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Studie - AG Kurzfilm

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Formate im Bereich<br />

Festival-Archiv<br />

3%<br />

27%<br />

38%<br />

29%<br />

Unter den Formaten finden sich bei den Festival-Archiven sehr<br />

viele Filme auf den „klassischen“ Filmmaterialien 35 mm (38 %) und<br />

16 mm (29 %). Im Bereich Video, der wie die einzelnen Filmformate<br />

ca. 1/3 der Filmtitel stellt, wird mit dem Format Betacam SP gearbeitet<br />

(27 %), die DVD ist bisher mit 3 % nur gering vertreten.<br />

Laufzeiten im Bereich<br />

Festival-Archiv<br />

10%<br />

25%<br />

16%<br />

39%<br />

Da sich der Verleih aus Festival-Archiven weniger an gewerbliche<br />

Kinos mit einem Vorfilmabspiel richtet, sondern vielmehr an Filmkunstkinos<br />

und vor allem Kommunale Kinos, die kuratierte Programme<br />

und Verleihrollen aufführen, sind auch die Laufzeiten der<br />

meisten Filme länger, wobei Laufzeiten von 10 bis 15 Minuten einen<br />

sehr großen Anteil von 39 % verzeichnen.<br />

Drei der Verleiher machten Angaben zu ihren Verleihvorgängen.<br />

Demnach konnten sie für ihre Titel im Jahr 2004 über 200<br />

Buchungen verzeichnen, wobei auf <strong>Kurzfilm</strong>rollen mehr<br />

Buchungen entfielen als auf Einzelausleihen.<br />

Mit rund 690 deutschen <strong>Kurzfilm</strong>en hält diese besondere Verleihergruppe<br />

also einen deutlich künstlerisch orientierten Filmstock,<br />

der filmhistorisch und -ästhetisch von hohem Wert ist und<br />

vor allem für die kuratorische Arbeit von Film- und Medienwissenschaftlern,<br />

Programmkino-Machern und Festivalschaffenden von<br />

Bedeutung ist. Die Verleiher engagieren sich zudem intensiv für<br />

den <strong>Kurzfilm</strong>, indem sie Programme kuratieren, die sie auf<br />

Tourneen vorstellen, oder DVD-Editionen erarbeiten.<br />

Zusammen mit den nicht-gewerblichen Abspielern, vornehmlich<br />

den Kommunalen Kinos, gewährleisten diese Verleiher, dass insbesondere<br />

der Experimentalfilm als Produkt künstlerischen Schaffens<br />

weiterhin öffentlich sichtbar bleibt. Umso erschreckender ist daher,<br />

dass drei der Verleiher, die Förderungen aus öffentlichen Geldern<br />

erhalten, angaben, dass sich ihre finanzielle Situation in den letzten<br />

drei Jahren verschlechtert habe. Zwar bleiben die betroffenen<br />

Verleiher optimistisch, doch wird unbedingt darauf zu achten sein,<br />

dass dieser Bereich, der wichtige kulturgeschichtliche Dokumente<br />

betreut, nicht seine Arbeitsfähigkeit verliert. Da gerade auch ein<br />

großer Teil der Kunden - die Kommunalen Kinos - unter der<br />

48 | Verleih von <strong>Kurzfilm</strong>en<br />

ABB. 13: Anteil der Formate am<br />

Filmstock der Festival-Archive;<br />

STATISTISCHE BASIS:<br />

Antworten der Festival-Archive<br />

auf den Fragebogen „Verleih“<br />

Auswertung <strong>Kurzfilm</strong>datenbank<br />

2005<br />

35mm<br />

16mm<br />

Beta<br />

DVD<br />

sonstige<br />

ABB. 14: Anteil der Laufzeiten<br />

am Filmstock der Festival-Archive;<br />

STATISTISCHE BASIS:<br />

Antworten der Festival-Archive<br />

auf den Fragebogen „Verleih“,<br />

Auswertung <strong>Kurzfilm</strong>datenbank<br />

2005<br />

bis 5 min<br />

6 - 10 min<br />

11 - 15 min<br />

16 - 20 min<br />

20 + min<br />

Streichung von staatlichen Zuwendungen leidet, besteht die Gefahr,<br />

dass filmhistorisch und -ästhetisch wertvolle Arbeiten zukünftig für<br />

die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sind und einer weiteren<br />

