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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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15. JahrgangAugust 1974 Heft 8Physikalische Medizinund RehabilitationZeitschrift für praxisnahe MedizinSchriftleitung:H. Haferkamp, Mainz, und Ft. F. Weiß, Marstetten-Aitrach.Organ des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahrene. V., Sitz Stuttgart, des Kneippärztebundes, ÄrztlicheGesellschaft für Physiotherapie e. V., Sitz Bad Wörishofen,und des Österreichischen Kneippärztebundes.Wissenschaftlicher Beirat:H. Bialonski (Bad Godesberg) — F. Brantner (Villach) — N. Breidenbach(Beuren) — P. Dosch (München) — H. Fleischhacker (Wien) —K. Franke (Bad Lauterberg) — P. Frick (Mainz) — H. G. Güttner (Dresden)- H. Harmsen (Hamburg) - A. Hoff (Bad Wörishofen) - W. H.Kahlert (Bad Salzuflen) - J. Kaiser (Bad Wörishofen) - K. Kötschau(Schloßberg) - H. Kolb (Wetzlar) - H. Krauß (Berün-Buch) - Krautheim(Grönenbach) — W. Küster (Magdeburg) — R. v. Leitner (Berlin)— H. Mensen (Bad Rothenfelde) — W. v. Nathusius (Hirzenhain/Oberhessen) — H. Paul (Bad Godesberg) — A. Pischinger (Wien) —H. P. Rusch (Frankfurt M.) — H. Seyfarth (Rostock) — W. Schauwecker(Bensheim) - E. G. Schenck (Aachen) - H. Schlüter (Berleburg) -O, Scbumacher-Wan<strong>der</strong>sleb (Bad Münstereifel) — R. Voll (Plochingen)- H. L. Walb (Homberg/Kreis Aisfeld) - W. Zabel (Berchtesgaden) -W. Zimmermann (München).EditorialUnsere heutige Diagnostik hat sich in den letzten Jahren inungeahnter Weise erweitert. Das betrifft in erster Linie dieLaboratoriumsmethoden. Neue Untersuchungsverfahren undvor allem neue Apparaturen wurden entwickelt. WelcherArzt wird heute noch selbst in <strong>der</strong> Praxis Blutkörperchenzählen o<strong>der</strong> ein Differentialblutbild auswerten? Höchstenswird noch ein Harnsediment untersucht. Alles an<strong>der</strong>e machtdas Laboratorium, teils dasjenige <strong>der</strong> eigenen Praxis, inzunehmendem Maße aber ein Diagnostisches Institut. Früherbenutzten wir ein solches in <strong>der</strong> Hauptsache bei bakteriologischenund serologischen Untersuchungen. Heutesind nun aber auch für die meisten <strong>der</strong> chemischen undbiologischen Untersuchungen technische Verfahren entwickeltworden, die alles außerordentlich einfacher machen.Man kann damit ganze Serienuntersuchungen anstellenund so die diagnostischen Möglichkeiten erheblich erweitern.Ist das aber in <strong>der</strong> großen Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle notwendigund bringt es den erwarteten Nutzen? Das ist eine Frage,die uns zunehmend bewegt. Nach dem ersten Enthusiasmusüber diese technische Perfektion haben wir doch allmählichmehr und mehr ihre Grenzen kennengelernt. Unddas nicht nur bei uns, wo die Diagnostischen Institute sichrapide vermehrt haben und wo man dem Arzt einredenwill, daß er nur noch mit solchen neuen Methoden mo<strong>der</strong>nsei und den gegenwärtigen Ansprüchen <strong>der</strong> Gesellschaftgenüge. Auch in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n beginnt dieses Umdenken.So lesen wir in <strong>der</strong> führenden englischen medizinischenZeitschrift „The Lancet" vom 5. Mai 1973 einen Herausgeberaufsatz(Editorial) mit <strong>der</strong> geradezu aufreizendenÜberschrift: „Ist mehr wirklich besser?" (Is More ReallyBetter?). Darin kommen mit aller Deutlichkeit die gleichenSorgen und Bedenken zur Erörterung, sogar noch schärferformuliert, als dies bei uns gegenwärtig bereits gewagtwird.Ist die Diagnose klar, so heißt es dort, wieviel labormäßigeBestätigung ist dann noch notwendig? Die Antwort ist eindeutigund klar: in den allermeisten Fällen gar keine! NurAusnahmesituationen wie etwa eine Schilddrüsenerkrankungmachen trotz sicherer Diagnose eine Laboratoriumsuntersuchungwünschenswert, um eine Dokumentation fürdie Zukunft, für den weiteren Verlauf und die entsprechendeTherapie zu erhalten. Dann aber genügt von den vielenFunktionstests für die Schilddrüse ein einziger, und allean<strong>der</strong>en sind zumindest überflüssig, wie etwa die Bestimmungvon Plasmathyroxin, protetngebundenem Jod, Cholesterinund thyreotropem Hormon.Ein an<strong>der</strong>er häufiger Irrtum ist es, daß <strong>der</strong> zuletzt erarbeiteteund umfangreichste Test auch <strong>der</strong> beste sein müsse.Vielfach gilt gerade das Gegenteil: <strong>der</strong> einfachste Test ist<strong>der</strong> aussagekräftigste. Ein Beispiel hierfür ist die serienmäßigeEnzym-Bestimmung bei <strong>der</strong> akuten Hepatitis. In<strong>der</strong> Regel genügt hierfür eine einzige Bestimmung <strong>der</strong>Aminotransferase. Die tägliche Bestimmung von Enzymen,Bilirubin, Serumeiweiß usw. hilft kaum etwas für die Prognoseund für die Therapie.Bei den Serum-Elektrolytbestimmungen hat sich heute dieMehrfachkanal-Methode eingeführt, d. h. man bestimmtmöglichst viele Plasma-Elektrolyte gleichzeitig. Das machttechnisch keine weiteren Schwierigkeiten. Aber den Klinikerinteressieren die vielen Werte kaum. Er möchte hauptsächlichden Kaliumwert im Serum wissen, <strong>der</strong> meistensviel aufschlußreicher ist als das Natrium und <strong>der</strong> Stickstoff,o<strong>der</strong> gar das Serum-Chlorid. Für das, was <strong>der</strong> Klinikerwirklich notwendig hat, genügen meistens die billigerenund dabei recht zuverlässigen halbautomatischen Methoden.Zwar ist es leicht, die Kosten für eine <strong>der</strong>artige umfassendeLaboratoriumsanalyse zu berechnen. Weit problematischerist jedoch die Aussage über den wirklichen „Wert" <strong>der</strong>artigerUntersuchungen für Praxis und Klinik. Die heuteüblich gewordenen Qualitätskontrollen zeigen allein, welcheMöglichkeiten das Laboratorium heute besitzt. Die Gefahrbesteht dann jedoch darin, daß viele dieser Resultate amKrankenbett mehr verwirren als helfen. Der behandelndeArzt ist vielfach überfor<strong>der</strong>t, diese vielen Werte richtig zuinterpretieren, und das gilt sogar für die große Kiinik. Somüssen wir feststellen, daß sich vielfach bei den behandelndenÄrzten in zunehmendem Maße eine Gleichgültigkeitgegenüber diesen vielen Analysen einstellt. Sie müssensich doch wie<strong>der</strong> darauf besinnen, daß man am Krankenbettmit allen diesen Befunden nur recht wenig anfangenkann, abgesehen natürlich von gewissen Ausnahmen beischwieriger Differentialdiagnose. So sehen wir es kommen,Phys. Med. u. Reh. Heft 8, 1974 177

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