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Wohnungsverkäufe in Bochum - Mieterverein

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42<br />

5.2<br />

Veränderung<br />

der Bewohnerstrukturen<br />

5.3<br />

Probleme bei der<br />

Privatisierung<br />

von 70er-Jahre-<br />

Siedlungen<br />

Die Bewohnerschaft hat sich <strong>in</strong><br />

allen Fällen gewandelt. Es kam zu<br />

Verdrängungen von Alte<strong>in</strong>gesse-<br />

nen. In welchem Ausmaß dabei<br />

Druck auf bisherige Mieter<strong>in</strong>nen<br />

und Mieter ausgeübt wurde, kann<br />

diese Studie nicht bewerten. In<br />

Interviews wurde aber wiederholt<br />

berichtet, dass Menschen aus<br />

Angst schneller auszogen, als sie<br />

es eigentlich gemusst hätten. Das<br />

mangelnde Kapital zu eigener<br />

Eigentumsbildung, Mieterhöhun-<br />

gen sowie das erwähnte Mobb<strong>in</strong>g<br />

haben ebenso e<strong>in</strong>en Beitrag zur<br />

Veränderung der Mieterschaft<br />

geleistet.<br />

Andererseits kam es <strong>in</strong>folge von<br />

Privatisierungen auch zu neuer<br />

Aktivität. Das „überalterte“ Mittel-<br />

gebirgsviertel wurde offener für<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>ter-<br />

Die Probleme <strong>in</strong> den 70er-Jahre-<br />

Siedlungen s<strong>in</strong>d ungleich größer.<br />

Diese wurden bislang immer kom-<br />

plett verkauft. E<strong>in</strong>ige der meist<br />

größeren Häuser stehen <strong>in</strong>folge<br />

von Firmenpleiten aktuell unter<br />

Zwangsverwaltung. Der jeweilige<br />

Zwangsverwalter hat nur be-<br />

schränkteHandlungsmöglich- keiten, wodurch der bereits<br />

bestehende Instandhaltungsstau<br />

noch e<strong>in</strong>mal verschärft wird.<br />

In den Siedlungen bed<strong>in</strong>gen sich<br />

der schlechte Zustand und die<br />

Zusammensetzung der Mieter-<br />

schaft gegenseitig. Weil die Woh-<br />

nungen und Häuser wenig <strong>in</strong>stand<br />

gehalten und modernisiert wurden<br />

und daher relativ unattraktiv s<strong>in</strong>d,<br />

leben dort viele Menschen <strong>in</strong> sozi-<br />

alen Problemlagen. Die Mieten<br />

s<strong>in</strong>d relativ niedrig. Mieter<strong>in</strong>nen<br />

und Mieter h<strong>in</strong>gegen, die mehr<br />

E<strong>in</strong>kommen zur Verfügung haben,<br />

meiden solche Wohnungen.<br />

Was ebenfalls auffällt, ist die<br />

Tatsache, dass Mieter<strong>in</strong>nen und<br />

grund und junge Familien. In<br />

e<strong>in</strong>em konkreten Fall konnte so<br />

e<strong>in</strong> nahe gelegener K<strong>in</strong>dergarten<br />

erhalten werden. Wir glauben,<br />

dass sicherlich auch andere lokale<br />

Institutionen davon profitieren<br />

werden.<br />

Interessant ist der Fall der Kolo-<br />

nie Hannover, <strong>in</strong> der die meisten<br />

Häuser von den Bewohnern selbst<br />

gekauft wurden. Die Mieter<strong>in</strong>nen<br />

und Mieter schlossen sich zu e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen Siedlungsgeme<strong>in</strong>-<br />

schaft zusammen, um e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>-<br />

heitlichen Kaufvertrag auszu-<br />

handeln. Diese Geme<strong>in</strong>schaft<br />

überlebte auch die Zeit nach dem<br />

Kauf. Nach Aussage der Bewohne-<br />

r<strong>in</strong>nen und Bewohner verbesserte<br />

sich das Zusammenleben sogar –<br />

e<strong>in</strong> wohl eher seltener, aber positi-<br />

ver Fall von Privatisierung.<br />

Mieter <strong>in</strong> den genannten Quartie-<br />

ren sich tendenziell weniger gegen<br />

<strong>in</strong>aktive Vermieter zur Wehr set-<br />

zen. E<strong>in</strong>erseits leben dort viele<br />

Menschen mit mangelnden deut-<br />

schen Sprachkenntnissen und<br />

andererseits Menschen aus<br />

bildungsfernen Schichten mit<br />

ger<strong>in</strong>gen Kenntnissen ihrer Rechte<br />

als Mieter.<br />

Die Häuser verkommen, was im<br />

Laufe der Zeit zu erhöhten Leer-<br />

ständen führt. Für die Eigentümer<br />

lohnt sich dieser Zustand für lange<br />

Zeit dennoch, da sie nur ger<strong>in</strong>gste<br />

Investitionen tätigen und die Ge-<br />

schäftsstrategie auf e<strong>in</strong>en Weiter-<br />

verkauf ausgerichtet ist. Die<br />

Zwangsverwaltung folgt dann,<br />

wenn die Verwertungskette bei<br />

e<strong>in</strong>em unseriösen Eigentümer<br />

angekommen ist oder das Ge-<br />

schäftsmodell schlichtweg nicht<br />

funktioniert.<br />

Der bauliche Zustand der im<br />

Rahmen der Studie untersuchten<br />

Siedlungen Uni-Center, Girondelle

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