ABI 2011 - Nordkurier
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Sonnabend/Sonntag, 9./10.Juli <strong>2011</strong><br />
Der erste Ehrenamtliche im Bundesfreiwilligendienst Tilo Schüssler, an seiner<br />
künftigen Arbeitsstätte, dem Sport-Gesundheitspark Berlin FOTO: DAPD<br />
Hochschule auf Umwegen:<br />
Beinahe eine Abkürzung<br />
WEITERBILDUNG Johann<br />
Münch hat seine Fachhochschulreife<br />
gemacht<br />
und ist überzeugt: Besser<br />
spät als nie. Doch<br />
manchmal ist spät auch<br />
besser als gleich.<br />
VON ANNIKA KIEHN<br />
NEUBRANDENBURG. Wie ein potentieller<br />
Landwirt sieht Johann<br />
Münch nicht aus. Leger trägt er die<br />
Weste über dem Hemd, ein moderner<br />
Seitenscheitel ziert den Kopf,<br />
am rechten Ohr blitzt ein Ohrring<br />
– noch fällt es schwer, sich vorzustellen,<br />
wie er einen Kuhstall ausmistet.<br />
Doch genau das hat Johann<br />
vor. Denn wenn er jetzt seine Fachhochschulreife<br />
hat, will er an der<br />
Fachhochschule in Neubrandenburg<br />
Agrarwirtschaft studieren.<br />
Dafür hat er ein Jahr<br />
lang gebüffelt und<br />
seine Fachhochschulreifenachgemacht.<br />
„In<br />
Englisch bin<br />
ich super, aber<br />
Mathe haut<br />
echt rein“,<br />
sagt er. In gerade<br />
mal 34<br />
Wochen Schule,<br />
abzüglich<br />
der Ferien und<br />
Feiertage steigere<br />
sich das Pensum<br />
von Grundkurs<br />
11. Klasse<br />
bis 12. Klasse<br />
Leistungskurs.<br />
In Rechnungswesen,<br />
VWL und BWL<br />
hingegen konnte<br />
der 21-Jährige<br />
mit Vorwissen<br />
aus seiner Kaufmannslehreauf-<br />
FACHGYMNASIUM Rick<br />
Drägestein ist zunächst<br />
Zimmermann geworden.<br />
Jetzt will er Wirtschaftsinformatik<br />
studieren.<br />
VON MARINA SPREEMANN<br />
FRIEDLAND. Prüfungsstress in Familie:<br />
Rick Drägestein, 22 Jahre alt,<br />
und sein drei Jahre jüngerer Bruder<br />
Dennis haben das Abitur gemacht<br />
– sozusagen im Doppelpack.<br />
Beide Friedländer besuchen das<br />
Fachgymnasium. „Das hatte schon<br />
ein paar Vorteile“, sagt Rick.<br />
„Wenn mal einer was nicht verstanden<br />
hatte, kann man das besprechen<br />
und sich zusammen auf die<br />
Prüfungen vorbereiten.“ Und nun<br />
haben es beide geschafft und konnten<br />
auch zusammen feiern.<br />
Rick, der Ältere, hatte nach dem<br />
Realschulabschluss zunächst eine<br />
trumpfen. „Ich hatte damals keine<br />
Lust mehr, nach der 10. Klasse weiter<br />
die Schulbank zu drücken. Von<br />
der Vorstellung, zu studieren, war<br />
ich nicht besonders überzeugt“,<br />
sagt Johann.<br />
Lieber wollte er etwas Luft in<br />
der Arbeitswelt schnuppern. Dann<br />
macht er eine kurze Pause, bevor<br />
er weiterspricht:<br />
„Na ja. Ein bisschen<br />
faul bin<br />
ich vielleicht<br />
auch.“<br />
Dennoch<br />
ist<br />
er überzeugt,<br />
Ausbildung als Zimmermann absolviert,<br />
„weil ich schon als Kind immer<br />
was Handwerkliches machen<br />
wollte“. Er war dafür nach Baden-<br />
Württemberg gezogen. Übrigens<br />
auch in Familie: „Meine Tante hat<br />
dort ihr Studium angefangen, da<br />
sind wir zusammen runtergegangen.“<br />
Die Arbeit in der Baubranche<br />
sei dann sehr anstrengend gewesen,<br />
vor allem körperlich. „Mir wurde<br />
klar, dass ich das nicht mein<br />
ganzes Leben lang machen wollte.“<br />
Deshalb beschloss Rick, sich weiter<br />
zu qualifizieren, vielleicht Bauingenieur<br />
zu werden. „Hätte ich früher<br />
