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KiP : Kids Participation in Research - AECC-Bio - Universität Wien

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<strong>KiP</strong> 2 : <strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> <strong>Research</strong>Forschen und Lernen <strong>in</strong> biologischen ForschungsprojektenAuf dem Weg zu e<strong>in</strong>er dauerhaften Partnerschaft von<strong>Bio</strong>-Wissenschaft und SchuleSPA/03-020/<strong>KiP</strong> 2Zwischenverwendungsnachweis des <strong>AECC</strong>-BIOfür Sparkl<strong>in</strong>g Science,Oktober 2011Österreichisches Kompetenzzentrum für Didaktik der <strong>Bio</strong>logieAustrian Competence Centre for Educational <strong>Research</strong> - <strong>Bio</strong>logy (<strong>AECC</strong>-BIO)Fakultät für Lebenswissenschaften, Universität <strong>Wien</strong>Porzellangasse 4/2, 1090 <strong>Wien</strong>http://aeccbio.univie.ac.at


Abbildung 1: Organigramm des Projektteams <strong>in</strong>kl. Partnerschulen (aus: Projektantrag <strong>KiP</strong> 2 )


Inhaltsverzeichnis1. EINLEITUNG ZUM ZWISCHENBERICHT KIP 2 ............................................................................. 12. ALLGEMEINE PROJEKTBESCHREIBUNG .................................................................................. 33. ZWISCHENBERICHT ÜBER DIE ERSTEN WISSENSCHAFTLICHEN ERGEBNISSE ............... 53.1. Aktueller Stand der Modellentwicklung für „authentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>g“ <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 .............. 63.2. <strong>KiP</strong>² als Forschungsfeld für die Entwicklung von Wissenschaftsverständnis ....................... 173.3. Summative Evaluation <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 - Exposé ................................................................................ 243.4. Fachdidaktisches „LehrerInnen-Wissen“ zu Inquiry Learn<strong>in</strong>g ............................................... 263.5. <strong>KiP</strong> 2 auf wissenschaftlichen Tagungen ................................................................................. 314. PARTIZIPATIVES FORSCHEN IN DEN BIO-KIPS ...................................................................... 444.1. SEA-<strong>KiP</strong> 2 ............................................................................................................................... 454.2. PALY-<strong>KiP</strong> 2 ............................................................................................................................. 504.3. NEURO-<strong>KiP</strong> 2 .......................................................................................................................... 534.4. Fachdidaktik-<strong>KiP</strong> (FD-<strong>KiP</strong>)..................................................................................................... 574.5. NAT-<strong>KiP</strong> 2 ................................................................................................................................ 644.6. Bericht über die Arbeitskonferenz der <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s am 20.06.2011 ........................................... 695. SONDIERUNG ERSTER IMPLEMENTIERUNGSSCHRITTE IN KIP² ......................................... 756. FINANZBERICHT ......................................................................................................................... 83ANHANG ............................................................................................................................................... 84


1. E<strong>in</strong>leitung zum Zwischenbericht <strong>KiP</strong> 2 Oktober 20111. EINLEITUNG ZUM ZWISCHENBERICHT KIP 2Das Projektteam und die Kooperationspartner von <strong>KiP</strong>² arbeiteten im Projektjahr 2010/11 an den dreizentralen, im Projektantrag festgelegten Zielen:1. Theorieentwicklung zum Problem Inquiry Learn<strong>in</strong>g an authentischen Lernorten mit demFokus: Wirkfaktoren der Lernumgebungen und Entwicklung der fachlichen undepistemologischen Diskurse von SchülerInnen.2. Partizipatives Forschen: WissenschaftlerInnen, LehrerInnen und SchülerInnen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>Forschung und Entwicklung e<strong>in</strong>gebunden. Die Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung erfolgt partizipativ.3. Modellentwicklung & schrittweise Implementierung mit dem Fokus: Analyse der sozialenRollendynamik, der Barrieren und Interventionsmuster durch prozessbegleitende Forschung.Aus der Abfolge der Zielsetzungen ergibt sich auch der Aufbau des hier vorgelegten Zwischenverwendungsnachweises:Nach e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Projektbeschreibung (Kapitel 2) beg<strong>in</strong>nen wir mit e<strong>in</strong>em Zwischenberichtüber die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse (Kapitel 3). Dabei unterstreichen wir zunächstbesonders die Entwicklung unseres wissenschaftlichen Rationals, denn die Aufarbeitung e<strong>in</strong>schlägigerLiteratur, die Reflexion von Rückmeldungen, die unsere Beiträge auf den wissenschaftlichenTagungen oder <strong>in</strong> Reviewverfahren erhielten, war e<strong>in</strong> erster Schwerpunkt <strong>in</strong> unsererwissenschaftlichen Arbeit. Ziel dieser Arbeit ist e<strong>in</strong>e bessere Fundierung unseresKooperationsmodells.Die wichtigsten Abstracts, Proposals und Exposés sollen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Inhalte, Methoden undErgebnisse unserer Publikationstätigkeit geben.Im zweiten Teil des Berichts beschreiben wir unser Kooperationsmodell aus der Perspektive desPartizipativen Forschens von SchülerInnen, WissenschaftlerInnen und LehrerInnen (Kapitel 4:Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s). Wir geben dazu e<strong>in</strong>e Übersicht über die weitgefächertenAktivitäten <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s, den eigentlichen Projekte<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>²: Die Texte wurden meist –unserem Aktionsforschungsansatz folgend - von LehrerInnen verfasst. Beschrieben werden vierfachthemenbezogene <strong>KiP</strong>s (Meeresbiologie, forensische Pollenkunde, Neurobiologie undNaturschutz) und e<strong>in</strong> biologiedidaktisches <strong>KiP</strong>.Im dritten Abschnitt berichten wir von den Ergebnissen unserer Sondierungen über ersteImplementierungsschritte (Kapitel 5). Basis für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Implementierung des <strong>KiP</strong>-Arbeitsmodells <strong>in</strong> den kooperierenden Systemen Universität/Wissenschaft undSchule/<strong>Bio</strong>logieunterricht ist e<strong>in</strong> tiefergehendes Verstehen des Modells (s. Kapitel 3) und derkomplexen Dynamik, die <strong>in</strong> unserem Aktivitätssystem <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s (s. Kapitel 4) entstehen. Dieersten Erfahrungen mit Versuchen zur Implementierung zeigen, das sei vorausgeschickt, dass wir –durchaus unerwartet - im Feld LehrerInnenbildung erfolgreich waren. Ebenso vielversprechend s<strong>in</strong>d1


1. E<strong>in</strong>leitung zum Zwischenbericht <strong>KiP</strong> 2 Oktober 2011weiche Formen der Implementierung, wie Vernetzung. Widerstand erfuhren wir immer dann, wenn wirzu nah an den strukturellen Kern der kooperierenden Institutionen herang<strong>in</strong>gen, zum Beispiel anWissenschaftsförderungsprogramme oder an Schulentwicklung.Der F<strong>in</strong>anzbericht schließt unseren Zwischenverwendungsnachweis ab.2


2. Allgeme<strong>in</strong>e Projektbeschreibung Oktober 20112. ALLGEMEINE PROJEKTBESCHREIBUNG<strong>KiP</strong> 2 * <strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> <strong>Research</strong> - Forschen und Lernen <strong>in</strong> biologischen Forschungsprojekten<strong>KiP</strong>² ist e<strong>in</strong> partizipatives, biologiedidaktisches Forschungsprojekt: SchülerInnen forschen mit WissenschaftlerInnenzu geme<strong>in</strong>samen biologischen und biologiedidaktischen Fragestellungen. ForschendesLernen - „Inquiry Learn<strong>in</strong>g“ - an authentischen Lernorten steht dabei im Mittelpunkt.Authentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 : Die <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>sDie <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s s<strong>in</strong>d eigenständige Kooperationse<strong>in</strong>heiten im Projekt: <strong>KiP</strong>² schafft an der Universität<strong>Wien</strong> für SchülerInnen und LehrerInnen authentische Lernumgebungen für die Ause<strong>in</strong>andersetzungmit naturwissenschaftlicher Forschung. WissenschaftlerInnen aus den Diszipl<strong>in</strong>en Pollenkunde(„CSI“), Meeresbiologie, Neurobiologie und Naturschutz laden Schulklassen <strong>in</strong> ihreForschungse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>. Es wird über e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>sam verhandelten Forschungsgegenstandgeforscht – z.B. über Organismen und extreme Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Tiefseeökosystemen(http://www.hydrothermalvent.com). Die geme<strong>in</strong>same Arbeit <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s ermöglicht auf der e<strong>in</strong>enSeite SchülerInnen und LehrerInnen den Erwerb epistemologischer Kompetenzen(„Wissenschaftsverständnis“) und authentische Forschungserfahrungen und geben auf der anderenSeite WissenschaftlerInnen Gelegenheit zur authentischen Science Communication.Die geme<strong>in</strong>same Forschungsarbeit <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s wurde bereits aufgenommen. Die Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emtiefseebiologischen Forschungsprojekt ermöglicht den SchülerInnen authentische Erfahrungen mitNaturwissenschaft: „Also es war schon mühsam, diese Tiere alle anzuschauen, zu sortieren, zuvermessen. Als wir die Daten ausgewertet haben, das hab ich schon <strong>in</strong>teressant gefunden. Ich habmich gefreut, als ich gesehen hab, wofür ich e<strong>in</strong> halbes Jahr gearbeitet hab. Und deswegen fand ichdie Ergebnisse schon sehr schön.“Das Lernen <strong>in</strong> der Lernumgebung für authentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>g wird aus Sicht der SchülerInnenwie folgt beschrieben: „Die Schüler haben praktisch frei gearbeitet und die Wissenschaftler<strong>in</strong> hat dannpraktisch irgendwie uns geholfen, was möglich ist und was nicht. Wir haben gearbeitet und wenn wirHilfe gebraucht haben, dann hat sie uns e<strong>in</strong> bisschen geleitet, aber dass wir doch selber arbeitenkonnten.“Partizipative, biologiedidaktische Forschung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2Parallel zur geme<strong>in</strong>samen Forschungsarbeit <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s werden aus biologiedidaktischer Sichtoffene Problemstellungen des Inquiry Learn<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> authentischen Lernumgebungen untersucht.Gefragt wird nach Bed<strong>in</strong>gungen der Lernwirksamkeit der Lernumgebung und Möglichkeiten derAnb<strong>in</strong>dung an den Unterricht. Übergeordnetes Ziel ist die evidenzbasierte Modellentwicklung fürInquiry Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> authentischen Lernumgebungen. Basis dafür ist e<strong>in</strong> im Pilotprojekt <strong>KiP</strong> („<strong>KiP</strong>-Pilot“http://aeccbio.univie.ac.at/kip) 2008-2010 entwickeltes und beforschtes Arbeitsmodell.Die Literatur zeigt, dass bei diesen biologiedidaktischen Fragestellungen herkömmlicheForschungsdesigns an ihre Grenzen stoßen. Die <strong>Bio</strong>logiedidaktikerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>² forschen daher3


2. Allgeme<strong>in</strong>e Projektbeschreibung Oktober 2011partizipativ mit SchülerInnen, LehrerInnen und <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen zu diesen Fragen. Dabeizeichnen sich bereits stabile Erkenntnisse über diese Lernumgebung ab: Die Verhandlungunterschiedlicher Sichtweisen von SchülerInnen und WissenschaftlerInnen stellt e<strong>in</strong>enentscheidenden Erfolgsfaktor von Forschungs-Bildungs-Kooperationen dar, der hilft Wissenschaft vonetwas Undurchschaubaren und Une<strong>in</strong>nehmbaren zu etwas Nachvollziehbaren und Verständlichen zuwandeln. Aber es gibt auch noch offene Problemstellungen des authentischen Inquiry Learn<strong>in</strong>gs: Der„knowledge-gap“ zwischen WissenschaftlerInnen und SchülerInnen führt zum Dilemma „Ownershipvs. Authenticity“, das das Lernen zugleich zu h<strong>in</strong>dern und zu fördern sche<strong>in</strong>t. Diese Problemstellungwurde von den beteiligten Akteuren <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> erkannt und fließt nun als Entwicklungs- undForschungsaufgabe <strong>in</strong> die die aktuelle Projektarbeit e<strong>in</strong>.Über Tagungsbeiträge, teilweise unter Beteiligung von SchülerInnen werden die wissenschaftlichenErgebnisse mit der Scientific Community diskutiert.Nachhaltige Verankerung des <strong>KiP</strong>-Arbeitsmodells für authentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>gIn der zweiten Projektphase wird begonnen das <strong>KiP</strong>-Arbeitsmodell für authentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>g<strong>in</strong> die Bildungslandschaft zu implementieren. Dazu vernetzt sich <strong>KiP</strong>² u.a. mit zwei PädagogischenHochschulen (Baden, Krems) und der <strong>Bio</strong>logielehramtsausbildung der Universität <strong>Wien</strong>: An diesenInstitutionen wird e<strong>in</strong> Projektpraktikum für Inquiry Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> authentischen Forschungse<strong>in</strong>richtungenangeboten. Erfahrene LehrerInnen und WissenschaftlerInnen aus <strong>KiP</strong>-Pilot, Studierende undSchülerInnen s<strong>in</strong>d dabei aktiv.<strong>KiP</strong>² kooperiert darüber h<strong>in</strong>aus mit dem europäischen Netzwerk für Inquiry Learn<strong>in</strong>g: PROFILES(Professional Reflection oriented Focus on Inquiry-based Learn<strong>in</strong>g and Education through Science;http://www.profiles-project.eu/cms_profiles/). PROFILES wird von bedeutsamen und erfahrenenInstitutionen im Bereich Science Education getragen. Forschendes Lernen <strong>in</strong> dennaturwissenschaftlichen Unterricht e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen ist das erklärte Ziel des EU Projekts. <strong>KiP</strong> 2 positioniert<strong>in</strong> diesem EU-Projekt das Konzept der <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s.4


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 20113. ZWISCHENBERICHT ÜBER DIE ERSTENWISSENSCHAFTLICHEN ERGEBNISSEEntsprechend der vier Forschungsfelder <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 (s. Projektantrag S. 2) wird <strong>in</strong> den folgenden Kapitelnder derzeitige Stand der Forschung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 dargestellt:Forschungsfeld 1: Formative Evaluation: Modellentwicklung für Forschungs-Bildungs-Kooperationen & Implementierung⇒ Kapitel 3.1 bietet e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den aktuellen Stand der Modellentwicklung und dasExposé zur summativen Evaluation f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Kapitel 3.3.Forschungsfeld 2: Fachdidaktische Lern- und Curriculumsforschung: Inquiry Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong>authentischen Lernumgebungen und Aufbau epistemologischer Kompetenzen⇒ In Kapitel 3.2 werden e<strong>in</strong>, diesem Forschungsfeld entsprechendes, Forschungsdesign underste wissenschaftliche Ergebnisse vorgestellt.Forschungsfeld 3: Partizipative, fachdidaktische Lernforschung: Untersuchung der Lernumgebungen⇒ Siehe dazu den Bericht über die Arbeit im FD-<strong>KiP</strong> <strong>in</strong> Kapitel 4.4.Forschungsfeld 4: Fachdidaktisches „LehrerInnen-Wissen“: Pedagogical Content Knowlegde –PCK zum Inquiry Learn<strong>in</strong>g⇒ E<strong>in</strong> Forschungsdesign zu diesem Forschungsschwerpunkt f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Kapitel 3.4.Wissenschaftliche Ergebnisse <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> wurden im letzten Jahr auf zahlreichen nationalen wie<strong>in</strong>ternationalen Tagungen präsentiert. E<strong>in</strong>e Aufstellung darüber und e<strong>in</strong>e Darstellung der Beiträgef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Kapitel 3.5.5


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 20113.1. Aktueller Stand der Modellentwicklung für „authentisches InquiryLearn<strong>in</strong>g“ <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2E<strong>in</strong>leitung<strong>KiP</strong> ist e<strong>in</strong> fachdidaktisches Forschung- und Entwicklungsprojekt, <strong>in</strong> dem die beteiligten SchülerInnen<strong>in</strong> zwei Aktionsfeldern mit WissenschaftlerInnen kooperieren: Mit <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emnaturwissenschaftlichen Forschungsparadigma und mit uns FachdidaktikerInnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emsozialwissenschaftlichen Forschungsparadigma.Im Herzstück von <strong>KiP</strong> steht die Kooperation von SchülerInnen mit <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen.<strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen laden SchülerInnen und deren LehrerInnen e<strong>in</strong>, mit ihnen geme<strong>in</strong>sam anihren aktuellen Forschungsfragen zu arbeiten. SchülerInnen sollen die Möglichkeit erhalten, <strong>in</strong> diesenKooperationen aktiv eigene Forschungszyklen im Forschungsfeld der Wissenschaftler durchzuführen.LehrerInnen und FachdidaktikerInnen moderieren diese Kooperation. Diese Kooperationen werdenzunächst unter E<strong>in</strong>bezug aller Akteure – SchülerInnen, <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen, LehrerInnen und unsFachdidaktikerInnen – entwickelt. So entstehen <strong>in</strong>dividuell gestaltete Kooperationen, die an dieBedürfnisse und Möglichkeiten der beteiligten Akteure angepasst s<strong>in</strong>d. Bis dato entstanden im Projekt<strong>KiP</strong> (bisherige Laufzeit: 3 Jahre) 13 solcher Kooperationen (= <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s), <strong>in</strong> denen fünf<strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen mit rund 270 SchülerInnen und ihren LehrerInnen geme<strong>in</strong>sam geforschthaben.Dieses Herzstück von <strong>KiP</strong> ist auf e<strong>in</strong>er Metaebene zugleich der Forschungsgegenstand für unsFachdidaktikerInnen. Diese Forschungs-Bildungs-Kooperationen stellen aus unserer Sicht e<strong>in</strong>espezielle Lernumgebung für Naturwissenschaftsvermittlung dar, die wir als „authentischesForschendes Lernen“ bezeichnen. Wir s<strong>in</strong>d daran <strong>in</strong>teressiert zu untersuchen, wie sich dieseLernumgebung auf das Lernen der SchülerInnen auswirkt. Das „Authentische“ an der Lernumgebungstellen der echte Wissenschaftler, se<strong>in</strong> aktuelles Forschungsfeld und das Labor, <strong>in</strong> das SchülerInnene<strong>in</strong>geladen werden, dar. „Forschendes Lernen“ ist der Fachausdruck für e<strong>in</strong>e Lernform, <strong>in</strong> derSchülerInnen sich Wissen selbstbestimmt über das Durchführen von Forschungszyklen aneignen unddarüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> forschungsmethodisches Verständnis entwickeln.E<strong>in</strong>e solche Lernumgebung verspricht vor dem H<strong>in</strong>tergrund aktueller fachdidaktischer Erkenntnisse imVergleich zum Schulunterricht e<strong>in</strong> realistischeres Bild über das Wesen von biologischer Forschung zuvermitteln und fördert die eigene Forschungskompetenz (z.B. Sadler et al 2010; Hsu et al. 2009).Diese Kompetenzen stellen e<strong>in</strong>en wichtigen Schritt auf dem Weg zur Scientific Literacy derSchülerInnen dar: Scientific Literacy als Bildungsziel zielt auf die Entwicklung vonverantwortungsvollen, kritik- und handlungsfähigen BürgerInnen <strong>in</strong> demokratischen Gesellschaften ab,die <strong>in</strong> hohem Maße von Wissenschaft und Technik bestimmt s<strong>in</strong>d (Bybee 1997).Auch auf der Ebene der fachdidaktischen Forschung kommt es zu Partizipation. Alle Projektakteure –<strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen, SchülerInnen und LehrerInnen – s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen, diese Lernumgebung unddas Wissen darüber weiter zu entwickeln. Die leitende Frage dabei ist, wie muss e<strong>in</strong>Kooperationsmodell zwischen <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen und SchülerInnen/LehrerInnen aussehen,6


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011damit der Gew<strong>in</strong>n für alle Beteiligten möglichst groß ist. Das Wissen zur Beantwortung dieser Frageentsteht <strong>in</strong> unterschiedlichen Diskursräumen, die wir im Projekt schaffen:• In regelmäßig stattf<strong>in</strong>denden Reflexionswerkstätten br<strong>in</strong>gen alle Akteursgruppen ihreProjekterfahrungen e<strong>in</strong>. Dadurch kristallisieren sich Brennpunkte im Projekt heraus, die dannweiter verfolgt werden können (s. z.B. den Bericht zur <strong>KiP</strong> 2 -Arbeitskonferenz <strong>in</strong> Kapitel 4.6).• Wir FachdidaktikerInnen s<strong>in</strong>d beständige BegleiterInnen aller Aktionen im Projekt und könnendurch diese <strong>in</strong>tensive Teilnahme im Feld Erfahrungen sammeln, die wir dann vor demH<strong>in</strong>tergrund von Fachliteratur reflektieren und auf e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>ere Ebene stellen können.Weiters führen wir Fallstudien durch, <strong>in</strong> denen wir uns e<strong>in</strong>zelne Kooperationsprozesse im Detailauf Grundlage von Audio-Mitschnitten ansehen, analysieren und so Erkenntnisse über dasLernen <strong>in</strong> dieser Lernumgebung generieren.• Aber nicht nur wir FachdidaktikerInnen beforschen mit den Regeln unserer Diszipl<strong>in</strong> dieseLernumgebung, auch <strong>in</strong>teressierte SchülerInnen werden e<strong>in</strong>geladen mit uns dieseLernumgebung zu beforschen. Wie auf der Ebene der <strong>Bio</strong>wissenschaft führen dieseSchülerInnen eigene Forschungsprojekte durch, <strong>in</strong> denen Sie eigenen Forschungsfragen rundum diese Lernumgebung nachgehen (s. auch den Bericht zur partizipativen, fachdidaktischenForschung im FD-<strong>KiP</strong> <strong>in</strong> Kapitel 4.4).• Es kommt auch zu klassischen Prä/Post-Erhebungen des Wissenschaftsverständnisses vonSchülerInnen vor und nach den Kooperationen mit den <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen, um so ihrLernen abbilden zu können (s. Kapitel 3.2).• Nach Abschluss der Arbeit <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s werden mit SchülerInnen Focusgruppen-Interviewsdurchgeführt, <strong>in</strong> denen sie aufgefordert werden, über das Projekt zu reflektieren; darüber, wasihnen daran gefallen hat und was nicht. Dies soll uns Auskunft geben darüber, welche Faktorender Lernumgebung für SchülerInnen welche Bedeutung h<strong>in</strong>sichtlich Motivation und Interessehaben.• In Sem<strong>in</strong>aren werden die beteiligten LehrerInnen von den FachdidaktikerInnen unterstützt, die<strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>-Kooperationen <strong>in</strong> ihr begleitendes Unterrichtscurriculum e<strong>in</strong>zubauen: Vorbereitung undNachbereitung der geme<strong>in</strong>samen Forschungsarbeit mit den <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen f<strong>in</strong>det imUnterricht statt und muss den Notwendigkeiten der Kooperation (z.B. Wissensvermittlung zubestimmten Fach<strong>in</strong>halten und zu naturwissenschaftlicher Forschungsmethodik) angepasst se<strong>in</strong>.Dazu entwickeln die LehrerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> entsprechende Curricular (s. auch dieLehrerInnenberichte zu den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s im Kapitel 4).• Im Zuge e<strong>in</strong>er summative Evaluation werden die Erfahrungen aller im Projekt Beteiligten amEnde des Projekts über Interviews erhoben (s. Kapitel 3.3).• etc.Große Herausforderung ist es, all das Wissen, das hier generiert wird, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gesamtverständnis vonauthentischem Forschendem Lernen zu <strong>in</strong>tegrieren. Dabei folgen wir dem Rational von Aktionsforschung(Whyte et al. 1989) und e<strong>in</strong>em pragmatischen Wissenschaftsverständnis: Erfahrungen überdie Problemstellung authentisches Forschendes Lernen werden im Tun gewonnen, reflektiert und zuvorläufigen Erkenntnissen verdichtet, um dann sogleich wieder im Feld angewandt zu werden. Das7


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011mehrmalige Durchlaufen dieses Zyklus – und dazu bietet uns Sparkl<strong>in</strong>g Science die Chance – führt zustabilen Erkenntnissen, die eng an der Wirklichkeit entwickelt wurden.Welche Erkenntnisse haben wir bis dato über diese Lernumgebung gew<strong>in</strong>nen können?Wissen über/Erfahrungen mit unserer Lernumgebung für authentisches InquiryLearn<strong>in</strong>g<strong>KiP</strong> ist mitten im Tun und Reflektieren, daher ist es schwierig zu diesem Zeitpunkt fertige und stabileErkenntnisse zu präsentieren. Jedoch können wir e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> aktuelle, thematische Diskursräumevon <strong>KiP</strong> bieten. Diese Diskursräume beschäftigen das Denken und Tun aller Beteiligten seitAnbeg<strong>in</strong>n von <strong>KiP</strong> und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen für uns zu Dreh- und Angelpunkten unserer Lernumgebung imSpeziellen und vielleicht auch von Forschungs-Bildungs-Kooperationen im Allgeme<strong>in</strong>en geworden.Hier e<strong>in</strong> Versuch den aktuellen Stand der beiden Diskurse mithilfe von Thesen zu formulieren:1. Das systematische E<strong>in</strong>beziehen unterschiedlicher Sichtweisen ist e<strong>in</strong>e fruchtbare Basis fürpartizipatives Lernen und partizipative Forschung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>.2. Der knowledge-gap zwischen WissenschaftlerInnen und SchülerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> führt zumDilemma Ownership vs. Authenticity, das das Lernen zugleich zu h<strong>in</strong>dern und zu fördernsche<strong>in</strong>t.Ad These 1: Das systematische E<strong>in</strong>beziehen unterschiedlicher Sichtweisen ist e<strong>in</strong>e fruchtbareBasis für partizipatives Lernen und partizipative Forschung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>.Was ist damit geme<strong>in</strong>t bzw. was sagt diese These aus?Wir haben uns <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> von Anbeg<strong>in</strong>n an ke<strong>in</strong>en Illusionen h<strong>in</strong>gegeben: In e<strong>in</strong>er Forschungs-Bildungs-Kooperation kommen Menschen zusammen, die sehr unterschiedliche Wissensbestände undEpistemologien mitbr<strong>in</strong>gen, was das Arbeiten an e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Vorhaben schwierig macht.Weiters wissen wir aus der fachdidaktischen Lernforschung, dass neues, fremdes Wissen nichte<strong>in</strong>fach so übernommen werden kann, sondern zunächst mit bestehendem Wissen <strong>in</strong> Beziehunggesetzt (Kattmann 2007) bzw. durch eigene Erfahrungen neu aufgebaut werden muss, sofern es nichtzu trägem, nutzlosen Wissen verkommen soll. Wollen wir also erreichen, dass SchülerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> dieSichtweise der <strong>Bio</strong>wissenschaft auf Naturphänomene kennenlernen und ihre Arbeitsweisen, zumBeispiel das Forschen, verstehen lernen, dann genügt es nicht, wenn ihnen die/der WissenschaftlerInihre/se<strong>in</strong>e Sichtweisen und Vorgehensweisen mitteilt oder vorzeigt. Es muss stattdessen e<strong>in</strong> Sett<strong>in</strong>ggeschaffen werden, <strong>in</strong> dem SchülerInnen aufgefordert s<strong>in</strong>d, ihre Sichtweisen aktiv e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, um <strong>in</strong>e<strong>in</strong>en lebendigen Diskurs „über unterschiedliche Interpretationen von Naturphänomenen und nichtmehr nur über richtige und falsche Antworten auf fachspezifische Fragen“ (Radits 2008, S. 21)e<strong>in</strong>zutreten.Ziel der fachdidaktischen Moderation war daher, SchülerInnen die Möglichkeit zu eröffnen, <strong>in</strong>nerhalbder Forschungsfelder der WissenschaftlerInnen eigene Forschungszyklen zu durchlaufen, um soeigene Erfahrungen mit dem Forschungsgegenstand der Wissenschaftler zu sammeln. Zum anderenwurden alle Projektbeteiligten aufgefordert, sich auf „gleicher Augenhöhe“ zu begegnen, um so –8


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011durchaus <strong>in</strong> Anlehnung an wissenschaftliche Disputpraxis – e<strong>in</strong>en möglichst offenen Austauschunterschiedlicher Sichtweisen zu ermöglichen und zu fördern.Wie kann dieses Lernen und geme<strong>in</strong>same Arbeiten aussehen, das unterschiedlicher Sichtweisenberücksichtigt? Dazu e<strong>in</strong> Beispiel aus e<strong>in</strong>er Fallanalyse e<strong>in</strong>es unserer <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s (Die gesamteFallstudie ist nachzulesen <strong>in</strong>: Heid<strong>in</strong>ger, Radits 2010): SchülerInnen e<strong>in</strong>er sechsten KlasseGymnasium <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> haben mit e<strong>in</strong>em Neurobiologen der Universität <strong>Wien</strong> zusammengearbeitet. DerWissenschaftler hat die SchülerInnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> aktuelles Forschungsfeld mitgenommen, <strong>in</strong> dem sich dieWissenschaftlerInnen unter anderen die Forschungsfrage stellen, nach welchen Kriterien die Sp<strong>in</strong>neCupienius Salei, die <strong>in</strong> tropischen Gebieten <strong>in</strong> Mittelamerika heimisch ist, e<strong>in</strong>en Baum aussucht. DerWissenschaftler hat die SchülerInnen im Zuge der Kooperation aufgefordert, e<strong>in</strong>e passendeVersuchsanordnung zur Beantwortung der Forschungsfrage zu f<strong>in</strong>den. Die SchülerInnen schlugendaraufh<strong>in</strong> vor, e<strong>in</strong>en Urwald, also e<strong>in</strong> natürliches <strong>Bio</strong>top, e<strong>in</strong>zurichten. Diese Versuchsumgebung stehtim krassen Gegensatz zur Versuchsanordnung, die die Wissenschaftler aktuell e<strong>in</strong>setzen, um dieForschungsfrage zu beantworten, nämlich e<strong>in</strong>e stark reduzierte Laborumgebung, mit lediglich zweischwarzen Pappbalken als Reizen, die Bäume repräsentieren. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>ernaturwissenschaftlichen Forschungslogik könnte man nun sagen, der Weg der SchülerInnen sei derfalsche: Ohne e<strong>in</strong>e starke Reduktion der Umweltreize kann ke<strong>in</strong>e gesicherte Aussage über dasVerhalten der Sp<strong>in</strong>ne gemacht weden. Das war anfänglich auch die Botschaft des Wissenschaftlers <strong>in</strong>diesem <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>. Doch die SchülerInnen waren hartnäckig und s<strong>in</strong>d nicht von ihrer Vorstellung e<strong>in</strong>ergeeigneten Versuchsumgebung weggerückt, was zur Folge hatte, dass diese beidenunterschiedlichen Sichtweisen über den Prozess h<strong>in</strong>weg heiß diskutiert wurden. Hier zwei Beispiel-Zitate von SchülerInnen aus dem Gesprächsprozess:• “Das Problem, das ich sehe, dass die Sp<strong>in</strong>ne weiß, dass das [die schwarzen Pappbalken]Bäume s<strong>in</strong>d. Woher können die Forscher das wissen?”• “Ich versteh‘s noch immer nicht. Die Sp<strong>in</strong>ne ist immer im Labor- woher weiß die dann: ‚Das [derschwarze Pappbalken] ist e<strong>in</strong> echter Baum‘ ?”Interessant ist nun, dass sich im Verlauf der geme<strong>in</strong>samen Arbeit herausgestellt hat, dass h<strong>in</strong>ter denbeiden konträren Konzepten für e<strong>in</strong> geeignetes Versuchsdesign zwei völlig unterschiedlicheKonzeptionen zum Organismus Sp<strong>in</strong>ne stehen. Während der Wissenschaftler von e<strong>in</strong>em Organismusausgeht, dessen Verhalten durch e<strong>in</strong> fixes, genetisch völlig determ<strong>in</strong>iertes Programm gesteuert wird,orientieren sich die SchülerInnen <strong>in</strong> ihrem Modell der Sp<strong>in</strong>ne an e<strong>in</strong>em denkenden, lernendenIndividuum, das aufgrund se<strong>in</strong>er Erfahrungen handelt. Es leuchtet ihnen daher nicht e<strong>in</strong>, wie dieWissenschaftlerInnen davon ausgehen können, dass die Sp<strong>in</strong>ne im Labor mit den Pappbalken sichgleich verhält wie <strong>in</strong> ihrer natürlichen Umgebung, mit echten Bäumen.Das ist nur e<strong>in</strong> Beispiel, wie im Zuge dieser Kooperation durch die Verhandlung unterschiedlicherSichtweisen der SchülerInnen und des Wissenschaftlers zugrundeliegende Konzepte, Theorien,Überlegungen aufgedeckt wurden und dadurch e<strong>in</strong> gegenseitiges Verstehen erst möglich wurde. Vorallem aber ist es wichtig zu betonen, dass der Wissenschaftler erst durch diese <strong>in</strong>tensiveAuse<strong>in</strong>andersetzung mit den SchülerInnen gezwungen war, all die nötigen H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>fos zu se<strong>in</strong>erForschung zu liefern, die zum Nachvollziehen se<strong>in</strong>er Arbeit notwendig waren. Im Zuge dessen wurdenebenso allgeme<strong>in</strong>e Aspekte von authentischer, naturwissenschaftlicher Forschung aufgedeckt.9


