Viel Spaß auf dem Stoppelmarkt - Vechtaer Stoppelmarktszeitung

15. August 2007 STOPPELMARKT IN VECHTA 17
Pseudoadel und Möchte-Gern-Blaublüter
Oder: Eine Studie über alle, die sich von Schnecken und Royals haben inspirieren lassen
Wirklich blaues Blut haben
Tintenfische, die meisten
Schnecken, Spinnen, Skorpione
und viele Krebse. Die Ursache:
Hämocyanin, ein blaues Kupferprotein,
das frei gelöst im Blut
zahlreicher Weichtiere und Gliederfüßer
den Sauerstoff transportiert.
Unterstellt blaues Blut haben
die Adeligen. „Sangre azul“
nannten die Spanier ihre Herrscher
einst, die aufgrund ihrer
Abstammung von den Westgoten
und Heiratsverbindungen
mit nordischen Adelshäusern,
ziemlich blass waren. Weil sie,
um dieses Schönheitsideal noch
zu verstärken, die Sonne mieden
wurde ihre Haut in manchen
Fällen so bleich, dass die blauen
Venen zum Vorschein kamen.
Weder Weichtiere noch edlen
Standes sind die Mitglieder einer
dritten, gerade im ländlichen
Raum sehr verbreiteten Gattung.
Sie sind Menschen, die von
den natürlichen Blaublütern
und den Royals wichtige Fähigkeiten
kopiert haben. Denn oft
fühlen sie sich ob ihres Familiennamens
zu höheren, gelegentlich
sogar zu politischen Aufgaben
berufen.
Nett und harmlos wirken sie,
wenn sie in der Vorberufungsphase
zum ersten Stimmungstest
übergehen. Ihr Ziel fest vor
Augen kriechen sie wie die nicht
artverwandten Schnecken los.
„Wir sind für die Region und ihren
Mittelstand. Wir sind für die
Familien und unsere Kinder“, ist
ihre Botschaft – auch an die in
dieser Phase sehr geschätzten
Medienvertreter.
Wer gegen die Region ist und
dem Mittelstand schaden will,
kann nicht kandidieren, denkt
verwundert, wer ruhig am Wegesrand
steht. Und wer Familien
mit Kindern nicht mag, sollte
das einfach für sich behalten
Wer sich aber zufällig auf
dem Weg befindet, hat Mühe,
sich ob der Spuren zähflüssiger,
organischer Absonderungen
aufrecht zu halten. Die brauchen
diese Menschen, um sich vor der
rauen Wirklichkeit des politischen
Unterbodens zu schützen.
Nur mit leeren Worthülsen lässt
Vorwärts: Weichtiere und Zweibeiner haben Gemeinsamkeiten. Denn auch mancher Mensch hinterlässt
im Vorwärtsgang eine Schleimspur, zieht sich im Falle der Bedrohung in sein Haus zurück und
mag wie die Schnecke Bier. Foto:Archiv
es sich hier vorankommen, hat
man ihnen vermutlich gesagt.
Wehe allerdings, wer diesen
Menschen, die anders als Schnecken
meist eindeutig männlichen
Geschlechts sind, nicht gefällt.
Stellt sich bei ihnen ein
leichtes Unbehagen ein, ziehen
sie sich in ihr Schneckenhäuschen
zurück, das – je älter sie
werden – an Stabilität gewinnt.
Nett und harmlos sind sie dann
nicht mehr. Denn von den echten
Adeligen haben sie gelernt,
was in Fällen von äußerer Bedrohung
zu tun ist: Anwälte einschalten
und auf keinen Fall mit
Journalisten reden.
Nun gut, an der Spitze aller
Möchte-Gern-Royals und Pseudo-Blaublüter
wird wohl für alle
Zeiten der vermutlich geisteskranke
Staatschefs Jean Bedel
Bokassa (1921 bis 1996; Zentral-
BLÄTTERWALD
„Unsere Unternehmen sind
das Rückrad der Gemeinde“ –
hieß es in einem Flyer der
Gemeinde Visbek, womit
aber keine Bremserfunktion
der Firmen gemeint war.
„Multifunktionale Sicherheitskräfte“
wurden in der
OV gesucht. Multifunktional
waren bisher nur technische
Geräte.
afrikanische Republik) stehen.
Der Mann hielt sich für den 13.
Apostel Christi und ließ sich
zum Kaiser krönen. Sogar Menschenfleisch
soll er gelegentlich
Für Papier
geht’s jetzt ins
Blaue!
gegessen und nach seinem Tod
17 Frauen und 50 bekannte Kinder
hinterlassen haben. Dagegen
sind die im Kreis Vechta bekannten
Fälle natürlich harmlos.
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