Die WOGEDO – von allem ein bisschen mehr - Evangelische ...
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Fortsetzung <strong>von</strong> Seite 12<br />
Im Vorfeld müssen wir klären, wo der<br />
Betreffende unterkommen kann. Viele<br />
wollen zu ihrem ehemaligen Wohnsitz<br />
zurück, haben dort aber k<strong>ein</strong>e Familie<br />
<strong>mehr</strong> oder der Kontakt zu ihr ist abgebrochen.<br />
Dann verhandeln wir mit dem<br />
Sozialamt der Stadt und versuchen, <strong>ein</strong>e<br />
Lösung zu finden. Auch die Übernahme<br />
der Kosten muss geklärt werden. Im<br />
Krankheitsfall muss mit Hilfe der Feuerwehr<br />
erst <strong>ein</strong>mal die Einlieferung in<br />
<strong>ein</strong> Krankenhaus organisiert werden. So<br />
laufen die meisten Fälle ab.<br />
<strong>Die</strong>se vielen Aufgaben sind <strong>von</strong> <strong>ein</strong>em<br />
Seelsorger all<strong>ein</strong>e kaum zu bewältigen.<br />
Deshalb werden Sie unterstützt <strong>von</strong> zur<br />
Zeit 24 Ehrenamtlichen. Wie setzt sich<br />
dieses Team zusammen?<br />
Unser Team ist bunt gemischt. <strong>Die</strong> Altersspanne<br />
reicht <strong>von</strong> 40 bis 80. Genauso<br />
unterschiedlich sind die Berufe: Fremdsprachensekretärin,<br />
Ärztin, Marketingmitarbeiterin,<br />
Lehrer, Verwaltungsdirektor,<br />
Ingenieur, Krankenschwester,<br />
Psychologin, Sozialarbeiterin, Verwaltungsangestellte,<br />
ganz viele Rentner.<br />
Wie werden die Leute auf ihre Tätigkeit<br />
hier vorbereitet?<br />
Es gibt <strong>ein</strong>e praktisch-theoretische Ausbildung,<br />
die <strong>ein</strong> Jahr dauert. Seit Januar<br />
haben wir <strong>ein</strong>e neue Gruppe, die ich gem<strong>ein</strong>sam<br />
mit Harald Bredt, dem Leiter<br />
der Seelsorgefortbildung des Kirchenkreises<br />
Düsseldorf, ausbilde.<br />
Zwei Mal im Monat findet jeweils <strong>von</strong><br />
17 bis 20 Uhr <strong>ein</strong> Seminar statt. Man<br />
kann es also auch berufsbegleitend besuchen.<br />
Inhalte der Seminare sind neben<br />
dem Kennenlernen des Flughafenbetriebs<br />
Gesprächsführung und Seelsorge,<br />
also Fragen wie „Was ist Seelsorge?“<br />
„Wie beginne ich <strong>ein</strong> Gespräch?“ „Wie<br />
begleite ich Menschen in Krisen?“ Dazu<br />
bieten wir an, dass die Auszubildenden<br />
bei unseren fertigen Ehrenamtlichen<br />
hospitieren, erste begleitete <strong>Die</strong>nste machen.<br />
Wie viele Stunden ist <strong>ein</strong> Ehrenamtlicher<br />
im Einsatz?<br />
Vier Zeitstunden <strong>Die</strong>nst im Monat sind<br />
das Minimum. Dazu kommen <strong>ein</strong>mal<br />
im Monat <strong>Die</strong>nstbesprechung, Fortbildung<br />
und Supervision, so dass man<br />
insgesamt mit acht Stunden im Monat<br />
rechnen muss. Für viele ist das reichlich.<br />
Darüber hinaus kann natürlich jeder so<br />
viel machen, wie er möchte.<br />
Welche besonderen Fähigkeiten muss<br />
man mitbringen?<br />
Man sollte auf jeden Fall gut zu Fuß s<strong>ein</strong>,<br />
denn die Wege hier sind lang. Gefragt<br />
sind Menschen mit Einfühlungsvermögen.<br />
Menschen, die kontaktfreudig sind,<br />
die offen auf Menschen zugehen können<br />
und die <strong>–</strong> wo es gefordert ist <strong>–</strong> verschwiegen<br />
sind. Fremdsprachenkenntnisse sind<br />
nicht unbedingt nötig, aber natürlich<br />
nützlich. Eine Altersbegrenzung wie<br />
früher gibt es nicht <strong>mehr</strong>.<br />
Wer finanziert Ihre Arbeit?<br />
Getragen wird die Arbeit <strong>von</strong> der evangelischen<br />