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Mit dieser Fallstudie konnten wir somit zeigen, dass das Aushandeln unterschiedlicher Sichtweisenzwischen WissenschaftlerInnen und SchülerInnen e<strong>in</strong>en wichtigen Lernfaktor <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> darstellt.Entscheidend dafür ist, dass für e<strong>in</strong> solches Aushandeln Raum geschaffen wird und SchülerInnen vonSeiten der LehrerInnen und FachdidaktikerInnen dabei unterstützt werden.Aber nicht nur die <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen werden <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> aufgefordert, sich mit der Denkwelt derSchülerInnen ause<strong>in</strong>ander zu setzen. Auch wir FachdidaktikerInnen s<strong>in</strong>d damit konfrontiert, wennSchülerInnen mit uns geme<strong>in</strong>sam diese Lernumgebung für authentisches Forschendes Lernenbeforschen. Auch dazu e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Beispiel aus unserer aktuellen Forschungsarbeit: WirFachdidaktikerInnen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> <strong>in</strong> unserer Forschungsarbeit daran <strong>in</strong>teressiert, dieFaktoren/Wirkvariablen dieser Lernumgebung zu identifizieren und auf deren Wirksamkeit h<strong>in</strong> zuuntersuchen. Unter anderem lassen sich vor dem H<strong>in</strong>tergrund der Fachliteratur folgende Faktorenidentifizieren: der Faktor „authentischer E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Science-<strong>in</strong>-the-mak<strong>in</strong>g“, der Faktor „ForschendesLernen“, der Faktor „Verhandlung unterschiedlicher Sichtweisen“, oder aber der Faktor „immensesWissen der <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen über naturwissenschaftliche Forschung“. In der geme<strong>in</strong>samenfachdidaktischen Forschungsarbeit mit SchülerInnen im FD-<strong>KiP</strong> s<strong>in</strong>d wir momentan damit konfrontiert,dass SchülerInnen diese Lernumgebung, die wir <strong>in</strong> so ausdifferenzierter Weise wahrnehmen, sehr vielreduzierter sehen. Für das ForscherInnenpaar im FD-<strong>KiP</strong> lassen sich die Kooperationserfahrungen mitden WissenschaftlerInnen <strong>in</strong> zwei Phasen e<strong>in</strong>teilen: Phasen von Frontalunterricht und Phasen desSelbertuns. Ersteres wird als demotivierend abgelehnt, letzteres wird h<strong>in</strong>sichtlich Motivation hochbewertet. So etwas ist für uns Entwickler zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Schock: E<strong>in</strong>e Lernumgebung, die füruns so vielfältig und reichhaltig ist, wird <strong>in</strong> zwei groben Kategorien abgehandelt. Aber wenn man denSchock überwunden hat, wird’s auch schon spannend. Wir s<strong>in</strong>d neugierig geworden, wieSchülerInnen zu dieser Sichtweise kommen. Aber wir beg<strong>in</strong>nen uns auch zu fragen, wie wir zuunserer Sichtweise auf das gleiche Phänomen gekommen s<strong>in</strong>d: Wie kommt es, dass wir dieBedeutung e<strong>in</strong>er echten Wissenschaftler<strong>in</strong> so groß e<strong>in</strong>schätzen und SchülerInnen diesem Faktor derLernumgebung ke<strong>in</strong>e Bedeutung zumessen? Wie kommt es, dass wir e<strong>in</strong> Gespräch zwischenSchülerInnen und e<strong>in</strong>er Wissenschaftler<strong>in</strong> als spannende Ause<strong>in</strong>andersetzung über unterschiedlicheSichtweisen zur Auff<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er Forschungsfrage wahrnehmen und die SchülerInnen dasselbeGespräch als „Frontalunterricht“ wahrnehmen? Und was bedeutet der Blick der SchülerInnen aufdiese Lernumgebung für ihr Lernen dar<strong>in</strong>?Es gibt auf diese Fragen bis dato noch ke<strong>in</strong>e Antworten, aber dieser kurze E<strong>in</strong>blick gibt uns dieMöglichkeit auf e<strong>in</strong>er methodischen Ebene unseren Zugang zur partizipativen, fachdidaktischenForschungsarbeit aufzuzeigen, der wiederum stark auf den E<strong>in</strong>bezug von unterschiedlichenSichtweisen baut:Aus der Fachliteratur zu partizipativer Forschung wissen wir, dass K<strong>in</strong>der und JugendlicheProblemstellungen aus anderen Blickw<strong>in</strong>keln betrachten als Erwachsene und davon ausgehendFragen stellen, die Erwachsene als „outsider“ der Jugendkultur, wahrsche<strong>in</strong>lich nie stellen würden(Kellet 2005). Wir f<strong>in</strong>den diese Befunde <strong>in</strong> unserer eigenen, partizipativen Forschungsarbeit mitSchülerInnen bestätigt und beg<strong>in</strong>nen zu verstehen, wie die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der uns fremdenSichtweise unsere eigene Sichtweise auf den Forschungsgegenstand vertiefen hilft. Ähnlich wie im10


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011vorh<strong>in</strong> geschilderten <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>-Fall rund um die Sp<strong>in</strong>ne regt uns die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit unserenCo-ForscherInnen zunächst e<strong>in</strong>mal dazu an, unsere Sichtweisen zu verteidigen, aufzuzeigen, was anzugrundeliegenden Theorien h<strong>in</strong>ter unseren Konzepten steckt und gleichzeitig hoffen wir aber, dasswir die Sichtweisen der SchülerInnen vor dem H<strong>in</strong>tergrund ihrer zugrundeliegenden Theorienverstehen lernen. Wir wollen aber anschließend noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter gehen und im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>ertransdiszipl<strong>in</strong>ären Forschungshaltung, zu e<strong>in</strong>em Verständnis unseres Forschungsgegenstandkommen, bei dem alle „theoretischen Sehhilfen“ (Slunecko 2008) genutzt wurden, die zu e<strong>in</strong>emvertieften Verständnis beitragen. Der Blick der SchülerInnen auf unsere Lernumgebung stellt e<strong>in</strong>ebedeutende „theoretische Sehhilfe“ dar. Die Beschreibung unserer Lernumgebung ohne E<strong>in</strong>bezug derSichtweise der dar<strong>in</strong> Lernenden bleibt unserer Überzeugung nach mangelhaft, schon alle<strong>in</strong> aus demGrund, dass zu erwarten ist, dass das Verständnis der SchülerInnen von dieser Lernumgebung sichbedeutend auf ihr Lernen dar<strong>in</strong> auswirkt. Der E<strong>in</strong>bezug der Sichtweise der SchülerInnen <strong>in</strong> unsereTheoriebildung hilft demnach e<strong>in</strong>e gegenstandsadäquate Theorie über unsere Lernumgebung zuentwickeln.Die Erkenntnisse <strong>in</strong> diesem Diskursraum von <strong>KiP</strong> können abschließend folgendermaßen noch e<strong>in</strong>malzusammengefasst werden:• Der Fokus auf unterschiedliche Sichtweisen von SchülerInnen und WissenschaftlerInnen <strong>in</strong>Forschungs-Bildungs-Kooperationen hilft Wissenschaft von etwas Undurchschaubaren undUne<strong>in</strong>nehmbaren zu etwas Nachvollziehbaren und Verständlichen zu wandeln.• Der E<strong>in</strong>bezug unterschiedlicher Sichtweisen <strong>in</strong> der partizipativen, fachdidaktischen Forschungstellt e<strong>in</strong>e Chance dar, zu e<strong>in</strong>em vertieften Verständnis auf den eigenen Forschungsgegenstandund zu e<strong>in</strong>er gegenstandsadäquaten Theorie zu gelangen.Ad These 2: Der knowledge-gap zwischen WissenschaftlerInnen und SchülerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> führtzum Dilemma Ownership vs. Authenticity, das das Lernen zugleich zu h<strong>in</strong>dern und zu fördernsche<strong>in</strong>t.Die These ist eng mit dem Wesen von Inquiry Learn<strong>in</strong>g verbunden: E<strong>in</strong>en Forschungszyklus von derForschungsfrage bis zur Diskussion der Ergebnisse zu durchlaufen erfordert e<strong>in</strong> konsequentesVerfolgen des eigenen Erkenntnisweges. Dies wiederum setzt voraus, dass man „Herr über se<strong>in</strong>Forschungsgebiet ist“, dass man z.B. über genügend Wissen über den Forschungsgegenstandverfügt, um e<strong>in</strong>e Frage zu stellen, an deren Untersuchung man <strong>in</strong>teressiert ist und derenUntersuchung sich im Bereich der eigenen Möglichkeiten bef<strong>in</strong>det. Weiters bee<strong>in</strong>flusst das Wissen,das man über den Forschungsgegenstand hat, die Auswahl des Forschungsdesigns und dieInterpretation der Versuchsergebnisse. Über das Durchlaufen e<strong>in</strong>es Forschungszyklus wird dasWissen über den Forschungsgegenstand ausgebaut und nebenbei erwirbt man Forschungs-Know-How, kurz gesagt, man lernt über das Verfolgen von Forschungszyklen, das gilt nicht nur fürSchülerInnen, sondern auch für WissenschaftlerInnen. Deswegen ist der Faktor Inquiry Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong><strong>KiP</strong> zentral. Es ist uns wichtig, dass SchülerInnen selbst forschen und nicht etwa „nur“ denWissenschaftlerInnen zusehen und zuhören oder lediglich bei e<strong>in</strong>em Schritt des Forschungszyklus –z.B. der Datenerhebung – behilflich s<strong>in</strong>d. Aus der fachdidaktischen Literatur wissen wir, dass11


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011SchülerInnen nur dann <strong>in</strong> Forschungs-Bildungs-Kooperationen über das Wesen derNaturwissenschaft lernen, wenn sie <strong>in</strong> epistemologisch anspruchsvollen Tätigkeiten – wie dem Entwickelnvon Forschungsfragen und von Versuchsdesigns, dem Interpretieren von Versuchsergebnissen,etc. – e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d (Sadler 2010).Das Problem/Dilemma, das sich für uns auf Basis unserer Erfahrungen mit den unterschiedlichsten<strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s herauskristallisiert, ist nun Folgendes: Wir fordern SchülerInnen auf, im Forschungsfeld derWissenschaftlerInnen und unter Anleitung der WissenschaftlerInnen selbstständig zu forschen,allerd<strong>in</strong>gs fehlt ihnen dazu die passende, sprich „wissenschaftlich adäquate“ Wissensbasis. Entwederlässt man SchülerInnen nach e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>s Themengebiet des Wissenschaftlers freieHand beim Forschen – dann hätten die SchülerInnen im oben erwähnten Fall tatsächlich e<strong>in</strong> <strong>Bio</strong>tope<strong>in</strong>gerichtet und ihr Forschungsvorhaben weit entfernt vom Zugang des Wissenschaftlers verfolgt –oder der/die WissenschaftlerIn drängt sie, se<strong>in</strong>en oder ihren Weg zu verfolgen, der dann allerd<strong>in</strong>gs nurmehr stark angeleitet und nicht mehr entsprechend der Idee des Forschenden Lernensselbstgesteuert erfolgen kann. Vorteil der letzteren Zugangsweise ist aus unserer fachdidaktischenSichtweise, dass SchülerInnen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> echte Forschung erhalten, erfahren wie Wissenschaftler-Innen <strong>in</strong> ihren komplexen Forschungsfeldern zu Erkenntnis kommen, wie sie über ihre Forschungsgegenständedenken und wie sie dementsprechend ihre methodische Herangehensweise wählen.Nachteil ist, dass SchülerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> oft beklagen, zu wenig Freiheit zu haben, ihren eigenenErkenntniswegen zu folgen. Es sei zu viel vorgegeben und sie hätten nur e<strong>in</strong>en sehr beschränktenHandlungsspielraum. Hay und Barab (2001) formulieren das hier vorliegende Dilemma wie folgt:„[…]ownership and authenticity can be conceived as tensions <strong>in</strong> that as authenticity <strong>in</strong>creasesowership decreases“ (S. 315).Die Auswirkungen dieses Dilemmas auf das Lernen <strong>in</strong> der Lernumgebung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> zeigen sich jedochnicht e<strong>in</strong>heitlich und führen uns zur momentanen These, dass das Dilemma zwischen „Ownership &Authenticity“ Lernen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> sowohl h<strong>in</strong>dern als auch fördern kann:Den gesammelten Daten aus den unterschiedlichen Diskursräumen von <strong>KiP</strong> ist zu entnehmen, dasssich SchülerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> <strong>in</strong> manchen Fällen frustriert darüber zeigen, dass sie „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en sobeschränkten Raum kommen“ und dort nichts wirklich Eigenes leisten können. In anderen <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s, <strong>in</strong>denen sich SchülerInnen eher auf den von der/dem WissenschaftlerIn vorgegebenen Wege<strong>in</strong>gelassen haben, äußerten die SchülerInnen bei der abschließenden Reflexionen ebenfallsFrustration und zwar über die Tatsache, dass sie bei ihrer Forschungsarbeit zu wenig konkretangeleitet wurden. Wenn man sich vor Augen hält, dass wir von den SchülerInnen verlangen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emAktivitätssystem zu handeln, das neu für sie ist, ist es nur allzu verständlich, dass sie konkreteUnterstützung und Anleitung vom Wissenschaftler fordern.Im ersteren Fall sche<strong>in</strong>t die erlebte Autonomie und im zweiten Fall die erlebte Kompetenz imLernprozess unzureichend gewährleistet zu se<strong>in</strong>. Diese beiden Determ<strong>in</strong>anten der Motivation werdenneben anderen als Voraussetzung für e<strong>in</strong>e vertiefte Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Lerngegenständengesehen (Blumenfeld et al. 2006) und es ist daher anzunehmen, dass dies das Lernen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> negativbee<strong>in</strong>flusst.12


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Zieht man andere Datensätze aus <strong>KiP</strong> heran, zeigt sich, dass der Konflikt zwischen „Ownership &Authenticity“ durchaus e<strong>in</strong>e ambivalente Wirkung auf das Lernen haben kann. Wir verfügen auch überH<strong>in</strong>weise, dass der Konflikt Lernen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> auch fördern kann:In e<strong>in</strong>igen <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s hat gerade diese Spannung zwischen dem Wunsch nach „Ownership über dasForschungshandeln“ und dem Anspruch nach „wissenschaftlicher Authentizität“ zu <strong>in</strong>tensivenDiskussionen über den Forschungsgegenstand und die Forschungsmethodik zwischen SchülerInnenund Wissenschaftler geführt. Auf diese Weise kommt es – wie im oben erwähnten Fall belegt werdenkonnte – zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Verhandlung unterschiedlicher Weltsichten und epistemologischerZugänge, im Zuge dessen das Wesen des naturwissenschaftlichen Zugangs <strong>in</strong>tensiv und nahe an derVorstellungswelt der SchülerInnen erörtert wird. Basierend auf fachdidaktischen Theorien über dasLernen, die auf e<strong>in</strong>em konstruktivistischen Verständnis von Lernen fußen, ist e<strong>in</strong>e solcheLernumgebung für das Lernen der SchülerInnen förderlich (Kattmann 2007).Auch der Rückgriff auf die fachdidaktische Literatur verhilft uns hier nicht zu e<strong>in</strong>er Lösung desProblems, bestätigt jedoch, dass es sich hier um e<strong>in</strong> noch ungelöstes Problem authentischerLernumgebungen für Inquiry Learn<strong>in</strong>g handelt. Lee und Songer (2003) z.B. streichen <strong>in</strong> ihrer Studiezunächst die Vorteile e<strong>in</strong>es authentischen Zugangs zum naturwissenschaftlichen Lernen hervor,müssen dann jedoch feststellen, dass das fehlende Wissen der SchülerInnen es diesen nichtermöglicht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lernumgebung mit komplexen, realen Forschungsfragen etwas „wissenschaftlichAdäquates“ über den Forschungsgegenstand zu lernen. Die Autoren folgern daraus, dass InquiryLearn<strong>in</strong>g nur bei e<strong>in</strong>fachen Forschungsgegenständen möglich ist, bei denen das Wissen derSchülerInnen über den Forschungsgegenstand ausreicht, um selbstgesteuert e<strong>in</strong>en Forschungszykluszu durchlaufen und zu Wissen über den Forschungsgegenstand zu gelangen. Damit jedoch muss derwertvolle Anspruch, SchülerInnen <strong>in</strong> authentischen Forschungsfeldern arbeiten zu lassen, aufgegebenwerden. Lernumgebungen, die zwar auf Authentizität bauen, jedoch nicht den Faktor Inquiry Learn<strong>in</strong>gaufweisen (<strong>in</strong> denen z.B. SchülerInnen WissenschaftlerInnen bei ihrer Arbeit zusehen und begleiten)zeigen, wie Sadler (2010) und Hsu et al. (2009) berichten, dass den SchülerInnen dar<strong>in</strong> wichtigeAspekte des Wesens von Naturwissenschaften verborgen bleiben.Wie gehen wir <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> mit diesem Spannungsfeld um?Diese eben beschriebene Problemstellung wurde nach der ersten Projektphase von vielen derbeteiligten Akteure <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> erkannt und <strong>in</strong> ihren unterschiedlichen Facetten diskutiert und ist alsEntwicklungsaufgabe <strong>in</strong> die Projektfortsetzung e<strong>in</strong>geflossen. Wir haben uns nun aktiver darangemacht, diesem Spannungsfeld <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s mit unterschiedlichen methodischen Umsetzungender Lernumgebung zu begegnen. Im Grunde lassen sich die drei <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s – SEA-<strong>KiP</strong> 2 , NEURO-<strong>KiP</strong> 2und PALY-<strong>KiP</strong> 2 – als drei unterschiedliche Modelle für authentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>g beschreiben, diedie beiden Faktoren der Lernumgebung „Ownership“ und „Authentizität“ jeweils unterschiedlichgewichten:1. SEA-<strong>KiP</strong> 2 : In diesem <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong> wird versucht, beiden Faktoren e<strong>in</strong>e große Bedeutung zu geben.D.h. es wird nicht akzeptiert, dass es sich bei den beiden Faktoren um e<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>uum handelt,wo e<strong>in</strong> größeres Gewicht auf e<strong>in</strong>em Faktor automatisch dazu führt, dass der andere Faktor13


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011untergeordnete Bedeutung <strong>in</strong> der Lernumgebung erfährt. Dies soll durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivefachliche E<strong>in</strong>führung zu Beg<strong>in</strong>n der Kooperation ermöglicht werden, die darauf abzielt, denknowledge-gap zwischen WissenschaftlerInnen und SchülerInnen zu verr<strong>in</strong>gern: In SEA-<strong>KiP</strong> 2war es die Idee der Wissenschaftler<strong>in</strong> den SchülerInnen vor der Kooperation mit dem fremdenThemengebiet der Tiefseebiologie vertraut zu machen. Im SEA-<strong>KiP</strong>1 aus <strong>KiP</strong>-Pilot ist dieWissenschaftler<strong>in</strong> noch davon ausgegangen, dass die SchülerInnen mit ihrem vorhandenenWissen fähig s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Forschungsfrage nahe an ihrem Forschungsgebiet zu verfolgen. Diesführte u.a. dazu, dass mehr als die Hälfte der Projektzeit mit dem Auff<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>erwissenschaftlichen Forschungsfrage verbracht wurde. Um diesen Prozess zu beschleunigen,erhielten die SchülerInnen diesmal e<strong>in</strong>en erweiterten, fachlichen Input zu Beg<strong>in</strong>n des Projekts:drei Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zur Tiefsee, die von e<strong>in</strong>er Diplomand<strong>in</strong> der Wissenschaftler<strong>in</strong>vorbereitet und vom Lehrer im SEA-<strong>KiP</strong> 2 durchgeführt wurden. Dies sollte die SchülerInnenschneller auf e<strong>in</strong> Niveau br<strong>in</strong>gen, auf dem sie selbstbestimmt e<strong>in</strong>e wissenschaftlicheForschungsfrage entwickeln und verfolgen können. Wie auch <strong>in</strong> SEA-<strong>KiP</strong>1 war es beim SEA-<strong>KiP</strong> 2 der Anspruch der Wissenschaftler<strong>in</strong> und des Lehrers, dass die SchülerInnen nach denRegeln ihrer Forschungsdiszipl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e authentische, wissenschaftliche Forschungsarbeitverfolgen. Dies ist ihnen auch gelungen, wenn man bedenkt, dass die SchülerInnen e<strong>in</strong>Forschungsdesign wählten und ausführten, das vergleichbar mit bereits publizierten Arbeitenist (s. SEA-<strong>KiP</strong> 2 -Beschreibung im Kapitel 4.1).2. Im PALY-<strong>KiP</strong> 2 kommt es zu e<strong>in</strong>er starken Aufwertung des Faktors „Ownership“ der die„Authentizität“ schmälert: Es war im PALY-<strong>KiP</strong> 2 erklärtes Ziel der beteiligten Lehrer<strong>in</strong>, ihrenSchülerInnen e<strong>in</strong>en Forschungszyklus selbstgesteuert durchlaufen zu lassen. DieSchülerInnen sollten – nach e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Themengebiet derWissenschaftler<strong>in</strong> – eigene Forschungs<strong>in</strong>teressen entwickeln und diese mit Unterstützung derWissenschaftler<strong>in</strong> und unter E<strong>in</strong>satz des wissenschaftlichen Equipments der Wissenschaftler<strong>in</strong>verfolgen (s. PALY-<strong>KiP</strong> 2 -Beschreibung im Kapitel 4.2). Wichtig ist <strong>in</strong> diesem <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>, dass dieForschungs<strong>in</strong>teressen nahe an der Sichtweise der SchülerInnen auf denForschungsgegenstand „Pollen“ und das Forschungsfeld der Pollenanalyse entwickelt werden.Weniger wichtig ist, ob die Forschungsarbeiten der SchülerInnen im Forschungsfeld derWissenschaftler<strong>in</strong> Bestand hätten. Dennoch kommen über das Mentor<strong>in</strong>g durch dieWissenschaftler<strong>in</strong> und über den E<strong>in</strong>satz von echten, wissenschaftlichen Geräten authentischeAspekte der Palynologie <strong>in</strong>s Spiel, die SchülerInnen ermöglichen, e<strong>in</strong>en authentischen E<strong>in</strong>blick<strong>in</strong> das Wesen von naturwissenschaftlicher Forschungsmethodik zu erhalten.3. Im NEURO-<strong>KiP</strong> 2 verhält es sich gerade umgekehrt: Der Faktor „Ownership“ wird zugunsten der„Authentizität“ abgewertet: Die SchülerInnen haben auch hier e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive fachlicheE<strong>in</strong>arbeitung über das Erstellen von Portfolios über das Forschungstier des Wissenschaftlers(Sp<strong>in</strong>ne) h<strong>in</strong>ter sich und stehen nun kurz vor der geme<strong>in</strong>samen Forschungsarbeit mit demWissenschaftler (s. NEURO-<strong>KiP</strong> 2 -Beschreibung im Kapitel 4.3). Geplant ist, dass sich dieSchülerInnen an e<strong>in</strong>em aktuellen Experiment des Wissenschaftlers beteiligen, <strong>in</strong>dem sie imLabor Daten sammeln. Herausforderung <strong>in</strong> diesem <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong> ist es, SchülerInnen gedanklichauch <strong>in</strong> die anderen Stationen des Forschungszyklus rund um das konkrete Experiment zu14


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011<strong>in</strong>volvieren. Dies soll durch die, die Datenerhebung begleitende, <strong>in</strong>tensive Erarbeitung derGrundlagen des Experiments mit dem Wissenschaftler erzielt werden. SchülerInnen sollendadurch e<strong>in</strong> über das Experiment h<strong>in</strong>aus gehendes, vertieftes Verständnis vom Wesen vonnaturwissenschaftlichen Experimenten erlangen.Auf der Ebene der fachdidaktischen Forschung bietet uns die Umsetzung dieser unterschiedlichenmethodischen Zugänge mehr über das Dilemma „Ownership vs. Authenticity“ <strong>in</strong> unsererLernumgebung <strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen. Bei allen drei <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Prä/Post-Untersuchung das Wissenschaftsverständnis erhoben und bei allen wird am Ende der <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s dieMotivation der SchülerInnen <strong>in</strong> Focusgruppen-Interviews exploriert. Wir können daher diese dreiModelle h<strong>in</strong>sichtlich des Outputs „Lernen“ und „Motivation“ vergleichen, und so offene Fragen, die bisdato h<strong>in</strong>sichtlich der Wirkung der beiden Faktoren bestehen, beantworten. Unterstützt werden soll dieErkenntnisgew<strong>in</strong>nung <strong>in</strong> diesem Feld über den E<strong>in</strong>bezug von bereits durchgeführten Fallanalysen <strong>in</strong><strong>KiP</strong> und von Daten aus Reflexionswerkstätten <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>.LiteraturBlumenfeld, P., Kempler, T. et al. (2006). Motivation and Cognitive Engagement <strong>in</strong> Learn<strong>in</strong>gEnvironments. In: Sawyer, R. K., Ed. The Cambridge Handbook of the Learn<strong>in</strong>g Sciences.Cambridge, Cambridge University Press.Bybee, R. W. (1997). Achiev<strong>in</strong>g Scientific Literacy: From Purposes to Practices. Portsmouth, NH,He<strong>in</strong>emann Educational Books.Hay, K., Barab, S. (2001). Constructivist <strong>in</strong> Practice: A comparison and Contrast of Apprenticeship andConstructivist Learn<strong>in</strong>g Environments. Journal of the Learn<strong>in</strong>g Sciences, 10, 281-322.Heid<strong>in</strong>ger, C., Radits, F. (2010). Die Sp<strong>in</strong>ne im Labor kennt ke<strong>in</strong>e echten Bäume! Evaluation derauthentischen Lernumgebung für Inquiry Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>. In Radits et al. <strong>KiP</strong>: <strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong>Educational <strong>Research</strong>. Forschendes Lernen <strong>in</strong> biowissenschaftlichen Projekten – E<strong>in</strong>fachdidaktisches Forschungs- und Entwicklungsprojekt (Abschlussbericht des <strong>AECC</strong>-<strong>Bio</strong>logie fürSparkl<strong>in</strong>g Science), S. 26-44. <strong>Wien</strong>.Hsu, P.-L., M. v. Eijck, et al. (2009). "Students’ Representations of Scientific Practice dur<strong>in</strong>g a ScienceInternship: Reflections from an activity-theoretic perspective." International Journal of ScienceEducation: 1–24.Kattmann, U. (2007). Didaktische Rekonstruktion – e<strong>in</strong>e praktische Theorie. Theorien der<strong>Bio</strong>logiedidaktik. D. Krüger and H. Vogt, Spr<strong>in</strong>ger: 93-104.Kellett, M. (2005). Children as active researchers: a new research paradigm for the 21st century?ESRC National Centre for <strong>Research</strong> Methods.Lee, H.-S.,N. B. Songer (2003). "Mak<strong>in</strong>g authentic science accessible to students." InternationalJournal of Science Education. 25(8): 923–948.Radits, F. (2008). <strong>KiP</strong> - <strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> Educational <strong>Research</strong>. Forschendes Lernen <strong>in</strong>biowissenschaftlichen Projekten – e<strong>in</strong> fachdidaktisches Forschungs- und Entwicklungsprojekt(Projektantrag des <strong>AECC</strong>-BIO für Sparkl<strong>in</strong>g Science). <strong>Wien</strong>.15


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Sadler, T. D., S. Burg<strong>in</strong>, et al. (2010). "Learn<strong>in</strong>g Science through <strong>Research</strong> Apprenticeships: A CriticalReview of the Literature." Journal of <strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g 47(3): 235–256.Slunecko, T. (2008). Von der Konstruktion zur dynamischen Konstitution. 2. überarbeitete undaktualisierte Auflage. <strong>Wien</strong>: WUVWhyte, W. F., D. J. Greenwood, et al. (1989). "Participatory Action <strong>Research</strong> Trough Practice toScience <strong>in</strong> Social <strong>Research</strong>." The American 32(5): 513-551.16


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 20113.2. <strong>KiP</strong>² als Forschungsfeld für die Entwicklung vonWissenschaftsverständnisE<strong>in</strong> erklärtes Ziel von <strong>KiP</strong>² ist, das Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen durch ForschendesLernen <strong>in</strong> authentischen Lernumgebungen zu fördern. Dafür kooperiert das <strong>AECC</strong> <strong>Bio</strong>logie mitWissenschaftlerInnen der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität <strong>Wien</strong> und <strong>Wien</strong>erSchulen bei der Gestaltung von authentischen Lernumgebungen für Wissenschaftsverständnis.Authentische Lernorte <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 ermöglichen SchülerInnen e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit mitWissenschaftlerInnen <strong>in</strong> deren Laboratorien durch Forschung an aktuellen wissenschaftlichenFragestellungen mit authentischen Instrumentarien.In den bisherigen Arbeiten zum Wissenschaftsverständnis wurde e<strong>in</strong> Instrument zu dessen Erhebungentwickelt (s. Bardy-Durchhalter, Radits 2011) und <strong>in</strong> mehreren Durchgängen erprobt. Die Ergebnissedieser Arbeit wurden <strong>in</strong> mehreren reviewten wissenschaftlichen Tagungen vorgestellt (s. Radits et al.2010).Diese Arbeiten werden <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 weitergeführt. Das Erhebungs<strong>in</strong>strument der Gruppendiskussion wurdenach den ersten Erkenntnissen (s. Bardy-Durchhalter, Radits 2011) weiterentwickelt. Zur besserenValidierung der Daten setzten wir e<strong>in</strong> zweites Instrument, den <strong>in</strong>ternational erprobten Fragebogen„Views of Nature of Science“ (VNoS) aus der Arbeitsgruppe von Norman G. Lederman (Lederman et.al. 2002) zur Triangulierung e<strong>in</strong>. An der Abstimmung beider Instrumente arbeitet derzeit ElisabethKöberl <strong>in</strong> ihrer Diplomarbeit.Theoretischer H<strong>in</strong>tergrundA) Das Konstrukt „Nature of Science“ (NoS)Das Konstrukt der Natur der Naturwissenschaften (Nature of Science - NoS) stößt <strong>in</strong> der Science-Community seit e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten auf Interesse. Driver nennt 1996 <strong>in</strong> ihrer Arbeit als e<strong>in</strong>wesentliches Motiv zur Ause<strong>in</strong>andersetzung mit NoS die gesellschaftliche Notwendigkeit <strong>in</strong>naturwissenschaftlich geprägten Gesellschaften e<strong>in</strong> Grundverständnis davon zu haben, wieNaturwissenschaft zu ihren Erkenntnissen kommt und argumentiert dieses als notwendig, um anEntscheidungsprozessen des öffentlichen Lebens partizipieren zu können (Driver et al. 1996).Urahne und Hopf zeigen Zusammenhänge auf zwischen e<strong>in</strong>em Naturwissenschaftsverständnis vonSchülerInnen und wie diese SchülerInnen sich im naturwissenschaftlichen Unterricht mit Inhaltenause<strong>in</strong>andersetzen. SchülerInnen die von e<strong>in</strong>em stabilen wissenschaftlichen Wissen überzeugt s<strong>in</strong>d,wenden eher e<strong>in</strong>en Lernweg an, bei dem sie naturwissenschaftliche Inhalte auswendig lernen. WennSchülerInnen von e<strong>in</strong>em komplexeren Wissenschaftsverständnis ausgehen, wenden Sie eher auchkomplexere Lernstrategien an (Urhahne, Hopf 2004).E<strong>in</strong>e notwendige, <strong>in</strong>haltliche Schwerpunktsetzung von NoS im naturwissenschaftlichen Unterricht wirdaus Gründen wie diesen außer Streit gestellt (Höttecke 2001, Lederman 2007).Ryder et al. (1999) beschreiben Wissen über NoS durch Wissen über den Arbeitsalltag vonWissenschaftlerInnen: Wie WissenschaftlerInnen wissenschaftliches Wissen entwickeln und17


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011anwenden, wie sie entscheiden, welche Fragen untersuchenswert s<strong>in</strong>d, auf welche Weise sie Datenaufnehmen und <strong>in</strong>terpretieren, und wie sie entscheiden wie vertrauenswürdig von anderen publizierteErkenntnisse tatsächlich s<strong>in</strong>d (Ryder et al. 1999).Lederman (1992), Driver et al (1996), Osborne et al. (2003) und Mayer (2007) gliedern das KonstruktNoS <strong>in</strong> drei Dimensionen, die trotz unterschiedlicher Formulierungen der verschiedenen AutorInnen, <strong>in</strong>zwei übergreifende Themenbereiche zusammengefasst werden können (Entstehung naturwissenschaftlichenWissens, gesellschaftliche Dimensionen von Wissenschaft – siehe Tabelle 1). DieseStudie konzentriert sich auf den ersten Bereich - der Entstehung naturwissenschaftlichen Wissens.Tabelle 1: Konzeptionen zu NoSLederman (1992)Driver et al. (1996)Osborne, et al. (2003)Mayer (2007)Entstehung naturwissenschaftlichen Wissensepistemology of science as a way ofscienceknow<strong>in</strong>gunderstand<strong>in</strong>g of the understand<strong>in</strong>g of thenature and status of purposes of scientificscientific knowledge workNature of Scientific Methods of ScienceKnowledgeGrundzüge und die Beurteilungen derGrenzen derAussagekraft vonNaturwissenschaft ModellenGesellschaftlicheDimensionen vonWissenschaftvalues and beliefs<strong>in</strong>herent to scientificknowledgeunderstand<strong>in</strong>g ofscience as a socialenterpriseInstitutions and SocialPractices <strong>in</strong> ScienceZusammenhängen vonNaturwissenschaft undGesellschaftB) Das Konstrukt „Images of Science“ (IoS)Forschung verfolgt verschiedene Ansätze zur Erhebung von NoS (Lederman 2007). Diese Studie folgtdem Ansatz der Images of Science (IoS, Bilder von Wissenschaft) von Driver (1996), Ryder et al.(1999), van Eijck et al. (2009).Rosal<strong>in</strong>d Driver versteht (1996) unter Images of Science, was Individuen über die Ziele vonWissenschaft, über die Natur des naturwissenschaftlichen Wissens, über die Rolle von wissenschaftlichenUntersuchungen und über die sozialen Prozesse der Naturwissenschaften denken (Driveret al. 1996). Ryder et al. (1999) studieren das Verständnis von Studierenden über Wissenschaft alsImages of Science und betrachtet diese <strong>in</strong> Folge als soziale Repräsentationen (Ryder et al. 1999).Soziale Repräsentationen stellen Sammlungen von Begriffen, Ideen, Werten und Übere<strong>in</strong>künften dar,die Menschen e<strong>in</strong> Umgehen mit der unvertrauten Wissenschaft und e<strong>in</strong>e Diskussion <strong>in</strong>nerhalb derGesellschaft ermöglichen (Moscovici 1993).Van Eijck et al. (2009) wiederholen zehn Jahre später Teile der Studie von Ryder (1999) unduntersuchen das Wissenschaftsverständnis von Studierenden <strong>in</strong> Laborsituationen ebenfalls als18


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Images of Science – als Konstrukte, an deren Entstehung viele Menschen geme<strong>in</strong>sam beteiligt s<strong>in</strong>d.Sie kommen <strong>in</strong> ihren Untersuchungen zu dem Schluss, dass bei der Konstruktion von Images ofScience der soziale Entstehungsrahmen des Wissenschaftsverständnisses deutlicher als bisherberücksichtigt werden sollte.Diesen Vorschlag, den Entstehungsrahmen bei der Erhebung des Wissenschaftsverständnisses zuberücksichtigen, greift <strong>KiP</strong> auf und lässt ihn im Untersuchungsdesign e<strong>in</strong>fließen.Fragestellungen• Welche Konstrukte entwickeln SchülerInnen zu Projektbeg<strong>in</strong>n über die Naturwissenschaft<strong>Bio</strong>logie?• Wie entwickelt sich das Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen <strong>in</strong> authentischenLernumgebungen des Projekts <strong>KiP</strong>?Untersuchungs- und AnalysedesignE<strong>in</strong> Prä/Post Vergleich der Konstrukte der SchülerInnen soll e<strong>in</strong>e Veränderung im Verständnis vonNoS abbilden und der E<strong>in</strong>bezug von Prozessdaten soll E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Entwicklung der Konstruktegeben.Die Studie erfasst, van Eijck et al. (2009) folgend, das Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen <strong>in</strong>sozialen Diskursen als Images of Science über fokussierte Gruppendiskussionen. Gruppendiskussionenerfassen nach Mayr<strong>in</strong>g (2002) alltagsähnliche Situationen, die gewohntes Denken,Fühlen und Handeln offenlegen. Durch Gruppendiskussionen im kle<strong>in</strong>en Rahmen können nachBennet et al. (2010) SchülerInnen unterstützt werden, ihre Vorstellungen und ihr Verständnis vonWissenschaft zu entwickeln und zu artikulieren.Die Datenaufnahme erfolgt <strong>in</strong> drei Gymnasialklassen der 8.-11. Schulstufe. E<strong>in</strong>e der dreiKooperationen – SEA-<strong>KiP</strong> 2 – wurde mit Sommerbeg<strong>in</strong>n 2011 abgeschlossen. Zwei weitere – PALYundNEURO-<strong>KiP</strong> 2 – laufen noch bis Ende des W<strong>in</strong>tersemesters 2011/12.Die fokussierten Gruppendiskussionen werden mit vier Schüler<strong>in</strong>nen und vier Schülern durchgeführt.Die LehrerInnen werden gebeten, jeweils vier SchülerInnen für die Gruppendiskussion auszuwählen,die an <strong>Bio</strong>logie <strong>in</strong>teressiert oder nicht <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e heterogene Zusammensetzung derDiskussionsteilnehmenden ist für e<strong>in</strong> erfolgreiches Ablaufen von Gruppendiskussionen essentiell. AlsGesprächsimpulse (Lamnek 2005) der Gruppendiskussionen f<strong>in</strong>den kontroversiell formulierteStatements über Naturwissenschaft (Cobern & Lov<strong>in</strong>g 2002) Verwendung.Zur Triangulierung der Daten der Gruppendiskussionen erfolgt parallel e<strong>in</strong>e Erhebung desWissenschaftsverständnisses über e<strong>in</strong>en offenen Fragebogen (VNoS-C; Lederman et al 2002) mitallen SchülerInnen der Klasse.Die Gruppendiskussionen und Prozessdaten werden mittels Audio und Video dokumentiert undtranskribiert, alle Daten mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Gropengießer 2005) anhand <strong>in</strong>duktiver unddeduktiver Kategorien analysiert.19


