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Restitutionsbericht 2003 - Wien Museum

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28Auch Mitarbeiter anderer Referate des RSHA, Amt VII wurden zur Überprüfung undzum Abtransport von Bibliotheken eingesetzt, etwa bei der Sichtung derSeeligmannschen Bibliothek in Amsterdam, der Durchsuchung und Beschlagnahmejüdischer Antiquariate und Buchhandlungen in Den Haag oder der Bibliothek Esrah inAntwerpen. Im Osten wurde besonders eng mit den Einsatzgruppen von Sipo und SDzusammengearbeitet. Von dort wurden z.B. die „Judaistische Bibliothek“ aus Warschauoder die Bibliothek von Simon Dubnow und Teile der Genss’schen Bibliothek in Tallin(Reval) nach Berlin geschafft.Anfang April 1941 beschrieb Günther Stein die äußerst desolate Situation derBibliothek, beklagte, wie schon häufig, das Fehlen qualifizierter Bibliothekare undschätzte den „Umfang der eingebrachten Bücherbestände“ zwischen einer halben undeiner Million Bände für alle Bibliotheksbereiche.Das Problem der bibliothekarischen Fachkräfte versuchte das Judenreferat des SDbereits im Juni 1939 durch die Rekrutierung jüdischer Wissenschaftler alsZwangsarbeiter für die Bibliothek zu lösen. Erst durch ein ausdrückliches Verbot desSD-Amtschef Six wurden bei Arbeitsbeginn am 3. September 1939 die jüdischenWissenschaftler zurückgeschickt. Da sich bis 1941 weiterhin keine SD-Bibliothekare fürden Aufbau der „Juden-Bibliothek“ fanden, griff Six im September 1941 auf die altenPläne zurück und beauftragte Stein und Eichmann mit der „Ermittlung“ jüdischerBibliothekare. Im Oktober 1941 begannen die ersten acht jüdischen Wissenschaftlerunter Leitung von Dr. Ernst Grumach mit der Zwangsarbeit in der Eisenacher Straße.Die schweren Bombenangriffe auf Berlin im Herbst 1943 führten zu einer Auflockerungder RSHA-Ämter. Die Bibliothek wurde seitdem nach Schlesien und in drei Schlösser imdamaligen Sudetengebiet transportiert. Anfang 1945 wurden Teile der Buchbeständewieder nach Berlin und nach Thüringen zurückverlagert. Diese Verlagerung, dieAbgaben an andere Bibliotheken, Doubletten-Tauschvereinbarungen u.a. mit derBayerischen Staatsbibliothek und der Preußischen Staatsbibliothek, sowiePlünderungen in Berlin und in Thüringen haben dazu geführt, dass Bestände der„Juden-Bibliothek“ des RSHA immer noch an unerwarteten Stellen auftauchen.

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