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Ethische Fragen im Bereich Altersgerechter Assistenzsysteme«

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ETHISCHE KIPPPUNKTE UND SPANNUNGSFELDER29diese Abbauprozesse unterstützt werden soll, undwann eine Unterstützung vielleicht zu einer Überforderungund Belastung für den Betroffenen wird.Was jetzt als Assistenzsysteme deutlich auf dieGruppe der älteren Mitbürger zielt, ließe sich unterUmständen genauso gut von Menschen mit Behinderungnutzen. Im Rahmen des SGB IX sind die Unterstützungsleistungender Kassen vollumfänglich,anders als bei der Pflegekasse nach SGB XI, die nurals Teilkaskoversicherung angelegt ist. Um Ungerechtigkeitenzu vermeiden, wären sozialpolitischeKlärungen <strong>im</strong> Vorfeld der Einführung der Systemevorzunehmen.Entlastung des Personals oder steigenderPersonalbedarf?Der projektierte Einsatz von Assistenzsystemen zeigt,dass viele technische Arrangements einen hohenPersonalaufwand aufweisen. Dieser muss nicht nurfinanziert, sondern auch und vor allem mit mitarbeitendenPersonen bewältigt werden. Das Ziel,mithilfe von Technik das Pflegepersonal zumindestzu entlasten und damit zu einer Entschärfung desPflegekräftemangels beizutragen, erscheint vor diesemHintergrund wiederum infrage gestellt. Selbstwenn der Technikeinsatz zu einer Stabilisierung desBedarfs an Pflegepersonal führen sollte, könnte ananderer Stelle ein womöglich deutlich kostenträchtigererBedarf bspw. an Wartungspersonal für dietechnischen Systeme entstehen. Daher müsste einevolkswirtschaftliche Gesamtrechnung hinsichtlichdes finanziellen Aufwands und Nutzens durchgeführtund die für den Arbeitsmarkt relevantenEffekte abgeschätzt werden. Auf Basis dann besserabgesicherter Abschätzungen muss die Frage nachder ethisch, sozial, politisch und ökonomisch vertretbarenMittelverteilung gestellt werden.Ebenso ist auf die Problematik des ›Instant Care‹-Ansatzes hinzuweisen, der große strukturelle Veränderungenauf der Anbieterseite fordert. Instant Caremeint den spontanen Einsatz von Pflege(hilfs)kräftenbei älteren Menschen. Die hierbei angestrebtesofortige Hilfe wird mit dem aktuellen Personal vermutlichnicht zu leisten sein. So wird seitens der Anbieterdie Einbindung informeller Helfer vorbereitet.Hieraus ergibt sich jedoch eine durchaus riskanteAbhängigkeitssituation. Das private, ehrenamtlicheoder auch zivilgesellschaftliche Engagement fürältere Hilfebedürftige wird einen sehr großen Poolvon Hilfewilligen brauchen, um die spontanen, nichtplanbaren Einsätze leisten zu können. Es sind abervor allem nicht arbeitstätige oder gering beschäftigtePersonen, die über ein relativ großes und verlässlichabrufbares Zeitbudget verfügen. So besteht dieGefahr, dass die Pflege und Unterstützung vulnerablerMenschen auf ebenso vulnerable Personengruppendelegiert wird.Die Perspektiven und Interessen der Angehörigensind derzeit noch wenig erforscht. Daher wäre zuklären, welche Form der Entlastung und Hilfe sie sichals mittelbar Betroffene von altersgerechten Assistenzsystemenerhoffen. Hieraus ließen sich Hinweisezur Erfolgswahrscheinlichkeit und Einsatzbreiteableiten: Die Systeme und Lösungen sollten einenNutzen aufweisen, der direkt für die verschiedenenAnwendergruppen und Kostenträger erkennbar ist.Stadt-Land-Gefälle?Schon jetzt leiden ländliche und dünner besiedelteRegionen unter erheblichen Infrastrukturproblemenbspw. <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> des öffentlichen Personennahverkehrsoder der Versorgung mit leistungsfähigenDatennetzen hoher Bandbreite. Mobilität und informationelleKonnektivität sind jedoch zentrale Bausteinesowohl altersgerechter Assistenzsysteme alsauch der normativen Forderungen nach Fürsorge, Sicherheitund Teilhabe. Die Gesundheitsversorgungssystemewären allerdings überfordert, entsprechendeInfrastrukturmaßnahmen zu finanzieren; vor

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