Kirche unter Federführung<br />
des Kirchenkreises Düsseldorf. Auch die<br />
Flughafengesellschaft beteiligt sich an<br />
der Finanzierung.<br />
Gibt es auch <strong>ein</strong>en katholischen Flughafenseelsorger?<br />
N<strong>ein</strong>, am Düsseldorfer Flughafen nicht.<br />
Wir bieten unsere <strong>Die</strong>nste für Menschen<br />
aller Kulturen und Religionen an. Es<br />
heißt, katholische Priester dürften nur<br />
an den Flughäfen tätig s<strong>ein</strong>, wo es <strong>ein</strong>e<br />
geweihte Kapelle gibt, wie am Stuttgarter<br />
Flughafen beispielsweise. Wir haben<br />
hier ja „nur“ <strong>ein</strong>en Raum der Stille.<br />
Raum der Stille? Was ist das?<br />
Das ist <strong>ein</strong> besonderer Ort am Flughafen<br />
Düsseldorf, der sich mit dem Gedenkraum<br />
für die Opfer der Düsseldorfer<br />
Brandkatastrophe <strong>von</strong> 1996 im Flughafenterminal<br />
auf der Ebene 3 befindet.<br />
Er gibt Menschen aller Religionen<br />
Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen, zu<br />
gedenken, zu beten oder Gottesdienste<br />
zu feiern.<br />
Wir nutzen ihn natürlich auch zum<br />
Gedenken an die Verstorbenen der<br />
Brandkatastrophe. Jedes Jahr am 11.<br />
April treffen wir uns dort zwischen 16<br />
und 16:30 Uhr, also dem Zeitpunkt des<br />
Brandes, mit Mitarbeitern des Flughafens<br />
sowie Angehörigen der Opfer und<br />
titelthema<br />
halten <strong>ein</strong>e Gedenkfeier. Im Anschluss<br />
lade ich die Leute noch zum Kaffee <strong>ein</strong>,<br />
weil sich dabei immer noch Gespräche<br />
ergeben über das Empfinden der Angehörigen.<br />
Sie berichten über ihren Alltag<br />
und wie weit sie mit ihrer Trauer sind.<br />
Da kann man auch noch Hilfe anbieten.<br />
Wie wird der Raum <strong>von</strong> den Fluggästen<br />
angenommen?<br />
<strong>Die</strong> Leute, die diesen Raum benutzen,<br />
sind immer wieder fasziniert <strong>von</strong> der<br />
besonderen Atmosphäre. Da kommt <strong>ein</strong>em<br />
sofort die Ruhe, die Stille entgegen.<br />
Für Menschen mit Flugangst zum Beispiel<br />
hat dieser Raum <strong>ein</strong>e ganz wichtige<br />
Funktion, weil sie dort Ruhe vor dem<br />
Flug finden können.<br />
Bevor Sie 2006 zum Flughafen kamen,<br />
waren Sie als Gem<strong>ein</strong>depfarrer tätig.<br />
Was ist für Sie der größte Unterschied,<br />
zwischen der Arbeit als Gem<strong>ein</strong>depfarrer<br />
und der <strong>ein</strong>es Flughafenseelsorgers?<br />
In der Gem<strong>ein</strong>de kamen die Menschen<br />
zu mir. Hier ist es m<strong>ein</strong>e Aufgabe, Menschen<br />
auf dem Weg anzusprechen. Ich<br />
muss auf die Menschen zugehen. <strong>Die</strong><br />
Kirche muss dort s<strong>ein</strong>, wo die Menschen<br />
sind.<br />
Wenn <strong>ein</strong>em Fluggast, der hier auf s<strong>ein</strong>en<br />
Abflug wartet, spontan der Wunsch<br />
nach <strong>ein</strong>em Reisesegen kommt, wie findet<br />
er Sie?<br />
Einfach der Fluggesellschaft Bescheid<br />
geben. <strong>Die</strong> rufen mich an. Wenn ich<br />
Zeit habe, komme ich natürlich.<br />
Herr Toonen, wir danken für das Gespräch.<br />
<strong>Die</strong> Fragen stellte Hildegard Gorny<br />
Info<br />
evangelische airportseelsorge<br />
Pfarrer detlev toonen<br />
düsseldorf international<br />
terminalring 1 <strong>–</strong> ZG 3.313<br />
40474 düsseldorf-Flughafen<br />
telefon 0211.4 21-21772<br />
Mail: toonen@dus-int.de<br />
Gem<strong>ein</strong>debrief 3 · 2012 17