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CE-Kennzeichnung
Keine Panik vor Fluchttüren
Außentüren mit Fluchtfunktion zum Einbau in Rettungswege müssen im Gefahrenfall
einfach und ohne Schlüssel zu öffnen sein. Bei der Herstellung sind seit
Einführung der CE-Kennzeichnungspflicht im vergangenen Jahr einige Besonderheiten
zu beachten.
Text: DI Martin Wieser
Seit dem 1.2.2010 dürfen Außentüren mit Fluchtfunktion für den Einbau in Rettungswege
nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn sie mit dem CE-Zeichen versehen
sind sowie durch das Konformitätszertifikat die Übereinstimmung mit dem Regelwerk
erklärt wird.
Der Weg zum CE-Zeichen
Aufbauend auf die europäische Bauproduktenrichtlinie
wurde in der ÖNorm EN
14351-1 Fenster und Türen – Produktnorm
die Eigenschaft „Fähigkeit zur Freigabe“
definiert. Fluchttüren müssen mit einer
einzigen Handbewegung freigegeben werden
und ungehindert aufschwenken. Bei
zweiflügeligen Türen gilt dies auch bei ausschließlicher
Betätigung des Beschlags am
Stehflügel. Auch Außentüren in Ganzglassusführung
(z. B. Geschäftszugänge) unterliegen
dieser Norm. Betroffen davon sind sämtliche
Außentüren, unabhängig vom Material (zum
Beispiel Metall, Kunststoff, Holz, Glas). Nicht
anzuwenden ist die ÖNorm EN 14351-1 auf
Innentüren in Fluchtwegen.
Die Übereinstimmung mit der Produktnorm
und der zugrunde liegenden Bauproduktenrichtlinie
ist für Außentüren mit Fluchtfunktion
im Konformitätsbewertungsverfahren
System 1 festzustellen (siehe Tabelle).
Dieser Verfahrensablauf ist aus dem Bereich
des Brandschutzes (ÜA-Zeichen) oder freiwilligen
Zertifizierungssystemen (z. B. „ÖNorm
B 5338 geprüft“) bekannt. Die Durchführung
all dieser Schritte liegt in der alleinigen Ver-
Zweiflügelige fluchttür mit fluchttürwächter
am Stehflügel
antwortung des Herstellers, das CE-Zeichen wird eigenverantwortlich angebracht. Verliert
jedoch das zugrunde liegende Konformitätszertifikat seine Gültigkeit oder wird dieses von der
Zertifizierungsstelle entzogen, so sind die Voraussetzungen zur Kennzeichnung nicht mehr
gegeben.
Zusätzlich zur Fluchtfunktion müssen Außentüren alle anderen relevanten mandatierten
Eigenschaften erfüllen. Die für Österreich geltenden Eigenschaften sind in der Verordnung
des OIB (Österreichisches Institut für Bautechnik) über die Baustoffliste ÖE vom 15.12.2009
angeführt.
Werkseigene Produktionskontrolle
Mit der CE-Kennzeichnungspflicht ist auch die Durchführung einer werkseigenen Produktionskontrolle
(WPK) zu einem Muss geworden. Unter einer WPK sind jene Verfahren zu verstehen,
die die Einhaltung der in der Erstprüfung festgestellten Eigenschaften garantieren
sollen. Diese Verfahren sind um die spezifischen Anforderungen an Fluchttüren zu erweitern.
Eine schriftliche Dokumentation ist erforderlich. Die WPK sollte die Punkte Personal,
Ausrüstung, Ausgangsstoffe bzw. Wareneingang, Fertigungsverfahren, Prüfung und Beurteilung
des fertigen Produkts sowie Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung umfassen. Zur einfachen
Dokumentation der WPK hat es sich bewährt, entsprechende Checklisten zu führen.
Manche Systemgeber (z. B. Profilhersteller) bieten entsprechende WPK-Handbücher an, die
auf den jeweiligen Betrieb anzupassen sind. Ein großer Vorteil der WPK ist die Verfügbarkeit
von Daten bei eventuellen Vertragsstreitigkeiten oder Schadenersatzforderungen. Für Kunden
stellt die Holzforschung Austria als akkreditierte Prüf- und Überwachungsstelle einen Leitfaden
zur Erstellung des WPK-Handbuchs bereit, der auch für die Hersteller von Metalltüren
anwendbar ist.
Fotos: Martin Wieser