Ausgabe № 03 / 2011 - HTU HochschülerInnenschaft an der TU Wien
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Foto: garfield<br />
Vorsitzcorner<br />
Konsequenzen des Sparens<br />
Sparen, sparen, sparen! Dieses Wort wird in letzter Zeit<br />
innerhalb <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Wien</strong> inflationär gebraucht. Es ist in<br />
aller Munde und zu je<strong>der</strong> Tageszeit ein Gespräch wert. Von<br />
Gegner(inne)n bis zu Befürworter(inne)n, alle reden mit.<br />
Was aber niem<strong>an</strong>dem so richtig bewusst zu sein scheint<br />
sind die Konsequenzen des Sparens. Nicht umsonst spricht<br />
m<strong>an</strong> oft von „Kaputtsparen“.<br />
Im April bekamen alle Angehörigen <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Wien</strong> eine vom<br />
<strong>der</strong>zeitigen Rektor Skalicky und <strong>der</strong> zukünftigen Rektorin<br />
Seidler verfasste E-Mail. In dieser Mail machen sie gemeinsam<br />
darauf aufmerksam, was im Zuge des Projekts „<strong>TU</strong> Univercity<br />
2015“ alles geschaffen wurde. Die Aufmerksamkeit wird<br />
in <strong>der</strong> Mail auch auf das in Zukunft fehlende Geld gelenkt. Es<br />
wird unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em erwähnt, dass die Zahl <strong>der</strong> Studierenden<br />
seit 20<strong>03</strong> um 60% gestiegen ist. Das Betreuungsverhältnis ist<br />
schlechter geworden. Die Ausführungen in <strong>der</strong> Mail werden<br />
mit folgendem Absatz abgeschlossen:<br />
„Bitte schenken Sie diesen Ausführungen die notwendige Aufmerksamkeit!<br />
Wir stehen nicht wie<strong>der</strong> vor ein o<strong>der</strong> zwei mageren<br />
Jahren, son<strong>der</strong>n vor einem strukturellen Eingriff in die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Wien</strong>. Sollte, wie befürchtet, die Unterfin<strong>an</strong>zierung<br />
<strong>an</strong>halten, ist ein Rückfahren <strong>der</strong> Leistungen und<br />
damit ein gezieltes Schrumpfen <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isation unausweichlich.<br />
In letzter Konsequenz bedeutet das auch den Abbau von<br />
Personal.“<br />
Wenn m<strong>an</strong> genau liest, d<strong>an</strong>n würde das bedeuten, dass nicht<br />
nur Personal in den Dienstleistungsbereichen <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Wien</strong><br />
(Gebäude und Technik, ZID,…), son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Lehre<br />
abgebaut wird. Schlechtere Betreuungsverhältnisse sind da nur<br />
die direkte und erste Konsequenz. Die Reduktion <strong>der</strong> Studierendenzahlen<br />
durch Aufnahmeprüfungen und/o<strong>der</strong> Studiengebühren<br />
als erhöhte fin<strong>an</strong>zielle Belastung sind die logischen<br />
Folgen.<br />
Das sind aber nicht die einzigen Konsequenzen. G<strong>an</strong>ze Hörsaaltrakte<br />
können nicht gebaut und wichtige S<strong>an</strong>ierungen<br />
nicht durchgeführt werden. Das Schrumpfen <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isation<br />
k<strong>an</strong>n in dem Fall bedeuten, dass Institute und Studienrichtungen<br />
zusammengelegt werden. Beispielsweise wird Physik und<br />
Sparen<br />
Spare<br />
Spar<br />
Chemie sowohl auf <strong>der</strong> Uni <strong>Wien</strong>, als auch auf <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Wien</strong><br />
<strong>an</strong>geboten. Es erscheint naheliegend, dass solche Studienrichtungen<br />
in Zukunft nur noch auf einer Uni in <strong>Wien</strong> <strong>an</strong>geboten<br />
werden.<br />
Das Sparen wird uns vermutlich auch im alltäglichen Leben auf<br />
<strong>der</strong> Uni treffen. Wer bisher bis 23 Uhr auf <strong>der</strong> Uni gelernt hat,<br />
darf sich in Zukunft wahrscheinlich darauf einstellen, früher<br />
gehen zu müssen, weil die Öffnungszeiten gekürzt werden. Die<br />
Lernräume, die so dringend für uns Studierende sind, werden<br />
vermutlich nicht mehr weiterausgebaut. Bei für uns wichtigen<br />
Dienstleistungsbereichen wie <strong>der</strong> Studien- und Prüfungsabteilung<br />
werden ebenfalls starke Einsparungen <strong>an</strong>gedroht.<br />
Das sind nur einige Beispiele dafür, welche Maßnahmen uns<br />
direkt o<strong>der</strong> indirekt treffen werden. Wenn m<strong>an</strong> zum Sparen<br />
verpflichtet wird, muss m<strong>an</strong> die Kosten reduzieren. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass einige von den oben gen<strong>an</strong>nten Konsequenzen<br />
eintreffen werden ist groß. Was uns aber nicht logisch<br />
erscheint ist, warum wir so massiv einsparen müssen. Angesichts<br />
<strong>der</strong> Tatsache, dass das heutige Diplom für viele Bereiche<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft <strong>der</strong> Matura von vor 50 Jahren entspricht, ist<br />
es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass die Zahl <strong>der</strong> Studierenden steigt.<br />
Volkswirtschaftlich k<strong>an</strong>n es nur ein Erfolg sein, allen Menschen<br />
in <strong>der</strong> Gesellschaft ein Höchstmaß <strong>an</strong> Bildung zu ermöglichen.<br />
Vor 20 Jahren hätte mit dem Ausbau <strong>der</strong> Universitäten und<br />
Fachhochschulen begonnen werden müssen. Wurde es aber<br />
nicht. Nun müssen wir die Fehler <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit auf unseren<br />
Rücken austragen.<br />
Die Frage ist, wie geht es weiter? Sollen sich unsere Befürchtungen<br />
bewahrheiten? Wollen wir alle weiterhin unsere Nasen<br />
in unsere Bücher vergraben und glücklich<br />
sein, dass all diese Verän<strong>der</strong>ungen uns<br />
nicht mehr so stark betreffen werden o<strong>der</strong><br />
wollen wir aufstehen und uns gemeinsam<br />
mit allen Universitäts<strong>an</strong>gehörigen <strong>an</strong> die<br />
Arbeit machen, um zu retten, was noch<br />
zu retten ist? Nur gemeinsam können wir<br />
etwas bewirken. <strong>TU</strong> es!<br />
Ulf, Bi<strong>an</strong>ka und Peter<br />
htu_info 3