Campus - Fachhochschule Schmalkalden
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mit einer »guten« Abschlussarbeit. Also<br />
fragte ich in Halle telefonisch bei einem<br />
mir bekannten Kollegen an, dessen Namen<br />
ich höflicherweise verschweige, ob<br />
er bereit sei, Frau Leinhas als Doktorandin<br />
anzunehmen, was er bejahte. So<br />
fuhren Frau Leinhas und ich nach Halle,<br />
wo sich der Kollege über Frau Leinhas`<br />
bisherige Leistungen begeistert zeigte<br />
und uns zusagte, sie als Doktorandin<br />
anzunehmen.<br />
Leider war er nicht bereit, diese Zusage<br />
schriftlich zu bestätigen. Seine schriftliche<br />
Zusage war aber Voraussetzung,<br />
um für Frau Leinhas eine im Rahmen<br />
eines vom Thüringer Kultusministerium<br />
sogenannten »kooperativen Promotionsverfahrens«<br />
bezahlte Halbtagsstelle<br />
als wissenschaftliche Mitarbeiterin unseres<br />
Fachbereichs beantragen zu können.<br />
Halle ade, weitersuchen!<br />
Universitätskollegen, die herabwürdigend<br />
auf Fachhochschulabsolventen<br />
hinab blicken<br />
Bei der Suche nach einem »Doktorvater«<br />
für Frau Leinhas musste ich leider<br />
feststellen, dass es immer noch Universitätskollegen<br />
gibt, die herabwürdigend<br />
auf Fachhochschulabsolventen hinab<br />
blicken. Nicht so Prof. Dr. Thomas<br />
Hoeren, Leiter der »Zivilrechtlichen Abteilung«<br />
des Instituts für Informations-,<br />
Telekommunikations- und Medienrecht<br />
der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
in Münster.<br />
Wir haben uns 2000 auf einer Tagung in<br />
Edinburgh kennen gelernt und seither<br />
Kontakt gehalten. Ich hatte mich nur<br />
deshalb nicht sofort an ihn gewendet,<br />
da die juristische Fakultät der Universität<br />
Münster auf dem Papier die schwierigste<br />
Promotionsordnung aufweist.<br />
Grundsätzlich müsste ein (»sehr guter«)<br />
Fachhochschulabsolvent danach eine<br />
Vielzahl von Prüfungen ablegen, bevor<br />
er als Doktorand zugelassen wird;<br />
es sei denn, der künftige Doktorvater<br />
kann seine Fakultät überreden, dem<br />
Bewerber diese Prüfungen zu erlassen.<br />
Professor Hoeren konnte dies, nachdem<br />
Frau Leinhas und ich ihm im Juli<br />
2005 zu einem persönlichen Gespräch<br />
aufgesucht hatten. In diesem Gespräch<br />
wurde u. a. das Thema der Dissertation<br />
festgelegt: »IT-Outsourcing und Be-<br />
triebsübergang im Sinne des § 613a<br />
BGB – arbeitnehmererfindungsrechtliche<br />
und arbeitnehmerurheberrechtliche<br />
Problemlösungen«.<br />
Mit der schriftlichen Zusage von Professor<br />
Hoeren konnte ich dann über das<br />
Rektorat den Antrag auf Zuweisung einer<br />
Halbtagsstelle als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin unseres Fachbereichs stellen,<br />
der dazu führte, dass Frau Leinhas<br />
diese Stelle mit Wirkung vom 1. Januar<br />
2006 bekam. Der Arbeitsvertrag war<br />
zunächst bis 31. Dezember 2007 befristet<br />
und wurde bis zum 30. September<br />
2008 verlängert.<br />
Dissertation musste zum Teil<br />
völlig neu geschrieben werden<br />
Grund dafür war das Inkrafttreten des<br />
neuen Urheberrechtsgesetzes zum 1.<br />
Januar 2008, was dazu führte, dass<br />
ein bereits fertiggestellter Teil der Dissertation<br />
überflüssig wurde bzw. völlig<br />
neu geschrieben werden musste. Frau<br />
Leinhas ließ sich aber dadurch nicht<br />
entmutigen, sondern setzte ihre Arbeit<br />
zielstrebig fort.<br />
Da Professor Hoeren mich im Juli 2005<br />
gebeten hatte, als betreuender Fachhochschulprofessor<br />
in diesem »kooperativen<br />
Promotionsverfahren« ein<br />
Drittgutachten über die Dissertation<br />
anzufertigen, habe ich diese, bevor die<br />
Endfassung im April 2008 nach Müns-<br />
Fokus<br />
ter geschickt wurde, mehrfach gelesen.<br />
Ich war überzeugt, dass die bestechende<br />
Leistung von Sabrina Leinhas,<br />
die sie auf 271 + LXII S. präsentierte,<br />
mit einer »sehr guten« Note bewertet<br />
würde, bereitete ein entsprechendes<br />
»Drittgutachten« auf und fragte bei<br />
Herrn Hoeren an, wann ich ihm dieses<br />
zusenden solle.<br />
»Es gibt kein Drittgutachten« antwortete<br />
er. »Ihr Gutachten wird das Zweitgutachten!«<br />
So lag also plötzlich ein<br />
neunseitiges »Zweitgutachten« vor mir,<br />
in dem ich die Dissertation von Frau<br />
Leinhas mit »sehr gut« bzw. offiziell mit<br />
»magna cum laude« bewertet hatte.<br />
Zwei Wochen später schickte mir Professor<br />
Hoeren sein Erstgutachten und<br />
ich war mehr als erfreut, dass auch er<br />
die Arbeit mit »magna cum laude« bewertet<br />
hat. Er bezeichnete sie zudem<br />
als »eine Glanzleistung, die höchsten<br />
Respekt« verdiene.<br />
Mit einer solch schönen Note im Gepäck,<br />
konnte Frau Leinhas beruhigt zur<br />
mündlichen Prüfung, zum »Rigorosum«,<br />
nach Münster fahren, das dort am 11.<br />
November 2008 stattgefunden hat. Natürlich<br />
habe ich Frau Leinhas und ihre<br />
Familie nach Münster begleitet. Schließlich<br />
musste das »magna cum laude« vor<br />
Ort mit der Verleihung des Doktorhuts<br />
gebührend gefeiert werden.<br />
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