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Ergebnisauswahl der Prä-UntersuchungFür SchülerInnen erzielen NaturwissenschaftlerInnen Erkenntnisse über e<strong>in</strong>e real existierende Welt.Ihre Untersuchungsgegenstände s<strong>in</strong>d sichtbar, angreifbar, messbar. Für SchülerInnen bedeutet dies,dass e<strong>in</strong>e Welt pr<strong>in</strong>zipiell erkennbar ist – oft nicht auf e<strong>in</strong>mal, aber schrittweise. Nicht alle Aspektee<strong>in</strong>er realen Außenwelt s<strong>in</strong>d für NaturwissenschaftlerInnen mit ihren natürlichen S<strong>in</strong>nen erkennbar. Mitimmer ausgereifteren technischen Hilfsmitteln aber können diese sichtbar, greifbar, messbar gemachtwerden. Phänomene, die dadurch nicht erfasst werden können, gliedern SchülerInnen aus derNaturwissenschaft aus und ordnen sie spirituellen oder religiösen Bereichen zu.NaturwissenschaftlerInnen, die e<strong>in</strong>e solche real existierende Welt untersuchen, begeben sich fürSchülerInnen auf die Suche nach e<strong>in</strong>er absoluten und objektiven Wahrheit. E<strong>in</strong>e solche Wahrheit istfür SchülerInnen identifizierbar, und allgeme<strong>in</strong>gültig beschreibbar. NaturwissenschaftlerInnen nähernsich durch Ihre Untersuchung kont<strong>in</strong>uierlich e<strong>in</strong>er fassbaren Wahrheit an. Sie können dabei aufArbeiten und Wissen von anderen NaturwissenschaftlerInnen aufbauen, diese überprüfen undgegebenenfalls schrittweise verbessern. Neues Wissen führt <strong>in</strong> den Schilderungen der SchülerInnendazu, dass Theorien verbessert werden können, das wiederum führt NaturwissenschaftlerInnen e<strong>in</strong>eStufe näher zu e<strong>in</strong>er objektiven Wahrheit. Wissen über die Welt ersche<strong>in</strong>t dabei nahezu als reale undpr<strong>in</strong>zipiell greifbare Entität, die durch Daten von Experimenten d<strong>in</strong>gfest gemacht und <strong>in</strong>folgedessenvon NaturwissenschaftlerInnen aufgesammelt werden kann.Wahrheit kann aus Sicht der SchülerInnen durch Experimente bewiesen werden. Experimente dienendeshalb als zentrale Erkenntnis<strong>in</strong>strumente von NaturwissenschaftlerInnen. Durch deren striktessorgfältiges Design werden sie wiederholbar. Können andere NaturwissenschaftlerInnen <strong>in</strong> ihrenWiederholungen ke<strong>in</strong>e Fehler oder Ungenauigkeiten <strong>in</strong> der Durchführung von Experimentennachweisen, gelten die durch diese Experimente „erzeugten“ Daten als bewiesen und wahr. Aufdiesem Weg entsteht neues Wissen.Beobachtungen spielen <strong>in</strong> den Schilderungen der SchülerInnen <strong>in</strong> den Erkenntnisprozessen derNaturwissenschaften e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. Da sich Beobachtungen nicht standardisiert wiederholenlassen, werden ihnen von den SchülerInnen auch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Aussagefähigkeit auf derSuche nach Wissen (und Wahrheit) zugesprochen. Dieser Befund ist gerade <strong>in</strong> der <strong>Bio</strong>logiespannend, da vergleichende Beobachtungen e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle <strong>in</strong> der Geschichte der <strong>Bio</strong>logiespielen. In den Diskursen mancher SchülerInnen stellt die Evolution von Organismen aber deshalbke<strong>in</strong>e begründbare Tatsache dar, da das Aussterben der D<strong>in</strong>osaurier und die daraufh<strong>in</strong> erfolgendenEvolutionsprozesse nicht standardisiert wiederholt werden können.DiskussionA) Stabilität von WissenLederman zitiert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Review 2007 viele Studien, die zur Erkenntnis kommen, dass SchülerInnenzu großen Teilen nicht über „adäquate“ Konzepte zur Natur der Naturwissenschaften verfügen. DieDaten dieser Studie zeigen teilweise e<strong>in</strong> komplexeres Bild.20


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Am Beispiel der Frage nach der Stabilität oder Wandelbarkeit von Wissen bzw. Wahrheit lässt siche<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> adäquate oder nicht adäquate Sichtweisen der SchülerInnen speziell <strong>in</strong> den Datender Gruppendiskussionen oft nicht e<strong>in</strong>fach treffen, der Kontext des Diskussionsrahmens ist für dieArgumentationsrichtung häufig mitentscheidend:• Wissen heutiger WissenschaftlerInnen wird <strong>in</strong> den Diskursen häufig als stabiles Wissengenannt.• Wissen früherer WissenschaftlerInnen wird oft als wandelbar beschrieben.• Wissen zukünftiger WissenschaftlerInnen wird manchmal beschrieben als Wissen das aufgrundneuer technischer Möglichkeiten heutiges ersetzen kann.Van Eijck et al. kommen <strong>in</strong> ihrer Studie aus dem Jahre 2009 ebenfalls zur E<strong>in</strong>schätzung, dass derEntstehungskontext von Bildern über die Naturwissenschaft wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf derenAusprägung hat. Sie ziehen daraus die Schlussfolgerungen, dass e<strong>in</strong>e Offenlegung dieses Kontextesbei der Beschreibung des Wissenschaftsverständnisses essentiell ist.B) Positionen des Realismus bei SchülerInnenLederman (2007) erkennt bei SchülerInnen neben empiristischen Sichtweisen auch philosophischePositionen des Realismus. E<strong>in</strong>e Position des Realismus e<strong>in</strong>zunehmen bedeutet, dass imWesentlichen e<strong>in</strong>e reale Außenwelt existiert, die tatsächlich so ist wie sie sich uns Menschen aufgrundunserer S<strong>in</strong>nesorgane darstellt. Diese Vorstellungen f<strong>in</strong>den sich auch <strong>in</strong> dieser Studie wieder.Daraus lassen sich folgende Interpretationen ableiten. Wenn SchülerInnen davon ausgehen, dassWissenschaftlerInnen e<strong>in</strong>e reale Welt nur sorgfältig genug messen müssen, um Wissen erkennen zukönnen, müssen aus wissenschaftlich durchgeführten Untersuchungen stammende Daten nicht mehrvor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er Theorie <strong>in</strong>terpretiert werden. Wissen steigt gleichsam aus den Daten auf.Das Bild des „aus den Daten aufsteigenden Wissens" stammt von Driver (1996), sie spricht <strong>in</strong>solchem Fall von e<strong>in</strong>em naiven Realismus.Diese E<strong>in</strong>sicht hat Konsequenzen für die prozessbegleitende Fachdidaktik und die Kooperationen vonWissenschaftlerInnen und SchülerInnen. WissenschaftlerInnen arbeiten kont<strong>in</strong>uierlich mit vielenkomplexen impliziten Theorien, die sie untere<strong>in</strong>ander teilweise gar nicht kommunizieren (müssen).Wenn SchülerInnen und WissenschaftlerInnen geme<strong>in</strong>sam arbeiten, ist von fachdidaktischer Seitewichtig auf e<strong>in</strong>e Explikation von Theorien und anderen Elementen von Nature of Science zu achten,damit e<strong>in</strong>e Kooperation auf gleicher Augenhöhe stattf<strong>in</strong>den kann.Die Bedeutung e<strong>in</strong>er expliziten Bearbeitung von NoS für die Unterstützung der Entwicklung vonWissenschaftsverständnis <strong>in</strong> authentischen Lernumgebungen wird auch <strong>in</strong> der Literatur (Lederman2008, Sadler 2010) hervorgehoben.21


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Ausblick• E<strong>in</strong>e Triangulierung der Daten aus beiden Erhebungs<strong>in</strong>strumenten f<strong>in</strong>det im Rahmen e<strong>in</strong>erDiplomarbeit statt.• E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews mit SchülerInnen sollen zur Klärung der <strong>in</strong> den beiden Instrumentengeäußerten Positionen beitragen. Durch Konfrontation der SchülerInnen mit Ergebnissen derErstanalysen wird e<strong>in</strong>e zusätzliche Validierung der Ergebnisse erwartet.• Nach Projektende der beiden noch laufenden Kooperationen f<strong>in</strong>den die ausstehenden Post-Untersuchungen statt.• Aus den begleitenden Prozessanalysen werden vertiefende Erkenntnisse zur Entwicklung derBilder über Wissenschaft von SchülerInnen erwartet.LiteraturBardy-Durchhalter, M., Radits, F. (2011). Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen. Erkenntnisweg<strong>Bio</strong>logiedidaktik 9.Bennett, J., S. Hogarth, et al. (2010). "Talk<strong>in</strong>g Science: The research evidence on the use of smallgroup discussions <strong>in</strong> science teach<strong>in</strong>g." International Journal of Science Education 32(1): 69 - 95.Cobern, W. W. and C. C. Lov<strong>in</strong>g (2002). The Card Exchange: Introduc<strong>in</strong>g the Philosophy of Science.The Nature of Science <strong>in</strong> Science Education: 73-82.Driver, R., J. Leach, et al. (1996). Young People's Images of Science. Buck<strong>in</strong>gham, UK, OpenUniversity Press.Gropengießer, H. (2005). Qualitative Inhaltsanalyse <strong>in</strong> der fachdidaktischen Lehr-Lernforschung. DiePraxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. P. Mayr<strong>in</strong>g and M. Gläser-Zikuda. We<strong>in</strong>heim und Basel,Beltz Verlag: 172-189.Höttecke, D. (2001). "Die Vorstellung von Schülern und Schüler<strong>in</strong>nen von der "Natur derNaturwissenschaften"." ZfDN 7: 7-23.Lamnek, S. (2005). Qualitative Sozialforschung. We<strong>in</strong>heim, Basel, Beltz Verlag.Lederman, N. G. (1992). "Students' and teachers' conceptions of the nature of science: A review of theresearch." Journal of <strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g 29(4): 331-359.Lederman, N. G. (2007). Nature of Science: Past, Present, and Future. Handbook of <strong>Research</strong> onScience Education. S. K. Abell and N. G. Lederman. Mahwah, New Jersey, Lawrence ErlbaumAssociates: 831-880.Lederman, N. G., F. Abd-El-Khalick, et al. (2002). "Views of nature of science questionnaire: Towardvalid and mean<strong>in</strong>gful assessment of learners' conceptions of nature of science." Journal of<strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g 39(6): 497-521.Mayr<strong>in</strong>g, P. (2002). E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die qualitative Sozialforschung. E<strong>in</strong>e Anleitung zu qualitativemDenken. München, Beltz Verlag.Moscovici, S. (1993). "Towards a social psychology of science." Journal for the Theory of SocialBehaviour 23(4): 343–374.22


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Osborne, J., S. Coll<strong>in</strong>s, et al. (2003). "What ‘‘Ideas-about-Science’’ Should Be Taught <strong>in</strong> SchoolScience? A Delphi Study of the Expert Community." Journal of <strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g40(7): 692-720.Radits, F. et al. (2010). <strong>KiP</strong>: <strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> Educational <strong>Research</strong>. Forschendes Lernen <strong>in</strong>biowissenschaftlichen Projekten – E<strong>in</strong> fachdidaktisches Forschungs- und Entwicklungsprojekt(Abschlussbericht des <strong>AECC</strong>-<strong>Bio</strong>logie für Sparkl<strong>in</strong>g Science), <strong>Wien</strong>.Ryder, J., J. Leach, et al. (1999). "Undergraduate science students' images of science." Journal of<strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g 36(2): 201-219.Sadler, T. D., S. Burg<strong>in</strong>, et al. (2010). "Learn<strong>in</strong>g science through research apprenticeships: A criticalreview of the literature." Journal of <strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g 47(3): 235-256.Urhahne, D. and M. Hopf (2004). "Epistemologische Überzeugungen <strong>in</strong> den Naturwissenschaften undihre Zusammenhänge mit Motivation, Selbstkonzept und Lernstrategien." ZfDN 10: 70-86.van Eijck, M., P. L. Hsu, et al. (2009). "Translations of Scientific Practice to "Students' Images ofScience"." Science Education 93(4): 611-634.23


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 20113.3. Summative Evaluation <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 - ExposéDie Aufgabe der summativen <strong>KiP</strong> 2 -Evaluation ist, Erfahrungen und Veränderungen im Vergleich zu<strong>KiP</strong>-Pilot von Seiten der beteiligten WissenschaftlerInnen, LehrerInnen und SchülerInnen zuuntersuchen und zu dokumentieren.H<strong>in</strong>tergrund• Für drei LehrerInnen und drei WissenschaftlerInnen haben sich aus den Erfahrungen von <strong>KiP</strong>-Pilot das Bedürfnis und die Möglichkeit ergeben, Forschendes Lernen <strong>in</strong> Forschungs-Bildungs-Kooperationen <strong>in</strong>haltlich und organisatorisch zu verfe<strong>in</strong>ern und zu erweitern.• Die Motivation der SchülerInnen bei <strong>KiP</strong> 2 mitzumachen, liegt u.a. dar<strong>in</strong> begründet, E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong>naturwissenschaftliche Forschung zu erhalten, WissenschaftlerInnen zu erleben, eigenständigarbeiten und lernen zu können und dieses Wissen <strong>in</strong> den aktuellen Schulalltag e<strong>in</strong>bauen zukönnen (aus e<strong>in</strong>em Interview mit zwei Schülern im Oktober 2011, welches derzeit alsAudiodatei vorliegt).• Um den Fokus auf fachdidaktische Fragen <strong>in</strong> dieser Forschungs-Bildungs-Kooperationkonkreter richten zu können, gibt es <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 nun - statt neun wie <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>-Pilot - vier e<strong>in</strong>zelne <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s, die vom Team des <strong>AECC</strong> gezielter begleitet und beforscht werden können.Die Evaluation von <strong>KiP</strong> 2 baut wesentlich auf die Evaluationsergebnisse bzw. -erfahrungen von <strong>KiP</strong>-Pilot auf. Wieder werden die drei Akteursgruppen – LehrerInnen, WissenschaftlerInnen undSchülerInnen – <strong>in</strong>terviewt. Diesmal mit dem Unterschied, dass sie Vergleiche zwischen <strong>KiP</strong>-Pilot und<strong>KiP</strong> 2 ziehen sollen, um etwa neu gesetzte Maßnahmen bzw. Veränderungen zum Projekt zubeurteilen. Das Untersuchungsdesign für <strong>KiP</strong> 2 gründet auf kont<strong>in</strong>uierlichem mündlichem sowieschriftlichem Austausch mit FachdidaktikerInnen des <strong>AECC</strong>.Methoden und Sett<strong>in</strong>gsUntersuchungsgruppe: Alle LehrerInnen und WissenschaftlerInnen des <strong>KiP</strong> 2 . Pro <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong> werden e<strong>in</strong>bis zwei SchülerInnen <strong>in</strong>terviewt.Durchführung: Leitfadengestützte Interviews mit den LehrerInnen, SchülerInnen undWissenschaftlerInnen werden auf Audiofile festgehalten, transkribiert und <strong>in</strong>haltsanalytisch (Mayr<strong>in</strong>g2007) ausgewertet. Die Leitfäden s<strong>in</strong>d im Mai 2011 auf gezielt fachdidaktische Fragen vom Team des<strong>AECC</strong> validiert worden.Mit den LehrerInnen und WissenschaftlerInnen f<strong>in</strong>den Experten<strong>in</strong>terviews <strong>in</strong> der jeweiligen Schulebzw. am Forschungsort statt. Mit den SchülerInnen f<strong>in</strong>den maximal 50m<strong>in</strong>ütige Interviews (e<strong>in</strong>eSchulstunde) an der jeweiligen Schule statt. Hauptauswahlkriterien s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e rege Beteiligung amProjekt sowie Neugierde und Offenheit für das Interview selbst. Alle Beteiligten werden <strong>in</strong>terviewt,wenn das e<strong>in</strong>zelne <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong> abgeschlossen ist.24


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Ausgewählte Fragen aus den Leitfäden:• Offene E<strong>in</strong>gangsfrage: „Was war de<strong>in</strong> Beweggrund bei <strong>KiP</strong> 2 (wieder) mitzumachen?“• Verwendung von „Thesenkarten“: Die Thesen (= für das Interview adaptierte Formulierungenvon Thesen aus dem Evaluationsbericht von <strong>KiP</strong>-Pilot) werden im Interview als Kärtchenaufgelegt. Die <strong>in</strong>terviewte Person liest sie und schildert ihre Me<strong>in</strong>ung dazu. Diese Kärtchendienen als konkrete Anker- und Verknüpfungspunkte von <strong>KiP</strong>-Pilot zu <strong>KiP</strong> 2 .• Fragen zu Inquiry Learn<strong>in</strong>g, zum Benefit der SchülerInnen, zu Rollen der e<strong>in</strong>zelnenAkteursgruppen und zu Wirkfaktoren von Forschungs-Bildungs-Kooperationen: „Inwiefern hatsich de<strong>in</strong> Bild über Inquiry Learn<strong>in</strong>g bzw. Forschendes Lernen mit dieser vertieftenAuse<strong>in</strong>andersetzung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 verändert?“ „Was würdest du e<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong>/e<strong>in</strong>em Kollegen sagen,wenn sie/er sich dafür <strong>in</strong>teressieren würde? „Welche konkreten D<strong>in</strong>ge sollen de<strong>in</strong>er Ansichtnach <strong>in</strong> der LehrerInnenfortbildung vermittelt werden?“ „Was ist de<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach für dasProjekt <strong>KiP</strong> 2 förderlich?“ZeitplanApril 2011:Mai 2011:ab Okt. 2011:bis Mai 2012:Vergabe der Evaluation an Barbara Strametz – Auftraggeber: IUSValidierung der Leitfäden durch das Team des <strong>AECC</strong>Datensammlung, Transkription, AuswertungAbgabe des EvaluationsberichtesLiteraturBortz J., N. Dör<strong>in</strong>g (2006) Forschungsmethoden und Evaluation für Human- undSozialwissenschaftler. Heidelberg. Spr<strong>in</strong>ger Verlag.Mayr<strong>in</strong>g P. (2007) Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. We<strong>in</strong>heim und Basel. BeltzVerlag.25


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 20113.4. Fachdidaktisches „LehrerInnen-Wissen“ zu Inquiry Learn<strong>in</strong>gDiplomarbeitskonzept von Christoph Eichhorn zum Fachdidaktischen „LehrerInnen-Wissen“(Pedagogical Content Knowledge – PCK) zu Inquiry Learn<strong>in</strong>g bei Lehrveranstaltungs-TeilnehmerInnen des Projektpraktikums „Forschendes Lernen & Forschen mit SchülerInnen imUnterricht und wissenschaftlichem Labor“ (LV-Beschreibung s. Kapitel 5):E<strong>in</strong>leitung und theoretischer H<strong>in</strong>tergrundIm deutschsprachigen Raum zeigen <strong>in</strong>ternationale Vergleichsstudien, wie etwa TIMSS (BAUMERT etal. 2000), dass die, h<strong>in</strong>sichtlich der E<strong>in</strong>führung von Bildungsstandards, geforderten Kompetenzen imBereich der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung von e<strong>in</strong>em erheblichen Anteil derSchülerInnen nicht erreicht werden.In Österreich f<strong>in</strong>det, laut OECD Bericht über die PISA Studie 2007, <strong>in</strong> den naturwissenschaftlichenFächern <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie immer noch fragend-entwickelnder Unterricht statt, es wird vergleichsweiseweniger experimentiert als <strong>in</strong> anderen OECD Ländern und SchülerInnen dürfen selten eigeneExperimente entwickeln. Auch hier ist im H<strong>in</strong>blick auf die zukünftigen Anforderungen an dennaturwissenschaftlichen Unterricht, gerade was die geforderte Kompetenzentwicklung im Bereichnaturwissenschaftlichen Arbeitens betrifft, e<strong>in</strong> Umdenken nötig. Untersuchungen zeigen, dassexperimentieren alle<strong>in</strong>e nicht zu besseren Ergebnissen führt (TESCH/DUIT, 2004), obwohl geradeExperimente natürlich am stärksten <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben, wie jeder Erwachsene, der an se<strong>in</strong>eSchulzeit zurückdenkt, bestätigen kann. Auch zeigt sich, dass die Bedeutung des Experiments oftfalsch e<strong>in</strong>geschätzt wird (HARLEN 1999), weil SchülerInnen nur selten angeregt werden, selbstExperimente zu planen, durchzuführen, auszuwerten oder zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diese Prozesse e<strong>in</strong>gebundens<strong>in</strong>d, also den Gang des Erkenntnisgew<strong>in</strong>ns gedanklich aktiv zu beschreiten (Inquiry Learn<strong>in</strong>g) undnicht nur Experimentvorgaben mechanisch, nach „Kochrezept“, abzuarbeiten.Develaki beschreibt, dass die Defizite im naturwissenschaftlichen Unterricht nicht <strong>in</strong> der Qualität dervermittelten Inhalte liegen, sondern <strong>in</strong> der Vermittlung e<strong>in</strong>es adäquaten Bildes der Wissenschaft,nämlich h<strong>in</strong>sichtlich der Natur der Methoden und der Erkenntnisse der Wissenschaft und deswissenschaftstheoretischen und gesellschaftshistorischen Kontext (DEVELAKI 1998).Dies zeigt deutlich, wie wichtig es wäre, diese Themen auf universitärem Ausbildungslevel zubehandeln, bzw. zu evaluieren, für wie wichtig die betreffenden Inhalte von den zukünftigenLehrerInnen angesehen werden.Nature of Science verstehenDie e<strong>in</strong>gangs erwähnten zu erwerbenden Kompetenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnisgew<strong>in</strong>nunggehören zum Kern der naturwissenschaftlichen Bildung (MAYER 2007) und schließen adäquateAnsichten über die fachlichen Domänen mit e<strong>in</strong>.Was adäquate epistemologische Ansichten s<strong>in</strong>d, darüber herrscht unter Experten zum TeilUne<strong>in</strong>igkeit, jedoch existiert e<strong>in</strong> gewisser Konsens, den mehrere Autoren (McComas, Clough &Almazroa 1998; McComas & Olsen 2002) <strong>in</strong> Studien erhoben haben. Von Priemer (2006), übersetztnach McComas, Clough & Almazroa (1998), wird dies wie folgt dargestellt (s. Abbildung 2):26


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Abbildung 2: Als „adäquat“ betrachtete Ansichten über die Naturwissenschaften (nach McComas et.al. 1998, übersetzt von Priemer 2004)McComas (1998) beschreibt außerdem 15 gängige Mythen über naturwissenschaftliche Erkenntnis (s.Abbildung 3):Abbildung 3: 15 Mythen von Ansichten über die Naturwissenschaften (nach McComas, 1998,übersetzt von Priemer 2004)Die subjektiven Ansichten und Wissensbestände über diese Konzepte, oder auch Misskonzeptionen,können <strong>in</strong> Summe als die epistemologische Überzeugung e<strong>in</strong>er Person bezeichnet werden.Bedeutung von Wissenschaftsepistemologie für die universitäre Ausbildung und für denUnterricht als „Handlungsleitendes Wissen“Diverse Studien zeigen, dass sich die wissenschaftstheoretischen Vorstellungen und Überzeugungender Lehrperson direkt <strong>in</strong> den gewählten Lehrmethoden widerspiegeln (TESCH & DUIT, 2004;BROMME, 1992; HELSPER, 2002) und somit auch die epistemologischen Vorstellungen undWissensbestände der SchülerInnen bee<strong>in</strong>flussen.27


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011E<strong>in</strong> holistisches Bild der Wissenschaft, Wissen und adäquate Vorstellungen über Genese undOntogenie von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen wird im Allgeme<strong>in</strong>en als Voraussetzung fürlebensweltliche Realitäten der SchülerInnen und das sich Zurechtf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er modernenWissenschaftsgesellschaft erachtet (BROMME 2005). Mehrere Studien zeigen auch, dass ausgereifteepistemologische Überzeugungen bei LehrerInnen mit adäquateren Lernprozessen und besserenLernergebnissen der SchülerInnen e<strong>in</strong>hergehen (HOFER & PINTRICH, 1997; TRAUTWEIN &LÜDTKE, 2007).Nahe liegend wäre demnach e<strong>in</strong> Fokus auf wissenschaftstheoretische Inhalte <strong>in</strong> der universitärenFachausbildung der LehrerInnen. Epistemologische Inhalte spielen allerd<strong>in</strong>gs im deutschsprachigenRaum <strong>in</strong> der universitären Ausbildung von LehrerInnen naturwissenschaftlicher Fächer nur e<strong>in</strong>emarg<strong>in</strong>ale Rolle (ABD-EL-KHALICK & LEDERMANN, 2000). In Deutschland wird etwa dieWissenschaftsphilosophie vornehmlich <strong>in</strong> pädagogischen und sozialwissenschaftlichen Kontextendiskutiert, während sich die Fachbiologie im Rahmen der LehrerInnenausbildung auf die Vermittlungvon Fachwissen beschränkt (DITTMER 2005).Im Rahmen des PCK-Modells gilt das Wissen über die Natur der Naturwissenschaften alshandlungsrelevantes Wissen, das direkten E<strong>in</strong>fluss auf die gewählten Unterrichtsmethoden undInhalte hat. Das bedeutet also, selbst wenn epistemologische Inhalte nicht explizit unterrichtet werden,hat die Lehrperson auf der Ebene der zu untersuchenden Inhalte von Scientific Inquiry, implizitesWissen zu den Vorgängen im naturwissenschaftlichen Erkenntnisgew<strong>in</strong>n. Diese Vorstellungen undWissensbestände bee<strong>in</strong>flussen die Thematisierungsbereitschaft solcher Inhalte und s<strong>in</strong>d, durch diegewählten Unterrichtsmethoden, entscheidend für das teach<strong>in</strong>g for understand<strong>in</strong>g und nicht das bloßeVermitteln von Fakten im <strong>Bio</strong>logieunterricht.Rahmenmodell, ErhebungsfokusDer Überbegriff für Kompetenzen <strong>in</strong> naturwissenschaftlicher Epistemologie lautet <strong>in</strong>ternational Natureof Science, oder Scientific Inquiry, im deutschsprachigem Raum werden sie als wissenschaftlicheDenk- und Arbeitsweisen, Wissenschaftspropädeutik oder Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung bezeichnet (MAYER2007).Mayer (2007) unterscheidet drei zentrale Dimensionen als Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der naturwissenschaftlichenErkenntnisgew<strong>in</strong>nung (s. Abbildung 4): Arbeitstechniken der Praxis (Practical Work),wissenschaftliche Erkenntnismethoden (Scientific Inquiry), sowie Charakteristika derNaturwissenschaften (Nature of Science). Diese Dimensionen können weiters durch dreikognitionspsychologische Konstrukte geformt und systematisch <strong>in</strong> Beziehung gesetzt werden, undzwar: manuelle Fertigkeiten (Practical Skills), wissenschaftliches Denken (Scientific Reason<strong>in</strong>g) undWissenschaftsverständnis (Epistemological Beliefs).Im Mittelpunkt dieses Rahmenmodells steht die Kompetenz des wissenschaftlichen Denkens,Scientific Reason<strong>in</strong>g. Umgelegt auf die geplante Arbeit wird der konkrete Fokus auf den impliziten(und ggf.) expliziten Vorstellungen der StudentInnen zu Scientific Inquiry wie MAYER es verstehtliegen und darauf, wie diese Vorstellungen <strong>in</strong> die geplanten Unterrichtssequenzen e<strong>in</strong>fließen.28


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Abbildung 4: Rahmenkonzept wissenschaftsmethodischer Kompetenzen (MAYER 2007)Ziele der ErhebungWelche Vorstellungen haben Studierende bezüglich wissenschaftstheoretischer Inhalte im Unterricht,welche Bedeutung messen sie wissenschaftstheoretischem Wissen für den Unterricht bei? WelchesFachwissen und welches fachbezogene pädagogische Wissen nutzen die StudentInnen um ScientificInquiry-Lernumgebungen zu schaffen? Woher beziehen sie dieses Wissen?MethodenDie Erhebungen werden sich auf der Ebene von Scientific Inquiry abspielen, wie es MAYER verstehtund zwar im Rahmen e<strong>in</strong>es PCK-Modells. Betrachtet werden soll demnach, welche Vorstellungen undWissensbestände zu wissenschaftlichem Denken bei den StudentInnen vorhanden s<strong>in</strong>d und wie sichdiese Vorstellungen und Bestände auf ihren Unterricht auswirken (z.B. Setzen sie das Wissen imUnterricht e<strong>in</strong>?). Gegebenenfalls soll ebenfalls dokumentiert werden, ob und wie sich dieseVorstellungen im Laufe der Lehrveranstaltung verändern.Vorab bietet sich an, e<strong>in</strong>schlägige Fragebogenerhebungen (z.B. VOSI, Views of Scientific Inquiry,…)zu betrachten, um gegebenenfalls Impulse für die Arbeit zu erhalten.Erhoben werden soll auf mehrere Arten:• Im Rahmen von Reflexionen <strong>in</strong> den Sem<strong>in</strong>arteilen.• Begleitend, und zwar durch alle Phasen, die die StudentInnen durchlaufen, d.h. auch wenn sie<strong>in</strong> der Klasse stehen, vermutlich beschränkt auf e<strong>in</strong> oder zwei („<strong>in</strong>teressante“/“aktive“) Gruppen.• CoRE-Raster als begleitendes Element der <strong>in</strong>dividuellen aber auch kollektiven Arbeit derStudierenden, um epistemologisches Wissen für den Unterricht zu sammeln.• Eventuell mit der PaP-ER Methode (siehe LOUGHRAN) betrachten, welche Beobachtungen dieStudentInnen bei den SchülerInnen machen.Die Erhebungsmethode wird sich hauptsächlich aus der CoRE „Methode“ (von LOUGHRAN et al. In:„Understand<strong>in</strong>g and Develop<strong>in</strong>g Science Teachers PCK“) zur Erfassung von Unterrichtsüberlegungen29


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011zusammensetzen. Dabei soll evtl. <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit datierten E<strong>in</strong>trägen auch die Dokumentation derVeränderungen/Erweiterungen sichtbar werden.E<strong>in</strong>e Überlegung war, diese Dokumentation als Teil des eigentlichen Sem<strong>in</strong>ars zu implementieren, daes die StudentInnen dazu „zw<strong>in</strong>gt“ Überlegungen dah<strong>in</strong>gehend anzustellen, was der Unterricht, so wiesie ihn planen, bezwecken kann.LiteraturAbd-el-Khalick, F., & Ledermann, N. G. (2000). The <strong>in</strong>fluence of history <strong>in</strong> science courses onstudents’ views of nature of science. Journal of <strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g, 37, 1057-1095.Baumert, J., Bos, W., Brockmann, J., Gruehn, S., Klieme, E., Köller, O., et al. (2000). TIMSS/III–Deutschland. Der Abschlussbericht. Zusammenfassung ausgewählter Ergebnisse der DrittenInternationalen Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie zur mathematischen undnaturwissenschaftlichen Bildung am Ende der Schullaufbahn. Berl<strong>in</strong>.Bromme, R. (1992). Lehrerexpertise. In W. Schneider, M. Hasselhorn (Ed.), Handbuch derPädagogischen Psychologie. Gött<strong>in</strong>gen: Hogrefe.Develaki, M. (1998). Die Relevanz der Wissenschaftstheorie für das Physikverstehen undPhysiklernen. Berl<strong>in</strong>: Dissertation.Harlen, W. (1999). Effective teach<strong>in</strong>g of science. Ed<strong>in</strong>burgh: The Scottish Council for <strong>Research</strong> <strong>in</strong>Education (SCRE).Mayer, J. (2007). Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung als wissenschaftliches Problemlösen. In D. Krüger & H. Vogt(Eds.), Theorien <strong>in</strong> der biologiedidaktischen Forschung (pp. 177-186).Mc Comas, W. F. (1998). The Pr<strong>in</strong>cipal Elements of the Nature of Science: Dispell<strong>in</strong>g the Myths. In W.F. McComas (Ed.). The Nature of Science <strong>in</strong> Science Education (pp. 53-70). Dordrecht: Kluwer.McComas, W. F., Clough, M. P. & Almazroa, H. (1998). The Role and Character of the Nature ofScience <strong>in</strong> Science Education. In W. F. McComas (Ed.). The Nature of Science <strong>in</strong> ScienceEducation (pp. 3-39). Dordrecht: Kluwer.McComas, W. F., Clough, M. P., & Almazroa, H. (2002). The Role and Character of the Nature ofScience <strong>in</strong> Science Education The Nature of Science <strong>in</strong> Science Education (pp. 3-39).Priemer, B. (2006). Deutschsprachige Verfahren der Erfassung von epistemologischenÜberzeugungen. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften(12).Tesch, M., & Duit, R. (2004). Experimentieren im Physikunterricht – Ergebnisse e<strong>in</strong>er Videostudie.Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 51-69.30


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 20113.5. <strong>KiP</strong> 2 auf wissenschaftlichen TagungenÜbersicht über unsere Beiträge auf wissenschaftlichen Tagungen(<strong>in</strong> chronologischer Reihenfolge; mit e<strong>in</strong>em * gekennzeichnete Beiträge werden im Anschluss im Detailbesprochen):”Develop<strong>in</strong>g and <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g learn<strong>in</strong>g environments for authentic <strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> biology projectsby participatory action research”, Franz Radits, Astrid Spranz, Mart<strong>in</strong>a Höll. Poster präsentiert aufder CARN (Collaborative action research network) International Conference 2010, 05.-07.11.2010, Cambridge – UK.*“<strong>Bio</strong>logie lernen <strong>in</strong> authentischen Lernumgebungen”, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger, Manfred Bardy-Durchhalter.Vortrag präsentiert auf dem Symposium <strong>Bio</strong>logiedidaktik im Aufbruch - Arbeitsfelderbiologiedidaktischer Forschung, 05.12.2010, <strong>Wien</strong>.“Curriculumsentwicklung für Enquiry Learn<strong>in</strong>g an authentischen Lernorten“, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger,Manfred Bardy-Durchhalter, Franz Radits. Workshop veranstaltet auf der Schwerpunkttagungder Gesellschaft für die Didaktik der Chemie und Physik (GDCP) geme<strong>in</strong>sam mit derFachsektion Didaktik der <strong>Bio</strong>logie des V<strong>Bio</strong>, 16.02.-18.02.2011, <strong>Wien</strong>.*“Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen <strong>in</strong> authentischen Lernumgebungen“, Manfred Bardy-Durchhalter, Franz Radits. Vortrag präsentiert auf der 13. Internationalen Frühjahrsschule derFachsektion Didaktik der <strong>Bio</strong>logie, 10.-13.04.2011, Mühlheim an der Ruhr – Deutschland.*“Schwierigkeiten von SchülerInnen beim Verstehen des Pr<strong>in</strong>zips der Parameterreduktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emauthentischen, neurobiologischen Experiment“, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger, Franz Radits. Posterpräsentiert auf der 13. Internationalen Frühjahrsschule der Fachsektion Didaktik der<strong>Bio</strong>logie, 10.-13.04.2011, Mühlheim an der Ruhr – Deutschland.*“Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen <strong>in</strong> authentischen Lernumgebungen“, Manfred Bardy-Durchhalter & Franz Radits. Vortrag präsentiert auf der 3. <strong>AECC</strong> - Summer School, 04.-07.7.2011, Spital am Pyhrn.“Schwierigkeiten von SchülerInnen beim Verstehen des Pr<strong>in</strong>zips der Parameterreduktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emauthentischen, neurobiologischen Experiment“, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger, Franz Radits. Posterpräsentiert auf der 3. <strong>AECC</strong> - Summer School, 04.-07.07.2011, Spital am Pyhrn.”Authentic Inquiry Learn<strong>in</strong>g: Students and Scientists ‘On Equal Terms’”, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger, FranzRadits. Vortrag präsentiert auf der ESERA (European Science Education <strong>Research</strong>Association) 2011, 9 th International Conference, 05.-09.09.2011, Lyon – Frankreich.*31


