BibelstudiumBibelstudium• Paulus rät den von ihm erwähntenkranken Gläubigen nirgends, derHeilungsmethode zu folgen, die Jakobusbeschreibt.Auf den jüdischen Charakter des Jakobusbriefeswerden wir sicher Rücksichtnehmen müssen, aber die obenerwähnten Behauptungen gehen meinerAnsicht nach viel zu weit und sindeinseitig. Wir können das, was Jakobushier schreibt, für uns als Christenaus den Nationen genauso wenig beiseiteschieben wie das, was er vorherin seinem Brief geschrieben hat. Ichmöchte die erwähnten Verse daher etwasnäher untersuchen.Geht es in Jak 5,13–16um Krankheit als Folgevon Sünde?Über diese Frage wird unterschiedlichgedacht. Es gibt Ausleger, diesagen, dass eine solche Verbindungzwar in bestimmten Fällen bestehenkann, dass Jakobus aber nicht ausschließlichdiese Fälle meint. Anderegehen davon aus, dass der Apostelsehr wohl auf Krankheit als Folgevon persönlicher Sünde abzielt. Fürletztere Ansicht spricht meiner Meinungnach sehr viel; auch wenn wirkeinen absolut festen Beweis dafür liefernkönnen, gibt es doch einige starkeArgumente.Erstens fällt auf, dass in diesem Abschnittvon Heilung und Sündenbekenntnisgesprochen wird. In Vers 15steht ein Bedingungssatz: „Und wenner Sünden begangen hat, wird ihmvergeben werden.“ In Vers 16 ist dieReihenfolge jedoch umgekehrt. Dortsteht zuerst: „Bekennt nun einanderdie Sünden“, und dann folgt: „betetfüreinander, damit ihr geheilt werdet“.Hier werden diese beiden Dinge sehreng miteinander verbunden.Zweitens findet dieser Gedanke Unterstützungin der Tatsache, dass derMann nicht einfach irgendjemandenbitten soll, für ihn zu beten, sonderndass er die Ältesten der Gemeinde rufensoll. Es soll nämlich nicht nur eineHeilung stattfinden, sondern auch eineWiederherstellung der Beziehunguntereinander, die durch die Sündegestört ist. Gehen wir von dieser Situationaus, ist es auch begreiflich,dass Jakobus mit Gewissheit davonspricht, dass der Kranke geheilt werdensoll. Wenn nämlich die Ursacheder Krankheit weggenommen ist, wirdGott Heilung schenken.Drittens müssen wir bedenken –das wurde bereits angedeutet –, dassfür Juden die Verbindung zwischenKrankheit und Sünde sehr real war;man denke nur an die Frage der Jüngernach dem Blindgeborenen (Joh9,1–3). In diesem Fall war die Frage8
unberechtigt, aber sie beweist doch,wie eng für die Jünger die Verbindungzwischen Krankheit und Sünde war.Viertens ist es kennzeichnend, dassJakobus, unmittelbar nachdem er vorgeschriebenhat, füreinander zu beten,„damit ihr geheilt werdet“, aufdie Wirkung eines inständigen Gebetshinweist und dabei das Beispiel vonElia anführt. Nun, das Gebet diesesPropheten hatte mit der Abweichungdes Volkes Israel zu tun. Es ist daherdurchaus nicht aus der Luft gegriffen,in Jak 5 an Krankheit als Folge vonpersönlicher Sünde zu denken.Noch eine kleine Ergänzung. DassKrankheit tatsächlich eine Folge vonbegangener Sünde sein kann, wirdaus Joh 5,14 deutlich, denn der Herrsagte zu dem Mann, der 38 Jahrekrank gewesen war: „Siehe, dubist gesund geworden. Sündige nichtmehr, damit dir nicht Schlimmeres widerfahre!“Bezeichnend ist auch, dassder Herr dem Gelähmten, der vonseinen vier Freunden durch das Dachherabgelassen wurde, zuerst sagte:„Kind, deine Sünden sind vergeben“,und ihn erst danach von seinem Leidenheilte.Ein typisches Beispiel dafür, dassjemand aufgrund seiner Sünde mitKrankheit bestraft wird, finden wir imAlten Testament bei Gehasi. Der Aussatzvon Naaman wird auf ihn undseine Nachkommen gelegt.Eine Züchtigung mit Krankheit kannauch einer Gemeinde auferlegt werden.Das traurige Beispiel dafür findenwir in der Gemeinde in Korinth,wo sehr ernste Missstände herrschten.Man saß dort betrunken bei einerMahlzeit, die man als Feier des Abendmahlsbetrachtete (1Kor 11,27–32,vgl. auch Offb 2,22).BibelstudiumSalbung mit ÖlDie Frage ist, was für eine Bedeutungdie Salbung mit Öl hat. Für Juden wardies ein bekanntes Heilmittel bei Verletzungen;siehe z. B. Lk 10,34. Dochkann man hier in Jak 5 und auch inMk 6,13 schwerlich an ein Heilmitteldenken, denn es wird von Krankheitenim allgemeinen Sinn gesprochenund nicht nur von Verletzungen. Im AltenTestament finden wir, dass Priester,Könige und Propheten mit Öl gesalbtwurden. Das hatte nichts mit Krankheitoder etwas dergleichen zu tun, sondernes war ein Symbol, das deutlichmachte, dass sie von Gott in eine bestimmteFunktion eingesetzt wurden.Bei der Salbung eines Kranken mitÖl dürfen wir daher nicht an das Verabreicheneines Heilmittels denken,so wie es in Lk 10,34 der Fall ist, sondernan eine symbolische Handlung,wobei das Öl ein Bild des HeiligenGeistes ist. Der Sinn kann dann sein,dass symbolisch ausgedrückt wird,dass der Heilige Geist (1) den Patientendazu bringt, seine Sünden zubekennen, und/oder (2) die Kraft fürdie Heilung gibt.Das „Gebet des Glaubens“ ist dieFürbitte der Ältesten. Sie müssen denGlauben haben, dass Gott den Krankenheilen wird. Selbstverständlich giltdas auch für den Kranken, aber derAusdruck „das Gebet des Glaubens“bezieht sich auf das Gebet, das dieÄltesten sprechen. In dem Fall, dasskeine Heilung eintritt, sollen die Ältestendie Schuld dafür nicht dem Patientengeben und sagen, dass er nichtgenug Glauben habe, nein, sie müssensich selbst fragen, ob sie genugGlauben haben.Abgesehen von der Frage der Sündekann jeder Kranke natürlich jedenGläubigen oder die GemeindeBibelstudium9