Ausgabe 4 - Stein Keramik
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PraxisProjekte<br />
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STEIN.KERAMIK.SANITÄR 4 .2011<br />
4 .2011<br />
8<br />
und<br />
Das Lehr-Hotel der Hoge Hotelschool Zuyd Maastricht<br />
öffnete seine Türen im vergangenen Sommer.<br />
Mit einem reichhaltigen Angebot werden aber nicht<br />
nur die Gäste verwöhnt, sondern Studenten, die ihren<br />
Bachelor- oder Master-Abschluss im Hotelfach anstreben.<br />
Das Haus bietet ein Restaurant<br />
mit 130 Plätzen, Konferenzräume<br />
und eine Bar. Für den Umbau des<br />
historischen Gebäudes wurde der Innenarchitekt Henk<br />
Vos als Art Director verpflichtet, der seinerseits zwölf<br />
Designer verpflichtete, um aus dem ehrwürdigen Gemäuer<br />
so etwas wie eine Hotel-Ikone zu machen. Außer<br />
„Château Bethlehem“:<br />
Schlafen unter einem schwimmenden<br />
Elefanten, aufwachen<br />
in einem Herbstwald,<br />
coole Moderne<br />
und edler<br />
Landhausstil: Das<br />
„Château Beth-<br />
Ein HotEl im ScHloSS alS lEHrkörpEr<br />
lehem“ ist eines der ungewöhnlichsten Hotels der Welt und zugleich Praxistest. Denn<br />
die Gäste treffen in diesem Schloss auf talentierte Studenten des Hotelfachs und begegnen<br />
neuen Ideen der Gastlichkeit und Ausstattung.<br />
Namhafte Designer –<br />
überraschende Ideen<br />
Wer hier morgens die Augen aufmacht, erblickt über sich einen schwimmenden<br />
Elefanten. Auch sonst ist in Richard Huttons Hotelzimmer-Entwurf<br />
fast alles wie im Schwimmbad<br />
Ein Hotel im Schloss als Lehrkörper<br />
den Vorgaben, den Denkmalschutz zu respektieren<br />
und eine informative wie innovative Umgebung zu<br />
schaffen, war zwar das zur Verfügung stehende Budget<br />
das Maß aller Dinge, ansonsten durften die Designer<br />
nach Herzenslust schalten und walten.<br />
Angefangen hatte alles in den 1950er Jahren.<br />
Die Hotelmanagement-Schule Maastricht suchte eine<br />
Unterbringungsmöglichkeit für ihre Studenten. Man<br />
übernahm das aus dem 13. Jahrhundert stammende<br />
Château Bethlehem und richtete hier Schlafsäle für die<br />
Studenten ein. Bevor es jetzt zum „Lernhotel wurde,<br />
wurden die Räumlichkeiten für Büros genutzt.<br />
Die weiß gestrichenen, aber original erhaltenen Dachbalken<br />
sorgen hier für einen bemerkenswerten Kontrast zu den<br />
nüchternen Industriemöbeln der Einrichtung.<br />
So verwandelten die Architekten und Designer also innerhalb von anderthalb Jahren das<br />
auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblickende Schloss in ein einzigartiges Hotel mit 26<br />
Zimmern und angegliedertem Restaurant. Während Bart Hagevoort für die Gestaltung der Bar<br />
verantwortlich zeichnete, entwarf Leon de Lange das Restaurant und Bart Vos die öffentlichen<br />
Aufenthaltsräume. Federführend an der Planung der Zimmer beteiligt waren so namhafte Designer<br />
wie Richard Hutten, Job Smeets, Piet Hein Eek, Evelyne Merkx, Jürgen Bey, Fleur Muris<br />
und Marcel van Neer, D/Dock (Francesco Messori) und Gerben van der Molen (Stars Design).<br />
Zu den neuen Unterkünften gehören zum Beispiel ein<br />
Kontrastprogramm in „Badezimmer“ und ein „Grünes Zimmer“. Beides hat einer der<br />