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011“Professionalisierung von <strong>Bio</strong>logielehrerInnen <strong>in</strong> dynamischen Aktivitätssystemen“, Franz Radits,Barbara Strametz, Franz Rauch. Vortrag präsentiert auf der 76. Tagung der Arbeitsgruppe fürEmpirische Pädagogische Forschung (AEPF), 05.-07.9.2011, Klagenfurt.*“Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen an authentischen Lernorten“, Manfred Bardy-Durchhalter, Franz Radits. Vortrag präsentiert auf der Internationalen Tagung 2011 derFachsektion Didaktik der <strong>Bio</strong>logie im Verband <strong>Bio</strong>logie, <strong>Bio</strong>wissenschaften & <strong>Bio</strong>mediz<strong>in</strong><strong>in</strong> Deutschland (FDdB), 12.-15.9.2011, Universität Bayreuth – Deutschland.*Detailbericht zu ausgewählten Tagungsbeiträgen(1) CARN (Collaborative action research network) International Conference 2010, 05.-07.11.2010, Cambridge – UK, http://www.anglia.ac.uk/rusk<strong>in</strong>/en/home/microsites/carn.htmlDie Diplomand<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>a Höll (Lehramt <strong>Bio</strong>logie & Umweltkunde) präsentierte im Herbst 2010 auf derCARN-Tagung die Ergebnisse der kollaborativen Beforschung der lernwirksamen Elemente derauthentischen Lernumgebung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>. Mart<strong>in</strong>a Höll hat <strong>in</strong> der ersten Projektphase von <strong>KiP</strong> 2008-2010im Zuge dieser Studie mit Unterstützung des Fachdidaktik-Teams des <strong>AECC</strong>-<strong>Bio</strong>logie e<strong>in</strong>e Methodezur partizipativen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von SchülerInnen <strong>in</strong> die fachdidaktische Forschung entwickelt.Poster zu unserem Beitrag (s. Anhang Abbildung 15): “Develop<strong>in</strong>g and <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g learn<strong>in</strong>genvironments for authentic <strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> biology projects by participatory actionresearch”, Franz Radits, Astrid Spranz, Mart<strong>in</strong>a Höll.(2) Schwerpunkttagung der Gesellschaft für die Didaktik der Chemie und Physik (GDCP)geme<strong>in</strong>sam mit der Fachsektion Didaktik der <strong>Bio</strong>logie des V<strong>Bio</strong>, 16.02.-18.02.2011, <strong>Wien</strong>,http://aecc.univie.ac.at/schwerpunkt-tagung-gdcp/Anfang 2011 fand e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Tagung der GDCP mit der Fachsektion Didaktik der <strong>Bio</strong>logie desV<strong>Bio</strong> zum Thema „Lehren und Lernen über die Natur der Naturwissenschaften“ statt. Der Natur derNaturwissenschaften (Nature of Science) wird <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> allen drei fachdidaktischennaturwissenschaftlichen Bereichen (<strong>Bio</strong>logie, Chemie, Physik) wieder verstärkt Aufmerksamkeitgewidmet, und gelangt im Bildungsdiskurs (Scientific Literacy) der Bildungsstandards wieder verstärkt<strong>in</strong> den Forschungsfokus. E<strong>in</strong> explizites Anliegen dieser Tagung war das „vone<strong>in</strong>ander lernen“ anhandunterschiedlicher Forschungsansätze und theoretischer Zugänge. Entsprechend diesem Ansatz warenauch praktisch-methodische Workshops wie der unsere zum Thema „Curriculumsentwicklung fürEnquiry Learn<strong>in</strong>g an authentischen Lernorten“ willkommen. Im Workshop wurde sowohl e<strong>in</strong>E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das <strong>KiP</strong>-Modell für authentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>g gegeben als auch e<strong>in</strong>e im Projekt <strong>KiP</strong>entwickelte Methode zur Diskussion über Naturwissenschaft mit SchülerInnen und darauf aufbauendeErkenntnisse vorgestellt und diskutiert.32


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Abstract zu unserem Beitrag „Curriculumsentwicklung für Enquiry Learn<strong>in</strong>g an authentischenLernorten“, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger, Manfred Bardy-Durchhalter, Franz Radits:Die E<strong>in</strong>schätzung der Lernwirksamkeit und die curriculäre E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung „authentischer“ InquiryLernumgebungen ist e<strong>in</strong> viel diskutiertes Desiderat der fachdidaktischen Forschung. Im Forschungs- undEntwicklungsprojekt <strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> <strong>Research</strong> (<strong>KiP</strong> -http://aeccbio.univie.ac.at/kip) forschten über dieProjektdauer von zwei Jahren h<strong>in</strong>weg rund 200 SchülerInnen aus 10 Schulen mit 6<strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen <strong>in</strong> deren Labors forschend gelernt. Authentizität bedeutet <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>: SchülerInnenund LehrerInnen agieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „realen“ wissenschaftlichen Labor und kollaborieren mit professionellenWissenschaftlerInnen <strong>in</strong> deren aktuellen Forschungsfeldern („Authentic Inquiry Learnscapes“). Diezentralen Ziele von <strong>KiP</strong> lauten: E<strong>in</strong> wirksames Curriculum, das Schüler<strong>in</strong>nen beim Aufbauepistemologischer Kompetenzen hilft, zu entwickeln, die <strong>in</strong>itiierten spezifischen Inquiry Lernprozesse derSchülerInnen zu verstehen und das Curriculum zu evaluieren. Die Konstruktion des Curriculums und dieBegleitforschung orientieren sich an dem von Kattmann, Duit, Gropengießer und Komorek 1997entwickelten Theorierahmen der Didaktischen Rekonstruktion. Demnach verhandelten <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>WissenschaftlerInnen und SchülerInnen moderiert von FachdidaktikerInnen Forschungsfragen und Fragendes adäquaten Forschungsdesigns. <strong>KiP</strong> geht davon aus, dass <strong>in</strong> dieser moderierten Begegnung zwischenWissenschaftlerInnen und SchülerInnen e<strong>in</strong> Austausch von Konzepten und Erklärungen ermöglicht wird(„authentische didaktische Rekonstruktion“), Inquiry Learn<strong>in</strong>g gel<strong>in</strong>gt und der Aufbau epistemologischerKompetenzen der SchülerInnen gefördert wird.Ob diese Ziele im ersten Projektdurchgang von <strong>KiP</strong> realisiert werden konnte, wurde durch zwei Fallstudienuntersucht. In Studie 1 wurde der Gesprächsprozess, der zwischen e<strong>in</strong>em Kognitionsbiologen und denbeteiligten SchülerInnen (10. Schulstufe) analysiert. In e<strong>in</strong>er zweiten Studie wurden zur Erfassung desWissenschaftsverständnisses die von Schüler während und nach Ende des Projekts konstruierten „Imagesof Science“ untersucht. Die Ergebnisse dieser Fallstudien zeigen,1. dass es zwar unter E<strong>in</strong>bezug der SchülerInnen-Perspektive zu e<strong>in</strong>er beachtlichen fachlichen Klärungder verhandelten Wissens<strong>in</strong>halte kommt, dass jedoch die Konzepte der SchülerInnen nicht auf e<strong>in</strong>erEbene mit den wissenschaftlichen Konzepten verhandelt werden, was den Prozess der fachlichenKlärung wohl noch vorangetrieben hätte. Es lässt sich weiters zeigen, dass erst e<strong>in</strong>e metafachlichePerspektive gegensätzliche Konzeptionen des Wissenschaftlers und der SchülerInnen verstehen undlernförderliche Korrespondenzen erkennen lässt.2. dass SchülerInnen sehr differenzierte und komplexe Bilder von den <strong>Bio</strong>wissenschaften entwickeln unddie Bedeutung von sozialen Interaktionen beim Generieren von Wissen erkennen.Im Workshop wird das theoretische Rational des <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> modellhaft entwickelten Curriculums für Inquiry anauthentischen Lernorten (authentic Learnscapes) vorgestellt und Methodologie und ErgebnisseBegleitforschung diskutiert.(3) 13. Internationale Frühjahrsschule der Fachsektion Didaktik der <strong>Bio</strong>logie, 10.-03.04.2011,Mühlheim an der Ruhr – DeutschlandDie Frühjahrsschule der Fachsektion Didaktik der <strong>Bio</strong>logie ist e<strong>in</strong>e jährlich stattf<strong>in</strong>dende Tagung fürNachwuchswissenschaftlerInnen <strong>in</strong> der <strong>Bio</strong>logiedidaktik, die ihnen die Möglichkeit bietet, ihreForschungsvorhaben unter ihresgleichen zu präsentieren und zu diskutieren. Wir – Manfred Bardy-Durchhalter und Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger – waren auch vertreten und haben unsere Forschungsarbeiten,die wir im Zuge des <strong>KiP</strong>-Projekts verfolgen, vorgestellt.33


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Unsere beiden Beiträge:• Vortrag: „Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen <strong>in</strong> authentischenLernumgebungen“, Manfred Bardy-Durchhalter, Franz Radits• Poster (s. Anhang Abbildung 16): „Schwierigkeiten von SchülerInnen beim Verstehendes Pr<strong>in</strong>zips der Parameterreduktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em authentischen, neurobiologischenExperiment“, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger, Franz Radits(4) ESERA (European Science Education <strong>Research</strong> Association) 2011, 9 th InternationalConference, 05.-09.09.2011, Lyon - Frankreich, http://www.esera2011.fr/Die ESERA-Tagung stellt die größte Tagung für Naturwissenschaftsdidaktik <strong>in</strong> Europa dar und war füruns somit e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit, die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 e<strong>in</strong>em<strong>in</strong>ternationalen Publikum vorzustellen und Kontakte zu knüpfen, die die eigene Forschung weitervoranbr<strong>in</strong>gen.Geme<strong>in</strong>sam mit fachdidaktischen Forschern österreichischer und deutscher Universitäten, derenForschungs<strong>in</strong>teressen ebenso im Bereich Forschungs-Bildungs-Kooperationen liegen, wurde unterder Leitung von Franz Radits und Suzanne Kapelari (Universität Innsbruck) e<strong>in</strong> eigenes Symposiummit dem Titel „Student Scientist Partnerships – an emergent research field“ bei der Tagungausgerichtet. Als Diskutant konnte der renommierte Naturwissenschaftsdidaktiker Avi Hofste<strong>in</strong>(Weizmann Institut, Israel) gewonnen werden, der im Anschluss an die Symposiumsbeiträge u.a.deren Innovationsgehalt diskutierte. Auf dem Symposium wurden <strong>in</strong> fünf Beiträgen verschiedeneThemen rund um Forschungs-Bildungs-Kooperationen (FBK) angesprochen:−−−−FBKs als spezifische Lernumgebungen für Nature of Science:• „Authentic Inquiry Learn<strong>in</strong>g: Students and Scientists ‘On Equal Terms’”, HEIDINGERChrist<strong>in</strong>e (AUSTRIA), RADITS Franz (AUSTRIA); (Vortragsfolien s. AnhangAbbildung 17)Interessensentwicklung von SchülerInnen <strong>in</strong> FBKs:• „Do science research apprenticeships enhance pupils' <strong>in</strong>terest <strong>in</strong> science?”, KAPELARISuzanne (AUSTRIA), SLADKY-MERANER Sab<strong>in</strong>e (AUSTRIA), PISTRICH Daniela(AUSTRIA), CARLI Elisabeth (AUSTRIA)Partizipatives, fachdidaktisches Forschen mit K<strong>in</strong>dern im Rahmen e<strong>in</strong>er Forschungs-Bildungs-Kooperation:• „Involv<strong>in</strong>g Students <strong>in</strong> <strong>Research</strong> on the Use and Construction of Concept Cartoons forChemistry Classes”, LEMBENS Anja (AUSTRIA), STEININGER Ros<strong>in</strong>a (AUSTRIA)Der systematische E<strong>in</strong>bezug der Sichtweisen von <strong>Bio</strong>-WissenschaftlerInnen und SchülerInnenfür die Gestaltung e<strong>in</strong>er Bestimmungssoftware:• „Students' and scientists' perspectives on leaf shape - why tree identification is hard tograsp”, AFFELDT Svenja (GERMANY), STAHL Dennis (GERMANY), GROSS Jorge(GERMANY)34


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011• „Clams bite with teeth? A new way to <strong>in</strong>tegrate students' conceptions <strong>in</strong>to speciesidentification“, STAHL Dennis (GERMANY), GROSS Jorge (GERMANY), AFFELDTSvenja (GERMANY)Abstract zu unserem Symposium “Student Scientist Partnerships – an emergent research field”,Suzanne Kapelari, Franz Radits:Background, Framework and PurposeScience reforms call on schools to engage students <strong>in</strong> do<strong>in</strong>g science rather than simply study<strong>in</strong>g it(Rochard 2007). Moreover, various efforts have been made to br<strong>in</strong>g science and society closer together,and scientists are <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly be<strong>in</strong>g put on the spot to provide <strong>in</strong>sight <strong>in</strong>to their work. Currently, the USNational Science Foundation no longer funds science research projects unless these address “broaderimpacts”. With<strong>in</strong> this framework, researchers are supposed to develop educational materials for primary,secondary, high school and undergraduate students or <strong>in</strong>volve students <strong>in</strong> their research whereappropriate. In 2008 the Austrian Federal M<strong>in</strong>istry for Science and <strong>Research</strong> asked scientists to doresearch <strong>in</strong> cooperation with pupils and teachers, a program that is now f<strong>in</strong>anced on an annual basis.Similar approaches have been <strong>in</strong>itiated elsewhere. The Higher Education Fund<strong>in</strong>g Council <strong>in</strong> England, forexample, announced <strong>in</strong> 2009 that from 2013 onwards, research will be assessed partly based on itsdemonstrable benefit to the economy, society or culture (Lok 2010).These activities aim to br<strong>in</strong>g real-world science to students and teachers, to promote authentic sciencelearn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> schools, <strong>in</strong>crease scientists’ engagement with the wider community, stimulate students’ <strong>in</strong>terest<strong>in</strong> science as well as broaden their understand<strong>in</strong>g of the variety of science-related careers. Applicants forsuch programs often agree to these requirements without recogniz<strong>in</strong>g the full breadth of the demands.Although high expectations are projected onto “broader-impact projects” <strong>in</strong> general, little attempt has beenmade to track how these requirements are be<strong>in</strong>g met: there is no system <strong>in</strong> place to evaluate theeffectiveness of those projects (Lok 2010).From an empirical po<strong>in</strong>t of view, we know only little about the benefits both partners derive from these<strong>in</strong>teractions. Sadler´s (2010) review of 53 studies of science research apprenticeship experiences forsecondary students, undergraduates and teachers concludes: “The evidence reviewed <strong>in</strong> this reportprovides support for many positive outcomes associated with scientific research apprenticeship but webelieve the research base is far from complete” and he cont<strong>in</strong>ues: “……the most press<strong>in</strong>g issue that wehave raised is the need for greater methodological diversity”.RationalThere is also a lack of agreements about reliable theoretical frameworks and viable research <strong>in</strong>strumentsto understand specific learn<strong>in</strong>g processes and <strong>in</strong>teractions <strong>in</strong> such unique “<strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g environments”.This symposium therefore focuses on discuss<strong>in</strong>g five different approaches to Student-ScientistPartnerships (SSP) to clarify the research frameworks.Follow<strong>in</strong>g Sadler’s demand, our symposium presents and discusses the theoretical frameworks andf<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of five different research <strong>in</strong>itiatives about SSP. This approach will also help prove the commondesiderata of SSP projects based on Sadler’s review (2010):• Students’ apprenticeship programmes support learn<strong>in</strong>g about the Nature of Science.• Students’ apprenticeship programmes have positive effects on students’ attitudes towardsscience and on their <strong>in</strong>terest <strong>in</strong> science and science careersMoreover, we expect that discuss<strong>in</strong>g the contributions to the symposium will yield <strong>in</strong>novative researchapproaches and surpris<strong>in</strong>g results about the specific learn<strong>in</strong>g processes promoted by student35


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011apprenticeship projects. F<strong>in</strong>ally, we seek evidence that these apprenticeship programmes helpprofessional researchers to clarify scientific problems.ResultsIn exam<strong>in</strong><strong>in</strong>g the desideratum that apprenticeship programmes positively affect student attitudes towardsscience and <strong>in</strong>crease their <strong>in</strong>terest, one paper evaluated two such projects. The author determ<strong>in</strong>es thatthere is only little evidence for a positive effect on students’ <strong>in</strong>terests <strong>in</strong> science. Based on the Four PhaseModel of Interest Development (Hidi &Renn<strong>in</strong>ger 2006) she suggests that <strong>in</strong> SSP´s students mayexperience feel<strong>in</strong>gs of autonomy and competence to a lesser extent than proposed. Review<strong>in</strong>g theresearch methodology the author concludes that further studies are needed to understand the underly<strong>in</strong>greasons for students <strong>in</strong>terest development.The second,third and fourth contributions o. discuss possible solutions to the research problem outl<strong>in</strong>ed <strong>in</strong>paper one. These papers use the same theoretical framework, based on the Model of EducationalReconstruction (Duit, Gropengießer & Kattmann 2005), to understand the specific learn<strong>in</strong>g processes<strong>in</strong>itiated by student apprenticeship projects. The second paper <strong>in</strong>vestigated the mutual work of anddiscourse between scientists, students, teachers and accompany<strong>in</strong>g educational researchers <strong>in</strong> order tounderstand the students’ specific learn<strong>in</strong>g processes about the Nature of Science. The third one reports ona project designed to develop a learner-orientated, <strong>in</strong>teractive tool for the identification and taxonomy oftrees <strong>in</strong> a close collaboration between students and scientists (biologists and biology educators). Thefourth project has a similar framework. The focus of research <strong>in</strong> the latter two programmes is to understandthe factors that h<strong>in</strong>der and foster science learn<strong>in</strong>g and the development of specific <strong>in</strong>terests.The fifth paper deals with jo<strong>in</strong>t research of science educators and K-12 students’ about argumentation <strong>in</strong>chemistry classes. The discussion of the framework and of the presented f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs helps clarify anotherdesideratum recognized earlier: the researchers expect a better validity of their results due to student<strong>in</strong>volvement. The third and the fourth papers follow a similar participatory path. Deal<strong>in</strong>g with learn<strong>in</strong>gfactors <strong>in</strong> the field of taxonomy and identification of species, the papers highlight a relevant impact ofstudents’ perspectives for develop<strong>in</strong>g <strong>in</strong>novative methods to identify species.Conclusion and ImplicationCurrent trend <strong>in</strong> science research fund<strong>in</strong>g policies lead to an <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g number of SSP´s and as DiandraLeslie Peleky a Physicist at the University of Texas who is active <strong>in</strong> popular science writ<strong>in</strong>g is cited <strong>in</strong>May´s 2010 Nature Editorial: “And that´s what I worry about … There are a lot of people putt<strong>in</strong>g time andeffort <strong>in</strong>to (these sorts of activities) and they have no idea if they are mak<strong>in</strong>g any difference” (Lok 2010). Itis time to discuss how research <strong>in</strong> science education can use this unique research field. This idea issupported by Sadler et al (2010) who did present evidence that SSP´s have a great potential to make adifference. But there is still a fundamental need to discuss, develop and apply a greater empiricalmethodological diversity to <strong>in</strong>vestigate learn<strong>in</strong>g outcomes. As Sadler puts it: “<strong>Research</strong>ers have over-reliedon the self reports of participants as the basis of claims made <strong>in</strong> support of the programs”.Symposium studies provide an up to date framework for gett<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to a profound discussion about howscience education research should contribute to current developments and to “critically explore ways <strong>in</strong>which more direct and valid measures of outcomes variables can be used <strong>in</strong> this k<strong>in</strong>d of research” (Sadleret al 2010).36


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011BibliographyDuit, R., Gropengiesser, H. & Kattmann, U. (2005). Towards science education research that is relevantfor improv<strong>in</strong>g practice: The model of educational reconstruction. In: H.E. Fischer (ed.) Develop<strong>in</strong>gstandards <strong>in</strong> research on science education (pp. 1-9). London: Taylor & Francis.Duit, R., & Treagust, D.F. (2003). Conceptual change: a powerful framework for improv<strong>in</strong>g scienceteach<strong>in</strong>g and learn<strong>in</strong>g. International journal of Science Education, 25 (6), 671-688.Hidi, S., & Renn<strong>in</strong>ger, K.A. (2006). The Four-Phase Model of Interest Development. EducationalPsychologist, 41(2), 111-127.Lok, C. (2010). Science for the masses. Nature, Vol 465/27 May.Rocard, M. Ed. (2007). Science Education Now: A Renewed Pedagogy for the Future of Europe, ReportEU22-845, Brussels.Sadler, T.D., Burg<strong>in</strong>, S., McK<strong>in</strong>ney, L. & Ponjuan, L. (2010). Learn<strong>in</strong>g Science through <strong>Research</strong>Apprenticeships: A Critical Review of Literature. Journal of <strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g, Vol 43, No3, pp.235-256, Wiley Periodicals, Inc.Synopsis zu unserem Symposiums-Beitrag “Authentic Inquiry Learn<strong>in</strong>g: Students and Scientists‘On Equal Terms’”, Heid<strong>in</strong>ger Christ<strong>in</strong>e, Franz Radits1) IntroductionThe research and development project “<strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> <strong>Research</strong>” (<strong>KiP</strong>) creates an authentic stagefor students to encounter scientific research at the University of Vienna. Scientists from various fields (e.g.neurobiology, palynology, mar<strong>in</strong>e biology) <strong>in</strong>vite school classes to their research facilities. <strong>KiP</strong> is be<strong>in</strong>gfunded by the Austrian Federal M<strong>in</strong>istry of Science and <strong>Research</strong> as part of the program “Sparkl<strong>in</strong>gScience” (www.sparkl<strong>in</strong>gscience.at). This program is designed to susta<strong>in</strong>ably improve the <strong>in</strong>terfacebetween the school system and universities <strong>in</strong> Austria. This attempt is not unique. In many developedcountries, science systems seek solutions to encounter problems of traditional science curricula such aslack of engagement by students, poor image of science, and <strong>in</strong>sufficient teacher competence. The goal isto promote the development of a citizenry of scientifically literate persons and <strong>in</strong>spire young students tochoose a science-related career (Stockelmayer, et al. 2010). Promis<strong>in</strong>g attempts to meet these ambitiousaims <strong>in</strong>clude cooperation between schools and universities, with <strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g at authentic study sitesbe<strong>in</strong>g one concrete form of such cooperation (e.g. Roth, et al. 2009; Tytler et al. 2011).This paper presents the work<strong>in</strong>g model of the <strong>KiP</strong> project, which aims to develop a theory and evidencebasedcooperation model for <strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g at authentic study sites (e.g. <strong>in</strong> a scientific laboratory). Theunderly<strong>in</strong>g ambition of <strong>KiP</strong> is to improve the learn<strong>in</strong>g processes of students (and their teachers) <strong>in</strong> terms oftheir scientific literacy. The evaluation of the work<strong>in</strong>g model <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> is based on data from the 2008-2010pilot phase <strong>in</strong> which five scientists from the Faculty of Life Sciences, University of Vienna, worked togetherwith ten science classes – about 200 students aged 11-17 years and ten teachers. The results of thisevaluation are discussed.2) RationaleThe work<strong>in</strong>g model of <strong>KiP</strong> relies on two ma<strong>in</strong> features: Authenticity and participative collaboration.Authenticity refers to the collaborative work with real scientists, <strong>in</strong> their authentic laboratories, on currentresearch questions. The positive effects of such authentic science practice on students’ understand<strong>in</strong>g ofscientific knowledge and methods have been reported by various authors (e.g. Roth et al. 2009, Tytler etal. 2011). <strong>KiP</strong> goes beyond authenticity to follow a participatory rationale. All <strong>KiP</strong> stakeholders arechallenged to act on equal terms. Accord<strong>in</strong>g to the learn<strong>in</strong>g theory for science contents underly<strong>in</strong>g themodel of Educational Reconstruction (Kattmann et al. 1997; Kattmann 2005, 2007), this egalitarian37


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011approach is expected to positively affect science learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the students. In the model of EducationalReconstruction, which was primary <strong>in</strong>troduced to develop science teach<strong>in</strong>g curricula <strong>in</strong> school sett<strong>in</strong>gs,scientific concepts and concepts held by students are both seen as constructs and are negotiated on equalterms. Follow<strong>in</strong>g a constructivist understand<strong>in</strong>g of learn<strong>in</strong>g processes, the model demands areconstruction of scientific contents based on students’ perspectives. This provides students anopportunity to better grasp complex scientific concepts.The novelty <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> is that it applies the rationale beh<strong>in</strong>d the model of Educational Reconstruction todynamic, authentic learn<strong>in</strong>g environments. Reconstruction of scientific content is not the task of aneducational researcher <strong>in</strong> advance of science lessons. Rather, this process should evolve “live” throughthe mutual work of and discourse between scientists, students, teachers and accompany<strong>in</strong>g educationalresearchers, all of whom are committed to collaboration on equal terms.3) <strong>Research</strong> QuestionsThe ma<strong>in</strong> research question of this paper is: Does the work<strong>in</strong>g model <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> succeed <strong>in</strong> implement<strong>in</strong>gauthentic environments for <strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g that are beneficial for science learn<strong>in</strong>g?The overrid<strong>in</strong>g research question is answered by referr<strong>in</strong>g to the follow<strong>in</strong>g, more narrow questions: Arescientific concepts reconstructed by <strong>in</strong>corporat<strong>in</strong>g students’ concepts? Are scientific concepts andstudents’ concepts negotiated on equal terms <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>?4) Context and DataOne out of n<strong>in</strong>e sub-projects <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> was analysed. In this sub-project, known as NEURO-<strong>KiP</strong>, studentsfrom a secondary school <strong>in</strong> Vienna (10 th grade) together with the Department of Neurobiology andCognitive <strong>Research</strong> at the University of Vienna (an assistant professor and his PhD student) <strong>in</strong>vestigatedthe spider Cupiennius salei, a model organism. Two teachers and educational researchers were also partof this cooperation. The professor suggested work<strong>in</strong>g on a specific experimental design that is currentlybe<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vestigated at his department. The experiment focuses on the visual orientation of the spiderCupiennius salei – a spider <strong>in</strong>habit<strong>in</strong>g the ra<strong>in</strong> forest <strong>in</strong> Central America. The scientists are <strong>in</strong>terested <strong>in</strong>determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g the criteria a spider uses <strong>in</strong> choos<strong>in</strong>g a tree to climb on. It was the students’ task <strong>in</strong> NEURO-<strong>KiP</strong> to develop and carry out an experiment to answer this question.The data for the present contribution were collected ma<strong>in</strong>ly by record<strong>in</strong>g the dialogues between thestakeholders <strong>in</strong> NEURO-<strong>KiP</strong> at the meet<strong>in</strong>gs.5) MethodsThe transcriptions of dialogues were analysed by qualitative content analyses based on researchstrategies derived from the model of Educational Reconstruction (Kattmann 2007). In a first step, thecontents negotiated between the stakeholders <strong>in</strong> NEURO-<strong>KiP</strong> were categorized. Then, potential cognitiveconcepts underly<strong>in</strong>g the students’ and the scientists’ statements were revealed by adopt<strong>in</strong>g a hermeneuticapproach.The results show that some sequences <strong>in</strong> the conversation were especially fruitful for the analysis: Thesewere passages <strong>in</strong> which the students provided an <strong>in</strong>correct answer to a scientist’s question because of alack of understand<strong>in</strong>g or because the students didn’t believe <strong>in</strong> the knowledge claims of the scientist andargued aga<strong>in</strong>st it. These sections revealed different underly<strong>in</strong>g concepts, and they provided enoughmaterial to substantiate these concepts. F<strong>in</strong>ally, post-<strong>in</strong>terviews with all stakeholders were used forcommunicative validation of the results.38


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 20116) ResultsThe conversation <strong>in</strong> NEURO-<strong>KiP</strong> was dom<strong>in</strong>ated by the students’ problems <strong>in</strong> understand<strong>in</strong>g andaccept<strong>in</strong>g the scientific method of parameter reduction. Instead of <strong>in</strong>stall<strong>in</strong>g a laboratory experiment with ahighly reduced environmental stimulus rate, they suggested construct<strong>in</strong>g a biotope <strong>in</strong> order to design anexperimental environment closely resembl<strong>in</strong>g the natural habitat of the spider (ra<strong>in</strong> forests). The studentsassumed that one can only ga<strong>in</strong> knowledge about the behaviour of the spider if it is exam<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> its naturalhabitat. The scientists, <strong>in</strong> contrast, argued that it is only possible to gather def<strong>in</strong>itive knowledge if thebehaviour of the spider can be traced back to only one parameter. Dur<strong>in</strong>g the course of the cooperationprocess, it turned out that two very different models of the spider as an organism (actional vs. determ<strong>in</strong>ed)underlie the oppos<strong>in</strong>g concepts regard<strong>in</strong>g an appropriate experimental design to answer the researchquestion the scientist posed.In address<strong>in</strong>g the doubts of the students and their problems to understand the scientific view, the scientistsstep by step referred to the extensive knowledge on which the current experimental work is based.With regard to the research questions raised by the present paper, it can be concluded that scientificconstructs are reconstructed by the scientists depend<strong>in</strong>g on the students’ concepts <strong>in</strong> NEURO-<strong>KiP</strong>. Thescientists needed to <strong>in</strong>troduce numerous references which were important for students to understand andaccept the experimental design. These steps were prompted by student questions, by <strong>in</strong>correct answers toquestions posed by the scientists, by the students’ articulation of doubts and, of course, by the scientists’ability to provide all this background <strong>in</strong>formation. Does that, however, also mean that students’ andscientists’ concepts were negotiated on equal terms? Only partly. On the one hand, students were free toarticulate their thoughts even if it meant that they questioned a scientist’s work. On the other hand, theconcepts of both stakeholders were not treated equally. Students’ considerations about the reasons for thespider’s behavior were, for example, often classified as “false” and not as different conceptions.7) Conclusions and ImplicationsThis work revealed that the model of Educational Reconstruction is very valuable for develop<strong>in</strong>g effectiveauthentic environments for <strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g. It is also an appropriate approach for gather<strong>in</strong>g knowledgeabout the cooperation processes tak<strong>in</strong>g place <strong>in</strong> these environments <strong>in</strong> the course of educational research.Regard<strong>in</strong>g the evaluation of the work<strong>in</strong>g model <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>, the results show that many important criteria of thelearn<strong>in</strong>g theory underly<strong>in</strong>g the model of Educational Reconstruction were successfully <strong>in</strong>stalled “live” <strong>in</strong> thecooperation process <strong>in</strong> NEURO-<strong>KiP</strong>. At the same time, the work<strong>in</strong>g model <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> seems to lack a reflectiveelement that yields <strong>in</strong>formation about students’ and scientists’ concepts dur<strong>in</strong>g the cooperation processand render it visible <strong>in</strong> the course of the cooperation. This would have helped to negotiate students’conceptions and scientific constructs on equal terms. The assumption, accord<strong>in</strong>g to the model ofEducational Reconstruction, is that <strong>in</strong> this case students would have ga<strong>in</strong>ed an even deeper understand<strong>in</strong>gof the nature of science.BibliographyKattmann, U. (2007). Didaktische Rekonstruktion – e<strong>in</strong>e praktische Theorie. In: Krüger, D. und Vogt, H.Theorien der <strong>Bio</strong>logiedidaktik. Spr<strong>in</strong>ger: 93-104.Kattmann, U. (2005). Was haben Schule und Wissenschaft beim Thema "Kulturlandschaft" mite<strong>in</strong>ander zuverhandeln? – Probleme des Wissenstransfers und die Didaktische Rekonstruktion vonLernangeboten. In: Radits, F., Rauch, F. und Kattmann, U. Geme<strong>in</strong>sam Forschen – Geme<strong>in</strong>samlernen. Innsbruck, Studienverlag: 55-69.39


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Kattmann, U., Duit, R., Gropengießer, H. & Komorek, M. (1997). Das Modell der DidaktischenRekonstruktion – E<strong>in</strong> Rahmen für naturwissenschaftsdidaktische Forschung und Entwicklung.Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften 3(3): 3-18.Roth, W.-M., van Eijck, M., Hsu, P.-L., Marshall, A., Mazumder, A. (2009). What High School StudentsLearn Dur<strong>in</strong>g Internships <strong>in</strong> <strong>Bio</strong>logy Laboratories. The American <strong>Bio</strong>logy Teacher, 71 (8): 492-496.Stockelmayer, S., Rennie, L., Gilbert, J. (2010). The Roles of the Formal and Informal Sectors <strong>in</strong> theProvision of Effective Science Education. Studies <strong>in</strong> Science Education, 46(1): 1-44.Tytler, R., Sym<strong>in</strong>gton, D., Smith, C. (2011). A Curriculum Innovation Framework for Science, Technologyand Mathematics Education. <strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Education, 41: 19-38.(5) 76. Tagung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF), 05.-07.09.2011, Klagenfurt, http://ius.uni-klu.ac.at/misc/AEPF2011_klagenfurtAuf der AEPF-Tagung war das <strong>AECC</strong> <strong>Bio</strong>logie mit e<strong>in</strong>em Symposion zum Thema„Professionalisierung von <strong>Bio</strong>logielehrerInnen durch Fortbildung“ vertreten. In vier E<strong>in</strong>zelbeiträgenwurden unterschiedliche theoriegeleitete Ansätze und deren empirische Untersuchungen für wirksameLehrerInnenfortbildung vorgestellt. Das Modell für LehrerInnenfortbildung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> wurde im Beitrag„Professionalisierung von <strong>Bio</strong>logielehrerInnen <strong>in</strong> dynamischen Aktivitätssystemen“ von BarbaraStrametz vorgestellt.Abstract zu unserem Beitrag „Professionalisierung von <strong>Bio</strong>logielehrerInnen <strong>in</strong> dynamischenAktivitätssystemen“, Franz Radits, Barbara Strametz, Franz Rauch:Im Pilotprojekt <strong>KiP</strong> (<strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> <strong>Research</strong>) wurden 10 LehrerInnen von 5 WissenschaftlerInnene<strong>in</strong>geladen, geme<strong>in</strong>sam mit ihren SchülerInnen <strong>in</strong> biologischen Forschungsprojekten zusammen zuarbeiten. Labors werden so zu anspruchsvollen und komplexen Lernumgebungen. <strong>KiP</strong> komb<strong>in</strong>iertempirische Forschung über die Lernerfahrungen aller Akteursgruppen und Modellentwicklung fürForschungs-Bildungs-Kooperationen. Der Fokus der Untersuchung liegt auf der Klärung der sozialenRollen und der Lernprozesse <strong>in</strong> den „transdiszipl<strong>in</strong>ären Aktivitätssystemen“ (Greeno, et al. 1996) von <strong>KiP</strong>.LehrerInnen, so ist aus Vorstudien bekannt, erleben <strong>in</strong> dynamischen Aktivitätssystem gravierendeRollenkonflikte (Radits & Rauch 2008). Gezielte Fortbildungsmaßnahmen (Inputs, Community of Practice,Aktionsforschung) sollen professionelles Agieren fördern. Im Rahmen e<strong>in</strong>er formativen Evaluation wurdenzu zwei Zeitpunkten die beteiligten LehrerInnen, WissenschaftlerInnen und SchülerInnen befragt(Interviews, Fragebögen). Die Ergebnisse zeigen, dass LehrerInnen sehr unterschiedliche Rollenmuster <strong>in</strong>der Kooperation e<strong>in</strong>nehmen, In ihrer Wahrnehmung schw<strong>in</strong>den die Barrieren für die Kooperationen imProjektverlauf zunehmend. Hypothesen über die Ursachen dieser Veränderungen werden dargelegt(Rauch & Strametz 2010).Greeno, J.G., Coll<strong>in</strong>s, A.M. & Resnick, L.B. (1996). Cognition and Learn<strong>in</strong>g. In R.C. Calfee (Ed.),Handbook of Educational Psychology (15-4). New York: MacMillanRadits, F. & Rauch, F. (2008). Wissenschaft ruft Schule: Forschungs- Bildungs-Kooperationen alsForschungsfeld – Explorationen aus der Perspektive von Science Education. In F. Eder & G. Hörl(Hrsg.), Gerechtigkeit und Effizienz im Bildungswesen. Unterricht, Schulentwicklung undLehrerInnenbildung als professionelle Handlungsfelder (S.165-182). <strong>Wien</strong>: LIT-Verlag.40


