Ausgabe № 03 / 2011 - HTU HochschülerInnenschaft an der TU Wien
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Foto: Adam Scotti (flickr.com/adamscotti)<br />
Warum wählen gehen?<br />
Ged<strong>an</strong>ken zur niedrigen Wahlbeteiligung<br />
Ja warum eigentlich nicht? „Die<br />
Hauptaufgabe von politischen<br />
Wahlen ist die Bildung einer kleinen<br />
Gruppe von Interessensvertretern aus<br />
einer großen Gruppe von Personen<br />
mit individuellen Interessen unter <strong>der</strong><br />
Bedingung des Ausgleichs ihrer Interessen,<br />
um weitere Entscheidungen im<br />
täglichen Leben effektiv fällen zu können.“<br />
So steht es in <strong>der</strong> Wikipedia (Stichwort<br />
„Wahl“, und was im Internet steht, das<br />
wird ja wohl stimmen…) und dementsprechend<br />
ist das Wahlrecht ein sehr<br />
wertvolles, das in <strong>der</strong> Geschichte von<br />
vielen Menschen bis zum Einsatz ihres<br />
Lebens erkämpft wurde (und in m<strong>an</strong>chen<br />
Regionen heute noch erkämpft<br />
werden muss). Nun würden die letzten<br />
Werte <strong>der</strong> Wahlbeteiligung bei den ÖH-<br />
Wahlen auf eine gewisse Indifferenz <strong>der</strong><br />
großen Gruppe gegenüber <strong>der</strong> Bildung<br />
<strong>der</strong> kleinen Gruppe <strong>an</strong>deuten. Doch<br />
wieso verzichten wirklich so viele Menschen<br />
auf die Möglichkeit einer Mitbestimmung?<br />
Zwei Hypothesen: Erstens gibt es Leute,<br />
die <strong>der</strong> Meinung sind, die Studierendenvertretung<br />
hätte nichts zu bestimmen.<br />
Dabei haben motivierte Studierenden-<br />
vertreterinnen und Studierendenvertreter<br />
sehr viele Möglichkeiten, die sie auch<br />
nutzen. Da sie selbst studieren, können<br />
sie sich sehr gut mit Studienkolleginnen<br />
und Studienkollegen vernetzen. Außerdem<br />
sind sie ein Kommunikationsknotenpunkt<br />
zwischen verschiedenen<br />
Jahrgängen, Studienrichtungen, Lehre,<br />
Forschung, Medien, Vertretungen auf<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>en Unis, und und und. Außerdem<br />
wäre noch das Stimmrecht in diversen<br />
Kommissionen zu erwähnen, in<br />
denen Studierende bis zu einem Drittel<br />
<strong>der</strong> Stimmen führen. Gut informiert,<br />
gut vorbereitet und gut vernetzt k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> auf Kommissionssitzungen viel<br />
erreichen. Und nicht zuletzt ist Lobbying<br />
nicht nur großen multinationalen<br />
Konzernen vorenthalten, selbst wenn<br />
die negative Konnotation des Begriffes<br />
diesen zur Last gelegt werden k<strong>an</strong>n.<br />
Studierendenvertreterinnen und Studierendenvertreter<br />
arbeiten jedoch durchwegs<br />
ehrenamtlich und ihr Lobbyismus<br />
kommt uns allen zugute.<br />
Die zweite Hypothese ist, dass es zwar<br />
sehr viele Inskribierte gibt, diese aber<br />
oftmals nicht wirklich studieren. Beispielsweise<br />
besuchten von offiziell etwa<br />
300 StudienbeginnerInnen im Bauingenieurwesen<br />
im Jahr 2009 gerade mal<br />
Studierende <strong>an</strong> <strong>der</strong> McGill Universität beim „vote mob <strong>2011</strong>“<br />
ÖH Wahl <strong>2011</strong><br />
85 die verpflichtende Mech<strong>an</strong>ik-Übung<br />
im 2. Semester, was 28% entspricht.<br />
In den höheren Semestern ist zwar die<br />
Diskrep<strong>an</strong>z nicht mehr so groß, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits<br />
sind da viele Studierende auch nicht<br />
mehr regelmäßig <strong>an</strong> <strong>der</strong> Uni. Die Zahl<br />
<strong>der</strong> so gen<strong>an</strong>nten „prüfungsaktiven“<br />
Studierenden, d.h. jene Kolleginnen<br />
und Kollegen, welche zumindest eine<br />
Prüfung im letzten Semester absolviert<br />
haben, liegt in den meisten <strong>TU</strong>-Studien<br />
zwischen 30 und 50 Prozent. Diese Zahl<br />
<strong>der</strong> aktiven Studierenden ist ja schon<br />
nicht mehr so weit entfernt von unserer<br />
Wahlbeteiligung, die 2009 bei knapp<br />
unter 30% gelegen ist.<br />
Ein oft gehörtes Argument ist auch „Die<br />
ÖH tut ja nichts für mich, warum soll ich<br />
die wählen?“ Dabei k<strong>an</strong>n ich nur auf den<br />
Artikel „Wer braucht diese <strong>H<strong>TU</strong></strong> schon?“<br />
von meiner Kollegin Bi<strong>an</strong>ka Ullm<strong>an</strong>n auf<br />
<strong>der</strong> nächsten Seite verweisen. Und selbst<br />
wenn du <strong>der</strong> Meinung bist, die <strong>der</strong>zeitige<br />
ÖH-Exekutive würde deine Anliegen<br />
nicht unterstützen, d<strong>an</strong>n hilft nur die<br />
Wahl, eine Än<strong>der</strong>ung herbeizuführen.<br />
Trotz immer wie<strong>der</strong> novelliertem (und<br />
aus unserer Sicht nach unten nivelliertem)<br />
Universitäts- und <strong>HochschülerInnenschaft</strong>sgesetz<br />
k<strong>an</strong>n die Studierendenvertretung<br />
noch viel Gutes erreichen und<br />
viel Schlechtes verhin<strong>der</strong>n.<br />
Aus oben <strong>an</strong>geführten Gründen ist eine<br />
hohe Wahlbeteiligung <strong>der</strong> Gar<strong>an</strong>t für<br />
eine Stärkung <strong>der</strong> Studierendenvertretung<br />
und Festigung <strong>der</strong> Verh<strong>an</strong>dlungsposition<br />
gegenüber den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Dialogpartnern<br />
(Rektorat,<br />
Dek<strong>an</strong>e, Ministerium<br />
usw.). Nutze auch du<br />
deine Stimme und geh<br />
wählen!<br />
Ulf studiert Bauingenieurwesen<br />
und wird natürlich sein<br />
Wahlrecht nutzen.<br />
htu_info 17