Studie - AG Kurzfilm
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Finanzierung<br />
Die Situation der Finanzierung von <strong>Kurzfilm</strong>en wird im folgenden<br />
Kapitel nach Finanzierungsquellen geordnet aus der Sicht der<br />
Hersteller dargestellt. Die gängigen Finanzierungsquellen sind:<br />
öffentliche Fördermittel wie Filmförderungen der Länder und<br />
des Bundes, Einkünfte aus Lizenz- und Rechteverkäufen an<br />
Fernsehsender, Verleih- und Vertriebsunternehmen,<br />
indirekte Finanzierung durch Rückstellungen und Beistellungen,<br />
Einkünfte aus dotierten Preisen und Auszeichnungen.<br />
Finanzierung allgemein<br />
Die Finanzierung von <strong>Kurzfilm</strong>en wird von den Produzenten als<br />
äußerst schwierig eingeschätzt. Sowohl Autorenfilmer als auch Produktionsfirmen,<br />
die sich kontinuierlich mit <strong>Kurzfilm</strong> beschäftigen,<br />
beklagen eine Verschlechterung der Finanzierungssituation. 1<br />
Demgegenüber steht eine stets wachsende Anzahl pro Jahr hergestellter<br />
<strong>Kurzfilm</strong>e, die das Bild von Finanzierungslücken im <strong>Kurzfilm</strong>bereich<br />
nicht unbedingt untermauern.<br />
Wie beim Langfilm lassen sich auch <strong>Kurzfilm</strong>e nur durch die Bündelung<br />
verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten herstellen. Allerdings<br />
ist beim <strong>Kurzfilm</strong> der Anteil der Filmemacher oder Produzenten,<br />
die ihre Filme fast vollständig durch Rückstellungen realisieren,<br />
viel größer als bei der Produktion programmfüllender Filme.<br />
Dies hat vorrangig mit der Position des <strong>Kurzfilm</strong>s zwischen Kulturwirtschaft<br />
und künstlerischer Produktion zu tun. Ein großer Teil<br />
der <strong>Kurzfilm</strong>produktion entsteht unabhängig von einer unmittelbaren<br />
Marktnachfrage. Einer Verdoppelung der Produktion seit 1995<br />
steht eine Stagnation der klassischen Verwertungsmöglichkeiten<br />
gegenüber (» „<strong>Kurzfilm</strong> und Vertriebsstrukturen“) bei gleichzeitig<br />
hoher Risikobereitschaft bezüglich des Potenzials neuer Märkte (z.<br />
B. Internet, Mobile Content, Kunstsektor).<br />
Die Finanzierungsumstände weisen beim <strong>Kurzfilm</strong> eine erhebliche<br />
Bandbreite auf. Auf der einen Seite stehen die „kinotauglichen“<br />
<strong>Kurzfilm</strong>e, deren Gesamt-Budgets teilweise deutlich über 100.000<br />
Euro liegen 2 und aufgrund des „production values“ und der technischen<br />
Qualität sowohl auf Festivals als auch im gewerblichen<br />
Verleih und Vertrieb sehr präsent sind. 3 Sie entstehen meist auf<br />
Basis komplexer Mischfinanzierungen, die sich kaum von denen<br />
deutscher Langfilme unterscheiden.<br />
Selbstständige Autorenproduzenten und Künstler, die meist mit<br />
weit geringeren Budgets arbeiten, finanzieren ihre Werke neben<br />
Geldern aus den Landesfilmförderungen über Stipendien und Auftragsarbeiten<br />
für Galerien und Museen beziehungsweise Preisgeldern<br />
aus Teilnahmen an Wettbewerben. Aufgrund der geringen<br />
vertikalen Arbeitsteilung finanzieren sich die Filmemacher oft auch<br />
über Eigenmittel aus Einkünften, die sie in verwandten oder anderen<br />
Tätigkeiten erzielen.<br />
Demgegenüber steht eine große Zahl an Filmen, die aufgrund ihres<br />
Anspruchs, Zwecks und Zielpublikums in keines der herkömmlichen<br />
Filmauswertungs- und Finanzierungsraster passen. Diese<br />
werden vor allem von jungen Nachwuchsfilmemachern, teils als<br />
„Visitenkarte“, teils aus „Liebhaberei“ gemacht. Ein großer Teil<br />
dieser Filme entsteht, ohne dass jemals ein Förderantrag gestellt<br />
oder ein Auswertungskonzept vorliegt. Die für diese <strong>Kurzfilm</strong>produktionen<br />
maßgebliche Finanzierungsform ist die Rückstellung<br />
