Wohnungsverkäufe in Bochum - Mieterverein

In den ehemaligen Zechen- bzw.
Stahlarbeitersiedlungen wurden in
den meisten Fällen die Häuser
einzeln privatisiert – unabhängig
davon, ob sich in den Häusern
abgetrennte Wohnungen befin-
den. Aus Sicht der Unternehmen,
aber auch der Käuferinnen und
Käufer, war das einfacher, als die
Wohnungen einzeln zu verkaufen.
Immer, wenn die Wohnungen
getrennt voneinander privatisiert
werden, kann es dazu kommen,
dass nicht alle Wohnungen in
einem Haus verkauft werden und
das Unternehmen auf diesen
„sitzen bleibt“. Diese Konstellation
sorgt schnell für Konflikte. Für die
Käuferinnen und Käufer scheint
es zudem attraktiver, ein ganzes
Haus zu erwerben, um über dieses
alleine bestimmen zu können.
In den von uns untersuchten
Siedlungen begegnete uns nur in
der Everstalsiedlung ein Verkauf
einzelner Wohnungen. Nach
sechs Jahren sind dort bis heute
erst 60 % der Wohnungen ver-
kauft. Zwischen Mietern und
Eigentümern entstanden schon
Konflikte. Zudem sind die heute
eingezäunten und früher gemein-
schaftlich genutzten Gärten ein
Ärgernis für die Bewohnerinnen
und Bewohner.
Die Einzäunung der Außenberei-
che ist auch beim Verkauf ganzer
Mehrfamilienhäuser ein Problem.
Häufig kaufen bisherige Mieterin-
nen und Mieter die Erdgeschoss-
wohnung und verbieten anderen
Bewohnern die Nutzung des Gar-
tens. Solche Probleme begegneten
uns in der Mittelgebirgssiedlung.
Im Streb sorgen die neu gesetzten
Zäune dafür, dass Bewohnerinnen
und Bewohner große Umwege in
Kauf nehmen müssen.
Im schon erwähnten Mittelge-
birgsviertel kam es zu Problemen,
wenn sich Neu-Eigentümer mit
dem Kauf eines Mehrfamilienhau-
ses übernahmen. Stand eine Woh-
nung für längere Zeit leer, fehlte
das Geld und es kam zu Proble-
men mit der Finanzierung. In-
standhaltungen stellen dann für
einen normal verdienenden Haus-
besitzer erst recht ein Finanzprob-
lem dar. Manche Käuferinnen und
Käufer mussten aus diesem Grund
wieder verkaufen. Für die dortigen
Mieterinnen und Mieter schaffte
der mehrmalige Eigentümerwech-
sel ein Gefühl der Unsicherheit.
Denn danach erfolgt in der Regel
eine Mieterhöhung, insbesondere
weil langjährige Mieterinnen und
Mieter oft noch niedrige Mieten
bezahlen und daher Spielräume
für Erhöhungen vorhanden sind.
In anderen Fällen – auch dies
war im Mittelgebirgsviertel der Fall
– wollten die frischen Hausbesitzer
schnell das ganze Haus nutzen.
Die gesetzlichen drei Jahre Kündi-
gungssperrfrist zum Schutz vor
Eigenbedarfskündigungen waren
dabei manchem Neu-Eigentümer
offenbar zu lang. Um Mieterinnen
und Mieter loszuwerden, wurde in
einigen Fällen bewusst gemobbt,
wie uns berichtet wurde.
Ein weiteres Problem ist, dass
sich Neu-EigentümerInnen oft mit
dem Einhalten des Mietrechts
oder einer korrekten Nebenkosten-
abrechnung schwertun.
5.1
Probleme bei der
Privatisierung
von ehemaligen
Zechen- und
Stahlarbeitersiedlungen
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