Die gesamte Ausgabe 4/2004 als pdf-Datei - Senioren Zeitschrift ...
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In vielen Produkten ist Gentechnik versteckt.<br />
Foto: Rüffer<br />
Kaum ein Tag vergeht, ohne dass<br />
die Medien neue Produkte oder<br />
Entwicklungen aus dem Bereich der<br />
Biotechnologie melden. Eine Lawine<br />
von Informationen ergießt sich auf<br />
den Verbraucher und schürt oft genug<br />
Verunsicherung und Ängste.<br />
Auch die Gentechnik, ein relativ junger<br />
Zweig der Naturwissenschaften,<br />
hat sich rasant entwickelt und inzwischen<br />
das Stadium industrieller Nutzung<br />
erreicht. Damit greift sie auch<br />
zunehmend in viele unserer Lebensbereiche<br />
ein.<br />
Schlägt man das Lexikon auf, so<br />
findet man unter „Gen“ die Angabe:<br />
„Teil der Erbsubstanz – seit 1909 verwendeter<br />
Begriff für die stoffliche<br />
Substanz einer Erbanlage.“ Gene<br />
können sich gelegentlich verändern,<br />
woraus sich individuelle vererbbare<br />
Unterschiede der Organismen ergeben.<br />
Seit alters her haben Menschen<br />
solche Unterschiede bei der Tier- und<br />
Pflanzenzucht genutzt, indem sie die<br />
ihnen jeweils zusagenden Varianten auslasen<br />
und miteinander kreuzten. <strong>Die</strong><br />
moderne Gentechnik aber unterscheidet<br />
sich grundlegend von den traditionellen<br />
Züchtungsmethoden. Zwar<br />
mögen die Zuchtziele, wie Ertragssteigerung<br />
durch Verbesserung und Veredlung<br />
der Nutzpflanzen und -tiere,<br />
noch dieselben sein, aber die Gentechnik<br />
versucht sie zu erreichen, indem<br />
sie Faktoren aus dem Zusammenhang<br />
des Lebens-, Entwicklungs- und<br />
Vererbungsprozesses gezielt isoliert.<br />
30 SZ 4/<strong>2004</strong><br />
Antimatschtomate<br />
und Genmais<br />
Gentechnik zieht in den Alltag ein<br />
Zuchtmethode Gentransfer<br />
Gentechnik manipuliert das Erbgut<br />
von Lebewesen. So können Gene<br />
aus Zellkernen einer Art entnommen<br />
und in Zellkerne einer anderen<br />
Art eingefügt werden. Wenn dies an<br />
einer befruchteten Eizelle geschieht,<br />
übernehmen alle folgenden Zellen<br />
die „neuen“ Erbanlagen. Eine solche<br />
Einschleusung fremder Erbsubstanz<br />
bezeichnet man <strong>als</strong> Gentransfer. Er<br />
wird in der Landwirtschaft, der Nahrungsmittelherstellung,<br />
der Pharmaindustrie,<br />
der Medizin und der<br />
Umwelttechnik praktiziert. Ein bekanntes<br />
Beispiel für eine gentechnisch<br />
veränderte Nutzpflanze ist die<br />
sogenannte „Antimatschtomate“, die<br />
in den USA angebaut wird. Sie ist mit<br />
einem Fremd-Gen versehen, das den<br />
Reifungsprozess blockiert, wodurch<br />
die Früchte länger frisch bleiben.<br />
Auf dem deutschen Markt werden<br />
gentechnisch veränderte Pflanzen<br />
noch nicht angeboten. Äpfel, Beeren,<br />
Auberginen, Melonen, Tomaten,<br />
Blumenkohl und andere Pflanzen, die<br />
roh oder zubereitet <strong>als</strong> Lebensmittel<br />
verzehrt werden, sind bei uns <strong>als</strong>o<br />
gentechnikfrei. Bis auf kleinere<br />
Flächen in Spanien und kleinere<br />
Versuchspflanzungen werden in der<br />
EU keine gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen angebaut. Anders in den<br />
USA, in Argentinien, Kanada und<br />
China. Bereits die Hälfte der weltweit<br />
produzierten Sojabohnen ist gentechnisch<br />
verändert. Weit verbreitet sind<br />
Gentechnik-Pflanzen auch bei Mais,<br />
Raps und Baumwolle.<br />
Als Zutat auf dem Teller<br />
Soja und Mais liefern Rohstoffe für<br />
viele Lebensmittelzutaten. Dadurch<br />
können Lebensmittel mit gentechnisch<br />
veränderten Pflanzen in Kontakt<br />
kommen, ohne selbst gentechnisch<br />
verändert zu sein. So können Öl<br />
in Margarine, Lezithin in Schokolade,<br />
Keksen und Eis aus Sojabohnen,<br />
Traubenzucker und Glukosesirup aus<br />
Maisstärke hergestellt worden sein.<br />
<strong>Die</strong>s sind nur ein paar Beispiele aus<br />
einer Vielzahl von Anwendungsbereichen.<br />
Allein Soja kann in bis zu<br />
30.000 Produkten enthalten sein!<br />
Erweitert wird das Spektrum noch<br />
durch Mikroorganismen. <strong>Die</strong>se werden<br />
schon seit Jahrtausenden in vielen<br />
Bereichen der Lebensmittelzubereitung<br />
eingesetzt (z.B. Käse, Hefe<br />
usw.). Mikroorganismen können besonders<br />
leicht gentechnisch verändert<br />
werden. Es besteht deshalb prinzipiell<br />
die Möglichkeit, dass die Gentechnik<br />
in fast allen Bereichen unseres Lebens<br />
Eingang findet. Das betrifft insbesondere<br />
die bereits erwähnten Zusatzstoffe<br />
in Lebensmitteln.<br />
Foto: FKK, Hoffmann<br />
Vor allem Mais und Soja werden <strong>als</strong> Gentechnik-Pflanzen<br />
angebaut.<br />
Schweine, Rinder, Schafe und Geflügel<br />
sind bisher nicht gentechnisch<br />
verändert. Eine Ausnahme sind<br />
Fische. In den USA warten gentechnisch<br />
veränderte Lachse auf ihre<br />
Zulassung. Zu bedenken ist auch,<br />
dass durch das Verfüttern von gentechnisch<br />
veränderten Organismen<br />
(Mais, Sojaschrot) Gentechnik in<br />
Form von Fleisch, Wurst und Milchprodukten<br />
doch auf unseren Tellern<br />
landen kann.<br />
Kennzeichnungspflicht<br />
<strong>Die</strong> Auswirkung gentechnisch veränderter<br />
Lebensmittel auf die menschliche<br />
Gesundheit ist nicht bekannt.