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Rauch, F. & Strametz, B. (2010). Evaluationsstudie zu Perspektiven der Akteursgruppen auf dasKooperationsmodell <strong>KiP</strong>. In F. Radits et al., <strong>KiP</strong>: <strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> Educational <strong>Research</strong>.Abschlussbericht (128 – 136). Universität <strong>Wien</strong>: <strong>Wien</strong>.(6) Internationale Tagung 2011 der Fachsektion Didaktik der <strong>Bio</strong>logie im Verband <strong>Bio</strong>logie,<strong>Bio</strong>wissenschaften & <strong>Bio</strong>mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland (FDdB), 12.-15.09.2011, Uni Bayreuth –Deutschland, http://www.bayceer.uni-bayreuth.de/FDdB2011/de/top/bayconf/<strong>in</strong>dex.phpDie Tagung der FDdB im VBIO fand unter dem Titel „Didaktik der <strong>Bio</strong>logie – Standortbestimmung undPerspektiven“ statt. Die zweijährig stattf<strong>in</strong>dende Tagung hat als erklärtes Ziel e<strong>in</strong>eStandortbestimmung der deutschsprachigen fachdikaktischen Forschung im Bereich <strong>Bio</strong>logie zuermöglichen, <strong>in</strong>dem Themen und Fragestellungen verschiedener Arbeitsgruppen diskutiert werden.E<strong>in</strong>e Internationalisierung und Verbreiterung der Tagung war durch Beiträge holländischerArbeitsgruppen gekennzeichnet. Unseren Beitrag „Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen anauthentischen Lernorten“ hat Manfred Bardy-Durchhalter präsentiert.Abstract zu unserem Beitrag „Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen an authentischenLernorten“, Manfred Bardy-Durchhalter, Franz Radits (Vortragsfolien s. Anhang Abbildung 18):E<strong>in</strong>leitungWissenschaftsverständnis ist e<strong>in</strong> wichtiges Bildungsziel für e<strong>in</strong>e moderne von Naturwissenschaftdom<strong>in</strong>ierte Gesellschaft. Der vorliegende Beitrag exploriert das Verständnis über Nature of Science (NoS)von SchülerInnen an authentischen Lernorten für Forschendes Lernen. Daten werden vor und nach demProjekt als Images of Science (IoS) <strong>in</strong> Gruppendiskussionen erhoben und mit Daten aus e<strong>in</strong>em offenenFragebogen (VNoS) trianguliert. Präsentiert werden Analysen der E<strong>in</strong>gangserhebungen und Daten ausdem Prozessverlauf.E<strong>in</strong> Verständnis über das Wesen der Naturwissenschaft (NoS) zu haben wird für Partizipation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ermodernen, von naturwissenschaftlichem Wissen gestalteten Gesellschaft, als essentiell angesehen (z.B.Lederman, 2007; Osborne et al. 2003). Das Projekt <strong>KiP</strong> (http://aeccbio.univie.ac.at/kip) arbeitet an diesemBildungsziel. In <strong>KiP</strong> arbeiteten Schulen mit WissenschaftlerInnen <strong>in</strong> deren Forschungse<strong>in</strong>richtungenzusammen. Diese Zusammenarbeit wird durch FachdidaktikerInnen moderiert. Die vorliegende Studiekonzentriert sich auf die Kooperation e<strong>in</strong>er Klasse von neun SchülerInnen zwischen 16 und 17 Jahren mite<strong>in</strong>er Mar<strong>in</strong>biolog<strong>in</strong>. Untersucht wird der Aufbau des Wissenschafts-verständnisses von SchülerInnen andiesem authentischen Lernort zum Forschenden Lernen. Ziel der Untersuchung ist die Formulierungempirisch nachvollziehbarer Hypothesen über Zusammenhang von Lernprozessen an authentischenLernorten und von SchülerInnen generierten Images of Science als Repräsentationen vonWissenschaftsverständnis.Theoretischer H<strong>in</strong>tergrundDas Konstrukt NoS wird zumeist <strong>in</strong> drei, <strong>in</strong> verschiedenen Beschreibungen sehr ähnlichen, Dimensionenabgebildet. Osborne et al. (2003) bestimmen drei zentrale Themen für den Unterricht als Nature ofScientific Knowledge, Methods of Science, Institutions and Social Practices <strong>in</strong> Science. Studien (zB. Ryderet al. 1999) verweisen auf die Wirksamkeit von authentischen Lernorten für den Aufbau von NoS.Demnach unterstützt e<strong>in</strong>e epistemologische Schwerpunktsetzung e<strong>in</strong>es Projekts, e<strong>in</strong>e expliziteOffenlegung von NoS und weiters e<strong>in</strong> Kennenlernen von authentischen Forschungs-methoden <strong>in</strong> realen41


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Laboratorien e<strong>in</strong>en Aufbau von NoS-Konstrukten bei SchülerInnen (Ryder et al. 1999). Van Eijck & Rothbauen (2009) auf diese Studie auf und erfassen <strong>in</strong> ihrer Untersuchung von authentischen Lernorten diegedanklichen Konstrukte von NoS von SchülerInnen als sozial konstruierte Images of Science (IoS).Wirkungszusammenhänge zwischen Lernumgebung und Aufbau der NoS Konzepte lassen sich über das„Rahmenkonzept wissenschaftsmethodischer Kompetenzen“ (Mayer, 2007) nachvollziehen.Dieser Beitrag geht folgenden Fragestellungen zum Wissenschaftsverständnis an authentischen Lernortennach: (1) Welches Wissenschaftsverständnis zeigen SchülerInnen zu Beg<strong>in</strong>n des Projekts? (2) WelcheEntwicklung lässt sich im Projekt-verlauf feststellen?Methode und DesignIn der Literatur werden verschiedene Methoden zur Erhebung von NoS von Schüler-Innen diskutiert. Dievorliegende Studie erfasst, Van Eijck & Roth (2009) folgend, das Wissenschaftsverständnis vonSchülerInnen <strong>in</strong> sozialen Diskursen. Sie erhebt zu Beg<strong>in</strong>n und nach Abschluss des Projektes Konstruktevon SchülerInnen über NoS als IoS über fokussierte Gruppendiskussionen. Gruppendiskussionenerfassen nach Mayr<strong>in</strong>g (2002) alltagsähnliche Situationen, die gewohntes Denken, Fühlen und Handelnoffenlegen. Zur Triangulierung der Gruppendiskussionen wird jeweils e<strong>in</strong> offener Fragebogen e<strong>in</strong>gesetzt(VNoS-C; Lederman et al. 2002). E<strong>in</strong> Prä/Post Vergleich der Konstrukte der SchülerInnen soll e<strong>in</strong>eVeränderung im Verständnis von NoS abbilden. Die Gruppendiskussionen und Prozessdaten werdenmittels Audio und Video dokumentiert und transkribiert. Die Analyse erfolgt <strong>in</strong>haltsanalytisch nachGropengießer (2005) unter Verwendung von Kategorien des Pilotprojekts (Bardy-Durchhalter & Radits,2011).Ergebnisse und DiskussionDie Ergebnisse der E<strong>in</strong>gangserhebung zeigen, wie erwartet, Übere<strong>in</strong>stimmungen mit NoS-Dimensionenaus der Untersuchung Osborne et al. (2003). Die Aussagen der SchülerInnen weisen u.a. starke Zügee<strong>in</strong>es erkenntnistheoretischen Realismus auf: Demnach erkennen WissenschaftlerInnen über Experimentereale Wahrheiten über e<strong>in</strong>e reale Welt und schaffen dadurch Sicherheit und Stabilität <strong>in</strong> ihrer Erkenntnis.Aktuell laufende <strong>in</strong>haltsanalytische Untersuchungen der Prozessdaten lassen nach dem „Rahmenkonzeptwissenschaftsmethodischer Kompetenzen“ (Mayer 2007,178) e<strong>in</strong>e Wirkung des Forschenden Lernens anauthentischen Lernorten auf die Entwicklung des Wissenschaftsverständnisses von SchülerInnen erwartenund werden dargestellt. Die Ergebnisse dieses Beitrags werden mit anderen Studien aus dem Projekt <strong>KiP</strong>für die Weiterentwicklung e<strong>in</strong>es Modells für wirkungsvolles authentisches Forschendes Lernen verwendet.LiteraturBardy-Durchhalter, M., & Radits, F. (2011). Wissenschaftsverständnis von SchülerInnen, Erkenntnisweg<strong>Bio</strong>logiedidaktik 9.Gropengießer, H. (2005). Qualitative Inhaltsanalyse <strong>in</strong> der fachdidaktischen Lehr-Lernforschung. In P.Mayr<strong>in</strong>g & M. Gläser-Zikuda (Eds.), Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse (pp. 172-189).We<strong>in</strong>heim und Basel: Beltz Verlag.Lederman, N. G. (2007). Nature of Science: Past, Present, and Future. In S. K. Abell & N. G. Lederman(Eds.), Handbook of <strong>Research</strong> on Science Education: L.Erlbaum Ass.Lederman, N. G., Abd-El-Khalick, F., Bell, R. L., & Schwartz, R. S. (2002). Views of nature of sciencequestionnaire: Toward valid and mean<strong>in</strong>gful assessment of learners' conceptions of nature of science.JoRiST, 39(6), 497-521.Mayer, J. (2007). Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung als wissenschaftliches Problemlösen. In D. Krüger & H. Vogt(Eds.), Theorien <strong>in</strong> der biologiedidaktischen Forschung (177-186).42


3. Zwischenbericht über die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse Oktober 2011Mayr<strong>in</strong>g, P. (2002). E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die qualitative Sozialforschung. E<strong>in</strong>e Anleitung zu qualitativem Denken.München: Beltz Verlag.Osborne, J., Coll<strong>in</strong>s, S., Ratcliffe, M., Millar, R., & Duschl, R. (2003). What ‘‘Ideas-about-Science’’ ShouldBe Taught <strong>in</strong> School Science? JoRiST, 40(7), 692-720.Ryder, J., Leach, J., & Driver, R. (1999). Undergraduate science students' images of science. JoRiST,36(2), 201-219.van Eijck, M., Hsu, P. L., & Roth, W. M. (2009). Translations of Scientific Practice to "Students' Images ofScience". Science Education, 93(4), 611-634.43


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 20114. PARTIZIPATIVES FORSCHEN IN DEN BIO-KIPSWas s<strong>in</strong>d die <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>²?<strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s s<strong>in</strong>d eigenständige Kooperationse<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>²: Ihr Rational ist vom <strong>KiP</strong>² Arbeitsmodell2010 (s. Projektantrag S. 4 ff) beschrieben: WissenschaftlerInnen laden SchülerInnen und Lehrer-Innen <strong>in</strong> Forschungs-„Labors“ (= authentische Forschungsprojekte und Forschungse<strong>in</strong>richtungen) e<strong>in</strong>.Die geme<strong>in</strong>samen Forschungsaktivitäten werden partizipativ verhandelt. Für die SchülerInnen stellendie <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s damit Lernumgebungen dar, die FachdidaktikerInnen moderieren und begleitendbeforschen. Sie s<strong>in</strong>d daher auch fachdidaktische Forschungsfelder. Die Implementierungsschiene von<strong>KiP</strong>² sucht den im Projektantrag festgelegten Zielen folgend nach Wegen, Elemente der <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s <strong>in</strong>Strukturen der Universität, der Schulen oder etablierter Projekte dauerhaft zu verankern.Die fünf <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>²: Weiterführung, Implementierung & Sicherung der Partizipation vonSchülerInnen <strong>in</strong> der Fachdidaktischen Forschung<strong>KiP</strong>² startete, wie im Projektantrag geplant, mit drei „klassischen“ <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s, <strong>in</strong> die LehrerInnen undWissenschaftlerInnen der Universität <strong>Wien</strong> e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d, die bereits im <strong>KiP</strong>-Pilotprojekt dabeiwaren. Erste E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> diese Forschungs-Bildungs-Kooperationen erlauben die nun folgendenBerichte der LehrerInnen aus den drei <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s SEA-<strong>KiP</strong> 2 (Kapitel 4.1), PALY-<strong>KiP</strong> 2 (Kapitel 4.2) undNEURO-<strong>KiP</strong> 2 (Kapitel 4.3).In Kooperation mit der PH NÖ und deren Laborschule der Wirtschaftshauptschule Baden wurden ersteerfolgreiche Schritte <strong>in</strong> Richtung Implementierung e<strong>in</strong>es <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s an e<strong>in</strong>er PH unternommen. Dabeientstand das NAT-<strong>KiP</strong> 2 als 4. <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong> (Kapitel 4.5). Das Innovative an diesem neuen Subprojekt von<strong>KiP</strong>² kann folgendermaßen skizziert werden: Im Zentrum stehen zwei stabile Elemente aus demLehrerbildungscurriculum der PH NÖ, das Schulpraktikum der Studierenden und derenbiologiedidaktische forschende Bachelorarbeit. E<strong>in</strong>/e Studierende/r <strong>in</strong> der Rolle e<strong>in</strong>es StudentTeachers entwickelt e<strong>in</strong> Curriculum für authentisches Forschendes Lernen geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er/mWissenschaftlerIn und den SchülerInnen im Rahmen ihres regulären Schulpraktikums, dokumentiertund beforscht diese im Zuge der eigenen Bachelorarbeit. Moderiert und begleitet wurde <strong>in</strong> diesemPilot das Projekt durch die FachdidaktikerInnen des <strong>AECC</strong>-<strong>Bio</strong>logie. In Zukunft könnte dies, wieGespräche mit der Direktor<strong>in</strong> der Laborschule und dem Rektorat der Hochschule zeigen, durchFachdidaktikerInnen oder Mentor Teachers der PH erfolgen.E<strong>in</strong>e eigene Dynamik entfaltete die Partizipation von SchülerInnen <strong>in</strong> der fachdidaktischen Forschungzur Qualität der <strong>KiP</strong>-Lernumgebungen. Ursprünglich als systematische Reflexion der eigenenLernerfahrungen durch die SchülerInnen konzipiert und <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s verortet (s. <strong>KiP</strong>:<strong>Kids</strong> <strong>Participation</strong> <strong>in</strong> Educational <strong>Research</strong>. Abschlussbericht des <strong>AECC</strong> <strong>Bio</strong>logie für Sparkl<strong>in</strong>gScience 85B, S. 11 f), entwickelte sich daraus e<strong>in</strong> eigenes Forschungsfeld <strong>in</strong> dem die Diplomand<strong>in</strong>Mart<strong>in</strong>a Höll mit SchülerInnen aus dem ersten <strong>KiP</strong> kooperiert, wie der kurze Bericht weiter unten <strong>in</strong>diesem Kapitel zeigt (Kapitel 4.4). Ergebnisse dieser Forschungsarbeit werden im November 2011auf e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Aktionsforschungstagung (CARN 2011) mit den SchülerInnen alsMitautorInnen vorgestellt.44


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Austausch der Erfahrungen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>sDas Projekt <strong>KiP</strong> legt entsprechend se<strong>in</strong>em Aktionsforschungs-Rational (s. Kapitel 3.1) e<strong>in</strong>enSchwerpunkt auf den geme<strong>in</strong>samen Austausch der Erfahrungen aller Beteiligten im Projekt. DieseReflexionsräume haben sich – wie die summative Evaluation im Pilotprojekt ergab – als entscheidendfür die Entwicklung stabiler Forschungs-Bildungs-Kooperationen herausgestellt. In <strong>KiP</strong> 2 haben bis dato<strong>in</strong> diesem Rahmen Planungsgespräche, LehrerInnen-Sem<strong>in</strong>are, Focusgruppen-Interviews mitSchülerInnen und e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Arbeitskonferenz Ende Juni stattgefunden. Der Bericht zurArbeitskonferenz <strong>in</strong> Kapitel 4.6 bietet e<strong>in</strong>en exemplarischen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Reflexionsräume <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>.4.1. SEA-<strong>KiP</strong> 2Dept. für Meeresbiologie: Ao. Univ.-Prof. <strong>in</strong> Mag. a Dr. <strong>in</strong> Monika Bright, Mag. a Ingrid Kolar, SusannePramendorferBRG 19. Krottenbachstraße: MMag. Klemens Wernisch, Modulklasse „wissenschaftliches Arbeiten fürNaturwissenschaftler“Bericht MMag. Klemens Wernisch:AusgangspunktBei ersten Gesprächen Anfang Februar zwischen Monika Bright, Ingrid Kolar, Klemens Wernisch,Susanne Pramendorfer und Manfred Bardy-Durchhalter wurden mögliche Forschungsbereiche für dieKooperation besprochen. Nach mehreren diskutierten Themen e<strong>in</strong>igten sich alle auf die Untersuchungder Diversität von mar<strong>in</strong>en Tiefseeschnecken. Monika Bright stellte dazu von ihren ForschungsreisenSammelproben der Stelle „Genesis“ (13° N, 104° W) aus 2500m Tiefe des ostpazifischenMeeresrücken zur Verfügung. Ergebnisse der SEA-<strong>KiP</strong> 2 Untersuchungen konnten zusätzlich auch mit<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wissenschaftlichen Journal publizierten Ergebnissen von Sammelproben aus nahegelegenenFundstellen verglichen werden:Marjola<strong>in</strong>e Matabos, Nad<strong>in</strong>e Le Bris, Sophie Pendlebury & Eric Thiébaut (2008). Role of physicochemicalenvironment on gastropod assemblages at hydrothermal vents on the East Pacific Rise(13°N/EPR). Journal of the Mar<strong>in</strong>e <strong>Bio</strong>logical Association of the United K<strong>in</strong>gdom, 88(5), 995–1008.#2008 Mar<strong>in</strong>e <strong>Bio</strong>logical Association of the United K<strong>in</strong>gdom; doi:10.1017/S002531540800163X;http://journals.cambridge.org/download.php?file=%2FMBI%2FMBI88_05%2FS002531540800163Xa.pdf&code=3ec43549659b167ed563057d88374391Die Forschungsaktivitäten von SEA-<strong>KiP</strong>² fanden im Sommersemester 2011 statt. Der Rahmen dafürwar das Wahlmodul „wissenschaftliches Arbeiten für Naturwissenschaftler“. SchülerInnen aus vierverschiedenen Schulklassen der 10. und 11. Schulstufe hatten sich e<strong>in</strong> Schuljahr im Voraus auf Basise<strong>in</strong>es Vorlesungsverzeichnisses für das Modul <strong>in</strong>skribiert.45


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Chronologischer Ablauf mit Focus auf die ForschungskooperationProjekttreffen:Unsere Gruppe hat sich <strong>in</strong>sgesamt 18 Mal (<strong>in</strong>kl. <strong>KiP</strong> 2 -Arbeitskonferenz am 20.06.2011) für je ca. 100M<strong>in</strong>uten getroffen und zusätzlich haben SchülerInnen zwei E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> Form von Heimarbeit erledigt.Inhaltlich zusammenhängende E<strong>in</strong>heiten möchte ich geme<strong>in</strong>sam darstellen.In der ersten E<strong>in</strong>heit gab ich den SchülerInnen erste E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> den geplanten Ablauf desWahlmoduls und damit des Projektes Sea-<strong>KiP</strong> 2 . Ich habe hier vor allem die Grundidee derForschungs-Bildungs-Kooperation (FBK) skizziert und die SchülerInnen darauf e<strong>in</strong>gestimmt, dass sieim Laufe des Semesters mit Wissenschaftler<strong>in</strong>nen der Tiefseeforschung zusammenarbeiten werden.Da die Inhalte von den SchülerInnen mit den Wissenschaftler<strong>in</strong>nen noch ausgehandelt werden sollten,habe ich vor allem den geplanten Ablauf der ersten E<strong>in</strong>heiten, die die SchülerInnen auf denThemenkomplex „Tiefsee“ vorbereiten sollte, beschrieben.Beim zweiten Zusammentreffen der Modulklasse war es an der Zeit, dass sich die fachdidaktischenHauptakteure des Projektes Sea-<strong>KiP</strong> 2 den SchülerInnen bekannt machten. Nach e<strong>in</strong>erVorstellungsrunde wurde die Idee des Projektes erläutert und Manfred Bardy-Durchhalter erhob dieSchülervorstellungen mittels Fragebogen.In der darauffolgenden E<strong>in</strong>heit habe ich zum ersten Mal im SEA-<strong>KiP</strong> 2 das Thema Tiefsee auf derBasis von Unterrichtsunterlagen von Susanne Pramendorfer den SchülerInnen nähergebracht. DieInhalte zum Thema „Plattentektonik“ habe ich <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es PP-Vortrags und anschließendenArbeitsaufgaben (<strong>in</strong>kl. Experimenten) mit den SchülerInnen erarbeitet. Ziel dieser und der nächstenbeiden E<strong>in</strong>heiten war, die SchülerInnen auf die Arbeit mit den Wissenschaftler<strong>in</strong>nen fachlichvorzubereiten. Am Ende dieser E<strong>in</strong>heit führte Manfred Bardy-Durchhalter e<strong>in</strong> Interview <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>erGruppendiskussion durch. Die Themen dieser Doppelstunde waren „Mar<strong>in</strong>er Vulkanismus“,„Hydrothermalquellen“ und „Chemosynthese“ und wurden wieder <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Lehrervortragsbegonnen. Im zweiten Teil der E<strong>in</strong>heit bearbeiteten die SchülerInnen mittels Arbeitsblatt an PCsVideoaufnahmen und die <strong>in</strong>teraktive Website „dive and discover“. Die abschließendeVorbereitungse<strong>in</strong>heit thematisierte die Fauna der Hydrothermalquellen. Nach e<strong>in</strong>em sehr kurzenLehrervortrag hatten die SchülerInnen die Aufgabe <strong>in</strong> Zweiergruppen e<strong>in</strong>e Tiergruppe und e<strong>in</strong>ebiogeografische Tiefseeregion als PP-Vortrag darzustellen. Es war damals geplant, dass dieSchülerInnen diese Ausarbeitung den Wissenschaftler<strong>in</strong>nen vortragen, was aber aus Zeitgründennicht erfolgte. Die Unterlagen der drei <strong>in</strong>s Fachgebiet e<strong>in</strong>führenden E<strong>in</strong>heiten habe ich denSchülerInnen über die Schulhomepage zur Verfügung gestellt. Darüber h<strong>in</strong>aus haben sichSchülerInnen im Internet mit Hilfe von Susanne Pramendorfer Unterlagen zur Veröffentlichung„Handbook of Deep-Sea Hydrothermal Vent Fauna“ (Denisia 18) besorgt.Da ich aus gesundheitlichen Gründen an der nächsten E<strong>in</strong>heit nicht persönlich teilgenommen habe,kann ich nur von der Außenperspektive berichten. Die SchülerInnen lernten die Wissenschaftler<strong>in</strong>nenund Franz Radits kennen. Auf Basis e<strong>in</strong>er Probe von Tiefseeschnecken bekamen die SchülerInnen46


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011das „Forschungsobjekt“ präsentiert. Daraufh<strong>in</strong> wurden erste Fragestellungen von den SchülerInnenmit den Wissenschaftler<strong>in</strong>nen diskutiert.Beim zweiten Treffen auf der Universität wurden die vielen Fragen der Vorstunde nochmalsrekapituliert. Die Wissenschaftler<strong>in</strong>nen konnten nach e<strong>in</strong>gehender Recherche Fragen ausschließen,da entweder die Bearbeitung im Rahmen des Projektes unmöglich war oder es bereits Antworten gab.Nach <strong>in</strong>tensiven Diskussionen wurden Fragen zum Thema <strong>Bio</strong>diversität der Tiefseeschnecken und derPopulationsstruktur sowie e<strong>in</strong>zelner Körpermerkmale als Aufgabengebiet festgelegt. Ausgehend vonden Begriffen „<strong>Bio</strong>diversität“ und „Population“ kamen die Wissenschaftler<strong>in</strong>nen mit den SchülerInnenzur nötigen Methodik des Datensammelns.Die folgenden fünf E<strong>in</strong>heiten waren der Aufgabe der Datenaufnahme gewidmet. Die erste E<strong>in</strong>heit wardabei stark von Unsicherheit geprägt. Alle Teilnehmer mussten z.T. frustriert feststellen, wie schwer esist, beim Artbestimmen von Tiefseeschnecken mittels Bildmaterial die nötige Validität der Daten allerArbeitenden zu gewährleisten. Auch <strong>in</strong> der zweiten Bestimme<strong>in</strong>heit gab es viele Diskussionen undVergleiche. So wurden <strong>in</strong> beiden E<strong>in</strong>heiten oftmals Schnecken weitergereicht, um e<strong>in</strong>e „Eichung“ zuerreichen. In der ersten E<strong>in</strong>heit waren hierbei vor allem die Wissenschaftler<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e wichtigeReferenz. In der zweiten E<strong>in</strong>heit haben die SchülerInnen vor allem sich gegenseitig geholfen. Bei derdritten Artbestimmungse<strong>in</strong>heit konnte ich aus organisatorischen Gründen nicht persönlich teilnehmen.Manfred Bardy-Durchhalter ermöglichte dennoch das Zustandekommen und arbeitete mit e<strong>in</strong>erDreiergruppe (Klasse 6B) weiter.In der vierten E<strong>in</strong>heit stieg die durchschnittliche Bestimmleistung enorm, wobei ich hervorhebenmöchte, dass verschiedene SchülerInnen stark differenzierten – sowohl was Leistung als auchMotivation betraf.In der fünften E<strong>in</strong>heit wurden die der häufigsten Art Lepetodrillus elevatus zugeordneten Schneckenauf Körpermerkmale h<strong>in</strong> untersucht. Es wurden Körpergröße (Schalenlänge), Geschlecht undSchalenmerkmale wie verheilte Schalenverletzungen und „Brandlöcher“ genauer untersucht. DieSchnecken wurden auf Millimeterpapier unter dem Mikroskop vermessen. Ausgehend vonLiteraturh<strong>in</strong>weisen wurde die Grenze zwischen Juvenilen und Adulten bei 2,8 mm festgelegt.Männchen wurden durch den Penis von Weibchen unterschieden.Aufgrund des bereits schnell fortschreitenden Semesters wurde Ende Mai beschlossen nicht alleExemplare der häufigsten Art weiter zu untersuchen, sondern die Probengröße bei 285 (Stand nachdem 18.05.) zu belassen. Aufgrund des Vergleiches mit der Orig<strong>in</strong>alliteratur, die dieWissenschaftler<strong>in</strong>nen nochmals <strong>in</strong>tensiv mit den SchülerInnen diskutierten, wurde der weitere Plan zurDatenaufbereitung festgelegt. Diese wurde großteils von SchülerInnen <strong>in</strong> Form von Heimarbeitdurchgeführt.Im Juni haben die SchülerInnen die Fülle an Daten unter großer Unterstützung von Manfred Bardy-Durchhalter aufbereitet. Die SchülerInnen arbeiteten <strong>in</strong> dieser Phase auf sehr unterschiedlichenNiveaus und an verschiedenen Inhalten. E<strong>in</strong>ige vertieften sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „saubere“ und damit sehr47


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011aufwendigen Datenaufbereitung und –darstellung, während andere bald zur Postervorbereitungüberg<strong>in</strong>gen.Mitte Juni zerbrachen sich die SchülerInnen mit den Wissenschafter<strong>in</strong>nen die Köpfe über e<strong>in</strong>e korrekteInterpretation der Ergebnisse und erstellten e<strong>in</strong>en Fahrplan zur Endversion unseres Posters, der auchdie dafür nötigen Aufgaben <strong>in</strong> der Gruppe verteilte. Da ich bei dieser E<strong>in</strong>heit nicht persönlichteilgenommen habe, möchte ich nur festhalten, dass <strong>in</strong> der anschließenden Woche e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>tensiverzum Teil hektischer E-Mail Austausch folgte. Nach e<strong>in</strong>er anfänglichen Verwirrung wurde am 22.06. <strong>in</strong>sehr geschäftigem Treiben unser Poster zufriedenstellend fertig gestellt. Unsere Arbeit und dasEndergebnis konnte am Nachmittag den anderen <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s präsentiert werden.Zwei Tage nach dem <strong>KiP</strong>-Workshop führte Manfred Bardy-Durchhalter noch e<strong>in</strong> Interview <strong>in</strong> Forme<strong>in</strong>er Gruppendiskussion mit e<strong>in</strong>igen SchülerInnen durch. Unser Poster ist mittlerweile gedruckt undwird im kommenden Schuljahr via Schulhomepage und Aushang präsentiert.ForschungsergebnisseDie Forschungsergebnisse zeigten im Vergleich mit den nahegelegenen publiziertenTiefseeprobestellen ähnliche Diversitätswerte. Untersucht wurden außerdem mehrere Charakteristikader dom<strong>in</strong>anten Schneckenart (Lepetodrilus elevatus; Familie der Lepetodrilidae). Dazu gehörtenneben Geschlechtsverteilungen und Größenvarianzen der Population auch auffälligeSchalenmerkmale - darunter auch Verletzungsnarben als Indikator für auf diese Art e<strong>in</strong>wirkendenFraßdruck an diesem Standort. Weitere Details s<strong>in</strong>d dem Poster (s. Abbildung 5) zu entnehmen.SchülerInnen des BRG19 entwickeln beim ersten Treffen mitder Wissenschaftler<strong>in</strong> Monika Bright Ihre Forschungsfragen.SchülerInnen des BRG19 bestimmen geme<strong>in</strong>sam mit derMar<strong>in</strong>biolog<strong>in</strong> Monika Bright Tiefseeschnecken der ProbenstelleGenesis (13° N, 104° W) aus 2500m Tiefe des ostpazifischenMeeresrücken.48


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Abbildung 5: Zusammenfassung der Ergebnisse der Forschungsarbeit <strong>in</strong> SEA-<strong>KiP</strong> 2wissenschaftlichen Posterauf e<strong>in</strong>em49


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Tabelle 2: Übersicht über die Aktionen mit SchülerInnen im SEA-<strong>KiP</strong> 2Datum Ort Personen Thema16.02.2011 Brg19 S+L Vorbesprechung23.02.2011 Brg19 S+L+FD Projektvorstellung, Fragebogen02.03.2011 Brg19 S+L+FD Tiefsee1+Interview09.03.2011 Brg19 S+L+FD Tiefsee216.03.2011 Brg19 S+L+FD Tiefsee323.03.2011 Uni S+FD+W Arbeitsgebiet; Fragestellungen130.03.2011 Uni S+L+FD+W Frage(n) fixieren06.04.2011 Brg19 S+L+FD+W Artbestimmung113.04.2011 Brg19 S+L+FD Artbestimmung227.04.2011 Brg19 S+FD Artbestimmung311.05.2011 Brg19 S+L+FD Artbestimmung418.05.2011 Brg19 S+L+FD Vermessung+Geschlecht+Schale25.05.2011 Uni S+L+FD+W Ideen zu Datenaufbereitungdazw. HÜ S Datene<strong>in</strong>gabe 18.05.dazw. HÜ L <strong>Wien</strong>er-Shannon-Index am Bsp. der Daten vom 6.4.-11.501.06.2011 Brg19 S+L+FD Ergebnisaufbereitung (Excel: Manfred)08.06.2011 Brg19 S+L+FD Ergebnisaufbereitung + Poster(beg<strong>in</strong>n)15.06.2011 Uni S+FD+W Ergebnis<strong>in</strong>terpretation + Poster(ende)20.06.2011 Uni Alle SEA- Kip-Arbeitskonferenz (ganztägig)<strong>KiP</strong>ler +andere <strong>KiP</strong>-Akteure22.06.2011 Brg19 S+FD Interview FD & S (doppelstd.)Legende: S…SchülerInnen, L…LehrerInnen, FD…FachdidaktikerInnen, W…WissenschaftlerInnen4.2. PALY-<strong>KiP</strong> 2Dept. für strukturelle und funktionelle Botanik: Ao. Univ.-Prof. <strong>in</strong> Mag. a Dr. <strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>a WeberAkademisches Gymnasium 1: Mag. a Heidemarie Amon, 4.KlasseBericht Mag. a Heidemarie Amon:Projektstart – Kontakt mit den WissenschaftlerInnenIm Februar 2011 wurden die SchülerInnen der 4A Klasse (8. Schulstufe) des AkademischenGymnasiums <strong>Wien</strong>s von ihrer <strong>Bio</strong>logielehrer<strong>in</strong> über die Möglichkeit der Teilnahme an e<strong>in</strong>em Sparkl<strong>in</strong>gScience Projekt <strong>in</strong>formiert. Die Kooperation mit der Universität und vor allem die Zusammenarbeit mitWissenschaftlerInnen erschienen vielen SchülerInnen <strong>in</strong>teressant und spannend, deshalb war derEntschluss an dem Abenteuer „Forschung“ teilzunehmen schnell gefasst.Vor dem ersten Zusammentreffen mit der <strong>Bio</strong>log<strong>in</strong> vom Department für strukturelle und funktionelleBotanik, Mart<strong>in</strong>a Weber, führte e<strong>in</strong> Fachdidaktiker vom <strong>AECC</strong>-<strong>Bio</strong>logie der Universität <strong>Wien</strong>, ManfredBardy-Durchhalter, e<strong>in</strong>e Gruppendiskussion mit acht SchülerInnen (vier Mädchen und vier Burschen)zu deren Wissenschaftsverständnis am Beg<strong>in</strong>n des Projekts durch.Die erste Begegnung der SchülerInnen mit der Wissenschaftler<strong>in</strong> im März 2011 war auch dereigentliche Projektbeg<strong>in</strong>n. Mart<strong>in</strong>a Weber hielt am Akademischen Gymnasium für die SchülerInnene<strong>in</strong>en Vortrag über ihre Forschungstätigkeiten. Dieser erste Kontakt war zwar nur kurz (e<strong>in</strong>eUnterrichtsstunde), aber für die SchülerInnen sehr bee<strong>in</strong>druckend.50