Grün und Blau unkonventionellsten niederländischen Designer, Richard Hutten,<br />
entworfen. Im Badezimmer ist nicht nur alles vom Boden bis zur Decke alles blau gefliest,<br />
sondern auch das Bett, der Schreibtisch und die Kofferablage. Als Beleuchtung verwendete er<br />
eher an ein Schwimmbad erinnernde Scheinwerfer, während das Badezimmer selbst in einer<br />
Art Umkleidekabine verborgen ist. Aber der wirkliche Kick ist hier ein schwimmender Elefant<br />
als Deckenmalerei. In seinem „grünen Zimmer“ hingegen ist alles in kräftigem Grün gestaltet:<br />
grüne Wände, grüne Fliesen, grünes Bett. Dazu bilden die original erhaltenen Dachbalken<br />
einen wirkungsvollen Kontrast.<br />
Die alten Deckenbalken spielen auch in der Park-Suite eine dominierende Rolle. Es<br />
wurde vom Büro StarDesign entworfen und lässt beim Gast (oder Studenten) das Gefühl einer<br />
Parklandschaft aufkommen. An den Wänden und auf dem Teppichboden wächst kräftig grünes<br />
Blattwerk, in dem sich Schmetterlinge tummeln. Mittendrin steht eine strahlend weiße Bettund<br />
Bade-Zelle. All das kann man von einer grünen Hängematte aus genießen.<br />
So bietet jeder Raum eine Überraschung: mal in starken Farben und Dekoren, dann<br />
wieder glänzt puristisches Design unter Holzbalken, oder Minimalismus und Naturmaterialien<br />
verbinden sich auf faszinierende Weise. Keine Frage also, dass auch die Badarmatuuren dem<br />
Designanspruch des Hauses genügen mussten. So wurde auch aus dem jeweiligen Badbereich<br />
ein Hingucker. Hotelgäste wie Fachschüler treffen hier auf Axor Kollektionen, die mit Designern<br />
wie Patricia Urquiola und Antonio Citterio entwickelt worden sind. Andere Badezimmer sind<br />
mit der klaren Geometrie der Armaturen von Philippe Starck ausgestattet. Die Badkollektion<br />
Axor Montreux entführt in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts.<br />
Akademisch,<br />
praktisch, gut<br />
und<br />
Als Treffpunkt für akademisches und praktisches (Hotel)<br />
Management konzipiert, arbeitet das Château Bethlehem mit<br />
verschiedenen Unternehmen zusammen, um gemeinsam die aktu-<br />
ellen Trends und Bedürfnisse der Branche aufzuspüren. Die Studenten lernen in diesem ganz<br />
besonderen Ambiente neue Konzepte der Hotellerie kennen, übernehmen Aufgaben vom<br />
Management bis zum Alltäglichen und studieren zugleich die Bedeutung von Design in der<br />
Praxis ihrer künftigen Branche. Seit seiner Eröffnung erfährt das Hotel sowohl von Gästen<br />
als auch von der Architektur- und Designpresse viel Aufmerksamkeit. Der gelungene Start ist<br />
umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass das „Teaching Hotel“ aufgrund seines besonderen<br />
Status’ kaum Werbung machen darf.<br />
Es grünt und blüht in der „Park-Suite“ und mittendrin unter<br />
den Holzbalken der Dachkonstruktion die strahlend weiß gestaltete<br />
Bad- und Schlafinsel. Das Foto rechts daneben: ein Blick<br />
in das „Tetris-Bad“.<br />
Ebenso ausgefallen wie die Zimmer selbst sind die<br />
Bäder, bei denen sich die Hotel-Designer bei ihren<br />
Kollegen bedienten, unter anderem bei Patricia Urquiola<br />
(Foto ganz oben) oder Antonio Citterio<br />
9<br />
STEIN.KERAMIK.SANITÄR<br />
Fotos: Hansgrohe AG/Château Bethlehem