Bildungswerkstatt Pädagogik und Landwirtschaft - SoFar
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ler unterschiedlicher Materialien, das Klettern <strong>und</strong> Balancieren, das Empfinden<br />
von Geborgenheit <strong>und</strong> „Behaglichkeit“ oder kurzzeitige Störungen dieser Empfindungen<br />
- alles dieses gehört zur frühkindlichen Entwicklung vor dem Schuleintritt.<br />
Es ist heute überwiegend Konsens in der <strong>Pädagogik</strong>, dass die Sinnesentwicklung<br />
eng verknüpft ist mit der Ausbildung anderer Fähigkeiten in späterem Alter, beispielsweise<br />
auch mit dem schulischen Lernen <strong>und</strong> mit sozialen Fähigkeiten wie<br />
Empathie. Kinder, denen die ges<strong>und</strong>e Entwicklung der „Basissinne“ durch mangelnde<br />
Gelegenheit zur Erfahrung nicht möglich war, entwickeln leichter Entwicklungsstörungen<br />
oder auffälliges Sozialverhalten. Insofern ist die Arbeit mit Tieren<br />
eine gute Möglichkeit, Kindern gr<strong>und</strong>sätzliche Sinneserfahrungen zu ermöglichen,<br />
die bei vielen vor dem Eintritt in die Schule noch nicht in ausreichendem Maße<br />
erfolgt sind.<br />
Arbeit mit Tieren<br />
Um den vielfältigen Erfahrungsmöglichkeiten bei der Arbeit mit den Tieren selbst<br />
auf die Spur zu kommen, begaben wir uns zum Hof, wo wir die Schafe <strong>und</strong> die Kuh<br />
Luise abholten <strong>und</strong> gemeinsam mit ihnen zum Eselstall gingen, wo die beiden<br />
Großesel schon auf uns warteten. Dort hatten wir Gelegenheit zu verschiedenen<br />
Wahrnehmungsübungen.<br />
Zuerst einmal ging es darum, die unterschiedlichen „Qualitäten“ der Tierarten<br />
wahrnehmen. Wie wirkt ein Schaf, wie ist es mit der Kuh, wie fühlt es sich an,<br />
neben einem Esel zu stehen? Zufällig kam auch noch eine Schar Laufenten vorübergewatschelt,<br />
das machte den Unterschied zu den größeren Tieren noch besonders<br />
deutlich.<br />
Danach durften wir die Tiere mit den Händen berühren - spüren wie unterschiedlich<br />
sie sich anfühlen. Der Unterschied Schaf <strong>und</strong> Esel leuchtet einem ja sofort ein,<br />
aber auch Esel <strong>und</strong> Kuh fühlen sich ganz unterschiedlich an!<br />
Nun wurden die Tiere auch mit dem Gesicht berührt. Belauscht. Was gibt es da für<br />
unterschiedliche Geräusche: Den Herzschlag, die Bauchgeräusche… der Geruch<br />
der Tiere ließ sich so natürlich auch gut wahrnehmen.<br />
Durch Pflegearbeiten, wie Striegeln oder Hufe auskratzen, hatten wir auch die<br />
Möglichkeit uns noch einmal anders anzunähern. Zum Schluss brachten wir die<br />
Tiere in einer ruhigen, aber offenen <strong>und</strong> mitteilsamen Stimmung zurück in ihre<br />
Ställe.<br />
Als wir die Erlebnisse anschließend gemeinsam reflektierten, kamen wir zu folgenden<br />
Beobachtungen:<br />
Der Geruch der Tiere wurde „angenehmer als erwartet“ erlebt, die Verbindung<br />
zum Tier wurde wahrgenommen <strong>und</strong> auch so etwas wie eine Wirkung des<br />
Wesenhaften des Tieres. Keine Angst sondern Respekt, den Tieren gegenüber<br />
wurde empf<strong>und</strong>en. Einige hatten das Gefühl, sich gut auf die Tiere ausrichten zu<br />
können, mit dem Bewusstsein von sich „weg zu gehen.“ Auf dem Weg zurück zum<br />
Seminarraum hatten einige die Wahrnehmung, zu sich gekommen zu sein <strong>und</strong> das<br />
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