in der Schule mehr Lust gehabt<br />
zum Lernen, hätte ich gleich das<br />
Abitur machen können. Aber damals<br />
war ich nicht so motiviert“, erinnert<br />
er sich. Dass er das schafft,<br />
daran gab es bei Rick keine Zweifel.<br />
„Es lief auch wirklich gut“, sagt er.<br />
Seine Zukunftspläne hat er während<br />
der Zeit am Fachgymnasium<br />
der Beruflichen Schule Wirtschaft<br />
und Verwaltung in Neubranden-<br />
MIESBACH (DPA). Thomas Volk<br />
schaut genau zu. Mehrmals zeigt<br />
ihm Manfred Edenhofer, wie man<br />
einen Gehbehinderten mit dem<br />
Stuhl in einen Krankenwagen rollt.<br />
Dann probiert es der 18-Jährige<br />
selbst. Nach einigen Versuchen<br />
klappt es mühelos.<br />
Der Abiturient hat seine erste Bewährungsprobe<br />
als „Bufdi“ bestan-<br />
alles richtig gemacht zu haben. „Es<br />
ist gar nicht so verkehrt, vor dem<br />
Studium eine Ausbildung zu absolvieren“,<br />
sagt<br />
Johann. Die Erfahrungen aus der<br />
Praxis würden es ihm sehr erleichtern,<br />
die Theorie für die Fachhochschulreife<br />
und später auch im Studium<br />
zu verstehen. „Ich wollte erst<br />
einmal lernen, wie man sich im täglichen<br />
Arbeitsleben behauptet.“<br />
Dass er nun doch wieder die<br />
Schulbank<br />
drückt, daran<br />
sei ein wenig<br />
seine Familie<br />
schuld: „Da<br />
sind alle Akademiker<br />
– das hat<br />
meinen Anspruch<br />
an mich<br />
selbst noch erhöht“,<br />
sagt er<br />
und erzählt von<br />
dem erfolgreichen<br />
Werdegang seines großen Bruders<br />
Paul – sein Idol in Sachen<br />
schulische Laufbahn. „Er hat sein<br />
Abi mit einer Eins vorm Komma gemacht<br />
und in Hamburg/Harburg<br />
Maschinenbau studiert.“<br />
Die Möglichkeit, irgendwann<br />
selbst noch studieren<br />
zu können, war für Johann<br />
schließlich die Motivation,<br />
seine Fachhochschulreife<br />
zu machen. „Man weiß ja<br />
nie, plötzlich haben wir<br />
wieder eine Wirtschaftskrise<br />
und dann hätte<br />
ich die Option mich weiterzubilden,<br />
anstatt<br />
mich mit mies bezahlten<br />
Minijobs über<br />
Wasser zu halten.“<br />
Das Beste aber seien<br />
die Ferien:<br />
„Anders als in<br />
der Berufsschule<br />
muss<br />
man<br />
nicht<br />
Seine Fachhochschulreife hat er in der Tasche. Den neuen Herausforderungen im Studium<br />
stellt sich Johann Münch mit einem Lächeln. FOTO: ANNIKA KIEHN<br />
Erste Bewährungsproben für den „Bufdi“<br />
PREMIERE Thomas Volk<br />
aus Miesbach ist ein<br />
Freiwilliger. Er hofft auf<br />
eine abwechslungsreiche<br />
Tätigkeit.<br />
Im Doppelpack mit dem Bruder<br />
burg noch einmal geändert. „Ich<br />
will Wirtschaftsinformatik studieren,<br />
an der Fachhochschule in Stralsund.<br />
Das liegt mir und das kann<br />
ich gut, wie ich an der Schule festgestellt<br />
habe, die ja auf Wirtschaft<br />
ausgelegt ist“, sagt er. In Stralsund<br />
hat er sich an einem Infotag schon<br />
mal umgesehen. „Dort<br />
hat es mir zugesagt.“<br />
Gerade auch, weil das<br />
Meer so nahe ist. Die<br />
Nähe zum Wasser ist<br />
für Rick ein Grund,<br />
warum er auch in Zukunft<br />
im Nordosten<br />
bleiben möchte.<br />
In zehn Jahren<br />
noch hier zu leben, kann er sich<br />
gut vorstellen. Nach erfolgreichem<br />
Studium – Bachelor und Master –<br />
wünscht sich Rick einen Job als<br />
Wirtschaftsinformatiker. „Gern in<br />
einer mittleren Führungsebene. Im<br />
Team zu arbeiten, zusammen Programme<br />
zu entwickeln, das würde<br />