Trivialisierung der Kinokultur Vorschub geleistet wird.<br />

Die Affinität der Festival-Archive zur Filmkunst bringt sie in jüngster<br />

Zeit vermehrt in den Kontakt mit dem Kunstsektor, was unterschiedliche<br />

Auswirkungen auf die Gruppe hat.<br />

Sowohl die Internationalen <strong>Kurzfilm</strong>tage Oberhausen als auch das<br />

European Media Art Festival Osnabrück greifen dieses Thema im<br />

Rahmen der Festivalveranstaltungen auf. Anlass zur Diskussion ist<br />

das Interesse des Kunst- und Galeriemarktes an Filmkunst und die<br />

daraus resultierende Tendenz, dass zunehmend Filmemacher und<br />

Medienkünstler ihre Arbeiten in Museen und Galerien ausstellen<br />

können. So verschieben sich die Kontexte für diese künstlerischen<br />

Filme weg von einer alternativen Kinokultur, die aufgrund von<br />

Sparmaßnahmen immer stärker eingeschränkt wird, hin zu einem<br />

Kunstkontext, der völlig andere Bedingungen mit sich bringt.<br />

Exkurs: <strong>Kurzfilm</strong> im Kontext von Museum,<br />

Kunsthalle und Galerie<br />

Künstler, die als Medium das bewegte Bild gewählt haben, gibt es<br />

seit es das Kino gibt. Doch die filmischen Avantgarden, zum Beispiel<br />

der 20er und 60er Jahre, bewegten sich abseits der etablierten<br />

Strukturen der Kunst.<br />

Die engere Beziehung zwischen Film und Museum existiert ungefähr<br />

seit Entstehung der Videokunst, welche Monitore und später<br />

Beamer in die Kunsthallen und Museen einführte. Seither gibt es<br />

neben der rein museumspädagogischen Filmbegleitung immer öfter<br />

auch Bewegtbilder in den „White Cubes“ der Ausstellungen zu<br />

sehen.<br />

Generell ist es zu begrüßen, dass auf diese Weise Filmemacher<br />

einem weiteren und auch anderen Publikum als dem eines Festivals<br />

oder eines Kommunalen Kinos vorgestellt werden können. Doch<br />

unterscheiden sich die Bedingungen der beiden Rezeptionskreise<br />

derart deutlich voneinander, dass ein Austausch der beiden Systeme<br />

über die Vermittlung der Filmkunst dringend erforderlich scheint.<br />

Reinhard W. Wolf hat das Problemfeld in seinem Artikel „Film<br />

zwischen Black Box und White Cube“ 28 umrissen.<br />

Dieses Feld spannt sich von filmhistorischen und gesellschaftspolitischen<br />

Überlegungen, weshalb die ehemals den bürgerlichen<br />

Institutionen der Kunst - dem bürgerlichen Kino ebenso wie dem<br />

Museum - so abgeneigten Filmkünstler sich bereitwillig in diese<br />

musealen Kontexte stellen, bis hin zu Fragen, wie denn eine<br />

Experimentalfilmentleihe für eine zweimonatige Ausstellung zu<br />

entgelten sei.<br />

Ersteres lässt sich leicht und verständlich damit beantworten, dass,<br />

anders als der Festival-/Kino-Kontext, die Kunstgalerie den<br />

Filmemachern eine der wenigen Möglichkeiten bietet, eine für ihre<br />

Werke angemessene Bezahlung zu finden. Denn je weniger alternative<br />

Kinoangebote es gibt, je weniger sich das Kinopublikum mit<br />

nicht-kommerzieller Filmkunst auseinandersetzen muss, desto<br />

geringer werden die Akzeptanz und die Spielzeiten und damit die<br />

Einnahmen für die Filmemacher.<br />

Doch verbunden mit der angemessenen Bezahlung in der<br />

Kunstszene ist ein Paradoxon, das nicht zu leicht aufzulösen ist:<br />

Während dem Medium Film die Reproduzierbarkeit des Werkes<br />

inhärent und eine möglichst große Verbreitung für ein Filmwerk<br />

wünschenswert ist, steht beides dem Werkbegriff der Kunst entgegen.<br />

Das führt dazu, dass aufgrund der Objektlosigkeit von Film<br />

irrtümlicherweise das Trägermaterial eines Films zu einem Werk<br />

stilisiert wird, das dann in limitierter Auflage verkauft werden kann.<br />

Der Käufer aber hat das Recht, dass nur er das Werk besitzt, und

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