von Leistungen, das heißt die „Ausbeutung“ fremder und eigener<br />
Arbeitskraft.<br />
18 | Finanzierung<br />
Die Produktionsbudgets unterscheiden sich insgesamt erheblich und<br />
liegen bei Filmen mit hohem und unberechnetem Rückstellungsanteil<br />
zwischen 50 Euro und über 150.000 Euro bei Filmen,<br />
die einzelne Produktionsposten nach Marktpreisen kalkulieren.<br />
Der Anteil an Barmitteln liegt durchschnittlich bei ca. einem<br />
Drittel, knapp die Hälfte sind Rückstellungen. Der ausnahmslos<br />
hohe Anteil an Rückstellungen verweist nicht nur auf das geringe<br />
Re-Finanzierungspotenzial eines <strong>Kurzfilm</strong>s, sondern auch auf den<br />
vor allem beim Nachwuchs ausgeprägten Wunsch, einen im Vergleich<br />
zu den in bar verfügbaren Mitteln möglichst professionellen<br />
Look zu erzielen.<br />
Zuwendungen aus Mitteln der<br />
Filmförderungen<br />
Die staatliche Filmförderung spielt - wie für die deutsche<br />
Filmproduktion im Allgemeinen - auch für den <strong>Kurzfilm</strong> eine wichtige<br />
Rolle. Neben Preisgeldern, die häufig eine Art von Filmförderung<br />
darstellen, und den Filmhochschulen und Ausbildungsstätten,<br />
die eine gute Ausstattung und vereinzelt gar Produktionskostenzuschüsse<br />
anbieten können, ist sie einer der Grundsteine für<br />
die künstlerisch und technisch als auch qualitativ hochwertige deutsche<br />
<strong>Kurzfilm</strong>landschaft.<br />
Die Filmfördereinrichtungen in Deutschland lassen sich unterscheiden<br />
in die bundesweit beziehungsweise überregional zuständigen<br />
Einrichtungen und Länderfilmförderungen. Die durch sie gewährten<br />
Förderungen sind nicht an die Bedingung geknüpft, wirtschaftliche<br />
oder kulturelle Effekte in einem bestimmten Bundesland zu<br />
erzielen.<br />
Zu den kulturwirtschaftlichen Filmförderungen der Länder gehören<br />
der FilmFernsehFonds Bayern (FFF), die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen,<br />
das Medienboard Berlin-Brandenburg, die Filmförderung<br />
Hamburg, die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM),<br />
die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG), die<br />
Nordmedia Fonds, die Saarland Medien GmbH und die Gesellschaft<br />
zur Förderung audiovisueller Werke in Schleswig-Holstein<br />
(MSH). Ziel dieser in Form von Gesellschaften mit beschränkter<br />
Haftung organisierten Fördereinrichtungen sind die Entwicklung<br />
und Stärkung der Filmkultur und Filmwirtschaft in der jeweiligen<br />
Region. Der Charakter der Wirtschaftsförderung und Standortpolitik<br />
zeigt sich darin, dass das geförderte Projekt zumindest ab der<br />
Phase der Projektentwicklung immer auch einen wirtschaftlichen<br />
Effekt in der Region (Regionaleffekt) nachweisen muss.<br />
In einigen Bundesländern gibt es neben den filmwirtschaftlichen<br />
Fördereinrichtungen auch filmkulturell ausgerichtete Einrichtungen,<br />
die allerdings nur über erheblich kleinere Etats verfügen.<br />
Gerade für <strong>Kurzfilm</strong>e sind sie jedoch ein wichtiger Partner. Dazu<br />
gehören das Filmbüro Bremen e.V., die Hessische Filmförderung<br />
(HFF-Land, HFF-hr), die Kulturelle Filmförderung Mecklenburg-<br />
Vorpommern, die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, die Kulturstiftung<br />
des Freistaates Sachsen, die Kulturelle Filmförderung<br />
Schleswig-Holstein und die Kulturelle Filmförderung Thüringen<br />
im Thüringer Kultusministerium.<br />
Für <strong>Kurzfilm</strong>produzenten irrelevant, für deutsche <strong>Kurzfilm</strong>festivals<br />
hingegen in den letzten Jahren eine wichtige Stütze waren die beiden<br />
europäischen Förderprogramme MEDIA und Eurimages.<br />
MEDIA fördert den <strong>Kurzfilm</strong> über den Bereich Promotion und