Expedition zum zweithöchsten Berg der Welt K2 8611m - MWGuiding
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ich wie<strong>der</strong> in meine eigene Zeit eingetaucht. Hier oben herrscht eine eigene Zeit.<br />
Nennen wir sie mal <strong>Berg</strong>zeit o<strong>der</strong> spezifischer <strong>K2</strong> – Zeit. Eine Zeit, welche nur von<br />
Tag und Nacht, Wind, Sonne und Kälte, mir selber und meinem Rhythmus<br />
gezeichnet ist. Mein Rhythmus befindet sich auf <strong>der</strong> Skala irgendwo zwischen<br />
langsam und durchstartend. Mit <strong>der</strong> Sonne kommt die Wärme und mit dem Wind<br />
kommt die Ungemütlichkeit. Die Nacht bringt die Ruhe und <strong>der</strong> Tag ruft immer wie<strong>der</strong><br />
das grossartige Panorama des Karakorums hervor.<br />
Der Pickel in <strong>der</strong> Rechten, den Jümar befestigt am Fixseil, erreiche ich Lager 1,<br />
welches 1000 Meter über dem Godwin Austen Gletscher thront. Bereits für diese<br />
Aussicht würde ein Durchschnitts-<strong>Berg</strong>-Begeisterter einen Film durchlassen. Das<br />
verspreche ich!<br />
Joelle, Hannes und Cedric bleiben in Lager 1 und übernachten hier. Daniel und ich<br />
steigen noch weiter auf, zu Lager 2 auf 6500 Metern. Ich genehmige mir noch ein<br />
warmes Süppchen, extra zubereitet von Hannes, <strong>der</strong>weil Daniel bereits weit oben im<br />
steilen Gelände, gerade hinter den Sherpas, herumturnt. Einige Zeit später tu ich’s<br />
ihm gleich und klettere mit immer gleichem Takt in einer unheimlichen Ambience<br />
nach oben. Nebel umgibt mich und nur gerade die Fixseile weisen mir den Weg.<br />
Dann öffnen sich, wie einem Theater-Vorhang gleich, die Nebelschwaden. Auftakt zu<br />
einem <strong>Berg</strong>flankenspiel <strong>der</strong> nobleren Sorte. Und ich ganz alleine mittendrin. Vorhang<br />
zu und wie<strong>der</strong> heult <strong>der</strong> Wind und Nebelschwaden ziehen vorbei. Das bleibt dann<br />
auch so bis oben. Kurz vor Lager 2 durchackere ich den bekannten House- Kamin.<br />
Ein steiler Kamin, welcher während 30 Metern mit Fixseilen und Strickleiter<br />
eingerichtet ist. Während ich kräftig zulange, muss ich schmunzeln. Ich stelle mir vor,<br />
wie das in den Alpen aussehen würde. Ich, volles Rohr ins Seil und Leiter greifend,<br />
herumwürgend, schnaufend, mit allen nur möglichen Hilfsmitteln arbeitend. O<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>s ausgedrückt: Der puritanische Freikletterer in mir kämpft mit dem Karakorum-<br />
Haudegen. Der Karakorum-Haudegen obsiegt und ich greife mit Elan in den Seilund<br />
Strickleitersalat.<br />
Daniel erwartet mich im Zelt, ich arrangiere mich, schlüpfe in den Schlafsack und<br />
beginne mit Wasserkochen.<br />
Mit einem kurzen „arrangiere mich“ bin ich etwas gar schnell über die<br />
Einstiegszeremonie ins Zelt gerutscht. Wer weiss, wie dieses Arrangieren vonstatten<br />
geht, <strong>der</strong> kann sich jetzt im Sessel zurücklehnen und diese Zeilen überspringen. Wer