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Studie - AG Kurzfilm

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Mit der Abspielmöglichkeit für DVDs hat die Digitalisierung in die<br />

Kinos Einzug gehalten, die mit fortschreitender Entwicklung hin zu<br />

Download-Möglichkeiten von Servern und gar satellitengestützter<br />

Filmversendung die Kinokultur nachhaltig verändern wird.<br />

Noch leidet die Bildqualität unter der Datenkompression und ein<br />

von DVD vorgeführter Film kommt insbesondere bei schnellen<br />

Schnitten oder starken Schwenks der Filmprojektion noch nicht<br />

nahe genug, doch stellt laut Fragebogenantworten die DVD jetzt<br />

das wichtigste alternative Vorführformat zur 35 mm-Projektion dar,<br />

mit dem kleine, alternative Programme veranstaltet werden können.<br />

Im Bereich der <strong>Kurzfilm</strong>programme wird die DVD häufig dazu verwandt,<br />

die unterschiedlichen Abspielformate auf einen einheitlichen<br />

Träger umzukopieren und so den Vorführer zu entlasten und technische<br />

Schwierigkeiten zu vermeiden.<br />

Die Digitalisierung des Kinoabspiels<br />

Dass sich die Kinolandschaft mit Einzug des digitalen Abspiels vollständig<br />

verändern wird und dass dies auch unmittelbar bevorsteht,<br />

ist den Kinos selbstverständlich bewusst, doch zögert man noch,<br />

sich mit dieser Technik auszurüsten, da bisher weder deutlich ist,<br />

welches System sich als Standard durchsetzen wird, noch alle Kritik<br />

an der Bildqualität beseitigt ist. Das Hauptargument gegen das digitale<br />

Abspiel ist aber sicherlich der Kostenpunkt: Die Anschaffung<br />

eines digitalen Projektors ist für die meisten Kinos, solange es noch<br />

keine Massenproduktion gibt, nicht finanzierbar, zumal man nicht<br />

sicher sein kann, nicht auf die „falsche“ Technik zu setzen. Dementsprechend<br />

haben genau 50% der befragten Kinobetreiber angegeben,<br />

diese Technik einführen zu wollen (oder auch schon eingeführt<br />

zu haben), 50% sich aber auch dagegen ausgesprochen.<br />

Da das größte Einsparungspotenzial zudem bei den Verleihern liegen<br />

wird, die weniger Mittel für Kopienerstellung und Logistik<br />

werden aufwenden müssen, erwarten die Kinobetreiber finanzielle<br />

Anreize, etwa durch einen Preissturz bei den Leihmieten, oder aber<br />

finanzielle Ausgleiche, sollten sie die neue Technik installieren.<br />

Außerdem ist man sich sicher, dass das digitale Bild an sich keine<br />

neuen Zuschauerströme in die Kinos lenken wird - die werden erst<br />

kommen, wenn aufgrund der digitalen Möglichkeiten die ersten<br />

3D-Filme im Kino zu sehen sein werden 23 . Erst dann kann digitales<br />

Abspiel auch ein Marktfaktor sein. 24<br />

Für den <strong>Kurzfilm</strong> kann digitales Kino jedoch eine Chance darstellen,<br />

denn auch wenn es für <strong>Kurzfilm</strong>e prinzipiell kein Hindernis ist,<br />

ursprünglich in einem anderen Format als 35 mm gedreht zu sein,<br />

um anschließend auch in einer solchen Kopie auf die Leinwand zu<br />

kommen, so ist dies doch stets mit hohen Kosten verbunden, die ein<br />

<strong>Kurzfilm</strong>emacher oder ein <strong>Kurzfilm</strong>verleih nicht immer aufbringen<br />

kann. Andere Formate sind jedoch stets schwerer in einen Programmablauf<br />

zu integrieren. Außerdem wird ein Großteil an <strong>Kurzfilm</strong>en<br />

schon digital erstellt bzw. ist in seiner Herstellung schon<br />

„hybrid“ und kann dann einfacher im Selbstverleih angeboten werden.<br />

Das Kinoprogramm könnte dadurch wieder bunter werden,<br />

aber auch regionaler, weil Kinos leichter die Produktionen von<br />

Filmemachern der Umgebung zeigen können, was durchaus ein<br />

Publikumserfolg sein kann, wie zum Beispiel das große Interesse der<br />

Zuschauer an derartigen Festivalwettbewerben zeigt.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch die Initiative delicatessen - Kino<br />

- Kultur Digital, früher European Docu Zone genannt, interessant.<br />

Mit mittlerweile 140 teilnehmenden Abspielstädten in 8 europäischen<br />

Ländern bietet das Netzwerk digital ausgerüsteter Kinos eine<br />

alternative Programmauswahl für Dokumentarfilme und kleinere<br />

Spielfilmproduktionen und kann zukünftig sicher auch eine Plattform<br />

für <strong>Kurzfilm</strong>produktionen sein.<br />

»Der <strong>Kurzfilm</strong> hat bis jetzt aus allem etwas gemacht - wenn ich da an die<br />

