12.07.2015 Aufrufe

heuler nr. 9 - niquan.com

heuler nr. 9 - niquan.com

heuler nr. 9 - niquan.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die diskrete Selbstauflösungeines GänsebratensFür einige mag es eine peinliche Situationsein, für andere ist es der Alltag.Oder besser der Alttag. Du lädstFreunde zum Essen, vergißt aber, esdeiner Frau oder eben deinem Mannezu sagen und vergißt darüber hinausselbst, daß du bereits woanders geladenbist. Die große Limousine fährtalso vor. Der Botschafter des südamerikanischenStaates Miranda - manchemdünkt es ein Frauenname zu sein,aber der gute Politiker ist schließlichmit seinem Staat verheiratet, undwas die Erotik anbelangt, so verirrtsich hin und wieder die Frauseines Freundes und Geschäftspartnersin sein Schlafzimmer,außerdem gibt es genug Terroristinnen,die sich ins Haus einschleichenund noch darüber belehrt werdenmüssen, was sie denn dort zu suchenhaben -, der Botschafter erscheint alsoin Begleitung weiterer auserlesenerGäste. Deine Frau ist im Negligé undhat von nichts die leiseste Ahnung,außerdem hat sie schon gespeist undwill ins Bett gehen.Diese und ähnliche Begebenheiteneines "Appetitus interruptus" bildendas Thema, das sich im Zuge derHandlung wiederholt und variiert. Sogeht die kleine Gesellschaft in einRestaurant, doch bevor sie zum Genußkommen, werden sie von Seufzerngestört, mit denen das Personal denfrisch verstorbenen Wirt betrauert. Einanderes Mal wird es dann ein Stöhnensein, das aus dem Garten kommt, denndie guten Gastgeber beschlossenschnell mal, sich anderen Genüssenhinzugeben, bevor es an das Essen gehensoll. Dem Botschafter riecht dasAusbleiben der Gastgeber allerdingsnach Denunziation und so fliehen dieGäste Hals über Kopf. Jedoch bleibteinem Geladenen noch genug Zeit, seinenMartini dry-Gin-Special-Cocktailvorzustellen und mittels des herbeigerufenenChauffeurs zu verdeutlichen, wieein solcher Drink nicht zu trinken sei.Beim nächsten Anlauf dringen Soldatenwährend einer Truppenübung insHaus ein. Kaum sind sie dann abgerückt,überfallen Terroristen die Gesellschaftund schießen alle Gäste überden Haufen. Jedoch nur im Traum,denn nunmehr entwickelt sich das gemeinsameEssen zum Alptraum. Ineinem solchen finden sich dann auchalle wieder an einem langen Tisch zusammen.Der Kellner kommt hereingelaufenund verliert unterwegs dasFlügeltier, das in einem Anflug vonNatürlichkeitswillen den Abflug probt,sich dann aber schließlich doch alsGummiattrappe herausstellt. Die ganzeEßgesellschaft findet sich alsdannspontan als Bühnendekoration präsentiert,der ein Souffleur den Text zuraunt.Aber eine Dekoration ist nunmalnicht zum sprechen da und eigentlichsind sie ja zum Essen gekommen undso verlassen alle entrüstet und untergroßer Empörung des Publikums dieBühne.Wie es eben so ist. Die kleine Gesellschaftkommt nie zu dem, was sie will,auch wenn sie die verschlungenstenund geheimsten Pfade der Diplomatiebenützt, statt dessen geht sie mit Handtäschchenund Accessoires ziellos eineverlassene Straße in trostloser Landschaftentlang. (Das zur Absurdität desEntwicklungsromans. Nicht nur für dieErstsemestler gedacht.)Worauf der Film noch wartet, istlediglich seine Fortsetzung: Die konkreteScham des Proletariats, die übrigensgenauso wenig mit dem Proletariatzu tun hat wie Bunuels Film mitder Bourgeoisie, so behauptet er jedenfalls.Daß es allerdings noch nicht zudieser Fortsetzung gekommen ist, hatseinen Grund.Schuld ist Schubbe ...Der H r Oktober 1996K u l t u r i n R o s t o c kSchön wäre es gewesen.Aber niemand ist sicher vor den hinterhältigenZufällen des Lebens und Lesens.Denn als der vermeintliche Filmvorführerdas Paket öffnete, in dem angeblich jenerDiskrete Charme verborgen sein sollte,Und das obskurePaket einesFilmversandesmeinte er seinen Augen nicht zu trauen.Was ihn anlächelte war, in hellen Letterngeschrieben, war Dieses obskure ObjektStuRa-Filmreihe im LiWuDer Surrealist Luis Bunuel ~der Begierde. Allerdings nicht seinerBegierde und der einiger Kinobesucher,die enttäuscht den Saal verließen, weil siedoch etwas über den Charme lernen wollten.Dennoch, sie haben viel verpaßt. Washätte auch surrealeres passieren können,als eine Verwechslung der Filmrollen, diedann letztendlich das verhindert, was angekündigtworden ist?Dieses obskure Objekt der Begierde,Bunuels letzter Film, handelt davon, wieein Mann vergeblich versucht, in denBesitz des Körpers einer Frau zu gelangen.Oder besser zweier Frauen, was übrigensindirekt mit der inspirierendenWirkung des Alkohols zu tun hat. Nein,nein, nicht daß er doppelt gesehen hätte.Vielmehr war es so, daß die erste Schauspielerinabsprang und die DreharbeitenGefahr liefen, gestoppt zu werden. Nacheinigen Martini kam Bunuel dann aber aufdie Idee, einfach zwei Schauspielerinneneinzusetzen. Und die meisten haben esnicht einmal bemerkt!Im November dann wird Viridiana zusehen sein. Ein früherer Film von LuisBunuel und eine Spitze gegen die christlicheBourgeoisie, welche glauben machenwill, den Bettlern und Karrentreiberndurch Almosen und Nächstenliebe dasLeben zu erleichtern. Diese aber nutzenihre Stunde und feiern eine dionysischeOrgie in der Abwesenheit ihrer Herren...ArK17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!