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Projektbegleitender Unterricht unterstützt das ForschungsvorhabenIm Anschluss daran beschäftigten wir uns im Unterricht mit der Wissenschaftsdiszipl<strong>in</strong> „Palynologie“.Pollenpräparate von Löwenzahnblüten wurden angefertigt, mikroskopiert und gezeichnet. Neben demErlernen von so genannten practical skills stand vor allem das Thema: „Wie funktioniert Forschung?Wie kommt e<strong>in</strong>e WissenschaftlerIn zu ihrem Wissen?“ im Vordergrund. Um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck davon zubekommen, führten die SchülerInnen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen e<strong>in</strong>en stark vere<strong>in</strong>fachten Forschungszyklusdurch. Die e<strong>in</strong>zelnen Schritte wie z.B. das Formulieren von Fragestellungen, die Bildung vonHypothesen, Überlegungen zur Überprüfung („Erforschung“) dieser Hypothesen, die Datenerhebung,wie auch die Auswertung dieser Daten wurden <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen durchgeführt und im Plenum reflektiert.Entwicklung von möglichen Forschungsfragen <strong>in</strong> Kooperation mit der WissenschaftlerIn(Potentialanalyse)In e<strong>in</strong>em nächsten Schritt formulierten die SchülerInnen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen mögliche Fragestellungen zurPalynologie, die sie gerne untersuchen würden. Diese Fragestellungen der SchülerInnen wurden perE-Mail an die Wissenschaftler<strong>in</strong> geschickt. Da die Wissenschaftler<strong>in</strong> bis zur nächstenUnterrichtsstunde ke<strong>in</strong>e Zeit hatte, die Fragen zu beantworten, entschloss sich die Lehrer<strong>in</strong> denFragenkatalog <strong>in</strong> Partnerarbeit von den SchülerInnen selbst bearbeiten zu lassen: Jene Fragen,welche von Mart<strong>in</strong>a Weber nach Me<strong>in</strong>ung der SchülerInnen ad hoc beantwortet werden könnten,sollten grün markiert werden. Die Fragen, die als „erforschbar“ e<strong>in</strong>gestuft wurden, sollten rotgekennzeichnet werden, wobei auch überlegt und beschrieben werden sollte, wie man das erforschenkönnte. Jene Fragen, die auch nicht geme<strong>in</strong>sam mit Frau Weber zu beantworten wären, sollten blaumarkiert werden. Durch diese Methode haben sich schließlich vier Fragestellungen herauskristallisiert,die es entsprechend der Vorstellungen der SchülerInnen Wert wären, beforscht zu werden:1. Kann man feststellen (durch die Pollen), ob jemand an e<strong>in</strong>en bestimmten Ort war? Wenn ja,wie kann man es verh<strong>in</strong>dern?2. Wie groß ist e<strong>in</strong>e durchschnittliche Polle?3. Wie sieht die Mikrostruktur von Pollen aus und wie stark variiert sie?4. Wie kann man feststellen, ob es sich tatsächlich um L<strong>in</strong>denblütenhonig, Akazienhonig,Blütenhonig oder Kastanienblütenhonig handelt?Die SchülerInnen sollten sich dann <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen überlegen, welche Hypothesen sie zu jeder Fragehaben und welchen Versuch sie machen könnten, um diese Fragestellung zu beantworten. Zusätzlichwurde von der Lehrer<strong>in</strong> noch folgende Fragestellung vorbereitet: Vier verschiedene Honigsorten(Akazienhonig, Blütenhonig, Kastanienblütenhonig, L<strong>in</strong>denblütenhonig) standen zum Verkosten bereit.Die SchülerInnen sollten jene auswählen, die ihnen am besten schmecken. E<strong>in</strong>e Reihung der„Honigsorten“ fand mit großer Begeisterung statt. Zum Erstaunen aller, wurde ihnen anschließendmitgeteilt, dass <strong>in</strong> allen Schälchen derselbe Honig war. Der menschliche Geschmacks<strong>in</strong>n, komb<strong>in</strong>iertmit e<strong>in</strong>er bestimmten Erwartungshaltung, war offensichtlich ke<strong>in</strong> Garant für e<strong>in</strong>e objektiveUnterscheidung. Daraus entwickelte sich die Frage nach objektiveren Überprüfungsmöglichkeiten unddie Antwort der SchülerInnen erfolgte prompt: „Durch die Pollenanalyse!“51


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Anfang Juni kam die Wissenschaftler<strong>in</strong> wieder an unsere Schule und diskutierte die von denSchülerInnen entwickelten Fragestellungen. E<strong>in</strong>e Woche später besuchte dann die Klasse dieWissenschaftler<strong>in</strong> am Institut und lernte so die Räumlichkeiten der Universität und dasElektronenmikroskop kennen.Ende Juni bereitete sich die Klasse geme<strong>in</strong>sam für die <strong>KiP</strong> 2 -Arbeitskonferenz vor, wo neben demErfahrungsaustausch vor allem das Thema „Was haben wir bisher <strong>in</strong> diesem Projekt gelernt?“ imVordergrund stand. Vier SchülerInnen präsentierten das Ergebnis vor allen <strong>KiP</strong> 2 -Projektakteuren.Nächste Schritte - Geplante Aktivitäten im WS2011Am Dienstag den 8. November 2011 sollen sich die SchülerInnen geme<strong>in</strong>sam mit Mart<strong>in</strong>a Weber aufe<strong>in</strong>e Forschungsfrage e<strong>in</strong>igen und die Probennahme (Datensammeln) besprechen. Im Anschlussdaran werden die SchülerInnen geme<strong>in</strong>sam mit mir die Proben sammeln. Ende Novemberübernehmen vier SchülerInnen (=Laborgruppe) geme<strong>in</strong>sam mit der Wissenschaftler<strong>in</strong> die Aufbereitungder Proben im Labor an der Universität. Die mikroskopische Auswertung der Pollenproben f<strong>in</strong>detwieder <strong>in</strong> der Schule statt und wird von allen SchülerInnen durchgeführt. Zur E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> dieseArbeit wird Mart<strong>in</strong>a Weber an die Schule kommen. Für das Mikroskopieren werden ca. fünfSchulstunden veranschlagt. Die eigentliche Auswertung der Daten am Computer und ihreInterpretation f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Schule geme<strong>in</strong>sam mit der Wissenschaftler<strong>in</strong> statt.Die Wissenschaftler<strong>in</strong> bei ihrem Vortrag über die Palynologie<strong>in</strong> der SchuleSchülerInnen des Akademisches Gymnasiums (PALY-<strong>KiP</strong> 2 )präsentieren ihre Kenntnisse zu Pollen auf der <strong>KiP</strong> 2 -ArbeitskonferenzTabelle 3: Übersicht über die Aktionen mit SchülerInnen im PALY-<strong>KiP</strong> 2Datum Ort Personen Thema25.02.2011 Schule AKG S, FD 8 SchülerInnen (4 Mädchen und 4 Burschen)führen mit FD e<strong>in</strong>e Gruppendiskussion zu ihrenBildern von Naturwissenschaft durch25.03.2011 AKG S, W, L, FD Vortrag Weber Mart<strong>in</strong>a: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> ihrForschung/Arbeitsfeld28.04.2011 AKG S, L, FD M<strong>in</strong>dmap zum Begriff: "Pollen"; erstesMikroskopieren von Löwenzahnpollen undAnfertigen von Zeichnungen29.4 2011 AKG S, L, FD E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Thema: Wie funktioniert52


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Forschung? Durchführung e<strong>in</strong>es starkvere<strong>in</strong>fachten Forschungszyklus (Wassertropfen1-cent-Münze); Formulierung vonFragestellungen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen03.05.2011 AKG S, L, FD Fragestellungen werden geme<strong>in</strong>sam mitSchülerInnen sortiert:"beforschbare" Fragen,"beantwortbare" Fragen; "Honigverkostung"05.05.2011 AKG S, L, FD Reflexion des bisherigen Projekts: Ablauf &Methoden; Hypothesenformulierung zu den 4Fragestellungen24.05.2011 AKG S, L Gruppenf<strong>in</strong>dung: E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> möglicheArbeitsgruppen z.B. Laborgruppe, Dokugruppe,...07.06.2011 AKG S, W, L, FD Wissenschaftler<strong>in</strong> beantwortet die"beantwortbaren" Fragen vom 29.April 201110.06.2011 Uni:Botan.Institut S, W, L, FD Die Klasse wird mit den Räumlichkeiten der Uniund dem Elektronenmikroskop „bekannt“gemacht. Klasse wird <strong>in</strong> 2 Gruppen geteilt undwechselweise von der Lehrer<strong>in</strong> betreut.17.06.2011 AKG S, L Plenum: Was bisher geschah? Kle<strong>in</strong>gruppen: wasbedeutet "lernen" für uns? Was haben wir bishergelernt?20.06.2011 AKG S, L 5 SchülerInnen bereiten Plakate f. Nachmittag vor20.06.2011 IUSSchottenfeldgassealle <strong>KiP</strong>-AkteureLena Schweighofer, Rhea Rauchenste<strong>in</strong>er,Helene Rosenberg, Adriana Eichmann undMarlies Hofmann stellen ihre Plakate zum Thema"Lernen" vor; Lehrer<strong>in</strong> gibt e<strong>in</strong>e ProjektübersichtLegende: S…SchülerInnen, L…LehrerInnen, FD…FachdidaktikerInnen, W…WissenschaftlerInnen4.3. NEURO-<strong>KiP</strong> 2Dept. für Neurobiologie und Kognitionsforschung: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Axel SchmidBRG 18 Schopenhauerstraße: Mag. a Ilse Wenzl, 5.KlasseBericht Mag. a Ilse Wenzl:AusgangspunktBeim Start-up-Workshop im Februar 2011 wurde für die geme<strong>in</strong>same Arbeit im NEURO-<strong>KiP</strong> 2 derThemenbereich „Neurophysiologie“ mit Axel Schmid festgelegt. Als Forschungsobjekt sollten Sp<strong>in</strong>nendienen. Das NEURO-<strong>KiP</strong> 2 wurde <strong>in</strong> den folgenden Wochen mit Unterstützung von Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger,e<strong>in</strong>er Fachdidaktiker<strong>in</strong> vom <strong>AECC</strong> <strong>Bio</strong>logie und Heidi Amon, e<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong> vom AkademischenGymnasium, von mir geplant. Dadurch kam es zu e<strong>in</strong>er schrittweisen Annäherung an die Thematikund es entstanden die ersten Ideen, wie das Projekt umgesetzt werden kann.Erfassen der Perspektiven der SchülerInnenNach der ersten Informationsrunde der Klasse zur Teilnahme am Projekt und der Darstellung derProjektidee wurde e<strong>in</strong>e Befragung der SchülerInnen mit unten stehenden Fragen durchgeführt (s.Abbildung 6). Mich <strong>in</strong>teressierte dabei, ob die SchülerInnen e<strong>in</strong>e Vorstellung zum Thema ForschendesLernen haben. Außerdem wollte ich wissen, <strong>in</strong> wie weit sie e<strong>in</strong>e Ahnung über Forschungsarbeit imAllgeme<strong>in</strong>en haben. E<strong>in</strong>e Auswertung der SchülerInnenantworten auf die Fragen ergab, dass sie unterForschendem Lernen den Laborunterricht, den sie <strong>in</strong> den Fächern <strong>Bio</strong>logie, Chemie und Physik53


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011haben, assoziieren. Sie verstehen darunter Experimente durchführen zu können, Schlussfolgerungenaufstellen zu können, mit dem Computer zu arbeiten, Sachen zu erfahren, die sie im Unterricht nichterfahren, etc. Bei der zweiten Frage nehmen sie an, dass der Neurobiologe Experimente durchführt,die Sp<strong>in</strong>nen beobachtet, Hypothesen aufstellt und diese überprüft, Bücher schreibt, etc. Zur drittenFrage schreiben viele, sie möchten etwas Neues lernen, manche beziehen sich auf die Sp<strong>in</strong>ne undwollen dazu etwas erfahren. Insgesamt waren sie <strong>in</strong> ihren Äußerungen zur Frage 3 eherzurückhaltend, abwartend, was denn <strong>in</strong> dem Projekt kommen wird.Eure Ansichten s<strong>in</strong>d gefragt.Bitte nimm zu den folgenden Fragen <strong>in</strong> ganzen Sätzen Stellung. De<strong>in</strong>e persönlichenVorstellungen s<strong>in</strong>d dabei wichtig. (ca. 10 M<strong>in</strong>)1. Was stellst du dir unter „forschendem Lernen“ <strong>in</strong> der Schule vor?2. Wie forscht Axel Schmid (Wissenschaftler an der Uni <strong>Wien</strong>, mit dem wir zusammenarbeiten werden), was macht er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Forschung?3. Was würdest du gerne bei der geme<strong>in</strong>samen Forschungsarbeit erleben, was möchtest duerfahren?Abbildung 6: Fragen an die SchülerInnen zu Beg<strong>in</strong>n des NEURO-<strong>KiP</strong> 2SchülerInnen für die Kooperation fit zu machen - Ause<strong>in</strong>andersetzung mit demForschungsgegenstand „Sp<strong>in</strong>ne“Als E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Thematik des NEURO-<strong>KiP</strong> 2 hatte ich die Idee, zunächst e<strong>in</strong>mal dasForschungsobjekt, die Sp<strong>in</strong>ne, den SchülerInnen der 5A am BRG 18 über e<strong>in</strong>e Portfolioarbeit näherzu br<strong>in</strong>gen. Das Ziel war es, die SchülerInnen für die Kooperation fit zu machen á la „Ich weiß worumes geht, ich kann mitreden“.Die Klasse ist <strong>in</strong> zwei Laborgruppen geteilt. In jeder Gruppe wurde <strong>in</strong> Zweier-Teams gearbeitet. AlsE<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Portfolio-Arbeit wurde pro Laborgruppe e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same „m<strong>in</strong>d map“ entwickelt. DieFragestellung hierzu war: Was wollt ihr über Sp<strong>in</strong>nen erfahren?54


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Abbildung 7: m<strong>in</strong>d map der SchülerInnen der ersten Gruppe zur Frage „Was wollt ihr über Sp<strong>in</strong>nenerfahren?“Abbildung 8: m<strong>in</strong>d map der SchülerInnen der zweiten Gruppe zur Frage „Was wollt ihr über Sp<strong>in</strong>nenerfahren?“Wie den beiden Abbildungen 7 und 8 zu entnehmen ist, s<strong>in</strong>d die Interessen <strong>in</strong> beiden Gruppen sehrähnlich. Die E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> Zweier-Teams und die Verteilung der Themen, erfolgte <strong>in</strong> Anlehnung an die„m<strong>in</strong>d map“ und gestaltete sich recht unkompliziert und erfolgte Großteils nach eigenem Wunsch. DieSchülerInnen arbeiteten anschließend an ihren Themen eigenständig. Im Wesentlichen kam es zue<strong>in</strong>er Recherche im Internet. Insgesamt hatten die SchülerInnen ca. drei Stunden Zeit für dieBearbeitung ihrer Arbeitsaufträge. Nach dieser Phase sollten alle Teams ihre Arbeit vorstellen. Nichtalle Teams haben ihre Arbeit bei e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Abschlusspräsentation vorgestellt. Bei derPräsentation war e<strong>in</strong>e Fachdidaktiker<strong>in</strong> vom <strong>AECC</strong> <strong>Bio</strong>logie mit dabei.55


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Nachdem alle Präsentationen gesammelt waren, hat e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>gruppe von vier Personen aus allenPortfolios e<strong>in</strong>e gesamte Präsentation erarbeitet, um diese auf der Arbeitskonferenz von <strong>KiP</strong> 2 am 20.Juni den anderen <strong>KiP</strong>-ProjektteilnehmerInnen vorstellen zu können.Start der Zusammenarbeit mit dem Neurobiologen im Rahmen der <strong>KiP</strong>²-ArbeitskonferenzBei der Arbeitskonferenz kam es am Vormittag zum ersten Treffen der SchülerInnengruppe mit demWissenschaftler. Der Wissenschaftler Axel Schmid stellte den SchülerInnen bei diesem Treffen se<strong>in</strong>Forschungsgebiet kurz vor. Anschließend hatten die SchülerInnen Zeit, sich geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>erFachdidaktiker<strong>in</strong> zu überlegen, was sie an der Forschungsarbeit des Wissenschaftlers <strong>in</strong>teressiert. DieSchülerInnen erstellten e<strong>in</strong>e Liste auf e<strong>in</strong>em Flipchart und präsentierten die Punkte anschließend demWissenschaftler.Am Nachmittag war der geme<strong>in</strong>same Reflexionsterm<strong>in</strong> aller <strong>KiP</strong> 2 -Akteure. Zwei Schüler<strong>in</strong>nen und zweiSchüler vertraten die Klasse des BRG18 und präsentierten das Ergebnis der Portfolio-Arbeit. DasFeedback war durchaus positiv.Nächste Schritte: Authentische Forschungsarbeit der SchülerInnen am Department fürNeurobiologie der Universität <strong>Wien</strong>Als E<strong>in</strong>stieg für das W<strong>in</strong>tersemester 2011 ist e<strong>in</strong> Vortrag von Axel Schmid am BRG18 geplant. Hiersoll nochmals für alle SchülerInnen das Forschungsfeld des Wissenschaftlers vorgestellt werden, derWissenschaftler wird dabei besonders auf die von den SchülerInnen genannten Interessensgebietee<strong>in</strong>gehen. Anschließend gibt es die Möglichkeit, Fragen zum Forschungsobjekt Sp<strong>in</strong>ne zu stellen.Anschließend stellt der Wissenschaftler e<strong>in</strong> experimentelles Design vor, das aktuell am Departmente<strong>in</strong>gesetzt wird, um e<strong>in</strong>e Forschungsfrage im Bereich der visuellen Orientierung der Sp<strong>in</strong>ne zubeantworten. Die SchülerInnen werden vom Wissenschaftler e<strong>in</strong>geladen, ihn bei der Datenerhebungzu unterstützen. Die Durchführung der Versuche wird am Institut des Wissenschaftlers stattf<strong>in</strong>den.Gearbeitet wird <strong>in</strong> zwei Gruppen. Jede Gruppe hat e<strong>in</strong>en Nachmittag lang die Möglichkeit am Institutzu arbeiten. E<strong>in</strong>e Diplomand<strong>in</strong> des Wissenschaftlers soll hierbei unterstützen. Nach der Auswertungwerden die Ergebnisse dargestellt. E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Reflexionsrunde mit dem Wissenschaftler solldann das Projekt abrunden.SchülerInnen des BRG18 beim ersten Treffen mit demWissenschaftler Axel SchmidSchülerInnen des BRG18 präsentieren ihre Kenntnisse zuSp<strong>in</strong>nen auf der <strong>KiP</strong>2-Arbeitskonferenz56


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Tabelle 4: Übersicht über die Aktionen mit SchülerInnen im NEURO-<strong>KiP</strong> 2Datum Ort Personen Thema09.03.2011 Uni L, FD Vorbesprechung Projekt14.03.2011 BRG18 S, L Information der Klasse über das geplante sparkl<strong>in</strong>gscience Projekt: Thema wird vorgestellt, Informationzur Erstellung e<strong>in</strong>es Portfolios06.04.2011 Uni L, FD Besprechung des Projektes28.04.2011 BRG18 S, L Information der Klasse: Fragebogen, m<strong>in</strong>d maps zumThema Sp<strong>in</strong>nen werden erstellt, E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> Teamszur Bearbeitung der Themen12.05.2011i BRG18 S, L Arbeit am Portfolio <strong>in</strong> Teams18.05.2011 Uni L, FD Planung des Projektes01.06.2011 Uni L, FD Planung des Projektes09.06.2011 BRG18 S, L Arbeit am Portfolio und der Präsentation <strong>in</strong> Teams16.06.2011 BRG18 S, L, FD Präsentationen der e<strong>in</strong>zelen Teams17.06.2011 BRG18 S, L Erstellung der Präsentaion für den <strong>KiP</strong> Reflexionstagam 20.6.20.06.2011 Uni S, W, L, FD Kennenlernen und erste Diskussion mit demWissenschaftler20.06.2011 Uni alle <strong>KiP</strong>-Akteure<strong>KiP</strong> Reflexionstag: Information und Austausch zu dene<strong>in</strong>zelnen <strong>KiP</strong> Projekten; Präsentation der eigenenArbeitLegende: S…SchülerInnen, L…LehrerInnen, FD…FachdidaktikerInnen, W…WissenschaftlerInnen4.4. Fachdidaktik-<strong>KiP</strong> (FD-<strong>KiP</strong>)<strong>AECC</strong> <strong>Bio</strong>logie: Mag. Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger, Mart<strong>in</strong>a Höll, Dr. Mag. Franz RaditsSchülerInnen des BRG 19 Schopenhauerstraße (SEA-<strong>KiP</strong>1): Johannes Eckel; N<strong>in</strong>a ZadeyanBericht Mart<strong>in</strong>a Höll, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger:Partizipative Forschung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>: Analyse der Erfahrungen aus <strong>KiP</strong>-Pilot und Entwicklung desFD-<strong>KiP</strong>Nach den erfolgreichen Anfängen der Forschungskooperation mit SchülerInnen <strong>in</strong>nerhalb derfachdidaktischen Forschung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>1, entschieden wir uns, auch <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 die SchülerInnen nicht nur ander biologisch-fachwissenschaftlichen Forschung aktiv teilhaben zu lassen, sondern auch diefachdidaktische Forschung mit SchülerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 auszubauen.Um die SchülerInnen noch direkter <strong>in</strong> die im Projekt durchgeführte fachdidaktische Forschung mite<strong>in</strong>zubeziehen, wurde im Frühl<strong>in</strong>g 2010 e<strong>in</strong> eigenes Sub-Projekt, das Fachdidaktik-<strong>KiP</strong> (FD-<strong>KiP</strong>),gegründet. Am Anfang dieses Subprojektes stand vor allem e<strong>in</strong>e detaillierte Analyse der Literatur zumThema fachdidaktische Forschung mit SchülerInnen. E<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil diesesForschungsschrittes bestand außerdem <strong>in</strong> der Evaluation und genauen Analyse der bereitsdurchgeführten Forschungskooperation mit SchülerInnen bei <strong>KiP</strong>1. Es war uns e<strong>in</strong> besonderesAnliegen durch die Erfahrungen, die im Pilotprojekt gemacht wurden, mögliche Bl<strong>in</strong>dpunkteaufzudecken und Kritikpunkte der teilnehmenden SchülerInnen zu analysieren, um die Kooperation <strong>in</strong><strong>KiP</strong> 2 noch zu verbessern.Besonderes Augenmerk legten wir dabei darauf, die Partizipation der SchülerInnen auf e<strong>in</strong> nochhöheres Level zu heben. Bei <strong>KiP</strong>1 nahmen die SchülerInnen den Part von Co-Forschern e<strong>in</strong>, bei dem57


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011sie als PartnerInnen im Lernprozess gesehen wurden und somit zum tieferen Verständnis ihreseigenen Lernens, sowohl für sich selbst als auch für die ForscherInnen, beitrugen. Die hier generiertenDaten basieren vor allem auf metakognitiven Methoden, die es den Lernenden ermöglichten ihreeigenen Ansichten zu reflektieren und zu h<strong>in</strong>terfragen. Bei <strong>KiP</strong> 2 wollten wir jedoch den SchülerInnene<strong>in</strong> noch größeres Maß an Autonomie zugestehen, <strong>in</strong>dem sie die Möglichkeit erhalten sollten, alsfachdidaktische ForscherInnen selbständig e<strong>in</strong> Projekt durchzuführen. Die SchülerInnen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ersolchen Kooperation nicht nur am Generieren der Daten aktiv beteiligt, sondern übernehmen auch dieInitiative bei der Planung der Forschungsaktivität, um herauszuf<strong>in</strong>den, was Gleichaltrige zurBeantwortung der Fragestellung beitragen können (FIELDING 2001). Um den SchülerInnen e<strong>in</strong>eTeilnahme an allen Schritten e<strong>in</strong>es fachdidaktischen Forschungszyklus bis zur Dissem<strong>in</strong>ation zuermöglichen, wollten wir Ihnen auch die Möglichkeit bieten, die Früchte ihrer Forschungsarbeitöffentlich zu präsentieren. Die Gelegenheit dazu haben die SchülerInnen durch die Teilnahme an derdiesjährigen CARN-Konferenz (Collaborative Action <strong>Research</strong> Network) <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>, bei der SchülerInnenals auch FachdidaktikerInnen die Ergebnisse ihrer Forschung vorstellen und sich e<strong>in</strong>em<strong>in</strong>ternationalen Publikum stellen können.E<strong>in</strong>ladung der SchülerInnen <strong>in</strong>s FD-<strong>KiP</strong>Als nächstes stand die Entscheidung an, mit welchen SchülerInnen wir <strong>in</strong> diesem FD-<strong>KiP</strong> arbeitenwerden. Pr<strong>in</strong>zipiell kamen für uns zunächst alle SchülerInnen aus <strong>KiP</strong>1 und <strong>KiP</strong> 2 <strong>in</strong> Frage und eswurden verschiedene Modelle diskutiert. Nach Gesprächen mit LehrerInnen, die mit ihren Klassen an<strong>KiP</strong> 2 teilnahmen, entschieden wir uns SchülerInnen aus <strong>KiP</strong> 2 nicht zum FD-<strong>KiP</strong> e<strong>in</strong>zuladen. Da dieSchülerInnen bei <strong>KiP</strong> 2 bereits an biologisch fachwissenschaftlicher Forschung arbeiteten, wurde e<strong>in</strong>ezusätzliche fächer- und klassenübergreifende Kooperation im Bereich der fachdidaktischen Forschungfür SchülerInnen von den LehrerInnen und uns als zu schwierig <strong>in</strong> der Umsetzung e<strong>in</strong>geschätzt. DenSchülerInnen fehlt – bevor sie bereits e<strong>in</strong>en Forschungszyklus mit e<strong>in</strong>em <strong>Bio</strong>wissenschaftlerInnen <strong>in</strong><strong>KiP</strong> durchlaufen haben – die Erfahrung mit dieser Lernumgebung, was jedoch unserer E<strong>in</strong>schätzungnach e<strong>in</strong>e Voraussetzung für das Beforschen der Lernumgebung darstellt. Weiters g<strong>in</strong>gen dieLehrerInnen nicht davon aus, dass die SchülerInnen bereit wären, <strong>in</strong> ihrer Freizeit am FD-<strong>KiP</strong>teilzunehmen, zumal <strong>in</strong> zwei Klassen die SchülerInnen noch sehr jung waren, was e<strong>in</strong> zusätzlichesrechtliches Problem dargestellt hätte. E<strong>in</strong>e strukturelle Verankerung der partizipativen,fachdidaktischen Forschung im <strong>Bio</strong>logieunterricht durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller drei Klassen <strong>in</strong> das FD-<strong>KiP</strong> hätte neben der Arbeit <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s e<strong>in</strong>en zu großen Raum e<strong>in</strong>genommen und die Erreichungder Lehrplanziele der LehrerInnen gefährdet.Wir entschieden uns SchülerInnen, die am <strong>KiP</strong>1-Projekt teilgenommen haben, zur Teilnahme am FD-<strong>KiP</strong> e<strong>in</strong>zuladen. Es handelte sich dabei ausschließlich um Oberstufen-SchülerInnen. DieErfahrungswerte, die die SchülerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>1 bereits sammeln konnten, erschienen uns e<strong>in</strong>e wichtigeBasis zu se<strong>in</strong>, durch die die SchülerInnen an bereits gesammeltes Wissen anknüpfen könnten undsomit e<strong>in</strong>e vertiefende Forschungsarbeit ermöglichen würden. Wir hofften, dass wir das Angebot e<strong>in</strong>ergeme<strong>in</strong>samen Forschungsarbeit rund um <strong>KiP</strong> so attraktiv wie möglich gestalten können, sodass dieSchülerInnen bereit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Freizeit mit uns an ihren fachdidaktischen Fragestellungen zu58


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011arbeiten, da e<strong>in</strong>e strukturelle E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> das System Schule <strong>in</strong> diesem Modell der Zusammenarbeitnicht möglich war.Um die SchülerInnen aus <strong>KiP</strong>1 zu erreichen, entschieden wir uns die betreffenden KlassenlehrerInnenzu bitten, den Erstkontakt mit den SchülerInnen für uns herzustellen. In e<strong>in</strong>em persönlichen E-Mail andie betreffenden LehrerInnen (s. Abbildung 9) haben wir unser geplantes Projekt vorgestellt und umWeiterleitung e<strong>in</strong>es Briefes an die SchülerInnen (s. Abbildung 10) gebeten:Liebe …..!Wie du ja weißt, haben wir das Folgeprojekt <strong>KiP</strong>2 bereits gestartet. Bei <strong>KiP</strong>2 haben wir nun das Forschungsfeld erweitertund e<strong>in</strong> neues Wissenschaftsgebiet e<strong>in</strong>geführt: Die fachdidaktische Forschung. Wir haben e<strong>in</strong> eigenes Subprojekt, das„Fachdidaktik‐<strong>KiP</strong>“ mit dazu genommen, <strong>in</strong> dem SchülerInnen ihre eigenen Lernerfahrungen aber auch jene der anderenSchülerInnen geme<strong>in</strong>sam mit uns FachdidaktikerInnen (Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger, Mart<strong>in</strong>a Höll und e<strong>in</strong>er Diplomand<strong>in</strong>)erforschen.Wir würden gerne <strong>in</strong> diesem Fachdidaktik‐<strong>KiP</strong> mit SchülerInnen aus <strong>KiP</strong>1 arbeiten. Wir denken, dass SchülerInnen aus <strong>KiP</strong>1aufgrund ihrer Erfahrungen aus <strong>KiP</strong>1 die spezielle Lernumgebung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> bereits sehr gut kennen, was e<strong>in</strong>e fachdidaktischeForschungsarbeit über diese Lernumgebung erleichtert. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass SchülerInnenaus <strong>KiP</strong>1 gerne diese Erfahrungen reflektieren und <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>2 e<strong>in</strong>fließen lassen wollen. Die Frage, die sich nun stellt, ist, obauch de<strong>in</strong>e SchülerInnen, die bei <strong>KiP</strong>1 dabei waren, Interesse hätten, Teil des „Fachdidaktik‐<strong>KiP</strong>s“ zu werden.Was die SchülerInnen im Fachdidaktik‐<strong>KiP</strong> im Detail erwartet:• Eigenständige Durchführung e<strong>in</strong>es fachdidaktischen Forschungsprojektes zum Thema „Lernen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>“(Formulieren der Fragestellung, Durchführung von Interviews, Auswertung der Ergebnisse, ...). Auf der Grundlageihrer eigenen Lernerfahrungen erforschen die SchülerInnen das Lernen der SchülerInnen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>2.• Möglichkeit der Teilnahme an e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Kongress (CARN) <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im November 2011, im Zugedessen sie ihre Ergebnisse präsentierenIm Fachdiaktik‐<strong>KiP</strong> s<strong>in</strong>d 3 Treffen (SS 2011) auf der Universität <strong>Wien</strong> geplant, bei denen sie <strong>in</strong> die fachdidaktischeForschung e<strong>in</strong>geführt werden, Forschungsmethoden (z.B. Interviewtechniken etc.) kennenlernen, SchülerInnen aus <strong>KiP</strong>2 zuihren Erfahrungen <strong>in</strong>terviewen und anschließend die Daten analysieren.Da dieses Projekt nicht im Rahmen des Unterrichts durchgeführt wird, würden die SchülerInnen vorrangig nachmittags anihren Projekten arbeiten. Die genaue Zeit‐ und Term<strong>in</strong>planung würden wir mit den SchülerInnen mit Rücksicht auf ihreTerm<strong>in</strong>e (SA, etc.) absprechen.Aus diesen Projekten könnten <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Matura auch Fachbereichsarbeiten entstehen, bei denen wir dieSchülerInnen bei Bedarf natürlich gerne unterstützen.Me<strong>in</strong>e Frage nun an dich: Würde bei De<strong>in</strong>en SchülerInnen, die bereits am ersten Projekt teilgenommen haben, Interessebestehen, an diesem Subprojekt mitzuarbeiten? Wir würden uns über e<strong>in</strong>e erneute Zusammenarbeit mit den SchülerInnensehr freuen!Wir würden Dich bitten, e<strong>in</strong>en „Erstkontakt“ mit De<strong>in</strong>en SchülerInnen herzustellen. Zu diesem Zweck geben wir dir e<strong>in</strong>enBrief mit, der an die SchülerInnen gerichtet ist, <strong>in</strong> dem sie von uns zur Teilnahme am Fachdidaktik‐<strong>KiP</strong> e<strong>in</strong>geladen werdenund über die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>formiert werden. Weiters schicken wir zum Verteilen auch Flyer von der CARN‐Konferenz 2011, bei der e<strong>in</strong>e Teilnahme möglich ist. Im nächsten Schritt – wenn sich Interessierte melden – würden wirsehr gerne <strong>in</strong> der Schule vorbeikommen, um das Projekt persönlich vorzustellen.Wir freuen uns auf de<strong>in</strong>e Antwort!Das <strong>AECC</strong>‐<strong>Bio</strong> TeamMart<strong>in</strong>a Höll Johanna Greber Christ<strong>in</strong>eHeid<strong>in</strong>gerProjektleitung: Dr. Franz RaditsAbbildung 9: E-Mail an die LehrerInnen aus <strong>KiP</strong>159


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Abbildung 10: Brief an die SchülerInnen aus <strong>KiP</strong>1Forschen mit SchülerInnen aus dem SEA-<strong>KiP</strong>1Obwohl sich e<strong>in</strong>ige SchülerInnen – nach Auskunft ihrer LehrerInnen – sehr <strong>in</strong>teressiert zeigten, amProjekt mitzuarbeiten, scheiterte bei vielen die Kooperation an der Angst vor zusätzlichemZeitaufwand, der die schulischen Leistungen bee<strong>in</strong>trächtigen könnte. Diese Erfahrungen bei derRekrutierung von SchülerInnen als Forscher zeigte uns, wie wichtig die strukturelle Verankerung ist,<strong>in</strong>dem die Forschungstätigkeit der SchülerInnen weitgehend <strong>in</strong> den Unterricht <strong>in</strong>tegriert wird. Dennoch60


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011konnten wir zwei SchülerInnen gew<strong>in</strong>nen, die große Motivation zeigten, e<strong>in</strong> fachdidaktischesForschungsprojekt durchzuführen und sich dem FD-<strong>KiP</strong>-Team als ForscherInnen anschlossen. DieSchülerInnen nahmen bei <strong>KiP</strong>1 am SEA-<strong>KiP</strong> teil.Um den SchülerInnen die fachdidaktische Forschungsarbeit am <strong>KiP</strong> näherzubr<strong>in</strong>gen, luden wir sie e<strong>in</strong>,an e<strong>in</strong>em <strong>AECC</strong>-Diplomanden&Dissertanten-Sem<strong>in</strong>ar teilzunehmen, <strong>in</strong> dem wir FachdidaktikerInnen<strong>in</strong> <strong>KiP</strong> unsere aktuellen Forschungsarbeiten vorstellten. Diesem ersten Treffen folgte e<strong>in</strong>Planungsgespräch mit den SchülerInnen, <strong>in</strong> dem ihr Forschungs<strong>in</strong>teresse, Grundlagen derfachdidaktischen Forschung und mögliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des Projektes besprochen wurden.Es zeigten sich, dass die beiden SchülerInnen vorrangig daran <strong>in</strong>teressiert waren, ihre eigenenErfahrungen mit denen ihrer SchulkollegInnen, die gerade <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> 2 am mar<strong>in</strong>biologischen SubprojektSEA-<strong>KiP</strong> 2 teilnahmen, zu vergleichen. Die SchülerInnnen arbeiteten daraufh<strong>in</strong> selbständig möglicheForschungs<strong>in</strong>teressen und –fragen aus, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Treffen mit uns besprochen wurden.Abbildung 11: Plakat das im Zuge der geme<strong>in</strong>samen Erarbeitung der Forschungsfrage im FD-<strong>KiP</strong>entstanden istDas Hauptforschungs<strong>in</strong>teresse der SchülerInnen stellt dabei das Thema Motivation dar (s. Abbildung11). Durch ihre eigenen Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>KiP</strong>1 war das Interesse der SchülerInnen dah<strong>in</strong> gewecktworden, zu erforschen, <strong>in</strong> wie weit Motivation und Lernen zusammenhängt. Die grundlegendeHypothese der SchülerInnen orientiert sich dabei an e<strong>in</strong>em der Grundpfeiler von <strong>KiP</strong>: Forschendesund selbständiges Lernen (Inquiry Learn<strong>in</strong>g) fördert die Lernmotivation der Lernenden und hat somitE<strong>in</strong>fluss auf den Lernerfolg. In dem Gespräch kristallisierten sich folgende Fragestellungen heraus:61


