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Gottlob Frege - Hochschule Wismar

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Zahlen sind bei FREGE Klassen ähnlicher Klassen (Mengen gleichzahliger<br />

bzw. allgemeiner gleichmächtiger Mengen), d.h.<br />

• 0 als Klasse aller Klassen ohne Element<br />

• 1 als Klasse aller Klassen mit einem Element (alles Einfachen)<br />

• 2 als Klasse aller Klassen mit zwei Elementen (alles Zweifachen)<br />

usw.<br />

Genauer benutzte FREGE eine logische Formulierung, nämlich für die Zahl 0<br />

die Klasse des Begriffes „sich selbst ungleich“, unter den kein Gegenstand<br />

fällt, und für die Zahl 1 die Klasse des Begriffes 0, unter den genau ein Gegenstand<br />

fällt, nämlich die 0, usw.<br />

Da die Nachfolgerfunktion und die vollständige Induktion logisch definierbar<br />

sind, gelangt man so zur Arithmetik der natürlichen Zahlen (im Sinne von<br />

PEANO). Bei diesem Konzept werden die Zahlenoperationen auf Mengenoperationen<br />

(Klassenoperationen) zurückgeführt (Addition auf Vereinigung und<br />

Durchschnitt).<br />

Der Logizismus geht davon aus, dass die Mathematik eine Frucht der Logik,<br />

eine entwickelte Logik ist. Grundbegriffe der Mathematik lassen sich hiernach<br />

durch explizite Definitionen auf Grundbegriffe der Logik zurückführen, während<br />

mathematische Sätze durch logische Schlüsse aus logischen Sätzen hergeleitet<br />

werden [Heitsch76: S. 168f.]. Als Urvater des Logizismus wird<br />

LEIBNIZ (1646-1716) angesehen. Nach FREGE verfolgten auch RUSSELL<br />

(1872-1970) und CARNAP (1891-1970) logizistische Programme aus teilweise<br />

unterschiedlichen philosophischen Positionen (Platonismus, Empirismus,<br />

Positivismus) [Russell05: S. 387f.].<br />

Der Logizismus stieß aber an unüberwindliche Grenzen. FREGE erkannte<br />

selbst, dass sich reelle Zahlen nicht als Begriffsumfänge definieren lassen. Er<br />

führte eine neue Sorte von Zahlen ein, so genannte Maßzahlen. Der Versuch,<br />

die Logik über die Arithmetik der natürlichen Zahlen hinaus auszudehnen,<br />

muss aus heutiger Sicht als gescheitert angesehen werden.<br />

Es gab aber noch andere Einwände. Nach allgemeinem Verständnis gehörten<br />

Existenzbehauptungen nicht in das Gebiet der Logik. Es fällt auf, dass die<br />

Modelle von PEANOs Axiomensystem unendlich viele Elemente enthalten.<br />

Das Axiom 4 der natürlichen Zahlen erfordert die Existenz unendlicher Mengen.<br />

Beim weiteren Ausbau der Mathematik wird oft das Auswahlaxiom eingesetzt,<br />

nach dem man aus unendlichen Mengen einzelne Elemente herausnehmen<br />

kann, ohne ein Verfahren zur Hand zu haben, wie das geschehen soll.<br />

Dieses Axiom hat ebenfalls keinen logischen Charakter.<br />

Weitere Fragen im Zusammenhang mit dem Logizismus sind:<br />

• Was ist überhaupt Logik? Heute kennt man die verschiedenartigsten<br />

Logiken (mehrwertige Logiken, Fuzzy-Logik usw.). Welche Logik wird

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