8 REPORT - NR. 3, 2010INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.(TTB) zu veröffentlichen. Vorausgegangen war ein intensiverAbstimmungsprozess mit den Verbänden, <strong>die</strong> schon 1993 TTBan <strong>der</strong> Erarbeitung beteiligt waren.Daneben ging Spitzer auf den Übergang vom ADNR aufdas ADN ein. Ab 2011 wird es das ADNR nicht mehr geben. ImBDB-Präsident Dr. Jaegers, zugleich Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tankschifffahrtskommission,erläuterte den Gästen <strong>die</strong> Situation im Gewerbe und betonte <strong>die</strong>Notwendigkeit einer Abwrackmaßnahme in <strong>der</strong> Tankschifffahrt.neuen ADN werden Übergangsfristen <strong>für</strong> Tankschiffe nichtmehr unbefristet gelten, son<strong>der</strong>n ein bestimmtes Ablaufdatumerhalten. Wichtig ist, dass bestimmte Übergangsregelungen(z.B. <strong>für</strong> Materialien, aus denen <strong>die</strong> Wohnung gebautist) im Falle von Umbauten von Einhüllen- in Doppelhüllentankschiffeauch weiterhin in Anspruch genommen werdenkönnen. Das am 1. November 2009 in Kraft getretene Übereinkommenüber <strong>die</strong> Sammlung, Abgabe und Annahme vonAbfällen in <strong>der</strong> Rhein- und Binnenschifffahrt wirft in <strong>der</strong> praktischenAnwendung einige Probleme auf und wird in dennächsten Jahren noch reichlich Diskussionsstoff bieten.Mathias Polschinski vom Dezernat Verkehrstechnik Binnen<strong>der</strong> Wasser- und Schifffahrtsdirektionen Mitte, West, Südwest,Süd und Ost gab einen interessanten Überblick über <strong>die</strong>ab 1. Januar 2010 vorgeschriebene Praxis des elektronischenMeldens bei Gefahrguttransporten mit Tankschiffen. Ein wesentlichesZiel des Melde- und Informationssystems ist <strong>die</strong>Unterstützung des Unfallmanagements auf Wasserstraßenund <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Bevölkerung, <strong>der</strong> Besatzungen und <strong>der</strong>Umwelt durch zügiges und zielorientiertes Handeln <strong>der</strong> HilfsundRettungskräfte. Das bislang Erreichte stelle durchaus zufrieden.Weitere Schritte – wie <strong>die</strong> Ausrüstung <strong>der</strong> Schiffe mitAIS – müssten aber folgen. Insofern stellte <strong>der</strong> Vortrag vonMathias Polschinski eine Brücke zu dem noch laufenden För<strong>der</strong>programmdes Bundes zur Ausrüstung von Binnenschiffenmit AIS-Geräten her. Der BDB rät allen Unternehmen, <strong>die</strong>sich noch nicht mit dem Thema vertraut gemacht haben, sichzu informieren und trotz <strong>der</strong> wirtschaftlich schwierigen Situationvon den För<strong>der</strong>möglichkeiten Gebrauch zu machen.Fester Bestandteil <strong>der</strong> Tankree<strong>der</strong>versammlung ist seitJahren <strong>der</strong> Bericht eines Vertreters des EBIS ManagementCommittees. In <strong>die</strong>sem Jahr war Frank van de Ven erneutGast und Referent im Haus Rhein. Das European Barge InspectionScheme (EBIS) darf sich allein schon durch den Zuwachsauf inzwischen über 30 Mitglie<strong>der</strong> in seiner Arbeit gestärktsehen. Auch inhaltlich ist unwi<strong>der</strong>sprochen, dass durch<strong>die</strong> wie<strong>der</strong>kehrenden jährlich meist einmal stattfindenden Inspektionenaller Tankschiffe ein sicherheitstechnischer Zugewinnerzielt wird. Willkommenes Nebenprodukt <strong>der</strong> EBIS-Arbeitist, dass ein statistischer Überblick über den Stand desUmstiegs auf Einhüllen- auf Doppelhüllentankschiffe anfällt.Bei einigen Teilnehmern <strong>der</strong> Tankree<strong>der</strong>versammlung