12.07.2015 Aufrufe

Heft 2/2005 - Zeit & Schrift

Heft 2/2005 - Zeit & Schrift

Heft 2/2005 - Zeit & Schrift

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ist das <strong>Zeit</strong>alter einer ewigen Götzendämmerung,in der wir unglücklichaufgeklärt zu den bunt bemalten Lampionshinaufschauen, die wir selbstaufgehängt haben, und uns für eineWeile einbilden, sie seien die Sonneund vertrieben uns die Angst vor Einsamkeitund Nacht. Das ist das, waswir heute Ruhm nennen – eine schnellerlöschende Angelegenheit.“Dass Ruhm eine schnell vorübergehendeAngelegenheit ist, können wirauch anhand einer Begebenheit vorbeinahe 2000 Jahren sehen. ZweiMänner wurden von einer Menschenmengeals Götter verehrt. Man wollteihnen opfern. Sie waren davon abernicht begeistert, sondern riefen entsetzt:„Männer, warum tut ihr dies?“Paulus und Barnabas versuchten derMenge bewusst zu machen, dass sieebenfalls nur Menschen aus Fleischund Blut seien. Ihre Botschaft war einzigund allein, dass sich diese Leutevon ihren Idolen abwenden sollten.Sie sollten umkehren zu dem lebendigenGott und nicht auch noch siezu ihren Idolen machen. Das hielt dieMenge aber kaum davon ab, ihnenzu opfern (vgl. Apg 14,11–18). Sofortdanach heißt es dann aber: „Es kamenaber aus Antiochia und IkoniumJuden an, und nachdem sie die Volksmengeüberredet und Paulus gesteinigthatten, schleiften sie ihn zur Stadthinaus, da sie meinten, er sei gestorben“(V. 19).Paulus hatte aber nicht immer dieseEinstellung. Vor seiner Bekehrung verfolgteer die Jünger Jesu und fand ihreTötung legitim. Kurz nach seinerBekehrung sagt der Herr: „Dieser istmir ein auserwähltes Werkzeug, meinenNamen zu tragen sowohl vor Nationenals Könige und Söhne Israels.Denn ich werde ihm zeigen, wie vieleser für meinen Namen leiden muss“(Apg 9,15–17). Da ihm das Lebennach göttlichen Maßstäben mehr wertwar als alles andere, wählte Paulusbewusst diesen Weg und lehnte es folgerichtigspäter ab, als Idol verehrt zuwerden. In seinem Brief an die Römerschreibt er, dass die Menschen sich lieberfür vergängliche Idole begeistern,als den ewigen Gott zu ehren. Die Folgenseien ethischer und moralischerVerfall: Lüge, Gewalt, Untreue undPerversion (vgl. Röm 1,18–32).Für den Kunsthistoriker JakobBurckhardt war der Wille zum RuhmKennzeichen des „modernen Bewusstseins“.Sicher befürchten viele Menschen– meistens wahrscheinlich unbewusst–, ziemlich uninteressant zusein, und so streben sie nach Ruhm.Aber dieser hat ein Doppelgesicht,da so alt wie der Wunsch nach Ruhmauch der Neid ist, den er auslöst. Undes gibt kaum einen Berühmten, dernicht davon träumt, noch berühmterzu werden. Ein weiterer Gedanke, derin diesem Zusammenhang eine Rollespielt, ist der Wunsch, dass der Ruhmnach dem Tod erhalten bleibt und somiteine gewisse Unsterblichkeit garantiert.Eine andere Form des Ruhms heutzutageist die schiere Bekanntheit. Umdazu zu gelangen, scheuen einige vorkaum etwas zurück. Und eine riesigeIndustrie beschäftigt sich damit, ausMenschen Idole zu machen. Der SoziologeSieghart Neckel schreibt: „DieMedien … sind allein ein besondersauffälliges Beispiel dafür, dass immermehr Lebensbereiche ausschließlichdurch Angebot und Nachfrage gesteuertwerden. Das Diktat der Quotezwingt dazu, bedingungslos um Aufmerksamkeitzu kämpfen; also werdentatsächlich alle Mittel durchprobiert.Für den Einzelnen heißt das: Ichmuss weniger etwas können, als michTrendsTrends31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!