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011• Wie ist die Motivation der SchülerInnen mit dem Lernerfolg/Verhalten gekoppelt?• In welchen Phasen des Projektes waren die SchülerInnen hoch bzw. nicht motiviert?• Was bzw. welche Arbeitsweisen haben die SchülerInnen motiviert? Bzw. Was war nichtmotivierend?• Wo und warum haben sie persönlich die größten Lernerfolge erzielt?Um diese Forschungsfragen zu untersuchen, entschlossen sich die jungen ForscherInnen e<strong>in</strong>enOnl<strong>in</strong>e-Fragebogen zu entwickeln, der mit großteils offenen Fragestellungen qualitative Daten liefert,die es ermöglichen sollen, die Motivation ihrer MitschülerInnen <strong>in</strong> SEA-<strong>KiP</strong> 2 genauer zu untersuchen.Dieser Fragebogen wird im September zur Onl<strong>in</strong>e- Befragung freigeschalten. E<strong>in</strong>e Beispielseite ausdem Fragebogen ist <strong>in</strong> Abbildung 12 zu sehen. Die Auswertung der Ergebnisse wird darananknüpfend geme<strong>in</strong>sam im FD-<strong>KiP</strong> stattf<strong>in</strong>den und abschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Ergebnisbericht fließen.Abbildung 12: Seite 5 aus dem Onl<strong>in</strong>e-Fragebogen der von den SchülerInnen im FD-<strong>KiP</strong> erarbeitetwurde62


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Dissem<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen KonferenzAuf Basis des FD-<strong>KiP</strong> wurde geme<strong>in</strong>sam mit unseren Co-ForscherInnen e<strong>in</strong> Proposal für die CARN-Tagung erarbeitet, <strong>in</strong> dem das Projekt, die Lernumgebung <strong>in</strong> <strong>KiP</strong> partizipativ zu beforschen,beschrieben wurde. Dieser Beitrag wurde bereits von den Tagungsveranstaltern als Vortragangenommen. Leider stellte sich erst kürzlich heraus, dass die beiden SchülerInnen, welche auchMitautorInnen des Beitrags s<strong>in</strong>d und auch als ReferentInnen geplant waren, zur Zeit der Tagungschulfrei haben und auf Urlaub s<strong>in</strong>d und somit nicht an der Tagung teilnehmen können.Abstract zu unserem Beitrag “Pupils as co-researchers: Investigat<strong>in</strong>g authentic learn<strong>in</strong>g environmentsthrough pupils' eyes”, Mart<strong>in</strong>a Höll, Johannes Eckel, N<strong>in</strong>a Zadeyan, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger,Johanna Greber, Franz Radits. Vortrag auf der CARN Conference 2011, 4.-6.11.2011, <strong>Wien</strong>:“<strong>KiP</strong>” is an educational research and development project provid<strong>in</strong>g authentic learn<strong>in</strong>g environments forpupils by establish<strong>in</strong>g collaborations between schools and the Faculty of Life Sciences <strong>in</strong> Vienna. Thispaper focuses on the evaluation and the development of the specific learn<strong>in</strong>g environments for authentic<strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g through pupils’ participation <strong>in</strong> research. The <strong>in</strong>vestigation of the pupils' views on thelearn<strong>in</strong>g environment is of great importance s<strong>in</strong>ce they are the ones who know best about their ownlearn<strong>in</strong>g process and the <strong>in</strong>fluence of various factors on it (FIELDING 2001). In collaboration witheducational researchers the pupils work on research questions like “What are the factors contribut<strong>in</strong>g tothis authentic learn<strong>in</strong>g environment? What makes this learn<strong>in</strong>g environment unique? How is the pupil'slearn<strong>in</strong>g <strong>in</strong>fluenced by these factors? How does it <strong>in</strong>fluence the pupil's motivation?” The pupils engage <strong>in</strong>this study <strong>in</strong> two different research cycles and on different participation levels. In the first cycle the pupilsreflect on the experienced learn<strong>in</strong>g environments and identify, <strong>in</strong> collaboration with an educationalresearcher, the basic elements <strong>in</strong>fluenc<strong>in</strong>g the specific learn<strong>in</strong>g environment. In a second cycle the pupilsengage as educational researchers themselves by <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g the learn<strong>in</strong>g experiences of peer pupilsalso tak<strong>in</strong>g part <strong>in</strong> the project. Follow<strong>in</strong>g, the pupils design their own research projects and carry them outwith assistance of a team of educational researchers. Hence, <strong>in</strong> the paradigm of action research (WHYTEET AL. 1989) they are encouraged to analyse the present situation and contribute to the furtherdevelopment of this model for REC <strong>in</strong> Austria. In their contribution, the pupils will primarily focus on theirpeers' motivation while learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> an authentic environment throughout the project, based on <strong>in</strong>terviewswith their peers.Tabelle 5: Übersicht über die Aktionen mit SchülerInnen im FD-<strong>KiP</strong>Datum Ort Personen Thema12.05.2011 <strong>AECC</strong> FD, S Planungsgespräch FD-<strong>KiP</strong> ( Rekrutierung S)13.05.2011 Steyr /<strong>Wien</strong> FD, S Telefonat mit N<strong>in</strong>a u. N<strong>in</strong>o (E<strong>in</strong>ladung,Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barung)01.06.2011 <strong>AECC</strong> FD, S Präsentation FD-<strong>KiP</strong> im Dipl.-Diss.-Sem<strong>in</strong>ar01.06.2011 <strong>Wien</strong> FD, S Planungsgespräch FD-<strong>KiP</strong>30.06.2011 <strong>AECC</strong> FD, S Planungsgespräch Forschungsvorhaben SSept. 2011 FD, S Arbeit am Onl<strong>in</strong>e-Frageboge; Kommunikation überTelefon und E-Mail06.10.2011 <strong>AECC</strong> FD, S Sichtung der ersten Daten14.10.2011 <strong>AECC</strong> FD, S Sichtung der ersten DatenLegende: S…SchülerInnen, FD…FachdidaktikerInnen63


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 20114.5. NAT-<strong>KiP</strong> 2Dept. für Evolutionsbiologie: Mag. Christian KantnerPH Niederösterreich: Elke KölblWirtschaftshauptschule Baden: Dipl. Päd. Andreas Hartl, 4. KlasseBericht Elke Kölbl (Zwischenergebnis aus der <strong>in</strong> Kooperation zwischen PH NÖ und <strong>KiP</strong>² entstehendenBachelorarbeit):Thema„Warum steht das Gebiet Eichkogel (Mödl<strong>in</strong>g) unter Naturschutz?“ - Gestaltung und Untersuchungvon differenzierten Lernumgebungen für authenischen Inquiry UnterrichtIm Rahmen der Kooperation zwischen der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (PH NÖ) und<strong>KiP</strong>² wurde an der Wirtschaftshauptschule Baden (WHS), der Laborschule der PH NÖ, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er viertenKlasse die Implementierung e<strong>in</strong>es Projekts zum Forschenden Lernen an authentischen Lernortenpilotiert. Das Modell und die Ergebnisse der Begleitforschung s<strong>in</strong>d Gegenstand me<strong>in</strong>er Bachelorarbeit,die im März 2012 fertig gestellt se<strong>in</strong> wird. Inhalt der geme<strong>in</strong>samen Forschung der SchülerInnen unddes kooperierenden Evolutionsbiologen waren Problemstellungen zum Naturschutz imLandschaftsschutzgebiet Eichkogel bei Mödl<strong>in</strong>g. Me<strong>in</strong>e Rolle war die e<strong>in</strong>es Student Teachers, die <strong>in</strong>Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>em Mentor Teacher im Rahmen der normalen, curricularen, schulpraktischenAusbildung der PH die Klasse unterrichtete.Ich gebe im Folgenden e<strong>in</strong>en Überblick über die wichtigsten Projektaktivitäten. Die Auswertung derDaten für die Begleitforschung ist derzeit <strong>in</strong> Arbeit.1. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Problemstellung des ProjektsZiele:• Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der spezifischen Lernumgebung „Inquiry orientiertes forschendesLernen“:• Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem fachlichen H<strong>in</strong>tergrund der Problemstellung „Naturschutz amEichkogel“ und darauf basierend Entwicklung e<strong>in</strong>er bearbeitbaren Fragestellung für dieSchülerInnenKonzept:Diese Projekt schuf für die Klasse, den Mentor-Teacher und mich e<strong>in</strong>e verglichen mit dem normalenUnterricht neue Situation: Abweichend vom gängigen <strong>Bio</strong>logieunterricht, <strong>in</strong> dem die SchülerInnen eherpassiv anwesend s<strong>in</strong>d, fordert Inquiry orientiertes forschendes Lernen komplexe Schüleraktivitäten,wie Planung und Durchführung von Forschungsaktivitäten und Kooperation mit e<strong>in</strong>em externenFachexperten.Das fachdidaktische Unterrichtskonzept setzte auf den gekoppelten Untersuchungsauftrag (coupled<strong>in</strong>quiry cycle) nach Heist<strong>in</strong>ger, e<strong>in</strong>er Mischform aus angeleitetem und offenem Untersuchungsauftrag(2006/2007): Hierbei führt der/die LehrerIn zunächst durch e<strong>in</strong>e motivierende Fragestellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>Themengebiet e<strong>in</strong> (<strong>in</strong>vitation to <strong>in</strong>quiry) und führt anschließend e<strong>in</strong>en angeleitetenUntersuchungsauftrag durch. Weitere Fragen, die sich durch die Auswertung des ersten64


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Untersuchungsauftrags ergeben, müssen nun von den SchülerInnen selbstständig gefunden undanschließend als offener Untersuchungsauftrag bearbeitet werden.Drei übergeordnete Ziele, die für authentisches Inquiry Lernen zentral s<strong>in</strong>d, können durch diesesSett<strong>in</strong>g erreicht werden:• Die SchülerInnen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Rolle von naturwissenschaftlichen Forschern.• Inquiry soll bei den SchülerInnen e<strong>in</strong>e Fragehaltung wecken.• Die SchülerInnen sollen Wissen über Naturwissenschaften (nature of science) erwerben, alsoe<strong>in</strong> Verständnis der Spezifika naturwissenschaftlicher Arbeitsmethoden, sowie der Wegenaturwissenschaftlicher Wissensgenerierung erlangen.Die Problemstellung, warum der Eichkogel unter Naturschutz steht, wurde zwar von der Student<strong>in</strong>vorgegeben, allerd<strong>in</strong>gs sollten die SchülerInnen selbst eigene Strategien entwickeln, wie man dieseFrage bearbeiten könnte. Dabei kooperierten Sie mit dem <strong>Bio</strong>logen Christian Kantner vom Departmentfür Evolutionsbiologie der Universität <strong>Wien</strong>, der die Entwicklung des Forschungsprojekts fachlichcoachte und methodisch beriet.Die untersuchungsleitenden Fragen wurden von den SchülerInnen <strong>in</strong> Gesprächsrunden mit demWissenschaftler entwickelt. Dabei war es ihnen sehr wichtig, dass auf Fragen die sie <strong>in</strong>teressierten,besonders e<strong>in</strong>gegangen wurde. Die Wissbegier war deutlich zu spüren und sie bekundeten somit ihrInteresse am Fach <strong>Bio</strong>logie. Das Fachwissen wurde sowohl von der Student<strong>in</strong>, als auch vomKlassenlehrer Andreas Hartl, ebenso wie vom <strong>Bio</strong>logen vermittelt. Teilweise haben sich dieSchülerInnen ihr Wissen aber auch selbst angeeignet.2. Methodisches Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch den <strong>Bio</strong>-Wissenschaftler im Park neben der SchuleZiel: Schüler erwerben Kompetenz für selbständiges Forschen („Gleichere“ Augenhöhe!)Die 25 SchülerInnen teilten sich <strong>in</strong> eigenständige Arbeitsgruppen zu je fünf Mitgliedern. Die ganzeWoche über blieben die Gruppen gleich. Die Rollen der SchülerInnen spannten sich zwischen aktivenForscherInnen und SchriftführerInnen. Geprobt wurde mit dem <strong>Bio</strong>logen, der vergleichend Methodendes aktuellen wissenschaftlichen State of Art mit viablen schülertauglichen Methoden verglich: Wiefängt man mit wenigen Mitteln am besten möglichst viele Tiere, um sie besser untersuchen zukönnen? Wie kartiert man e<strong>in</strong> <strong>Bio</strong>top?Die schwierigste Arbeit war, wie erwartet die fachlich exakte Bestimmung der Tiere. Beim Vergleichder aufgefundenen Individuen traten Fragen auf, warum Insekten sechs Be<strong>in</strong>e haben oder was z.B.Insekten auszeichnet.Danach wurden mögliche Untersuchungsdesigns durchbesprochen und partizipativ e<strong>in</strong> Plan für dieeigentliche Untersuchung am Eichkogel festgelegt65


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Der Ablauf des ersten Tages (15.06.2011) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übersicht:7:45-8:30 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Problemstellung des Projekts („Inquiry orientiertes forschendes Lernen“)und Erarbeitung des fachlichen H<strong>in</strong>tergrunds der Problemstellung „Naturschutz am Eichkogel“;Entwicklung der Fragestellung.8:35-12:05 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das wissenschaftliche Arbeiten: Datensammeln, analysieren und diskutieren3. Datenaufnahme und erste AnalyseschritteZiel: Selbständiges wissenschaftliches Arbeiten durch die SchülerInnen (Datensammeln zur Klärungder Forschungsfrage)Am zweiten Tag des Projekts gelangten wir nach e<strong>in</strong>er kurzen Busfahrt und e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>utenFußmarsch zur Untersuchungsstelle am Eichkogel. Jede Arbeitsgruppe arbeitete autonom <strong>in</strong> e<strong>in</strong>embegrenzten Untersuchungsgebiet. Der Datensicherer, der zuvor bestimmt wurde, notierte jeweils denFundort und wenn es gewusst wurde, den Namen des Tieres, ansonsten sollte beschrieben werden,wie das Tier aussieht. Da aufgezeichnet wurde, wo man es gefunden hatte, konnte später festgestelltwerden, welche Art von Insekt sich eher direkt am Boden oder lieber auf den Blüten aufhält. Zusätzlichwurden die Tiere nache<strong>in</strong>ander nummeriert, damit man wusste, wie viele <strong>in</strong>sgesamt und auch wieviele von den e<strong>in</strong>zelnen Arten gefunden wurden. Teilweise wurde auch aufgezeichnet, wie lange sichdie Tiere auf den Pflanzen aufgehalten haben, beziehungsweise die Aktivität dokumentiert. Dies wardie Art von Datensicherung, die zuerst von den SchülerInnen selbst ausgewählt wurde. Zusätzlichwurden aber auch Fotos gemacht, falls e<strong>in</strong> Tier nicht gleich an Ort und Stelle, mit Hilfe vonBestimmungsbüchern identifiziert werden konnte. Zur näheren Bestimmung und <strong>in</strong> Zweifelsfällenwurde dem Fachbiologen e<strong>in</strong> Untersuchungsauftrag erteilt.E<strong>in</strong>e Reflexion über Forschungserfahrungen schloss den Untersuchungstag ab.Zusammenfassung des zweiten Tages (16.06.2011):7:45-8:10 Busfahrt8:10-8:50 Rekapitulation des Forschungsproblems und der methodischen Grundlagen; Klärung dere<strong>in</strong>zelnen Aufgaben der Gruppenmitglieder9:00-10:40 Untersuchung11:00-11:30 Datensicherung und Reflexion11:40-12:05 Heimfahrt4. Datenanalyse und DiskussionZiel: Selbständiges wissenschaftliches Arbeiten der Schüler<strong>in</strong>nen mit Unterstützung des Wissenschaftlersund der Lehrer<strong>in</strong>Ab diesem Zeitpunkt stand die Datenanalyse im Vordergrund. Zunächst starteten die SchülerInnenallerd<strong>in</strong>gs autonom: Im Informatikraum hatten sie die Möglichkeit sich e<strong>in</strong>e Stunde lang über Insekten,den Eichkogel und den Naturschutz zu <strong>in</strong>formieren. Die weitere Datenanalyse erfolgte, wie vere<strong>in</strong>bart,<strong>in</strong> enger Kooperation mit dem Fachwissenschaftler, der strittige Artzuordnungen durchführte undKartierungen kommentierte. Die SchülerInnen nutzen demnach se<strong>in</strong> Forschungs-Know-how zurKlärung ihrer Fragen.66


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Als ersten Schritt zur zusammenfassenden Diskussion der Ergebnisse gab der Student Teacher e<strong>in</strong>enInput zur Entwicklung des Untersuchungsgebiets „Eichkogel“. Vertiefend recherchierten dieSchülerInnen im Internet oder <strong>in</strong> der Bibliothek. Dazu lernten sie als ersten Schritt Grundlagen derBibliotheksrecherche: Logik der Anordnung der Bücher, Suchkriterien, Vorstellung spezifischbiologischer Bücher und Zeitschriften.Die Ergebnisse der Recherche wurden <strong>in</strong> der Klasse präsentiert.Beispiele für Diskussionsfragen der SchülerInnen:• Warum hielten sich die Insekten dort auf, wo wir sie gefunden haben?• Waren die politischen Entscheidungen, die die Naturschutzverantwortlichen getroffen habenrichtig?Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Diskussionsfragen verlief <strong>in</strong> Gruppendiskussionen. E<strong>in</strong> Film über dasUntersuchungsgebiet Eichkogel unterstützte als Impuls und Informationsquelle die Diskussion zurzentralen Frage des Projekts „ Warum steht gerade dieser Hügel unter Naturschutz?“5. Dokumentation, Veröffentlichung und AssessmentZiel: Ertragssicherung, Reflexion und BenotungBasis der Projektdokumentation waren die Ergebnisberichte der e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsgruppen zur obengenannten zentralen Frage des Projekts. Die auf Basis ihrer Forschungsergebnisse und derRecherchen begründeten Antworten wurden im Rahmen e<strong>in</strong>es Klassenplenums vorgestellt. Das warauch die Grundlage für die Benotung der Schülerleistungen. In e<strong>in</strong>er spezifischen fachdidaktischenReflexion wurde festgehalten, was von den SchülerInnen gelernt wurde. Auch diese Ergebnissewurden im Plenum vorgetragen.Wissenschaftliche Ziele der BachelorarbeitDie laufende Bachelorarbeit setzt bei der These an, authentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>g fördere Wissenschaftsverständnis,sprachliche und soziale Kompetenzen. Diese Hypothese geht auf e<strong>in</strong>e These, dieDuschl und Grandy (2008) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vergleich empirischer Studien entwickelten, zurück.Methodisch basiert die Arbeit auf e<strong>in</strong>er Verschränkung quantitativer (V-NOS-Fragebogen nachLedermann 2002) und qualitativer Methoden (wie Auswertung von Beobachtungsdaten undAudiomittschnitten der Gruppendiskussion). Erste Ergebnisse werden im Jänner erwartet.LiteraturDuschl, R., Grandy, R. (Eds.) (2008). Teach<strong>in</strong>g scientific <strong>in</strong>quiry. Recommendations for <strong>Research</strong> andImplementation. Rotterdam.Heist<strong>in</strong>ger, A. (2006/2007): Qualitative Interviews. E<strong>in</strong> Leitfaden zu Vorbereitung und Durchführung<strong>in</strong>klusive e<strong>in</strong>iger theoretischer Anmerkungen [WWW Dokument]. Verfügbar unter:http://www.univie.ac.at/igl.geschichte/kaller-dietrich/WS%2006-07/MEXEX_06/061102Durchf%FChrung%20von%20Interviews.pdf [Datum des Zugriffs:19.06.11]67


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Lederman, N. G., Abd-El-Khalick, F., Bell, R. L., & Schwartz, R. S. (2002). Views of nature of sciencequestionnaire: Toward valid and mean<strong>in</strong>gful assessment of learners' conceptions of nature ofscience. Journal of <strong>Research</strong> <strong>in</strong> Science Teach<strong>in</strong>g, 39(6), 497-521.SchülerInnen des NAT-<strong>KiP</strong> 2 bei der freilandökologischen Arbeitmit dem WissenschaftlerSchüler beim Keschern von InsektenTabelle 6: Übersicht über die Aktionen mit SchülerInnen im NAT-<strong>KiP</strong> 2Datum Ort Personen Thema06.05.2011 WHS Baden L Anklärung der Grundbed<strong>in</strong>gungen; Welche Klassesteht zur Verfügung? Wie lange haben wir Zeit?Welche Term<strong>in</strong>e stehen zur Verfügung?...10.05.2011 PH Baden L, FD Themensammlung; als Auswahlmöglichkeiten für dasProjekt24.05.2011 PH Baden L, FD Vertiefung und Erweiterung der E<strong>in</strong>zelheiten desProjektes16.06.2011 PH Baden L, FD Entwicklung des Forschungsdesigns31.05.2011 PH Baden L, FD Neugestaltung des Themas und genaueBesprechung der Durchführung03.06.2011 WHS Baden L genaue Besprechung und Gestaltung des Projektes15.06.2011 WHS Baden L, W, S Projekt: Fachliche Ause<strong>in</strong>andersetzung mit demThema und Entwicklung der Fragestellung16.06.2011 Eichkogel-Mödl<strong>in</strong>gL, W, S Projekt: Freilandtag; Untersuchung der Fragestellung- Datenaufnahme - Reflexion17.06.2011 WHS Baden L, W, S Projekt: Datenanalyse und Diskussion derErgebnisse20.06.2011 WHS Baden L, S Projekt: Projektdokumentation21.06.2011 WHS Baden L, S Projekt: Projektdokumentation, Feedback25.10.2011 PH Baden L, FD Kurzbesprechung der Erarbeitung der BachelorarbeitLegende: S…SchülerInnen, L…LehrerInnen, FD…FachdidaktikerInnen, W…WissenschaftlerInnen68


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 20114.6. Bericht über die Arbeitskonferenz der <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s am 20.06.2011<strong>KiP</strong> 2 -Arbeitskonferenz: Mo 20.6.2011, 14.30-18.30, IFF, 1070 <strong>Wien</strong>, Schottenfeldg. 29Bericht Dr. Mag. Thomas Stern (Moderation):1. Zielvorgaben und Design der <strong>KiP</strong>²-ArbeitskonferenzZiel der Arbeitskonferenz am Ende des ersten <strong>KiP</strong>²-Projektjahres war es, e<strong>in</strong>e Zwischenevaluationüber die bisherigen Ergebnisse zu liefern und e<strong>in</strong>en Erfahrungsaustausch zwischen allen Beteiligtensowie e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Reflexion zu ermöglichen.Im ersten Teil g<strong>in</strong>g es darum, anhand von Präsentationen und Diskussionen e<strong>in</strong>en Überblick über denIst-Stand zu gew<strong>in</strong>nen. Im zweiten Teil sollten Ideen für das zweite Projektjahr gesammelt undVorsätze für die nächsten Schritte formuliert werden (Programm der Arbeitskonferenz s. Tabelle 7).Pr<strong>in</strong>zip von <strong>KiP</strong>² ist es, SchülerInnen an realen Forschungsarbeiten mit <strong>Bio</strong>logInnen an der Universität<strong>Wien</strong> zu beteiligen und so authentische Lernsituationen zu schaffen.Es gibt u.a. 3 Themenfelder:1. NEURO-<strong>KiP</strong> 2 : Neurologie der Sp<strong>in</strong>nen - Steuerung des Verhaltens durch visuelle Reize.2. PALY-<strong>KiP</strong> 2 : Untersuchung und Identifikation von Pollen.3. SEA-<strong>KiP</strong> 2 : Erforschung von Tiefseelebewesen und ihren Lebensbed<strong>in</strong>gungen.An <strong>KiP</strong>² s<strong>in</strong>d 4 Personengruppen beteiligt:• S/S: SchülerInnen von 3 Schulklassen,• L/L: ihre 3 <strong>Bio</strong>logielehrerInnen,• Wiss: 3 <strong>Bio</strong>logInnen, die <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen forschen,• FD: FachdidaktikerInnen des <strong>AECC</strong>, <strong>in</strong>kl. StudentInnen.An der Arbeitskonferenz nahmen 2 <strong>Bio</strong>logInnen, 3 LehrerInnen, 14 SchülerInnen und 10 FachdidaktikerInnenteil.Tabelle 7: Programm der <strong>KiP</strong> 2 -Arbeitskonferenz14.30 Begrüßung; Überblick über das Programm;– „Schlüsselbegriffe“/„Schlüsselfragen“ für den heutigen Nachmittag (A), (B), (C)14.45(A) WONACH FORSCHEN WIR? WELCHE ÜBERLEGUNGEN/ERWARTUNGEN LEITENUNS DABEI? (ZIELE)(B) WELCHE ERGEBNISSE/ERKENNTNISSE HABEN WIR BISHER GEWONNEN?(PRÄSENTATIONEN)14.45 NEURO-<strong>KiP</strong> 2 / PALY-<strong>KiP</strong> 2 / SEA-<strong>KiP</strong> 2 präsentieren den Stand ihrer Projekte, je 30’69


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011–16.1516.15–16.3016.30–17.0017.00–17.3017.30–18.0018.00–18.3010’ L/L; 10’ S/S, 10’ Feedback, d.h. 2’ Murmelgruppen, 5’ Kommentare(Was gefällt uns? Was ist auch für uns brauchbar/überlegenswert? Was ist uns unklar?)3’ Stellungnahme dazu (Was werden wir uns durch den Kopf gehen lassen?)Wiss / Discussants vergleichen ihre Beobachtungen und E<strong>in</strong>schätzungen der Präsentationender beiden Gruppen, mit denen sie nicht kooperiert haben(Was ist den beiden Gruppen bisher gelungen? Was können wir von ihnen lernen?Welches Verständnis von Wissenschaft ist bei ihnen zu erkennen? Wie sollten sie weiterarbeiten?)Pause mit Snacks und Getränken(C) WIE KÖNNTE ES WEITERGEHEN? (PERSPEKTIVEN)Workshop <strong>in</strong> 5 Gruppen (jeweils 1 FD als Moderator/<strong>in</strong>):Strukturiertes Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g: SWOT-Analyse (Poster mit 4 Quadranten)mit Blick auf die <strong>KiP</strong>²-Ziele „Lernen durch Forschen“; „Kooperation“; „Reflexion“.- “S”: Wo liegen unsere Stärken? Was können wir gut? Was ist uns bishergelungen?- “W“: Wo liegen unsere Schwächen? Was funktioniert bisher eher schlecht?….- “O“: Welche Chancen sehen wir und welche Möglichkeiten, unsere Ziele zuerreichen?…….- “T“: Welche Gefahren sollten wir beachten, damit wir nicht scheitern?4 Arbeitsgruppen: NEURO-<strong>KiP</strong> 2 / PALY-<strong>KiP</strong> 2 / SEA-<strong>KiP</strong> 2 :Unsere nächsten Schritte: Vorsätze für das zweite <strong>KiP</strong>²-JahrZusammenfassung und Kommentar (Franz Radits)Feedback, Verabschiedung2. Überblick über die bisher gewonnenen ForschungsergebnisseVoraussetzungen und Entwicklungsgrad der drei Subprojekte s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich, wie diePräsentationen zeigten.NEURO-<strong>KiP</strong> 2Dieses Subprojekt mit Sp<strong>in</strong>nenforscher Axel Schmid, <strong>Bio</strong>logielehrer<strong>in</strong> Ilse Wenzl und e<strong>in</strong>er 5. Klasse(BRG <strong>Wien</strong> 18) steht erst am Anfang und hat sich bisher mit der Aufarbeitung des umfangreichengesicherten Wissens über Sp<strong>in</strong>nentiere befasst.• Die vier anwesenden SchülerInnen präsentierten, was sie sich an Informationen über Körperaufbau,Physiologie und Verhaltensweisen von Sp<strong>in</strong>nen angeeignet haben. Ihre bisherigeProjektarbeit hat sich darauf konzentriert <strong>in</strong> Fachbüchern oder im Internet zu recherchieren undvorhandenes Wissen aufzuarbeiten, als Grundlage für weitere Forschungen.70


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011• Aus den ergänzenden Ausführungen der <strong>Bio</strong>logielehrer<strong>in</strong> Ilse Wenzl geht hervor, dass alleSchülerInnen der Klasse an den Recherchen zu Teilaspekten (Körperbau, Metabolismus,Sexualverhalten u.a.) und an der Ausarbeitung von ppt-Folien (Text und Bildauswahl) beteiligtwaren. Zur Präsentation mussten diese Vorarbeiten dann nur redigiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichenForm gebracht werden. Die eigentliche Kooperation mit dem Sp<strong>in</strong>nenforscher Axel Schmid(Universität <strong>Wien</strong>) und die Planung der ersten geme<strong>in</strong>samen Forschungsaktivitäten hat erst amVormittag des Arbeitskonferenztages am Zoologischen Institut der Universität <strong>Wien</strong> begonnenund wird im zweiten <strong>KiP</strong>²-Jahr weitergeführt und umgesetzt.• Bei ihren Rückmeldungen zeigten sich die übrigen TagungsteilnehmerInnen positiv überraschtvom fundierten und sehr detaillierten Fachwissen der PräsentatorInnen und von der Qualitätund dem großen Informationsgehalt des verwendeten Bildmaterials. Kritisch angemerkt wurdenur, dass sie zum Teil Fremdwörter und Fachvokabular (Habitat, extra<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Verdauung,Chelizeren, …) aus ihren Quellen (Wikipedia?) übernommen hatten, die ihnen offenbar nichtganz geläufig waren.• Die beiden anwesenden WissenschaftlerInnen merkten <strong>in</strong> ihrem Feedback an, dass esdurchaus erfolgversprechend sei, sich e<strong>in</strong>gehend mit dem künftigen Studienobjekt (<strong>in</strong> diesemFall Sp<strong>in</strong>nen) zu befassen, dabei auch Interesse und eigene Fragen zu entwickeln, bevor manmit den ersten konkreten eigenen Forschungsschritten beg<strong>in</strong>nt.PALY-<strong>KiP</strong> 2In diesem Subprojekt mit Pollenforscher<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>a Weber, <strong>Bio</strong>logielehrer<strong>in</strong> Heidi Amon hatten sich dieSchülerInnen e<strong>in</strong>er 4. Klasse (Akademisches Gymnasium <strong>Wien</strong> 1) e<strong>in</strong>gehend mit epistemologischenGrundlagen und der Entwicklung relevanter Forschungsfragen befasst und außerdem ersteInformationen über Pollenforschung gesammelt und aufbereitet. Erst für das zweite <strong>KiP</strong>²-Jahr s<strong>in</strong>dkonkrete Forschungsarbeiten zur Identifikation bestimmter Pollen <strong>in</strong> ausgewählten Proben geplant.• Die fünf anwesenden Schüler<strong>in</strong>nen präsentierten anhand ihres mitgebrachten Posters, (a)welche Informationen über Pollen sie bisher heraus gefunden hatten (u.a. dass sie Millionenvon Jahre alt werden können, nach e<strong>in</strong>iger Zeit aber ihre Fortpflanzungsfähigkeit verlieren) und(b) wie sie bei diesem <strong>KiP</strong>²-Projekt ihrer Ansicht nach besonders viel und mit Freude lernen,nämlich dadurch, dass sie sich aktiv mit Fragen ause<strong>in</strong>andersetzen und auch ihr Wissen aufneue Zusammenhänge anwenden. Interessant war für ihre Klasse z.B. herauszuf<strong>in</strong>den, welcheVerfahren es <strong>in</strong> der Krim<strong>in</strong>ologie gibt, um mittels Identifikation von Pollen an der Kleidunge<strong>in</strong>es/r Verdächtigen zu beweisen, dass er/sie sich an e<strong>in</strong>em bestimmten Ort aufgehalten hat.• Ergänzend berichtete die <strong>Bio</strong>logielehrer<strong>in</strong> Heidi Amon, wie sie und ihre Klasse dabeivorgegangen s<strong>in</strong>d, den zyklischen Forschungsprozess von Vorwissen/Beobachtung überHypothesenbildung, Untersuchungen/Experimenten, deren Auswertung und Interpretation, demVergleich mit der Forschungshypothese bis zu Schlussfolgerungen und deren kritischer71


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011Überprüfung verständlich zu machen. Das geschah anhand e<strong>in</strong>es „kondensiertenForschungsprozesses“ zur Frage, wie viele Wassertropfen auf e<strong>in</strong>er 1-Eurocent-Münze Platzhaben. Im nächsten Schritt hatten die SchülerInnen überlegt, welchen Forschungsfragen überPollen sie nachgehen könnten. Aus der langen Liste (u.a. naive Fragen wie „Kann man Pollenebenso spalten wie Atome?“) wurden dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kollektiven Entscheidungsverfahren vierrelevante Forschungsfragen ausgewählt (z.B. „Wie kann man Qualität und Herkunft von Honigfeststellen?“) und mit der Pollenforscher<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>a Weber bei e<strong>in</strong>em Schulbesuch diskutiert.• Die übrigen TagungsteilnehmerInnen zeigten sich <strong>in</strong> ihren Rückmeldungen bee<strong>in</strong>druckt von derperfekt choreographierten und frei gesprochenen Präsentation der fünf Mädchen und von der<strong>in</strong>haltlichen und ästhetischen Qualität des Plakats. Anerkannt wurde auch, dass diese Gruppesich viel Zeit genommen hatte, der Frage nachzugehen, wie man forscht und dadurch Wissengeneriert und absichert, und wie man relevante Forschungsfragen entwickelt.• Die beiden anwesenden WissenschaftlerInnen unterstrichen <strong>in</strong> ihrem Feedback, dass es <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em authentischen Forschungsprozess wichtig ist, nicht nur an Vorwissen und bereitsvorhandenen Ideen anzuknüpfen, sondern sich Zeit zu nehmen, auch abseits üblicherForschungsthemen eigene Fragestellungen zu entwickeln. Es ist schwierig zu entscheiden, wieviel Vorwissen man erst e<strong>in</strong>mal anhäufen muss, um vernünftige Forschungsfragen zu stellen,bzw. ob man nicht nur anhand <strong>in</strong>teressanter eigener Forschungsfragen motiviert sei, sichVorwissen anzueignen?SEA-<strong>KiP</strong> 2Dieses Subprojekt mit Tiefseezoolog<strong>in</strong> Monika Bright, <strong>Bio</strong>logielehrer Klemens Wernisch und e<strong>in</strong>erGruppe von acht SchülerInnen dreier 6. Klassen am BRG <strong>Wien</strong> 19, die <strong>in</strong> der modularen Oberstufe2010/11 den Kurs „Wissenschaftliches Arbeiten“ gewählt hatten, ist bereits abgeschlossen. Mehr alse<strong>in</strong> Semester lang hatten die SchülerInnen Gelegenheit, Tiefseeschnecken zu untersuchen und sich<strong>in</strong>haltliches und methodologisches Wissen anzueignen.• Die fünf anwesenden SchülerInnen berichteten über ihre Forschungsarbeit <strong>in</strong> den letztenMonaten und stellten ihr Präsentationsposter über Videoprojektion vor. Da ihr Teilprojekt andersals die beiden anderen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Schuljahres abgeschlossen se<strong>in</strong> musste, der Modul warnämlich auf 2010/11 begrenzt, war das Forschungsprogramm aus Zeitgründen schon imVorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> festgelegt und wurde von der Tiefseebiolog<strong>in</strong> Monika Bright vorgestellt. DieSchülerInnen mussten sich über die am weitesten verbreiteten Tiefseeschneckenarten, sowiederen Merkmale, Eigenschaften und Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>formieren und dann 652 toteExemplare unter dem Mikroskop klassifizieren. Anfängliche Schwierigkeiten wurden durchwiederholte Rückfragen bei MitschülerInnen überwunden, und die Treffsicherheit derZuordnungen nahm rasch zu. Das Ergebnis war die statistische Verteilung der Schneckenarten<strong>in</strong> dieser Stichprobe und wurde mit veröffentlichten Ergebnissen aus anderen ähnlichenUntersuchungen verglichen. Überdies untersuchten die SchülerInnen auf eigene Faustschwarze Flecken, offensichtlich Brandspuren auf e<strong>in</strong>igen Schneckengehäusen und kamen zudem Ergebnis, dass diese bei männlichen Exemplaren häufiger als bei weiblichen zu f<strong>in</strong>den72


