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Wohnungsverkäufe in Bochum - Mieterverein

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10<br />

2.2<br />

Privatisierung,<br />

die vom<br />

Standardverständnis<br />

abweicht<br />

2.3<br />

Die zweite<br />

Privatisierungswelle<br />

und e<strong>in</strong><br />

Gegenentwurf:<br />

Gründung der<br />

Genossenschaft<br />

Rhe<strong>in</strong>preußen<br />

Das war e<strong>in</strong> Privatisierungsver-<br />

ständnis, das vom Standard ab-<br />

weicht, freilich e<strong>in</strong>es, das dem<br />

Lebensgefühl und Gerechtigkeits-<br />

empf<strong>in</strong>den der Mieter und Miete-<br />

r<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Siedlungen ent-<br />

sprochen hat und noch immer<br />

entspricht. Privatisiert werden<br />

kann nur, was zuvor sich <strong>in</strong> öffent-<br />

lichem Eigentum bef<strong>in</strong>det – e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>dergarten, Schulen und kom-<br />

munale Stadtwerke, e<strong>in</strong> Kranken-<br />

haus, e<strong>in</strong> Hallenbad oder auch<br />

Wohnungen. Die Berg- und Stahl-<br />

arbeiterwohnungen gehörten aber<br />

Privatunternehmen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

war e<strong>in</strong> großer Anteil der Woh-<br />

nungen seit den 20er- und 30er<br />

Jahren und dann nach dem Zwei-<br />

ten Weltkrieg so gut wie alle <strong>in</strong><br />

den 50ern und 60ern mit weniger<br />

oder mehr öffentlichen Geldern<br />

Nachverdichtung im Grünraum,<br />

E<strong>in</strong>zelprivatisierung von Wohnun-<br />

gen oder Häusern, Aufteilung und<br />

Abzäunen von Gärten wurden<br />

unmittelbar nach dem Scheitern<br />

der Abrissstrategie etwa seit Mitte<br />

der 70er-Jahre zur bevorzugten<br />

Strategie der unternehmensgebun-<br />

denen Wohnungswirtschaft im<br />

Ruhrgebiet, um den Wert der Sied-<br />

lungen zu heben und <strong>in</strong> Bares zu<br />

verwandeln.<br />

Auch die Bergarbeiter der Sied-<br />

lung Zeche Lothr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>Bochum</strong><br />

kämpften ab Mitte der 80er-Jahre<br />

gegen Abriss und Mieterprivatisie-<br />

rung, schon damals mit Unterstüt-<br />

zung des Mietervere<strong>in</strong>s <strong>Bochum</strong>.<br />

Alle Siedlungen, die zuvor gegen<br />

den Abriss aufgestanden waren,<br />

wurden <strong>in</strong> den Strudel der E<strong>in</strong>zel-<br />

privatisierung gezogen. Ihre<br />

Wohnungen und nun auch viele<br />

Siedlungen im Besitz der VEBA<br />

wurden zunächst meist teilweise,<br />

manchmal auch vollständig mie-<br />

terprivatisiert. Dieser Strategie war<br />

gebaut worden. Sie waren im Ver-<br />

ständnis der Eigentümer wie der<br />

Mieter und Mieter<strong>in</strong>nen Bestand-<br />

teil des sozialen Wohnungsbaus<br />

und e<strong>in</strong> namhafter Teil der öffent-<br />

lichen Wohnungsversorgung <strong>in</strong><br />

den Städten des Ruhrgebiets. Mie-<br />

terrechte und Verfügbarkeit über<br />

die Wohnung waren den Rechten<br />

<strong>in</strong> den öffentlichen Wohnungen<br />

sehr ähnlich.<br />

Es trifft deswegen den sozialen<br />

Charakter der Berg- und Stahl-<br />

arbeiterwohnungen und wir bezie-<br />

hen uns auf ihn, wenn auch wir<br />

beim Verkauf dieser unterneh-<br />

mensgebundenenMietwohnun- gen an andere private Unterneh-<br />

men oder Privatpersonen von<br />

ihrer Privatisierung an diesem<br />

populären Verständnis von Woh-<br />

nungsprivatisierung festhalten.<br />

schlecht zu widerstehen, knüpfte<br />

sie doch an das Interesse der Mie-<br />

terInnen an, die <strong>in</strong> Selbsthilfe er-<br />

brachte Modernisierung Haus für<br />

Haus für sich zu „retten“ und e<strong>in</strong>e<br />

sichere Wohnperspektive für die<br />

Zeit nach der Rente zu haben.<br />

Mieterprivatisierung, die Mieter<br />

zu kle<strong>in</strong>en Eigentümern und die<br />

Eigentümer auch bald zu Vermie-<br />

tern machte, Nachbarn zu zeitwei-<br />

ligen Gegnern und Konkurrenten,<br />

hat freilich immer dann ke<strong>in</strong>en<br />

Erfolg, wenn die E<strong>in</strong>kommen<br />

nicht ausreichen, um Kauf und<br />

Hausf<strong>in</strong>anzierung zu stemmen<br />

oder wenn e<strong>in</strong>fach abgelehnt<br />

wird, sich mit diesen Kosten zu<br />

belasten. Wer heute durch die<br />

Siedlungen geht, kann an den<br />

Fassaden, den Haustüren, den<br />

Vorgärten und den Zäunen E<strong>in</strong>zel-<br />

eigentum oder Miete gut ablesen.<br />

Die grundsätzliche Ablehnung<br />

der Privatisierung von Siedlungen,<br />

auch der Mieterprivatisierung,<br />

wurde damals von der Arbeitsge-

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