Der im Bischofsheimer<br />

Sprachgebrauch etablierteName „Südtirol“für diesen<br />

Ortsteil resultiert aus <strong>der</strong> damaligen Uneinig-<br />

EinehistorischeBetrachtung vonGeorgBöhm<br />

Gleisplan <strong>der</strong>HessischenLudwigsbahn von1882, vor<strong>der</strong> Erweiterung desBahnhofs ab 1900, noch ohneSteg undWasserturm,mit <strong>der</strong>„Alten Station“<br />

und mit demalten Bahnübergang nach Rüsselsheim. (Archiv <strong>der</strong>Gemeinde Bischofsheim).<br />

keit zwischen Deutschland (Hitler) und Italien<br />

(Mussolini) um die künftige staatliche Zugehörigkeit<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Tiroler Landesteile nach<br />

dem AnschlussÖsterreichs an Deutschland im Jahre<br />

1938.<br />

Da <strong>der</strong> Ortsteil weit ab vom Ort lag und die Diskussionüber<br />

dieZugehörigkeitSüdtirolseinegroße<br />

Popularität entwickelte, kam es schnell (wie auch<br />

beian<strong>der</strong>enBischofsheimer Ortsteilen) zu dem bezeichnenden<br />

Eigennamen. In diesem historischen<br />

Truppentransporteim1.Weltkrieg (1914),mit noch freier Sicht auf das Mainvorland.<br />

(Foto: GeorgMangold,Slg.HGV)<br />

Zusammenhang erhielt dort die erste Straße den<br />

Namen „Tiroler Straße“ –esist die heutige „Rüsselsheimer<br />

Straße“. Über all' die Jahrzehnte hatte<br />

<strong>der</strong> Stegeinehohe Bedeutung sowohl alskurze Verbindung<br />

zum Ort, alsauch für die Bahn.<br />

Technische Fakten des Bauwerkes<br />

Der Steghat eine Längevon rund 110 Metern,eine<br />

Breite vonzweiMeternund eine Höhe von6,51<br />

Meter, wobei <strong>der</strong> Steg aus Anlass <strong>der</strong> Elektrifizierung<br />

im Jahre 1956 um 1,565 Meterauf seineheutige<br />

Höhe angehoben wurde.<br />

Diegenietete, dreifeldrige Stahlfachwerk-Kastenbrückeist<br />

an den Enden über je eine einläufigePodesttreppe<br />

erreichbar. Ein weiterer Treppenabgang<br />

zwischen nördlichem und mittlerem Feld dient nur<br />

betrieblichen Zwecken und wurde bislang von den<br />

Zugpersonalen zurAblösung durchgehen<strong>der</strong>Güterzüge<br />

genutzt,welche sichnunmehr,nach <strong>der</strong> Sperrung<br />

des Steges, an<strong>der</strong>e Zugangswege erschlossen<br />

haben. Die Brücke wurde schließlich inden 60er-<br />

Jahren durch eine neuere Stahlbetonbrückeüber die<br />

B43zur Dr.-Hans-Böckler-Siedlung hin verlängert.<br />

Resümee<br />

1997 wurde <strong>der</strong> Stegauf Initiative des HGVunter<br />

Denkmalschutz gestellt, nachdem sich das Projekt<br />

„Route<strong>der</strong> IndustriekulturRhein-Main“zuetablieren<br />

begann. Im Rahmen dieses Projektes bietet Bischofsheimeineheute<br />

umfangreiche, aus mehreren<br />

bahnspezifischen Bauwerken bestehende historische<br />

„Eisenbahnlandschaft“, wieWasserturm, Alte<br />

Station, Rundlokschuppen, Trafohaus. Sie wurden<br />

vom Landesamt für Denkmalpflege in die „Liste<br />

<strong>der</strong> unbeweglichen Kulturdenkmäler“ aufgenommen.<br />

Der Steg hat als Zeugnis <strong>der</strong> örtlichen Industriekultur<br />

das Bild Bischofsheims seit nunmehr 112<br />

Jahren geprägt und bisheute seineFunktionerfüllt.<br />

DenFunktionswert des Steges sollteman jedenfalls<br />

h<strong>ins</strong>ichtlich seiner Erhaltung als bedeutend ansehen.<br />

Denn vonden historischen Zeugen <strong>der</strong> von<strong>der</strong><br />

„mo<strong>der</strong>nen“Bahn nicht mehr benötigten baulichen<br />

AnlagenunseresBahnhofs haben wirdurch diverse<br />

Initiativen doch bereits einiges dauerhaft erhalten<br />

können: den „NeuenBahnhof“ mit dem Bahnhofssteg,<br />

ebenso das Trafohaus und <strong>der</strong>zeit den Rundlokschuppen.<br />

Auchdie „Alte Station“ wird wohl überleben. Warumsollte<br />

dies mitdem „Eisernen Steg“ nicht gelingen,<br />

zumalernach wievor benötigtwird. Diemöglichen<br />

Abrisskosten könnten auch als „Anschubfinanzierung“<br />

für eine Restaurierung betrachtet<br />

werden. Im Übrigen seibemerkt, dassdie letzte Instandsetzungsmaßnahme<br />

des Steges in den 80er-<br />

Jahren ebenfalls bei laufendem Betrieb im Vorschub<br />

durchgeführt worden ist. Also sollte nicht<br />

vorschnellnur <strong>der</strong>Abriss präferiert, son<strong>der</strong>nauch in<br />

diesem Falle die Chance einer Erhaltung nicht<br />

leichtfertig vertan werden.<br />

Quellenangabe: „Eisenbahnlandschaft Bischofsheim“,<br />

Dokumentation imAuftrag des Hessischen<br />

Landesamtes für Denkmalpflegedurch das Büro für<br />

Industriearchäologie Dipl.-Ing. Rolf Höhmann,<br />

Darmstadt 2003<br />

Aufnahme ausAnlass des Bahnhofsfestes„100 JahreNeuer Personenbahnhof“ mit Dampflok 52 4867<br />

<strong>der</strong> Historischen Eisenbahn Frankfurt/M am 1. Mai 2004. (Foto: GeorgBöhm)

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