ich gern machen.“ Eine Familie,<br />
Abitur Kurier Seite 13<br />
„In meiner<br />
Familie<br />
sind alle<br />
Akademiker.<br />
Das hat meinen<br />
Ansporn<br />
erhöht.“<br />
„Mir wurde<br />
klar, dass ich<br />
das nicht mein<br />
Leben lang<br />
machen will.“<br />
den. So heißen die Angehörigen<br />
des neuen Bundesfreiwilligendienstes<br />
(BFD), der an die Stelle des Zivildienstes<br />
getreten ist. Mit der Aussetzung<br />
der Wehrpflicht kam zum<br />
30. Juni dieses Jahres auch das Ende<br />
für den Zivildienst. „Bufdi“ statt<br />
„Zivi“ heißt es nun.<br />
Der Landesgeschäftsführer beim<br />
Bayerischen Roten Kreuz (BRK),<br />
Leonhard Stärk, würde sich freuen,<br />
wenn mehr junge Menschen wie<br />
Thomas Volk sich als „Bufdis“ melden<br />
würden. Der Bundesfreiwilligendienst<br />
wurde nach seiner Auffassung<br />
viel zu überhastet eingeführt.<br />
Daher laufe er nur schleppend<br />
an. „Das ist für uns eine krasse<br />
Zäsur“, erläutert Stärk. Zusätz-<br />
arbeiten, sondern man hat wirklich<br />
frei“, sagt er und grinst. Von<br />
Reue, nicht gleich nach der 10. Klasse<br />
durchgezogen zu haben, keine<br />
Spur. „Ich bin doch noch so jung“,<br />
sagt er und erzählt von seinen<br />
30-jährigen Klassenkameraden, die<br />
die Schule noch mit der Familie in<br />
Einklang bringen müssten.<br />
Mit seinen 21 Jahren kann Johann<br />
bereits eine abgeschlossene<br />
Lehre und Fachhochschulreife mit<br />
Schwerpunkt Wirt-<br />
schaft vorweisen –<br />
trotz leichter Bedenken<br />
freue er sich auf<br />
seine Zukunft in der<br />
Landwirtschaft. Weiterbildung<br />
auf Umwegen<br />
ist also nicht unbedingt<br />
die schlechtere<br />
Alternative? „Im Prinzip<br />
habe ich doch ‘ne<br />
Abkürzung genommen“,<br />
sagt er und rechnet<br />
zurück. „Das normale Abitur<br />
dauert zwölf Jahre. Ich habe zehn<br />
Jahre bis zum Realschulabschluss<br />
gebraucht, die Lehre, dann ein Jahr<br />
und nun bin ich quasi auf dem gleichen<br />
Stand plus Beruf“ – aller Matheschwäche<br />
zum Trotz, die Rechnung<br />
scheint aufgegangen.<br />
Ein Jahr zur<br />
Qualifikation<br />
In der einjährigen Fachoberschule<br />
erhält der Schüler<br />
wöchentlich durchschnittlich<br />
35 Stunden allgemein bildenden<br />
und berufsbezogenen<br />
Unterricht. Eintreten können<br />
Bewerber, wenn sie die Mittlere<br />
Reife oder den Realschulabschluss,<br />
eine zweijährige abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
oder eine dreijährige Berufstätigkeit<br />
nachweisen. Das zusätzliche<br />
„Schuljahr“ wird mit<br />
den Prüfungen für die Fachhochschulreifeabgeschlossen.<br />
@www.bildung-mv.de<br />
am liebsten auch Kinder, hätte er<br />
dann mit Anfang 30 ebenfalls gern.<br />
Und ein neues Hobby.<br />
Das Gitarrespielen in einer<br />
Metal-Band musste Rick gerade aufgeben,<br />
wegen gesundheitlicher Probleme<br />
mit der Hand. „Musik möchte<br />
ich schon gern wieder machen,<br />
habe aber noch keine<br />
richtige Idee“, sagt er.<br />
In den vergangenen<br />
Wochen habe ihm das<br />
erst mal kaum gefehlt.<br />
„Ich hatte ja mit den<br />
Prüfungen eine Menge<br />
zu tun und habe fürs<br />
Abitur gelernt.“<br />
Den Sommer wird<br />
Rick zunächst für einen kurzen<br />
Trip nach London nutzen. Dann<br />
will er die gemeinsame Wohnung<br />
mit seinem Bruder einrichten. Die<br />
beiden ziehen von Friedland nach<br />
Greifswald, Dennis wird dort studieren<br />
und Rick jeden Tag nach<br />