war allerdingsspürbar, dass bestimmte Details in <strong>der</strong> praktischenAusgestaltung des EBIS-Systems als än<strong>der</strong>ungsbedürftigempfunden werden. Hierzu gehört z.B. <strong>die</strong> geringe Zahl vonInspektoren im norddeutschen Raum sowie <strong>die</strong> Modalitäten,nach denen zu verfahren ist, wenn ein Termin zur Erneuerungdes EBIS-Checks ansteht.Auf dem Programm <strong>der</strong> <strong>die</strong>sjährigen Tankree<strong>der</strong>versammlungstand <strong>die</strong> Neuwahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommission Tankschifffahrtdes BDB <strong>für</strong> <strong>die</strong> Amtsperiode von 2010 bis 2013.Dabei wurden alle bisherigen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommissionwie<strong>der</strong>gewählt. Neu hinzugewählt wurde Gaylord Hollän<strong>der</strong>von <strong>der</strong> Lehnkering Ree<strong>der</strong>ei GmbH, Hamburg, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommissionbisher als Gast angehörte. Von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong>Kommission Tankschifffahrt des BDB wurde Dr. Gunther Jaegers(Ree<strong>der</strong>ei Jaegers GmbH) als Vorsitzen<strong>der</strong> in <strong>die</strong>sem Amtbestätigt.
INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 3, 2010 - REPORT 9Binnenschifffahrt in RotterdamMehr Kapazität – bessereAuslastung – mehr GüterDer Hafen Rotterdam hält mit <strong>der</strong> Binnenschifffahrt eine konkurrenzlose Trumpfkartein <strong>der</strong> Hand. Dank <strong>der</strong> exzellenten Anbindung über Rhein und Maas könnenz.B. Containertransporte hoch effizient von und nach Belgien, Nie<strong>der</strong>lande, Deutschland,Frankreich und <strong>die</strong> Schweiz verbracht werden.Unter <strong>der</strong> Überschrift „Rotterdam, <strong>die</strong> europäischeDrehscheibe“ informiert <strong>der</strong> Port of Rotterdam nunin seinem Hafen-Special Juni 2010 über <strong>die</strong> weiterenMaßnahmen zur Hebung <strong>der</strong> Potenziale in <strong>der</strong>Binnenschifffahrt. Diese stehen auch im unmittelbaren Zusammenhangmit <strong>der</strong> sog. „Maasvlakte 2“: Im RotterdamerHafen entsteht ein völlig neues Hafen- und Industriegebiet,das mit einer Größe von 2.000 Hektar und einem Investitionsvolumenvon über 1 Milliarde Euro sogar <strong>die</strong> nie<strong>der</strong>ländischeKüstenlinie verän<strong>der</strong>n wird.Während in Rotterdam momentan rund 6,8 Mio. TEU überdas europäische Festland von und nach Rotterdam transportiertwerden, wird <strong>die</strong>se Zahl bis 2035 voraussichtlich auf 20Mio. TEU steigen. Bis dahin will <strong>die</strong> Rotterdamer HafengesellschaftKunden dazu verpflichten, 45 % ihrer Hinterlandtransportevon <strong>der</strong> Maasvlakte auf <strong>die</strong> Binnenschifffahrt und 20 %auf <strong>die</strong> Schiene zu verlegen. Im aktuellen Modal Split liegen<strong>die</strong>se Anteile bei 39 % bzw. 13,5 %. Absolute Zahlen machen<strong>die</strong> Folgen <strong>der</strong> ehrgeizigen Wachstumspläne noch deutlicher:Die Binnenschifffahrt wird von heute 2,8 Mio. TEU auf 9 Mio.TEU im Jahr 2035 steigen (eine jährliche Wachstumsrate von6,5 %) und <strong>der</strong> Schienenverkehr von 600.000 TEU auf 3,7 Mio.TEU. Zahlen, <strong>die</strong> sowohl durch einen Wechsel des Verkehrsträgersals auch durch einen zahlenmäßigen Anstieg <strong>der</strong> überRotterdam transportierten Container in <strong>die</strong> Höhe getriebenwerden, wie <strong>der</strong> Hafen Rotterdam mitteilt.Mehr KapazitätMit einer erwarteten Verdreifachung <strong>der</strong> Containerströmeauf 9 Millionen TEU im Jahr 2035 steht <strong>die</strong> Binnenschifffahrtvor einer noch größeren Herausfor<strong>der</strong>ung. Neben <strong>der</strong> herkömmlichenAbwicklung von Binnenschiffen an den Kais <strong>der</strong>Tiefwasserhäfen arbeiten <strong>die</strong> Hafengesellschaft und Terminalbetreiberverstärkt an speziellen Anlagen <strong>für</strong> Binnenschiffe.Bereits vorhandene Beispiele sind <strong>der</strong> Hartel Terminal und<strong>der</strong> Delta Barge Fee<strong>der</strong> Terminal von ECT sowie <strong>der</strong> RotterdamContainer Terminal, <strong>die</strong> alle auf <strong>der</strong> Maasvlakte liegen.Die neuen Tiefseeterminals auf Maasvlakte 2 werden alle miteigenen speziellen Binnenschiffterminals ausgerüstet. Für <strong>die</strong>Abwicklung kleinerer Frachten wird über <strong>die</strong> Einrichtung einesterminalunabhängigen Service-Centers <strong>für</strong> Binnenschiffeim Hafen nachgedacht. Dies soll allen Seiten zugutekommen.Die kleineren Schiffe liegen nicht mehr so lange an den Terminalsund <strong>die</strong> regulären Kais können den größeren Binnenschiffenmit entsprechend großen Frachten mehr Kapazitätenbieten.Bessere AuslastungViel kann auch durch eine verbesserte Koordination gewonnenwerden. Für Containerbinnenschiffe ist es nicht außergewöhnlich,bei acht o<strong>der</strong> zehn Terminals zu laden und/o<strong>der</strong> zulöschen. Das führt zu großen Problemen im Hinblick auf <strong>die</strong>Durchlaufzeiten. Schnell kann es zu Verzögerungen kommen.Mit dem Binnenschifffahrtsprogramm will <strong>die</strong> RotterdamerHafengesellschaft daher ein System mit einer optimalen Koordinationzwischen Binnenschiffsree<strong>der</strong>eien und Tiefseeterminalsaufbauen. Den Start bildet <strong>der</strong> vorherige Datenaustauschüber das Port Community System von Portbase. Aberes gibt noch an<strong>der</strong>e Möglichkeiten. Auch <strong>der</strong> Markt selbst ergreiftzu <strong>die</strong>sem Zweck Initiativen (MIS Cobiva). Eine weitereOption ist <strong>die</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Koordination durch <strong>die</strong> Hafenbehördeüber ihre eigene Schiffsverkehrssteuerung o<strong>der</strong> überden Aufbau eines mit Keyrail im Schienensektor vergleichbarenKettenmanagers.Mehr GüterZum Aufbau eines optimalen Netzwerks <strong>für</strong> <strong>die</strong> Binnenschifffahrtführt <strong>die</strong> Rotterdamer Hafengesellschaft regelmäßig Gesprächemit regionalen Behörden, Binnenschiffsree<strong>der</strong>eienund an<strong>der</strong>en relevanten Parteien. Darüber hinaus för<strong>der</strong>t <strong>die</strong>Hafengesellschaft <strong>die</strong> Binnenschifffahrt durch den Kauf vonGrundstücken <strong>für</strong> Inland-Terminals, <strong>die</strong> anschließend zumarktkonformen Bedingungen an private Betreiber verpachtetwerden. Auf <strong>die</strong>se Weise wurde beispielsweise <strong>der</strong> WanssumIntermodal Terminal im Südosten <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande, <strong>der</strong> inKürze vergrößert werden soll, realisiert. Ein weiteres Beispielist in Alphen aan den Rijn, ca. 60 km von Rotterdam entfernt,zu besichtigen. Hier wird im Herbst 2010 ein neuer Inland-Terminaleröffnet. Von dort wird Heineken den größten Teil seinerBierexporte mit Binnenschiffen zum Seehafen beför<strong>der</strong>n.