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011waren. Was der Grund dafür se<strong>in</strong> könnte, und ob diese Brandspuren auf Vulkanismus amMeeresgrund oder auf unsachgemäße Behandlung zurückzuführen waren, konnte nichtendgültig geklärt werden.• Die übrigen TagungsteilnehmerInnen bewunderten <strong>in</strong> ihren Rückmeldungen die Gründlichkeitbei der Suche nach Informationen über die exotischen Schneckenarten, sowie die Ausdauerund Genauigkeit, mit der die SchülerInnen die vielen hundert Schnecken untersucht undklassifiziert hatten. Das Plakat wurde allerd<strong>in</strong>gs als unübersichtlich kritisiert wegen der Überfüllean Text, Bildern und statistischen Diagrammen.• Die Tiefseebiolog<strong>in</strong> Monika Bright versicherte, dass die <strong>in</strong> diesem Subprojekt gewonnenenDaten durchaus dem entsprächen, was <strong>in</strong> meeresbiologischen Fachzeitschriften publiziertwerde. Sp<strong>in</strong>nenforscher Axel Schmid me<strong>in</strong>te, dass die SchülerInnen zwar Methoden derempirischen Forschung kennengelernt und praktiziert hätten, bedauerte aber, dass sie nichtmehr Zeit gehabt hätten, eigene Forschungsfragen zu entwickeln und ihnen nachzugehen, umso den kompletten zyklischen Forschungsprozess zu durchlaufen. Diesen wie bei PALY-<strong>KiP</strong> 2 <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Stunde (!) exemplarisch durchzuführen, bezeichnen beide WissenschaftlerInnen alsgenial.3. Vorschau auf das zweite <strong>KiP</strong>²-ProjektjahrDie SchülerInnen verließen die Veranstaltung nach der Snack- und Getränke-Pause, nur dreiFünftklassler („Neuro-<strong>KiP</strong>“) blieben freiwillig und aus Neugier etwas länger.Die ProjektmitarbeiterInnen g<strong>in</strong>gen im nächsten Schritt daran, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em strukturierten Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g(„SWOT-Analyse“) bisherige Stärken und Schwächen des Projekts zu benennen, sowie Chancen undmögliche Gefahren, die das <strong>KiP</strong>²-Projekt im zweiten <strong>KiP</strong>²-Projektjahr zum Erfolg oder zum Scheiternbr<strong>in</strong>gen könnten.Ohne Wertungen, Reihungen oder Diskussionen wurden E<strong>in</strong>schätzungen aller Teilnehmer/<strong>in</strong>nengesammelt und <strong>in</strong> 4 Kategorien e<strong>in</strong>geteilt:1. “S” / Strengths: Wo liegen unsere Stärken? Was können wir gut? Was ist uns bishergelungen?2. “W“ / Weaknesses: Wo liegen unsere Schwächen? Was funktioniert bisher eher schlecht?3. “O“ / Opportunities: Welche Chancen und Möglichkeiten sehen wir, unsere Ziele zu erreichen?4. “T“ / Threats: Welche Gefahren sollten wir beachten, damit wir nicht scheitern?Das Ergebnis des Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>gs ist Abbildung 13 zu entnehmen.73


4. Partizipatives Forschen <strong>in</strong> den <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s Oktober 2011STÄRKEN (STRENGTHS)“S”: Motivationsschub und Lust am Forschen durch<strong>in</strong>teressante Form der Kooperation zwischenWissenschaftlerInnen, LehrerInnen, SchülerInnen undFachdidaktikerInnen“S”: Gegenseitige Bereicherung der am ProjektBeteiligten durch die unterschiedlichen Sichtweisenauf die Bedeutung der Naturwissenschaften und desschulischen Lernens“S”: Vielfalt nicht nur an Inhalten, sondern auch anForschungskonzepten und didaktischenHerangehensweisen <strong>in</strong> den drei Teilprojekten:Möglichkeit, vone<strong>in</strong>ander zu lernen“S”: Gesteigertes Interesse der SchülerInnen an<strong>Bio</strong>logie und naturwissenschaftlichen Methoden durchBeteiligung an authentischen Forschungsprojekten(„Sogar Sp<strong>in</strong>nen werden <strong>in</strong>teressant! Man weiß nochnicht alles über sie!“)“S”: Für die SchülerInnen neue Möglichkeiten derArbeitsteilung und Zusammenarbeit, um großeThemenfelder zu erfassen (mit Fachliteratur undInternet-Recherchen)“S”: Dass sich alle Beteiligten Zeit nehmen für e<strong>in</strong>esolche Arbeitskonferenz …..(Hohe Priorität trotz anderer Verpflichtungen undEngagements)CHANCEN (OPPORTUNITIES)“O“: Sammeln von exemplarischem Erfahrungswissenüber authentische Lernumgebungen“O“: E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Notwendigkeit den SchülerInnenZeit zu lassen, sich mit ihrem Themaause<strong>in</strong>anderzusetzen, ihren eigenen Zugang zurForschung zu f<strong>in</strong>den“O“: Chance, Lernfortschritte bewusst zu machen durchReflexion von Forschung“O“: Überdenken von Haltungen und E<strong>in</strong>stellungen zunaturwissenschaftlicher Forschung und derenVermittlung“O“: „Wissenschaftsverständnis entwickelnSchülerInnen auch wenn sie nur rudimentär anForschung partizipieren“ (Radits)“O“: Diskussionen über wissenschaftliche Themen <strong>in</strong>Schülergruppen“O“: Nutzen der Rückmeldungen derFachdidaktikerInnen für die wiss. Lehre“O“: Verständnis schaffen für (die Bedeutung der)Grundlagenforschung und für die (methodologischenund epistemologischen) Grundlagen der Forschung“O“: Dissem<strong>in</strong>ation durch <strong>KiP</strong>-Sem<strong>in</strong>are <strong>in</strong> derLehrerfortbildungSCHWÄCHEN (WEAKNESSES)GEFAHREN (THREATS)“W“: Theoretische Lücke (A): Wie stellt man “T“: Verb<strong>in</strong>dung Universität – Schulen bzw.Verständnis oder Reflexionsniveau der SchülerInnenfest?“W“: Theoretische Lücke (B): Was tun gegene<strong>in</strong>gespieltes Schülerverhalten wie m<strong>in</strong>imalistischeLernstrategien und Abwehr von Ansprüchen, sichWissenschaftlerInnen – SchülerInnen müsste bewusstgepflegt und vertieft werden“T“: Achtung vor zu hohen Erwartungen an dieSchülerInnen! Man übersieht oft, dass Lernschritte Zeitbrauchen ….fundiertes Basiswissen anzueignen? Liegt es amSchulsystem, an pubertären Verweigerungshaltungenoder an der menschlichen Natur überhaupt, dassAnforderungen oft ausgewichen wird undAnstrengungen vermieden werden?“W“: Zeitdruck, Term<strong>in</strong>probleme, v.a. bei denbeteiligten WissenschaftlerInnenAbbildung 13: Ergebnis des Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>gs auf der <strong>KiP</strong>2-Arbeitskonferenz74


5. Sondierung über erste Implementierungsschritte Oktober 20115. SONDIERUNG ERSTER IMPLEMENTIERUNGSSCHRITTE IN KIP²Die von <strong>KiP</strong>² geschaffenen Lernumgebungen zum authentischen Inquiry Learn<strong>in</strong>g ermöglichen auf dere<strong>in</strong>en Seite SchülerInnen den Erwerb epistemologischer Kompetenzen („Wissenschaftsverständnis“)und authentische Forschungserfahrungen und geben auf der anderen Seiten WissenschaftlerInnenGelegenheit zur authentischen Science Communication. Das zeigen die bisher vorliegenden Ergebnisseder <strong>KiP</strong>² Begleitforschung, damit s<strong>in</strong>d wir auf bestem Weg zwei unserer vorrangigen Projektziele zuerreichen: Modellentwicklung (<strong>KiP</strong>² Arbeitsmodell 2012) <strong>in</strong>klusive der Bildungsziele (Scientific Literacy)und unsere Forschungsziele.Offen bleibt, wie unsere Innovation <strong>in</strong>stitutionell stabilisiert werden kann. Im <strong>KiP</strong>² Projektantrag (S. 9f)setzten wir uns das Ziel, Implementierungwege zu sondieren und zu pilotieren. Dazu wurden vierImplementierungswege, dem Rational des <strong>KiP</strong> 2 -Arbeitsmodells 2010 folgend skizziert. Wir legen hiererste Ergebnisse unserer Recherchen vor und beschreiben unsere Pilotprojekte:1. <strong>KiP</strong>² - Implementierung durch VernetzungNetzwerke gelten geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> als niederschwellige Form der Implementierung, mit schwer vorausschaubarerStabilität. Es ist daher e<strong>in</strong> Ziel <strong>in</strong> der Netzwerkarbeit von <strong>KiP</strong>² Vernetzungs<strong>in</strong>itiativen aufsolider wissenschaftlicher Basis voranzutreiben und ausschließlich mit stabilen und forschungsbasiertenNetzwerken zu kooperieren. <strong>KiP</strong>² schloss Kooperationsverträge mit• Dem europäischen Netzwerk für Inquiry Learn<strong>in</strong>g: PROFILES (Professional Reflection orientedFocus on Inquiry-based Learn<strong>in</strong>g and Education through Science; http://www.profilesproject.eu/cms_profiles/)• dem IMST-Programm „Regionale Vernetzung“(RN – http://imst.uni-klu.ac.at/programme_pr<strong>in</strong>zipien/rn_tn/)PROFILES wird von bedeutsamen und erfahrenen Institutionen getragen:• Freie Universität Berl<strong>in</strong> FUB Germany (Coord<strong>in</strong>ator: Claus Bolte); http://www.fu-berl<strong>in</strong>.de• University of Tartu UTARTU Estonia (Jack Holbrook); http://www.ut.ee/en• Weizmann Institute of Science WEIZMANN Israel (Avi Hofste<strong>in</strong>); www.weizmann.ac.il• University of Bremen UniHB Germany (Ingo Eilks); www.uni-bremen.de/• und 17 weiteren InstitutionenForschendes Lernen <strong>in</strong> den naturwissenschaftlichen Unterricht e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen ist das erklärte Ziel desEU Projekts PROFILES. Es baut auf Erkenntnissen des Vorgängerprojekts PARSEL auf(www.parsel.eu), <strong>in</strong> dessen Rahmen Unterrichtsmaterialien für Forschendes Lernen entwickeltwurden. Diese Unterlagen (Beispiele unter http://www.parsel.uni-kiel.de/cms/) dienen als unmittelbareVorlagen, PROFILES <strong>in</strong>tendiert explizit aber auch die Weiter- und Neuentwicklung vonUnterrichtsmaterialien im PARSEL-Typus.75


5. Sondierung über erste Implementierungsschritte Oktober 2011Charakteristisch für die Entwicklung von PROFILES-Materialien ist e<strong>in</strong> bottom-up Ansatz. LehrerInnenentwickeln die PROFILES-Aufgaben und erhalten so die Chance an e<strong>in</strong>er community of practiceteilzunehmen. Sie übernehmen Ownership für <strong>in</strong>novatives Unterrichtsmaterial, was als Voraussetzungfür die Übernahme von Innovationen <strong>in</strong> den Unterricht gilt (Blonder et. al 2008).PROFILES vernetzt sich mit Institutionen und Projekten die „Forschendes Lernen“ als <strong>in</strong>tegralenBestandteil der naturwissenschaftlichen Ausbildung verstehen.<strong>KiP</strong> positioniert <strong>in</strong> diesem EU-Projekt das Konzept der <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s – das Lernen und Forschen <strong>in</strong>authentischen Lernumgebungen – im PROFILES-Netzwerk. <strong>KiP</strong>² entwickelt dazu <strong>in</strong> zwei FeldernInitiativen:• <strong>KiP</strong> entwickelt e<strong>in</strong>e Lehrveranstaltung zur LehrerInnenfortbildung im Bereich authentischesForschendes Lernen (s. nächster Abschnitt). Die <strong>in</strong> dieser Lehrveranstaltung entstehendenAnsätze für Aufgabenstellungen zum authentischen Forschenden Lernen im BereichMar<strong>in</strong>biologie werden <strong>in</strong> das PROFILES-Netzwerk e<strong>in</strong>gebunden.• Im Rahmen des <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s SEA-<strong>KiP</strong> 2 entstanden <strong>in</strong> der Diplomarbeit von Susanne Pramendorfer<strong>in</strong> Betreuung von Monika Bright (Dep. f. Mar<strong>in</strong>biologie) Arbeitsunterlagen und Arbeitsaufgabenzum Thema Lebensraum Tiefsee, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em folgenden Schritt <strong>in</strong> das PROFILES Netzwerke<strong>in</strong>gebracht werden.Als nächsten Schritt wird die direkte Vernetzung mit dem IMST-Programm „Regionale Vernetzung“(RN; http://imst.uni-klu.ac.at/programme_pr<strong>in</strong>zipien/rn_tn/) <strong>in</strong> Angriff genommen. Konkret sollen, diesergaben die Vorgespräche mit dem Leiter des Netzwerkprogramms, Franz Rauch, lokaleNetzwerkprojekte zu authentischem Inquiry Learn<strong>in</strong>g nach dem Muster der <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s mit f<strong>in</strong>anziellerUnterstützung von IMST <strong>in</strong>itiiert werden. Die begleitende Evaluation für die Pilotierung übernimmt dasProgramm IMST-RN.Als ersten Schritt dazu wird am 25.11.2011 beim IMST-Vernetzungstag vor VertreterInnen derRegionalen Netzwerke <strong>Wien</strong> und NÖ das <strong>KiP</strong>-Projekt vorgestellt.Blonder, R., M. Kipnis, et al. (2008). "Increas<strong>in</strong>g Science Teachers' Ownership through the Adaptationof the PARSEL Modules: A "Bottom-up" Approach." Science Education International 19(3): 285-301.76


5. Sondierung über erste Implementierungsschritte Oktober 20112. <strong>KiP</strong>² - Implementierungsprojekte <strong>in</strong> der LehrerInnenbildungDazu wurden drei Projekte <strong>in</strong>itiiert. E<strong>in</strong> Projekt ist an der Fakultät für Lebenswissenschaften situiert,zwei an Pädagogischen Hochschulen. E<strong>in</strong> Projekt davon wurde nahezu vollständig an das Mustere<strong>in</strong>es <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s angelehnt und <strong>in</strong> die gegebenen Strukturen der PH NÖ <strong>in</strong>tegriert.Projekt 1: Interdiszipl<strong>in</strong>äres Projektpraktikum „Forschendes Lernen & Forschen mitSchülerInnen im Unterricht und im wissenschaftlichen Labor".<strong>KiP</strong>² entwickelte im Sommersemester 2011 nach Vere<strong>in</strong>barung mit der Studienprogrammleitung<strong>Bio</strong>logie und Umweltkunde (LA- Fakultät für Lebenswissenschaften) e<strong>in</strong>e neue Lehrveranstaltung fürauthentisches Inquiry Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Lehrerbildung, das Interdiszipl<strong>in</strong>äre Projektpraktikum„Forschendes Lernen & Forschen mit SchülerInnen im Unterricht und im wissenschaftlichen Labor".Idee: Lehramt-Studierende unterstützen LehrerInnen bei der Planung, Durchführung und Reflexionder Forschungsprojekte, die SchülerInnen <strong>in</strong> Kooperation mit der Meeresbiolog<strong>in</strong> durchführen. DieLehrveranstaltung wird über das Studienprogramm (<strong>Bio</strong>logie Lehramt) f<strong>in</strong>anziert. Das Pilotprojektwurde mit Beg<strong>in</strong>n des W<strong>in</strong>tersemesters gestartet. Derzeit arbeiten drei Projektteams bestehend ausSchülerInnen, <strong>Bio</strong>logielehrerInnen, e<strong>in</strong>er Meeresbiolog<strong>in</strong> und zwei Fachdidaktikern und entwickelnjeweils e<strong>in</strong> Curriculum für e<strong>in</strong>e Gymnasialklasse. Die Pilotierung wird von zwei Diplomarbeitenbegleitend beforscht (e<strong>in</strong> Exposé dazu f<strong>in</strong>det sich im Kapitel 3.4).Daten des Interdiszipl<strong>in</strong>ären Projektpraktikums:Titel: Forschendes Lernen & Forschen mit SchülerInnen im Unterricht und im wissenschaftlichen"Labor" (Learn<strong>in</strong>g & <strong>Research</strong> about <strong>in</strong> Authentic <strong>Bio</strong>logy Learn<strong>in</strong>g Environments)SemStd.: 3.0 ECTS 3.0Hörerzahl: 15Leitungsteam:Radits, Franz – Kompetenzzentrum Didaktik der <strong>Bio</strong>logieBardy-Durchhalter, Manfred – Kompetenzzentrum Didaktik der <strong>Bio</strong>logieBright, Monika – Dept. für MeeresbiologieDer Fach<strong>in</strong>halt der e<strong>in</strong>zelnen Curriculumsentwicklungsprojekte ist Meeresbiologie, vertreten durchMonika Bright. Fachdidaktischer Inhalt ist Curriculumsentwicklung zum Thema „authentischesForschen und Lernen zu Problemfeldern der Meeresbiologie“. Studierende entwickeln <strong>in</strong> Kooperationmit den LehrerInnen und den WissenschaftlerInnen e<strong>in</strong> relevantes Forschungsprojekt, führen es durchund evaluieren es.Dieses Sett<strong>in</strong>g führt zu e<strong>in</strong>er engen Verschränkung von Lehreraus- und Fortbildung. Wir erwarten unsdavon e<strong>in</strong>en starken Impuls für Nachhaltigkeit. In der Folge soll daraus das sogenannte „<strong>KiP</strong>-TeacherLab“ (s. Projektantrag, S.9) entstehenDie LV wird <strong>in</strong> Zukunft zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> jedem W<strong>in</strong>tersemester angeboten werden. Gelungene Projektewerden über das EU-Projekt PROFILES und die Regionalen IMST Netzwerke dissem<strong>in</strong>iert.77


5. Sondierung über erste Implementierungsschritte Oktober 2011Erste Schritte <strong>in</strong> Richtung <strong>KiP</strong>² Science Communication-LAB (SCOL) (s. Projektantrag S. 9f)konnten kurz vor der Berichtlegung erreicht werden. Mit dem Dekan der Fakultät fürLebenswissenschaften wurde vere<strong>in</strong>bart, dass trotz eklatanter Raumnot <strong>in</strong> der Fakultät e<strong>in</strong>laborgewidmeter Raum und e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>arraum <strong>in</strong> der Fakultät zur Verortung e<strong>in</strong>er Schnittstellezwischen Schulen und Fakultät zur Verfügung gestellt wird. Diese Vere<strong>in</strong>barung wurde bereits erfüllt.Für das Sommersemester s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Veranstaltungen, die sich mit grundsätzlichen Fragender Gestaltung authentischer Lernumgebungen und der Wissenschaftskommunikation beschäftigenwerden, geplant. U.a. konnte Foaud Abd-El-Khalick von der University of Ill<strong>in</strong>ois (Urbana-Champaign)für e<strong>in</strong>en Vortrag und zweitägigen Workshop gewonnen werden (02.-05.05.2012).Projekt 2: <strong>Bio</strong>logie lernen mit WissenschaftlerInnen: E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> aktuelle Forschungsgebieteund <strong>in</strong> Konzepte für authentisches Forschendes LernenZielsetzungDie Veranstaltung richtet sich an LehrerInnen aller Schularten und ist als Auftakt e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichenReihe von Fortbildungsveranstaltungen zum Thema „authentisches Forschen und Lernen mitWissenschaftlerInnen“ gedacht. Dabei soll die Implementierung authentischen Forschenden Lernens<strong>in</strong> Kooperation mit Instituten des tertiären Bildungssektors im Mittelpunkt stehen. Die Veranstaltungsreiheist an der Schnittstelle Wissenschaft und Schule positioniert und dissem<strong>in</strong>iert die Ergebnisse der<strong>KiP</strong>-Begleitforschung <strong>in</strong> den Kooperationsfeldern Schulen und Wissenschaft.<strong>KiP</strong> erfahrene LehrerInnen und ggf. auch SchülerInnen agieren, gestützt auf ihre eigeneAktionsforschung, als LehrerfortbildnerInnen <strong>in</strong> Sett<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>er Community of Practice (s. Projektantrag,S. 7)ProgrammIm ersten Teil der Veranstaltung (24.11.2011 an der KPH <strong>Wien</strong>-Krems) werden WissenschaftlerInnenvom Department für Kognitionsbiologie, Neurobiologie und Meeresbiologie (zwei der Vortragendenarbeiten im <strong>KiP</strong> Projekt mit) über ihre aktuellen Forschungsprojekte berichten und epistemologischeFragen mit den LehrerInnen diskutieren.Im zweiten Teil der Veranstaltung werden am Projekt <strong>KiP</strong> beteiligte LehrerInnen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> ihreErfahrungen mit authentischem Forschen und Lernen geben. Geme<strong>in</strong>sam mit den Wissenschaftler-Innen und FachdidaktikerInnen werden Möglichkeiten der E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung authentischen ForschendenLernens <strong>in</strong> den Unterricht der TeilnehmerInnen erarbeitet und es wird die Begleitung dieserUnterrichtsarbeit im Rahmen von Fortsetzungsveranstaltungen geplant.78


5. Sondierung über erste Implementierungsschritte Oktober 2011Geplanter Sem<strong>in</strong>arablauf9:00 – 9:15 Projektleiter <strong>KiP</strong>: Vorstellung des Konzepts für den Sem<strong>in</strong>artag9:15 – 10:00 WissenschaftlerIn aus dem Department für Mar<strong>in</strong>ökologie: Präsentation e<strong>in</strong>es aktuellenForschungsprojekts mit Zeitfenster für <strong>in</strong>dividuelle Fragen der TeilnehmerInnen10:00 – 10:15 Kaffeepause10:15 – 11:00 WissenschaftlerIn aus dem Department für Neurobiologie und Kognitionsforschung:Präsentation e<strong>in</strong>es aktuellen Forschungsprojekts mit Zeitfenster für <strong>in</strong>dividuelle Fragen derTeilnehmerInnen11:00 – 11:45 WissenschaftlerIn aus dem Department für Evolutionsbiologie: Präsentation e<strong>in</strong>esaktuellen Forschungsprojekts mit Zeitfenster für <strong>in</strong>dividuelle Fragen der TeilnehmerInnen11:45 – 12:30 Mittagspause mit der Möglichkeit zum Mittagessen <strong>in</strong> der Mensa12:30 – 13:00 FachdidaktikerInnen des <strong>AECC</strong>: Moderierte Diskussion „Forschungsmethoden“ unterE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Wissenschaftler/<strong>in</strong>nen der Fakultät für Lebenswissenschaften und derteilnehmenden LehrerInnen13:00 – 14:30 LehrerInnen aus dem Projekt <strong>KiP</strong>: Projektpräsentationen, Berichte von Erfahrungen mitauthentischem forschendem Lernen im Unterricht14:30 – 15:15 Kaffeepause15:15 – 16:45 FachdidaktikerInnen des <strong>AECC</strong>: Erarbeitung von Möglichkeiten der E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungauthentischen Forschenden Lernens <strong>in</strong> den Unterricht geme<strong>in</strong>sam mit den teilnehmendenLehrerInnen und den WissenschaftlerInnenOrganisation und F<strong>in</strong>anzierungDie Fortbildungsveranstaltung wurde <strong>in</strong> das Sem<strong>in</strong>arprogramm der KPH <strong>Wien</strong>/Krems, Campus Krems-Mitterau, aufgenommen und wird bereits als Pilot weitgehend über Landesschulräte und die KPHf<strong>in</strong>anziert. Dies ermöglichte die Ausschreibung <strong>in</strong> PH-Onl<strong>in</strong>e und die elektronische bzw. vere<strong>in</strong>fachteschriftliche Abwicklung des Dienstauftragsverfahrens über die DirektorInnen bzw. Schulaufsichtsbehörden.79


5. Sondierung über erste Implementierungsschritte Oktober 2011Abbildung 14: <strong>KiP</strong>2-Implementierungslehrveranstaltung an der KPH Krems(Screenshot Quelle https://www.ph-onl<strong>in</strong>e.ac.at/kphvie/lv.detail?clvnr=160846)Projekt 3: Authentisches Forschendes Lernen zu Problemstellungen des Naturschutzes <strong>in</strong> derRegion Eichkogel / Mödl<strong>in</strong>gIn Kooperation mit der PH NÖ und deren Laborschule der Wirtschaftshauptschule Baden wurden ersteerfolgreiche Schritte <strong>in</strong> Richtung Implementierung e<strong>in</strong>es <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>s an e<strong>in</strong>er PH unternommen. Dabeientstand e<strong>in</strong> „Nature <strong>KiP</strong>“ (NAT-<strong>KiP</strong> 2 ; s. Kapitel 4.4). Im Zentrum stehen zwei stabile Elemente ausdem Lehrerbildungscurriculum der PH NÖ, das Schulpraktikum der Studierenden und deren biologiedidaktischeforschende Bachelorarbeit. E<strong>in</strong>/e Studierende/r <strong>in</strong> der Rolle e<strong>in</strong>es Student Teachersentwickelt e<strong>in</strong> Curriculum für authentisches Forschendes Lernen geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er/m WissenschaftlerInund den SchülerInnen im Rahmen ihres regulären Schulpraktikums, dokumentiert undbeforscht diese im Zuge der eigenen Bachelorarbeit. Moderiert und begleitet wurde <strong>in</strong> diesem Pilotdas Projekt durch die FachdidaktikerInnen des <strong>AECC</strong>-<strong>Bio</strong>logie. In Zukunft könnte dies, wie Gesprächemit der Direktor<strong>in</strong> der Laborschule und dem Rektorat der Hochschule zeigen, durchFachdidaktikerInnen oder Mentor-Teacher der PH erfolgen.80


5. Sondierung über erste Implementierungsschritte Oktober 20113. <strong>KiP</strong>²-Schwerpunktsetzung <strong>in</strong> Schulen und SchulprogrammeIn diesem Arbeitsfeld entfaltete <strong>KiP</strong>² <strong>in</strong> der erste Projektphase gemäß Projektplan die ger<strong>in</strong>gsteAktivität. Trotzdem zeichnen sich zwei erfolgversprechende Wege ab:• Vertiefung der Zusammenarbeit mit dem BRG 19. Die modularisierte Oberstufe liefert dafürhervorragende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Das Department für Mar<strong>in</strong>biologie hat Interesse an e<strong>in</strong>erlängerfristigen Zusammenarbeit bekundet. Gespräche mit der Schulleitung stehen noch aus.• Implementierung des authentischen Inquiry Learn<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> die kompetenzorientierte neue MaturaDie E<strong>in</strong>führung der kompetenzorientierten Reifeprüfung ist e<strong>in</strong>e der wichtigsten Interventionen <strong>in</strong> dennaturwissenschaftlichen Unterricht, seit langem. <strong>KiP</strong>² hat begonnen konkrete an Inquiry-Problemstellungen orientierte Aufgabenstellungen zu entwickeln und verbreitet diese <strong>in</strong> eigens dafüre<strong>in</strong>gerichteten Lehrerfortbildungsveranstaltungen. Die Tatsache, dass authentisches Inquiry Lernengleichsam zum Inhalt von Maturaaufgabenstellungen wird, könnte LehrerInnen ermutigen, verstärktSchülerInnen Erfahrungen <strong>in</strong> derartigen Lernumgebungen, wie <strong>KiP</strong> zu ermöglichen und mith<strong>in</strong> an vonder Universität <strong>in</strong>itiierten Projekten mitzumachen.Beispiel für e<strong>in</strong>en erfolgreichen Schulentwicklungsvorgang, der Strukturen für authentisches Forschenund Lernen schuf, ist die Weiterentwicklung des <strong>Bio</strong>-<strong>KiP</strong>-Projekts an der HLA Wr. Neustadt. Imregulären Unterricht und <strong>in</strong> zusätzlichen Projekten wurden die Forschungsergebnisse zum Thema„Orientierung von Bienen“ (Kooperationsprojekt Dept. für Evolutionsbiologie an der Universität <strong>Wien</strong>und der HLA Wr. Neustadt) vertieft und schließlich auf e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Konferenz dissem<strong>in</strong>iert.Dazu folgender Bericht der Lehrer<strong>in</strong> Elisabeth Inschlag:„<strong>KiP</strong> goes Science on Stage“: Bericht über die Teilnahme am Science on Stage Festival<strong>in</strong> Kopenhagen 2011Im Zuge von <strong>KiP</strong>1 präsentierten me<strong>in</strong>e SchülerInnen (HLA <strong>Wien</strong>er Neustadt) ihr Projekt EVO-<strong>KiP</strong> beim Wettbewerb „Science on Stage“ an der Johannes Kepler Universität L<strong>in</strong>z am 25.-26.2.2010 und qualifizierten sich damit für den Europawettbewerb 2011 <strong>in</strong> Kopenhagen.Aufgrund des ungünstigen Term<strong>in</strong>s der Veranstaltung <strong>in</strong> Kopenhagen (Ostern 2011; dieSchülerInnen befanden sich zu dem Zeitpunkt mitten <strong>in</strong> ihrer Matura), reiste ich alle<strong>in</strong>e nachKopenhagen, um auch dort das EVO-<strong>KiP</strong> unter dem Titel „Students as Science and <strong>Research</strong>Experts“ zu präsentieren (Poster s. Anhang Abbildung 19).Die Veranstaltung fand von 16. – 19.04.2011 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sowohl im H<strong>in</strong>blick auf Architektur alsauch die Unterrichtsstruktur betreffend, sehr <strong>in</strong>novativen Gymnasium im Kopenhagen statt. AmÖsterreichstand wurden die wesentlichen Schritte und Ergebnisse auf e<strong>in</strong>er Wandtafel dreiTage lang gezeigt und von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Jury, den übrigen TeilnehmerInnen undzahlreichen Gästen begutachtet. Besonders positiv bewertet wurde das wissenschaftlicheArbeiten, welches dieses Projekt auch aus den anderen präsentierten 241 Projekten aus ganzEuropa und Kanada hervorhob. Generell wurden bei dieser Veranstaltung überwiegendVersuche aus Physik und Chemie gezeigt und vorgeführt. Vom K<strong>in</strong>dergarten bis zur Universität,81


5. Sondierung über erste Implementierungsschritte Oktober 2011wurden alle Altersgruppen angesprochen. Viele dieser sehr effektvollen Versuche wurden auchauf die Bühne geholt und fanden großen Anklang bei den Teilnehmern. Die Zahl derbiologischen Arbeiten h<strong>in</strong>gegen beschränkte sich auf e<strong>in</strong> paar wenige Projekte. Für michpersönlich war es möglich e<strong>in</strong>ige Kontakte zu knüpfen und Ideen für me<strong>in</strong>en eigenen Unterrichtund auch für weitere Projekte <strong>in</strong> der Zukunft zu sammeln. Die Teilnahme an dieser<strong>in</strong>ternationalen Veranstaltung war sehr <strong>in</strong>spirierend und <strong>in</strong>teressant. Das gesammelte Materialwird mir und auch me<strong>in</strong>en KollegInnen an der Schule zur Verfügung stehen und <strong>in</strong> Zukunftverstärkt für noch mehr qualitativ hochwertigen und kompetenzorientierten Unterricht sorgen.Infos auch auf www.science-on-stage.eu<strong>KiP</strong> 2 belohnte die erfolgreiche Teilnahme am Science-on-stage-Wettbewerb der SchülerInnen ausdem EVO-<strong>KiP</strong> mit e<strong>in</strong>er Preisurkunde und e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en „F<strong>in</strong>anzspritze“ für die bevorstehendeMaturareise, die Franz Radits den SchülerInnen bei se<strong>in</strong>em Besuch an der HLA Wr. Neustadt am11.05.2011 im festlichen Rahmen überreichte:Elisabeht Inschlag (Lehrer<strong>in</strong> aus <strong>KiP</strong>1) bei der Präsentationdes EVO-<strong>KiP</strong>s bei der „Science on Stage“-Veranstaltung <strong>in</strong>KopenhagenDie SchülerInnen des EVO-<strong>KiP</strong> geme<strong>in</strong>sam mit ihrer Lehrer<strong>in</strong>Elisabeth Inschlag und Franz Radits bei der geme<strong>in</strong>samenFeier des „Science-on-stage“-Erfolgs82


6. F<strong>in</strong>anzbericht Oktober 20116. FINANZBERICHTKostenübersichtAusgaben gesamtKostenPersonalkosten gesamt 55 175,97Werkverträge gesamt 2 060,00Reisekosten gesamt 0,00Sachkosten gesamt 400,00Sonstige Kosten (Overhead) 7 869,17Gesamtausgaben 65 505,14E<strong>in</strong>nahmen gesamt (ohne Eigenmittel) KostenSparkl<strong>in</strong>g Science 42 495,99Gesamte<strong>in</strong>nahmen 42 495,99DetailaufstellungPersonalkostenKostenDissertant Manfred Bardy-Durchhalter 25 007,64 19 WSt, Okt.'10-Sep.'11Dissertant<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger 30 168,33 28 WSt, Okt.'10-Sep.'11Personalkosten gesamt 55 175,97WerkverträgeKostenStachowisch 60,00 ÜbersetzungBright 2 000,00 Anerkennungsentgelt f. SEA-<strong>KiP</strong> 2Werkverträge gesamt 2 060,00SachkostenKostenPreisgeld HLA Wr. Neustadt 400,00Sachkosten gesamt 400,00Preisgeld für die Science-on-Stage-Teilnahme83


Anhang Oktober 2011ANHANGAbbildung 15: “Develop<strong>in</strong>g and <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g learn<strong>in</strong>g environments for authentic <strong>in</strong>quiry learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong>biology projects by participatory action research”, Franz Radits, Astrid Spranz, Mart<strong>in</strong>a Höll. Posterpräsentiert auf der CARN (Collaborative action research network) International Conference 2010,5.-7.11, Cambridge – UK.84


Anhang Oktober 2011Abbildung 16: „Schwierigkeiten von SchülerInnen beim Verstehen des Pr<strong>in</strong>zips derParameterreduktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em authentischen, neurobiologischen Experiment“, Christ<strong>in</strong>e Heid<strong>in</strong>ger &Franz Radits. Poster präsentiert auf der 13. Internationale Frühjahrsschule der FachsektionDidaktik der <strong>Bio</strong>logie, 10.-13.04.2011, Mühlheim an der Ruhr – Deutschland.85


Anhang Oktober 2011Abbildung 17: Vortragsfolien zu unserem Beitrag “Authentic Inquiry Learn<strong>in</strong>g: Students andScientistis ‘On Equal Terms’”, Heid<strong>in</strong>ger Christ<strong>in</strong>e, Franz Radits86


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Anhang Oktober 2011Abbildung 18: Vortragsfolien zu unserem Beitrag „Wissenschaftsverständnis von SchülerInnenan authentischen Lernorten“, Manfred Bardy-Durchhalter, Franz Radits89


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Anhang Oktober 2011Abbildung 19: Poster „EVO-<strong>KiP</strong>. Inquiry Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> an Evolutionary <strong>Research</strong> Project“(Johanna Hoffmann, Elisabeth Inschlag, Johannes Spaethe) präsentiert auf der Veranstaltung„Science on stage“, 16. – 19.04.2011, Kopenhagen – Dänemark93

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