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In diesem Jahr aber träumt die
Posidonienschiefergrube den
Dornröschenschlaf weiter, in
dem sie sich den größten Teil des
Jahres befindet. Die Filmvorführung
von vergangenem Sommer,
„Geronimo“, in welchem auch
die Beziehung zwischen dem
legendären Apachenführer und
dem Auswanderer Al Sieber aus
Mingolsheim geschildert wird,
war wenig besucht, berichten
Anwohner. Aber die beteiligten
Jugendlichen waren sehr
zufrieden, wie Bürgermeister
Rolf Müller versichert. Er möchte
das auch gerne wieder machen.
Konkret ist allerdings noch nichts
geplant, so war vom Amt für
Familie, Schulen und Jugend zu
erfahren.
Das Lichterfest wird heuer am 17.
und 18. Juli nicht in der Grube,
sondern in größerem Maßstab
als „Europafest“ bei der Kraichgauhalle
Bad Schönborn-Langenbrücken
gefeiert. Gemeinsam
mit den Partner- und Bäderstädten
Niederbronn-les-Bains
(Frankreich) und Kiskunmajsa
(Ungarn) steht dort ein Wochenende
mit Musik, Tanz, Licht und
Feuer auf dem Programm. Der
TSV Langenbrücken übernimmt
dabei den Ausschank.
Verlassene
Parklandschaft
Und die Grube? Dort werden in
diesem Sommer die Eidechsen
und gelegentlich hier spielende
Kinder unter sich bleiben. Dabei
bietet die Anlage beste Voraussetzungen
für ein Open-Air-Kino
oder Freilichttheater. Oder eben
Lichterfeste. Sie liegt inmitten eines
privilegierten Wohngebietes
südlich der seit 1. April geschlossenen
Sigel-Therme und östlich
der B 3 - idyllisch eingefügt in
eine kleine Parklandschaft mit
verträumten Pavillons und den
Überresten eines Wasserspiels.
Der Weg ist von allen Seiten
her gut ausgeschildert. Immerhin
gehört die Grube zu den
zehn Sehenswürdigkeiten der
Kategorie „Umwelt erleben“, die
das Umweltministerium Baden-
KLARE REGELN: Steinschlaggefahr.
Württemberg auf seiner Website
für den Landkreis Karlsruhe
vorstellt. Ein Ehre, die das schmucke
Plätzchen in der Region mit
Michaelsberg, Rennweghohle
Zeutern und Östringer Schwefelquelle
teilt.
Rohstoff für
Zement
Vom Ende des 19. Jahrhunderts
bis 1926 lieferte die Grube den
Heidelberger Zementwerken begehrten
Rohstoff für ihr Produkt.
Und mancher Hobby-Geologe
und Fossiliensammler versorgte
sich hier mit Material, auch
wenn die Grube nie spektakuläre
Funde brachte. Hauptsächlich
Muscheln, vor allem „Posidonien“,
nach denen dieses Gestein auch
benannt ist, Kopffüßler und Seelilien
konnte man als versteinerten
Abdruck finden.
15 Meter der insgesamt 32 Meter
mächtigen Schicht waren bis zur
Grubenschließung abgebaut.
Danach ereilte die Grube das
Schicksal ähnlicher Anlagen: Sie
wurde als Deponie benutzt.
„Das war eine Müllgrube“, erinnert
sich Beate Leonhardt, die
hier mit den anderen Kindern aus
der Straße einst Erkundungszüge
gemacht hat. Heute besucht sie
die Anlage regelmäßig mit ihrem
Pudel-Mischling „Nemo“ und der
in Ehren gealterten Malteser-
Dame „Maxi“. An den Lichterfesten
nimmt sie gerne teil. Wenn es
dabei mal bis nach Mitternacht
Trubel gibt, akzeptiert sie das als
Anliegerin. „Das ist ja nur einmal
im Jahr.“
An die Müllgrube erinnert nichts
mehr. Die wurde schon in den
Sehenswürdigkeit: Hier verbergen sich Ölvorkommen und Eidechsen.
70er Jahren zugeschoben und
parkähnlich gestaltet. Ende 2008
kam bei einer umfangreichen
Sanierung des flächenhaften
Naturdenkmals noch ein elegant
geschwungener Bogen von
Kalksteinblöcken dazu, der die
Anlage zu einem kleinen Amphitheater
macht.
Die Informationstafel der Gemeindeverwaltung
verrät es: Der
Posidonienschiefer enthält auch
Bitumen, er gehört zu einer Bahn
von Ölschiefer, die sich in der
Langenbrückener Senke bis nach
Rettigheim hinzieht. Wo jetzt
schmucke Einfamilienhäuser
stehen, liegt also gebundenes
schwarzes Gold, wie Erdöl auch
genannt wird (am Golf von Mexiko
denken inzwischen einige
anders darüber), im Boden.
Schwarzes Gold
unter den Füßen
Mit steigenden Ölpreisen ist
die Gewinnung von Erdöl aus
Ölschiefer inzwischen in den
Bereich der Rentabilität gerückt.
In Langenbrücken wird daran
aber niemand denken. Da sind
andere Weltregionen interessanter.
Das Green-River-Vorkommen
in den USA zum Beispiel erstreckt
sich über eine Fläche von 65.000
Quadratkilometer. Und auch
in Deutschland selbst gibt es
interessantere Ölschieferlager.
Bei Darmstadt etwa, wo das
Gestein zwischen 1884 und 1971
abgebaut wurde. Entstanden
ist dabei die Grube Messel, mit
legendären Fossilienfunden.
Kommunalpolitiker wollten Messel
einst als Mülldeponie verfüllen,
inzwischen gehört die Grube
zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Und wenn die Heidelberger
damals in Langenbrücken weiter
gegraben hätten, wer weiß ...
WILLI 2010
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