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heuler nr. 9 - niquan.com

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The same procedureAls ich noch etwas kleiner war undmeine Zweifel an der Möglichkeitmancher Märchen sich mit meinerBelustigung ob „realistisch“ - zerfalteterTagewerkermienen ungefährdie Waage hielten, da wollte ichselbst oft der - gern auch böse -Dämon aus diesem oder jenemMärchen sein. Natürlich würde ichdas meiste anders machen. Niemandlockte mich als Dshinn in eineFlasche, die ich nicht selbsttätigwieder verlassen könnte, als Vampirbewohnte ich wohl kaum eine hoheBurg, in der jeder phantasieloseHobby -Exorzist zwischen Frühstückund Zitrone<strong>nr</strong>öllchen nach mirfahnden würde, und wozu benötigteich als feuriger Tatzelwurm überhauptPrinzessinnen, wo ich dochden ganzen Tag lang Grizzlys grillenkönnte, ohne mich mit dümmlichenSiegfrieden herumzuschlagen?Im gehobenen Dienst schließlich,als Obermagier mit special-effectpermission,als ägyptischer Gottoder als sehr alter, mächtigerVampir ... na gut.Ein Gott zu sein, ist aber schwer,wie ich inzwischen wohl oder übelerfahren habe. Man muß z.B. höllischaufpassen, daß keiner etwasmerkt, sonst wird man eins, zwei,fix in irgendeinen albernen Kultverwickelt, von Priestern verhöhntund von Gläubigen mit Unmengenan Opfern beworfen. Dagegen wärenicht mal etwas einzuwenden, wennsie nicht so unglaublich einfältigvorgingen: sie möchten gern einSchaf essen, aber weil sie gleichzeitigfinden, daß sie ihrem Götzen einOpfer bringen sollten, damit es einbißchen regnet oder Greise wiederfruchtbar werden, reden sie sich ein,der Dämon wolle auch ein Schafessen. Prompt tragen sie es zumTempel, würzen es mit einer PriseBrimborium, verneigen sich undverschwinden. Der Dämon, der aufSchafe, Rindviecher und Menschenlebernlangsam allergisch reagiertund viel lieber Schach spielenmöchte, hütet sich natürlich, mitErdbeben herumzupoltern, denndann kommen sie sofort wieder undbringen noch mehr Schafe. Nein,der Dämon hält die Schnauze,wringt vielleicht ein paar Wolkenaus, und die Priester essen dasSchaf. Es ist, wie gesagt, nichtleicht, ein Gott zu sein. Manbraucht eine Schafsgeduld.Bestimmt nicht leichter ist es, ein„Sparpaket“ zu sein. Ein spätesWestpaket, für das wir alle Opferbringen müssen. Eine bedauernswerteKreatur aus der Götzenfarmder immer hemmungsloser verpriesterndenführenden Repräsentantenunsrer herrschenden Klasse.Worte verraten oft mehr über denCharakter einer Sache, als manglauben soll.Opfer bringt man ja üblicherweiseGöttern und Dämonen, damit es einbißchen regnet oder Greise wiederfruchtbar werden. Ohne umdie Existenz solcher Wesentagewerkerisch feilschen zuwollen, ist es doch leicht vorstellbar- da sie zumeist recht menschenähnlichgemacht sind - daß sie einenNutzen oder wenigstens Spaß dabeihaben, wenn man z.B. ein Schafnicht selbst verschmaust, sondern -Brimborium inclusive - ihnenüberläßt. Man mag sich davon versprechen,daß der Dämon nun seinerseitszu Gefälligkeiten (WolkenoderLende<strong>nr</strong>egung ...) aufgelegt ist.Freilich - der Dämon versprichtüberhaupt nichts. Eine Ähnlichkeitzum „Sparpaket“, zweifellos. Vonwelcher Substanz ist nun aber dieses„Sparpaket“? Ist es auch menschenähnlich?Männlich? Hat esHaare? Offenbart es sich Ungläubigenin Visionen? („Irgendwieschon...“, kichert R.B.; aber dasbeweist ja nix.)Schließlich: Hat es einen Nutzenoder wenigstens Spaß dabei, wennwir alle unsre mannigfachen Opferbringen?Ich fürchte, ich fürchte ... das„Sparpaket“ manifestiert sich allenfallsals Stück Papier, und dem istes im großen und ganzen egal, ob inseinem Namen irgendwer auf dasVerschmausen von irgendwas verzichtet.Wer hat aber dann denSpaß? Na? Na die Wirtschaftnatürlich, und das ist ja schließlichgut für uns alle, darum müssen wirauch alle ... und so weiter.The same procedure: Wer oder wasist die Wirtschaft? Hat ein deutschesSubstantiv Spaß an derSchließung einer Universitätszahnklinik?Oder einen Nutzen? Wersonst? Werftarbeiter?Beispielsweise?Unsre herrliche Landesregierungmöchte, nachdem sie unlängst einpaar hundert Millionen Mark aufdie Mülldeponie geworfen hat (ja,ja, man erinnert sich ...) noch ein8Der H r Oktober 1996

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