56 | <strong>Kurzfilm</strong>abspiel im Kino<br />

Super-8-Bewegung denke! (...) Er ist so lebendig, er wird sich dadurch nicht<br />

ruinieren lassen. Es könnte eine Chance sein für die Leute, sich auszudrücken<br />

und die neuen Möglichkeiten auch zu nutzen!« 25<br />

Gleichzeitig wird es aber auch eine Bedrohung sein für das filmische<br />

Erbe, worin insbesondere der <strong>Kurzfilm</strong> eine große Rolle spielt.<br />

Denn mit der Digitalisierung werden die Kopien verschwinden und<br />

damit auch viele <strong>Kurzfilm</strong>e, die nur auf Filmmaterial existieren, weil<br />

sie aus Kostengründen nicht digitalisiert werden. Und falls doch, so<br />

wird ihre spezifisch filmische Ästhetik nicht mehr erlebbar sein,<br />

wenn sie nur noch von digitalen Trägern projiziert werden. Eine<br />

Entscheidung darüber, was digitalisiert werden kann und soll, wird<br />

notwendigerweise eine Selektion darstellen, die vielleicht genau<br />

jene Teile der Filmkultur, die heute schon weniger im Rampenlicht<br />

stehen, weiter marginalisieren.<br />

Vorfilm oder <strong>Kurzfilm</strong>rolle<br />

»Schon Begriffe wie „Pakete“ oder „Rolle“, die nicht von ungefähr an<br />

Klopapier oder gestapelte Ramschware aus dem Supermarkt erinnern,<br />

veranschaulichen die Schwierigkeit, Filme in eine akzeptable Reihe zu<br />

bringen und sie den abendfüllenden Sehgewohnheiten des Publikums<br />

anzupassen.« 26<br />

So kritisch der Filmemacher Jochen Kuhn die Zusammenstellung<br />

von <strong>Kurzfilm</strong>en zu einem Programm auch sieht, die <strong>Kurzfilm</strong>rolle<br />

wird für das Abspiel im Kino zunehmend wichtiger, auch wenn ihr<br />

außerdem oft vorgeworfen wird, den Zuschauer zu überfordern.<br />

Zwar dominiert im gewerblichen Kinobereich momentan noch die<br />

Aufführung von Vorfilmen vor dem Hauptprogramm um 20 Uhr<br />

oder 21 Uhr, doch die eingangs angesprochene Zeitproblematik verschiebt<br />

auch hier die Chancen zu Gunsten der <strong>Kurzfilm</strong>rolle, die<br />

zur Zeit in dieser Kinoart noch eher die Ausnahme darstellt und in<br />

Spät- oder Sonderprogrammen aufgeführt wird. Dabei erfreuen<br />

sich die vom Verleih kuratierten Rollen größerer Beliebtheit als die<br />

selbst zusammengestellten - fehlt hier den Programmverantwortlichen<br />

doch oft auch ein Überblick über das Angebot. Im Ranking<br />

der Verbesserungsvorschläge kam die Forderung nach einem Angebot<br />

von mehr <strong>Kurzfilm</strong>rollen mit 13 Nennungen auf Platz 4. An den<br />

Preisträger-Rollen wie zum Beispiel der Zusammenstellung<br />

Deutscher <strong>Kurzfilm</strong>preis unterwegs oder Kurz und Gut wurde jedoch<br />

auch die Kritik geübt, sie gingen am Publikumsgeschmack vorbei.<br />

Wie schon mehrfach erwähnt, findet die <strong>Kurzfilm</strong>kompilation vermehrt<br />

im Kommunalen Kino ihren Ort, da hier Werkschauen und<br />

thematisch kuratierte Programme fest etabliert sind und so gehen<br />

die für den Deutschen <strong>Kurzfilm</strong>preis nominierten Filme jährlich<br />

ebenso auf eine Tournee durch die Kommunalen Kinos der<br />

Republik, wie die ausgewählten Filme der <strong>Kurzfilm</strong>biennale<br />

Ludwigsburg, welche der Bundesverband Kommunale Filmarbeit in<br />

Zusammenarbeit mit der Wüstenrot Stiftung und der KurzFilm-<br />

Agentur Hamburg präsentiert. Gleiches gilt für die Preisträgerfilme<br />

des Short Tiger, einem der höchst dotierten Nachwuchsfilmpreise<br />

in Deutschland. Die Kommunalen Kinos bieten so dem Filmnachwuchs<br />

ein wichtiges Forum.<br />

Generell wird <strong>Kurzfilm</strong> aber auch im Rahmen von Sonderveranstaltungen<br />

und Festivals gezeigt.<br />

Für die Multiplex Kinos gilt, dass der zeitliche Vorstellungsrahmen<br />

derart eingeengt ist, dass ein Vorfilmabspiel nicht möglich ist, es sei<br />

denn, er ist, wie bei einigen Animationen üblich geworden (z.B.:<br />

Wallace & Gromit in The Curse of the Were-Rabbit, 2005), vom<br />

Langfilmverleih schon gekoppelt. 27 Möglich und sogar erwünscht<br />

wären hingegen Sonderveranstaltungen, die jedoch sowohl eines<br />

thematischen Aufhängers bedürften (z.B.: Oscar-Filme, Filme von<br />

Filmhochschulabsolventen), als auch mit einem hohen Werbeaufwand<br />

begleitet werden müssten, für den die Multiplexe selbst jedoch

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