Stralsund fahren. Dann heißt es:<br />
Studium im Familien-Doppelpack.<br />
lich zu den bayernweit erst 12<br />
abgeschlossenen Verträgen mit<br />
dem BRK hätten sich an die 50 Interessenten<br />
sich zusätzlich gemeldet.<br />
Für den Miesbacher Volk war<br />
seit Jahren klar, dass er nach der<br />
Schule einen sozialen Dienst leisten<br />
wolle. „Ich kenne Nachbarn,<br />
die Zivis waren“, erläutert er, „und<br />
eigentlich ist der Bufdi nichts anderes<br />
als der Zivi. Es hat sich nur der<br />
Name geändert.“ Was genau auf<br />
ihn zukommt, wusste er zunächst<br />
nicht. „Ich war zu sehr mit dem<br />
Abitur beschäftigt, als dass ich<br />
mich darum hätte kümmern können.“<br />
Doch er hofft auf eine abwechslungsreiche<br />
Tätigkeit, „und<br />
NEUBRANDENBURG (NK). Das Erinnerungs-Gruppenfoto<br />
vom Abiball ist<br />
natürlich Pflicht. An den meisten<br />
Schulen der Region ist es auch<br />
schon längst Tradition geworden,<br />
dass sich alle Klassen an dem feierlichen<br />
Abend zu einem Bild für<br />
den Abiturkurier zusammenfinden.<br />
Schließlich sind die bestandenen<br />
Prüfungen Anlass zu Freude<br />
und Stolz – und das kann sich sehen<br />
lassen.<br />
Die meisten Fotos der Beilage<br />
dass ich viel dazulerne für meine<br />
Ausbildung und das Berufsleben“.<br />
Das Berufsziel steht längst fest.<br />
Der Blondschopf will Wirtschaftsingenieur<br />
werden. In seiner Freizeit<br />
spielt er Volleyball oder zupft<br />
die Gitarre. „Auch das Fotografieren<br />
macht mir Spaß“, sagt er. Eben<br />
erst ist er von einem Europatrip im<br />
Auto mit drei Freunden zurückgekommen.<br />
Bisher leisteten bis zu<br />
1800 junge Männer Zivildienst bei<br />
der bayerischen Hilfsorganisation.<br />
Stärk wäre aber schon froh, wenn<br />
er bis Jahresende 400 Menschen für<br />
den BFD gewinnen könnte. Er warf<br />
der Bundesregierung vor, Zweckoptimismus<br />
beim Ersatz für den<br />
Zivildienst zu verbreiten.<br />
Stolze Abiturienten<br />
auch im Netz zu bewundern<br />
Dr. med. vet. Holger Nietz<br />
– Fachtierarzt für Kleintiere –<br />
Waren<br />
Goethestraße 52<br />
17192 Waren<br />
Tel.: 03991 664626<br />
Auto: 0171 6727288<br />
Kleintiersprechstunde Kleintiersprechstunde<br />
Mo.–Fr. 10–12 u. 16–18 Uhr<br />
Samstag 10–12 Uhr<br />
Sonntag Notfallsprechstunde<br />
11–12 Uhr<br />
sind auch im Internet zu bewundern.<br />
Allerdings werden die Fotos<br />
der Abiturklassen und die Namen<br />
der Abiturienten sowohl in der Zeitung<br />
als auch im Internet nur veröffentlicht,<br />
wenn die Schulen ausdrücklich<br />
zustimmen. Die meisten<br />
Schulen der Region nutzen diese<br />
Gelegenheit jedoch gern, um ihren<br />
Abiturjahrgang <strong>2011</strong> auf diesem<br />
Wege auch der Öffentlichkeit vorzustellen.<br />
@!www.nordkurier.de/abi<strong>2011</strong><br />
Röbel<br />
Mirower Straße 34<br />
17207 Röbel<br />
Tel.: 039931 59146<br />
Montag–Freitag<br />
16–18 Uhr<br />
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Wir arbeiten unter anderem mit Ultraschall, EKG, CT, digitales<br />
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Wir sind 24 Stunden für Sie erreichbar!<br />
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Telefon<br />
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61320<br />
Radenkämpen 22, 17192 Waren<br />
Telefon (03991) 61 32 0<br />
Telefax (03991) 61 32 52<br />
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