Expedition zum zweithöchsten Berg der Welt K2 8611m - MWGuiding
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es nicht weiss, <strong>der</strong> verfolge diese Zeilen sorgfältig. Vielleicht ist er auch mal in dieser<br />
Situation und hat somit eine Art Gebrauchsanweisung.<br />
Der im Sturm Ankommende ist dicht verpackt, hat Kapuze, Kappe, Helm, Sturmbrille,<br />
Windjacke, Handschuhe, Gore-Überhosen, Thermo-Unterwäsche,<br />
<strong>Expedition</strong>sschuhe und vielleicht Gamschen montiert. In <strong>der</strong> Hand hält er einen<br />
Pickel, <strong>der</strong> Sitzgurt ist regelkonform an <strong>der</strong> Hüfte montiert und die Steigeisen sitzen<br />
an den <strong>Expedition</strong>sschuhen.<br />
So, dieses Pack steht also vor dem Zelt und will hereingelassen werden.<br />
Zuerst gilt es, die Handschuhe auszuziehen, es kommen dünne Unterhandschuhe<br />
<strong>zum</strong> Vorschein, welche sich nun an den Bändeln <strong>der</strong> Steigeisen zu schaffen machen.<br />
Endlich lösen sich die Steigeisen und sie finden mit dem Pickel vorläufig Ruhe im<br />
Schnee vor dem Zelt.<br />
Das Pack setzt sich nun rückwärts ins Zelt und öffnet erst mal die Kapuze, worauf<br />
<strong>der</strong> Helm <strong>zum</strong> Vorschein kommt. Löst den Helm, zieht die Sturmbrille aus, zieht die<br />
Kappe aus und beginnt an den Reissverschlüssen <strong>der</strong> <strong>Expedition</strong>s-Schuhe zu<br />
fummeln. Das Zelt ist, wohlverstanden, noch halb offen. Schliesslich will das Pack ja<br />
nicht allen Schnee, <strong>der</strong> sich auf den Schuhen angesammelt hat, ins Zelt schaufeln.<br />
Die Schuhe lassen sich öffnen, die speziellen Backofen-Innenschuhe kommen<br />
heraus, und nun wird das Zelt geschlossen, die Aussenschuhe bleiben im Vorzelt.<br />
Zumindest vorläufig.<br />
Jetzt wird angesetzt <strong>zum</strong> Jacken-Ausziehen, Innenhandschuhe-Ausziehen,<br />
Faserpelz-Ausziehen, Backofen-Innenschuh-Ausziehen, Thermopullover-Ausziehen.<br />
Eine richtige Entkleidungszeremonie in grosser Höhe.<br />
Die Thermomatte wird ausgerollt, <strong>der</strong> Schlafsack in Position gebracht.<br />
Hineinschlüpfen, warm kriegen, alle Utensilien im Zelt einordnen.<br />
Kocher in Betrieb nehmen und Carpe Diem.<br />
Der Tag vergeht dösend und schlafend. Die Nacht bringt die Dunkelheit.<br />
Ich träume von einer wun<strong>der</strong>schönen Blume, welche ich in meiner Hand halte. Der<br />
Name dieser Blume lautet, wie könnte es an<strong>der</strong>s sein - <strong>K2</strong>. Ich ziehe dieser Blume<br />
ein Blütenblatt nach dem an<strong>der</strong>en aus mit den Worten: „Er liebt mich, er liebt mich<br />
nicht... bis <strong>zum</strong> letzten Blatt, welches ich mit den Worten: „Er liebt mich, <strong>der</strong> <strong>K2</strong>“,<br />
ziehe. Ich schrecke auf, und <strong>der</strong> Wind zerrt am Zelt, dass es unaufhörlich knattert.<br />
Wie<strong>der</strong> verschwinde ich im Tiefschlaf.