AA Tivoli Echo #02-1213 - Alemannia Aachen
AA Tivoli Echo #02-1213 - Alemannia Aachen
AA Tivoli Echo #02-1213 - Alemannia Aachen
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Immer wieder TSV...<br />
über das tägliche Leben<br />
mit <strong>Alemannia</strong><br />
Sascha Theisen ist Alemanne – 24<br />
Stunden am Tag. Das macht sein<br />
Leben nicht unbedingt einfacher,<br />
aber er will es auch nicht anders.<br />
Wie <strong>Alemannia</strong> seinen Alltag beherrscht,<br />
erzählt er regelmäßig im<br />
<strong>Tivoli</strong> <strong>Echo</strong>. Nebenher organisiert<br />
Theisen die mittlerweile zum Kult<br />
aufgestiegene Fußball-Lesung<br />
TORWORT. In seinem neuen Buch<br />
„Marmor, Stein und Eisen: Geschichten<br />
rund um den <strong>Aachen</strong>er<br />
<strong>Tivoli</strong>“, kann man die besten<br />
seiner Kolumnen sowie einige<br />
längere, bisher unveröffentlichte<br />
<strong>Aachen</strong>-Geschichten nachlesen.<br />
www.torwort.de<br />
deine stadionWurst<br />
Für aLLe FäLLe<br />
Wenn ich gut gelaunt bin und gerade Auto fahre, dann höre ich ein ums andere Mal den guten alten<br />
Colt Seavers Song „The Unknown Stuntman“ über meinen mp3-Player – ein versonnener Blick zurück<br />
in die Zeiten, als die Welt noch in Ordnung war. Für die etwas Jüngeren unter uns: Colt Seavers<br />
war in den Achtzigern das, was Mario Krohm in den Neunzigern und Erik Meijer zu Beginn der Nuller<br />
war. „Ein Colt für alle Fälle“ lief immer Dienstag Abends um 17:50 Uhr und spielte in einer Liga mit<br />
„Magnum“, „Simon & Simon“ und „Trio mit vier Fäusten“. In Zeiten, in denen es noch drei Fernsehprogramme<br />
gab, war aber vor allen anderen Colt Seavers die Sensation schlechthin für Jungs, die<br />
am Vorabend der alles verändernden Pubertät standen und daher Serien über Stuntmen regelrecht<br />
aufsogen. Eben jene Pubertät wurde schließlich ohne große Umschweife durch eine Szene im Vorspann<br />
dieser Vorabend-Serie eingeleitet – als nämlich eine Dame namens Heather Thomas durch<br />
eine Schwingtür die Show-Bühne betrat und dabei einen Bikini trug, der definitiv eine Nummer zu<br />
klein für Leute in meinem Alter war. Keine Frage: Heather Thomas war der absolute Traum meiner<br />
schlaflosen Nächte – da konnte Colt in seinem Jeep noch so hoch über andere Autos springen. An<br />
Heather biss er sich die Zähne aus. Und das ging mir nicht alleine so – jedenfalls stelle ich das immer<br />
wieder fest, wenn ich einen männlichen Beifahrer habe und wir „The Unknown Stuntman“ hören.<br />
Denn dann dauert es meist nicht lange und das Gesprächsthema stellt sich quasi von selbst<br />
auf: Schwingtür, Bikini, Heather.<br />
Seit kurzem muss ich alle zwei Wochen auch außerhalb meines Autos an Heather Thomas denken<br />
– und zwar immer dann, wenn ich am <strong>Tivoli</strong> bin. Denn in der Stadionwurst-Bude meines Vertrauens,<br />
gleich unter meinem Block O6, arbeitet sie: blond, kurvig und atemberaubend wie eh und je. Zwar<br />
hat der Würstchenstand keine Schwingtür und sie trägt auch keinen Bikini, aber dafür ein durchaus<br />
enges T-Shirt, von dem mich fast ein bisschen frivol ein <strong>Alemannia</strong>-Wappen grüßt. Mal ehrlich: Viel<br />
mehr geht nicht! Was meine Frau auf keinen Fall wissen darf, ist damit für mich seit geraumer Zeit<br />
das erste <strong>Tivoli</strong>-Ritual bevor ich zu meinem Platz gehe: Ich kaufe eine Stadionwurst bei der Frau, die<br />
bis auf einen gelben Bikini die Reinkarnation von Heather Thomas ist und das direkt neben einem<br />
Fußballfeld. Rock ´n´ Roll!<br />
Und jedes Mal, wenn ich mir eine Wurst hole, wird mir klar, wie privilegiert wir doch sind: Denn wie<br />
bitter muss eigentlich der Kauf einer Stadionwurst in Offenbach, Münster oder Rostock sein, wo wahrscheinlich<br />
übergewichtige Männer, deren Finger kaum von ihren Produkten zu unterscheiden sind, die<br />
Stadionwurst mit einer leicht verrosteten Grillzange anheben, um sie in ein Brötchen schieben? Kein<br />
Vergleich zu <strong>Tivoli</strong>-Heather, vor deren Kasse sich nicht ganz zufällig regelmäßig die längste Schlange<br />
aller Wurstverkäufer sammelt. Sie ist wunderschön, hat eine atemberaubende Figur (jedenfalls bis zur<br />
Hüfte, denn da hört die Wursttheke auf) und behandelt Stadionwürste wie Edelsteine. Heather bedient<br />
alle gleichermaßen freundlich und schickt obendrein auch noch jeden Alemannen mit einem Lächeln<br />
auf seinen Platz, so dass aber auch der Letzte an den Kantersieg von <strong>Alemannia</strong> glaubt, egal wie der<br />
Gegner heißt. Ich bin sicher, dass es nicht viele Frauen – blonde noch dazu – gibt, die dem eigentlich<br />
profanen Verkauf einer Bock- oder Bratwurst einen solch erotischen Glanz vermitteln wie Heather das<br />
am <strong>Tivoli</strong> tut. Und ich habe auch keine Ahnung, wer zum Geier diesen Knaller-Transfer bei <strong>Alemannia</strong><br />
eingetütet hat, aber egal, wer es war – ich habe eine Botschaft an ihn: Junge, du bist ab sofort Mitglied<br />
in meinem Klub der coolen Leute!<br />
Aber wie das so ist, mit Traumfrauen: Kennenlernen möchte man sie am Ende doch nicht. Denn<br />
wer weiß schon, ob sie lispeln, einen sächsischen Akzent haben oder auf PUR-Konzerte gehen. Nicht,<br />
dass ich so etwas von Heather Thomas glauben würde oder von der Würstchen-Frau am <strong>Tivoli</strong>. Aber<br />
besser ist, man bleibt auf dem Schwingtür-Level und gibt der Phantasie den Vorzug vor der Realität<br />
– am Spieltag, wenn man leicht nervös in der endlosen Schlange vor Block O6 steht, auf die zärtlich<br />
servierte Stadionwurst und sein Bier wartet oder im Auto „The Unknown Stuntman“ lauscht. Denn<br />
letztlich dreht sich ja doch alles um Fußball, auch wenn es noch mehr Spaß macht, die Stadionwurst<br />
von Heather Thomas gereicht zu bekommen. Denn auch das gibt es nur bei <strong>Alemannia</strong>. Danke, Danke!<br />
Kolumne<br />
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